Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Ein so glänzendes Phänomen, als der Regenbogen, konnte in der Physik der Alten nicht unbemerkt bleiben. Aristoteles (Meteor. III. 2 et 3.) führt die Erscheinungen schon ziemlich genau an, und berichtigt einige Sätze seiner Vorgänger, z. B. daß es keine Mondregenbogen gebe. Er bemerkt, bey Sonnenauf- und Untergange sey der Regenbogen ein Halbkreis, bey höherm Stande der Sonne allemal kleiner, und im Sommer zu Mittage könne er in Griechenland gar nicht erscheinen. Ein künstlicher Regenbogen erscheine, wenn man mit Rudern ins Wasser schlage, oder sonft Wasser herumspritze, und den Rücken gegen die Sonne kehre. Er zählt übrigens nur drey deutliche Hauptsarben, und erklärt den Bogen für eine Menge unvollkommner Sonnenbilder, welche nur Farben zeigten, weil die Tropfen zu klein wären, um sichtbare unvollkommne Bilder zu machen. Seneca (Quaest. nat. I. c. 2 -- 6.) wiederholt die Sätze des Aristoteles, und fügt seine eigne Erklärung hinzu, daß der Regenbogen ein einziges verzognes Sonnenbild sey, das von einer hohlen und wässerichten Wolke, wie von einem Spiegel, zurückgeworfen werde. Verzogen sey es wegen der Gestalt und Beschaffenheit des Spiegels, farbig, weil sich Sonnenstralen von verschiedener Stärke mit der Farbe der Wolke mischten. Im Wasser erscheine alles größer, daher auch das Sonnenbild in der Wolke vergrößert werde u. s. w. Er bezieht sich wegen der Farben des Bogens auf die eckichten Gläser, welche ebenfalls das Sonnenlicht färben, und bemerkt, daß die Farben unzählbar sind, und sich unmerklich
Ein ſo glaͤnzendes Phaͤnomen, als der Regenbogen, konnte in der Phyſik der Alten nicht unbemerkt bleiben. Ariſtoteles (Meteor. III. 2 et 3.) fuͤhrt die Erſcheinungen ſchon ziemlich genau an, und berichtigt einige Saͤtze ſeiner Vorgaͤnger, z. B. daß es keine Mondregenbogen gebe. Er bemerkt, bey Sonnenauf- und Untergange ſey der Regenbogen ein Halbkreis, bey hoͤherm Stande der Sonne allemal kleiner, und im Sommer zu Mittage koͤnne er in Griechenland gar nicht erſcheinen. Ein kuͤnſtlicher Regenbogen erſcheine, wenn man mit Rudern ins Waſſer ſchlage, oder ſonft Waſſer herumſpritze, und den Ruͤcken gegen die Sonne kehre. Er zaͤhlt uͤbrigens nur drey deutliche Hauptſarben, und erklaͤrt den Bogen fuͤr eine Menge unvollkommner Sonnenbilder, welche nur Farben zeigten, weil die Tropfen zu klein waͤren, um ſichtbare unvollkommne Bilder zu machen. Seneca (Quaeſt. nat. I. c. 2 — 6.) wiederholt die Saͤtze des Ariſtoteles, und fuͤgt ſeine eigne Erklaͤrung hinzu, daß der Regenbogen ein einziges verzognes Sonnenbild ſey, das von einer hohlen und waͤſſerichten Wolke, wie von einem Spiegel, zuruͤckgeworfen werde. Verzogen ſey es wegen der Geſtalt und Beſchaffenheit des Spiegels, farbig, weil ſich Sonnenſtralen von verſchiedener Staͤrke mit der Farbe der Wolke miſchten. Im Waſſer erſcheine alles groͤßer, daher auch das Sonnenbild in der Wolke vergroͤßert werde u. ſ. w. Er bezieht ſich wegen der Farben des Bogens auf die eckichten Glaͤſer, welche ebenfalls das Sonnenlicht faͤrben, und bemerkt, daß die Farben unzaͤhlbar ſind, und ſich unmerklich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0681" xml:id="P.3.675" n="675"/><lb/> Schluͤſſen kennt. Auch erklaͤrt die Theorie alle Umſtaͤnde des Phaͤnomens. Solche Erklaͤrungen ſind in der Phyſik ſelten, und finden immer nur da ſtatt, wo man mit Huͤlfe der Mathematik aus beſtimmten Geſetzen folgern kan, ohne ſich viel um die wirkenden Urſachen zu bekuͤmmern. Um dies recht lebhaft zu fuͤhlen, vergleiche man mit dem gegenwaͤrtigen die Artikel, <hi rendition="#b">Hoͤfe, Nebenſonnen.</hi> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Geſchichte der Erklaͤrungen des Regenbogens.</hi></hi></p> <p>Ein ſo glaͤnzendes Phaͤnomen, als der Regenbogen, konnte in der Phyſik der Alten nicht unbemerkt bleiben. <hi rendition="#b">Ariſtoteles</hi> <hi rendition="#aq">(Meteor. III. 2 et 3.)</hi> fuͤhrt die Erſcheinungen ſchon ziemlich genau an, und berichtigt einige Saͤtze ſeiner Vorgaͤnger, z. B. daß es keine Mondregenbogen gebe. Er bemerkt, bey Sonnenauf- und Untergange ſey der Regenbogen ein Halbkreis, bey hoͤherm Stande der Sonne allemal kleiner, und im Sommer zu Mittage koͤnne er in Griechenland gar nicht erſcheinen. Ein kuͤnſtlicher Regenbogen erſcheine, wenn man mit Rudern ins Waſſer ſchlage, oder ſonft Waſſer herumſpritze, und den Ruͤcken gegen die Sonne kehre. Er zaͤhlt uͤbrigens nur drey deutliche Hauptſarben, und erklaͤrt den Bogen fuͤr eine Menge unvollkommner Sonnenbilder, welche nur Farben zeigten, weil die Tropfen zu klein waͤren, um ſichtbare unvollkommne Bilder zu machen.</p> <p><hi rendition="#b">Seneca</hi><hi rendition="#aq">(Quaeſt. nat. I. c. 2 — 6.)</hi> wiederholt die Saͤtze des Ariſtoteles, und fuͤgt ſeine eigne Erklaͤrung hinzu, daß der Regenbogen ein einziges verzognes Sonnenbild ſey, das von einer hohlen und waͤſſerichten Wolke, wie von einem Spiegel, zuruͤckgeworfen werde. Verzogen ſey es wegen der Geſtalt und Beſchaffenheit des Spiegels, farbig, weil ſich Sonnenſtralen von verſchiedener Staͤrke mit der Farbe der Wolke miſchten. Im Waſſer erſcheine alles groͤßer, daher auch das Sonnenbild in der Wolke vergroͤßert werde u. ſ. w. Er bezieht ſich wegen der Farben des Bogens auf die eckichten Glaͤſer, welche ebenfalls das Sonnenlicht faͤrben, und bemerkt, daß die Farben unzaͤhlbar ſind, und ſich unmerklich<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [675/0681]
Schluͤſſen kennt. Auch erklaͤrt die Theorie alle Umſtaͤnde des Phaͤnomens. Solche Erklaͤrungen ſind in der Phyſik ſelten, und finden immer nur da ſtatt, wo man mit Huͤlfe der Mathematik aus beſtimmten Geſetzen folgern kan, ohne ſich viel um die wirkenden Urſachen zu bekuͤmmern. Um dies recht lebhaft zu fuͤhlen, vergleiche man mit dem gegenwaͤrtigen die Artikel, Hoͤfe, Nebenſonnen. Geſchichte der Erklaͤrungen des Regenbogens.
Ein ſo glaͤnzendes Phaͤnomen, als der Regenbogen, konnte in der Phyſik der Alten nicht unbemerkt bleiben. Ariſtoteles (Meteor. III. 2 et 3.) fuͤhrt die Erſcheinungen ſchon ziemlich genau an, und berichtigt einige Saͤtze ſeiner Vorgaͤnger, z. B. daß es keine Mondregenbogen gebe. Er bemerkt, bey Sonnenauf- und Untergange ſey der Regenbogen ein Halbkreis, bey hoͤherm Stande der Sonne allemal kleiner, und im Sommer zu Mittage koͤnne er in Griechenland gar nicht erſcheinen. Ein kuͤnſtlicher Regenbogen erſcheine, wenn man mit Rudern ins Waſſer ſchlage, oder ſonft Waſſer herumſpritze, und den Ruͤcken gegen die Sonne kehre. Er zaͤhlt uͤbrigens nur drey deutliche Hauptſarben, und erklaͤrt den Bogen fuͤr eine Menge unvollkommner Sonnenbilder, welche nur Farben zeigten, weil die Tropfen zu klein waͤren, um ſichtbare unvollkommne Bilder zu machen.
Seneca (Quaeſt. nat. I. c. 2 — 6.) wiederholt die Saͤtze des Ariſtoteles, und fuͤgt ſeine eigne Erklaͤrung hinzu, daß der Regenbogen ein einziges verzognes Sonnenbild ſey, das von einer hohlen und waͤſſerichten Wolke, wie von einem Spiegel, zuruͤckgeworfen werde. Verzogen ſey es wegen der Geſtalt und Beſchaffenheit des Spiegels, farbig, weil ſich Sonnenſtralen von verſchiedener Staͤrke mit der Farbe der Wolke miſchten. Im Waſſer erſcheine alles groͤßer, daher auch das Sonnenbild in der Wolke vergroͤßert werde u. ſ. w. Er bezieht ſich wegen der Farben des Bogens auf die eckichten Glaͤſer, welche ebenfalls das Sonnenlicht faͤrben, und bemerkt, daß die Farben unzaͤhlbar ſind, und ſich unmerklich
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