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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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öfnet und den Hahn verschließt, beym Aufwinden hingegen das Loch verstopft und den Hahn öfnet. Ueberdies hat sie eine bequemere Gestalt, erfordert weniger Kraft, und erleichtert das Einbringen anderer Körper in die Kugel mehr, als die guerickische. Diese Vortheile, ihre frühzeitige Bekanntmachung und die Menge lehrreicher Versuche, welche Boyle damit anstellte, machten, daß dieser von seinen Landsleuten für den Erfinder der Luftpumpe gehalten, und der luftleere Raum in seiner Kugel die boylische Leere (Vacuum Boylianum) genaunt ward. Er gesteht aber selbst die Erfindung Guericken zu, den er (Nov. exp. phys. mech. in prooem.) mit vielem Lobe nennt.

Guericke selbst seßte doch an dieser boylischen Einrichtung aus, daß durch die angebrachte Winde zu viel Zeit verlohren gehe, und die äußere Luft nicht genug abgehalten werde. Dies letztere sieht auch Boyle selbst für die größte Schwierigkeit an, und gesteht, daß hiebey fast alles auf die Geschicklichkeit des Künstlers ankomme. Guericke, der das Wasser als das beste Gegenmitel dasür ansahe, erfand noch vor dem Jahre 1663 zwey andere Einrichtungen. Die eine derselben ist zwar sehr zweckmäßig, aber auch ungemein beschwerlich, weil sie zwey über einander gelegne Zimmer erfordert. Sie wird von P. Schott (Technica curiosa. Herbip. 1664. 4. L. I.) nebst der ersten guerickischen Luftpumpe unter dem Titel: Mirabilia Magdeburgica beschrieben. Guerickens zwote neuere Einrichtung ist einfacher und der boylischen ähnlich; nur wird der Stempel nicht gewunden, sondern durch einen Hebel bewegt, und an der Stelle, wo der Hals der Kugel in den Cylinder eingelassen ist, befindet sich ein Gefäß, um durch hineingegoßnes Wasser die Luft von dieser Stelle und vom Hahne abzuhalten. Guericke selbst beschreibt alle diese Erfindungen und die damit angestellten Versuche in einem merkwürdigen Buche, das zwar schon am 14ten März 1663 fertig war, aber erst später heraus kam (Ottonis de Guericke Experimenta uoua Magdebur-


oͤfnet und den Hahn verſchließt, beym Aufwinden hingegen das Loch verſtopft und den Hahn oͤfnet. Ueberdies hat ſie eine bequemere Geſtalt, erfordert weniger Kraft, und erleichtert das Einbringen anderer Koͤrper in die Kugel mehr, als die guerickiſche. Dieſe Vortheile, ihre fruͤhzeitige Bekanntmachung und die Menge lehrreicher Verſuche, welche Boyle damit anſtellte, machten, daß dieſer von ſeinen Landsleuten fuͤr den Erfinder der Luftpumpe gehalten, und der luftleere Raum in ſeiner Kugel die boyliſche Leere (Vacuum Boylianum) genaunt ward. Er geſteht aber ſelbſt die Erfindung Guericken zu, den er (Nov. exp. phyſ. mech. in prooem.) mit vielem Lobe nennt.

Guericke ſelbſt ſeßte doch an dieſer boyliſchen Einrichtung aus, daß durch die angebrachte Winde zu viel Zeit verlohren gehe, und die aͤußere Luft nicht genug abgehalten werde. Dies letztere ſieht auch Boyle ſelbſt fuͤr die groͤßte Schwierigkeit an, und geſteht, daß hiebey faſt alles auf die Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers ankomme. Guericke, der das Waſſer als das beſte Gegenmitel daſuͤr anſahe, erfand noch vor dem Jahre 1663 zwey andere Einrichtungen. Die eine derſelben iſt zwar ſehr zweckmaͤßig, aber auch ungemein beſchwerlich, weil ſie zwey uͤber einander gelegne Zimmer erfordert. Sie wird von P. Schott (Technica curioſa. Herbip. 1664. 4. L. I.) nebſt der erſten guerickiſchen Luftpumpe unter dem Titel: Mirabilia Magdeburgica beſchrieben. Guerickens zwote neuere Einrichtung iſt einfacher und der boyliſchen aͤhnlich; nur wird der Stempel nicht gewunden, ſondern durch einen Hebel bewegt, und an der Stelle, wo der Hals der Kugel in den Cylinder eingelaſſen iſt, befindet ſich ein Gefaͤß, um durch hineingegoßnes Waſſer die Luft von dieſer Stelle und vom Hahne abzuhalten. Guericke ſelbſt beſchreibt alle dieſe Erfindungen und die damit angeſtellten Verſuche in einem merkwuͤrdigen Buche, das zwar ſchon am 14ten Maͤrz 1663 fertig war, aber erſt ſpaͤter heraus kam (Ottonis de Guericke Experimenta uoua Magdebur-

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[62/0068] oͤfnet und den Hahn verſchließt, beym Aufwinden hingegen das Loch verſtopft und den Hahn oͤfnet. Ueberdies hat ſie eine bequemere Geſtalt, erfordert weniger Kraft, und erleichtert das Einbringen anderer Koͤrper in die Kugel mehr, als die guerickiſche. Dieſe Vortheile, ihre fruͤhzeitige Bekanntmachung und die Menge lehrreicher Verſuche, welche Boyle damit anſtellte, machten, daß dieſer von ſeinen Landsleuten fuͤr den Erfinder der Luftpumpe gehalten, und der luftleere Raum in ſeiner Kugel die boyliſche Leere (Vacuum Boylianum) genaunt ward. Er geſteht aber ſelbſt die Erfindung Guericken zu, den er (Nov. exp. phyſ. mech. in prooem.) mit vielem Lobe nennt. Guericke ſelbſt ſeßte doch an dieſer boyliſchen Einrichtung aus, daß durch die angebrachte Winde zu viel Zeit verlohren gehe, und die aͤußere Luft nicht genug abgehalten werde. Dies letztere ſieht auch Boyle ſelbſt fuͤr die groͤßte Schwierigkeit an, und geſteht, daß hiebey faſt alles auf die Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers ankomme. Guericke, der das Waſſer als das beſte Gegenmitel daſuͤr anſahe, erfand noch vor dem Jahre 1663 zwey andere Einrichtungen. Die eine derſelben iſt zwar ſehr zweckmaͤßig, aber auch ungemein beſchwerlich, weil ſie zwey uͤber einander gelegne Zimmer erfordert. Sie wird von P. Schott (Technica curioſa. Herbip. 1664. 4. L. I.) nebſt der erſten guerickiſchen Luftpumpe unter dem Titel: Mirabilia Magdeburgica beſchrieben. Guerickens zwote neuere Einrichtung iſt einfacher und der boyliſchen aͤhnlich; nur wird der Stempel nicht gewunden, ſondern durch einen Hebel bewegt, und an der Stelle, wo der Hals der Kugel in den Cylinder eingelaſſen iſt, befindet ſich ein Gefaͤß, um durch hineingegoßnes Waſſer die Luft von dieſer Stelle und vom Hahne abzuhalten. Guericke ſelbſt beſchreibt alle dieſe Erfindungen und die damit angeſtellten Verſuche in einem merkwuͤrdigen Buche, das zwar ſchon am 14ten Maͤrz 1663 fertig war, aber erſt ſpaͤter heraus kam (Ottonis de Guericke Experimenta uoua Magdebur-

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/68>, abgerufen am 23.11.2024.