Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Taf. XX. Fig. 106. sey DHFE eine Kugel von einer durchsichtigen Materie, z. B. Glas oder Wasser, auf deren eine Helfte von einem Punkte der weit entfernten Sonne die Parallelstralen SH, SD u. s. w. auffallen. Der nach dem Mittelpunkte C gerichtete Stral SH geht ungebrochen bis an die Hinterfläche der Kugel, ein Theil davon wird hier zurückgeworfen und geht in sich selbst durch C nach H zurück, und hier wieder ungebrochen nach HS fort. Andere dieser Stralen, z. B. SD, werden an der Vorderfläche gebrochen. Der Stral SD nimmt in der Kugel den Weg DE, und geht zwar zum Theil durch E wieder aus; ein Theil desselben wird aber doch nach EF so zurückgeworfen, daß die Winkel DEC und CEF gleich werden, wie es das Gesetz der Zurückwerfung erfordert. Dieser Theil gelangt bey F wieder an die Vorderfläche, wo er beym Ausgange nach FG gebrochen wird. Steht nun ein Auge in G, das die Sonne S hinter sich, und die Kugel vor sich hat, so erhält dasselbe von F aus einen Theil des Sonnenstrals SD, der durch eine doppelte Brechung in D und F, und eine Zurückwerfung in E ins Auge gelangt, nach einer Richtung FG, welche mit der Linie durch Sonne und Auge, oder mit Gs den Winkel G=x macht. Auf der Kugel Vorderfläche fallen unzählbare Stralen, alle parallel mit SD. Jeder dieser Stralen nimmt einen andern Weg in der Kugel, und so giebt es für jedes D ein bestimmtes ihm zugehöriges F, und einen andern Winkel x. Das auffallende Sonnenlicht wird also durch alle Stellen der Kugel nach mancherley Richtungen zerstreut, und dadurch unwirksam und unmerklich gemacht. Inzwischen kan es doch eine Stelle auf der Kugelsläche geben, an der die nahe neben einander ausgehenden Stralen parallel sind, wie es Fig. 107. vorstellt. Dies wird geschehen,
Taf. XX. Fig. 106. ſey DHFE eine Kugel von einer durchſichtigen Materie, z. B. Glas oder Waſſer, auf deren eine Helfte von einem Punkte der weit entfernten Sonne die Parallelſtralen SH, SD u. ſ. w. auffallen. Der nach dem Mittelpunkte C gerichtete Stral SH geht ungebrochen bis an die Hinterflaͤche der Kugel, ein Theil davon wird hier zuruͤckgeworfen und geht in ſich ſelbſt durch C nach H zuruͤck, und hier wieder ungebrochen nach HS fort. Andere dieſer Stralen, z. B. SD, werden an der Vorderflaͤche gebrochen. Der Stral SD nimmt in der Kugel den Weg DE, und geht zwar zum Theil durch E wieder aus; ein Theil deſſelben wird aber doch nach EF ſo zuruͤckgeworfen, daß die Winkel DEC und CEF gleich werden, wie es das Geſetz der Zuruͤckwerfung erfordert. Dieſer Theil gelangt bey F wieder an die Vorderflaͤche, wo er beym Ausgange nach FG gebrochen wird. Steht nun ein Auge in G, das die Sonne S hinter ſich, und die Kugel vor ſich hat, ſo erhaͤlt daſſelbe von F aus einen Theil des Sonnenſtrals SD, der durch eine doppelte Brechung in D und F, und eine Zuruͤckwerfung in E ins Auge gelangt, nach einer Richtung FG, welche mit der Linie durch Sonne und Auge, oder mit Gs den Winkel G=x macht. Auf der Kugel Vorderflaͤche fallen unzaͤhlbare Stralen, alle parallel mit SD. Jeder dieſer Stralen nimmt einen andern Weg in der Kugel, und ſo giebt es fuͤr jedes D ein beſtimmtes ihm zugehoͤriges F, und einen andern Winkel x. Das auffallende Sonnenlicht wird alſo durch alle Stellen der Kugel nach mancherley Richtungen zerſtreut, und dadurch unwirkſam und unmerklich gemacht. Inzwiſchen kan es doch eine Stelle auf der Kugelſlaͤche geben, an der die nahe neben einander ausgehenden Stralen parallel ſind, wie es Fig. 107. vorſtellt. Dies wird geſchehen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0671" xml:id="P.3.665" n="665"/><lb/> Sonne gerade entgegengeſetzt, ſo daß ein voͤlliger Halbkreis uͤber dem Horizonte erſcheint, wenn die Sonne eben im Auf- oder Untergehen iſt. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Theorie des Regenbogens.</hi></hi></p> <p>Taf. <hi rendition="#aq">XX.</hi> Fig. 106. ſey <hi rendition="#aq">DHFE</hi> eine Kugel von einer durchſichtigen Materie, z. B. Glas oder Waſſer, auf deren eine Helfte von einem Punkte der weit entfernten Sonne die Parallelſtralen <hi rendition="#aq">SH, SD</hi> u. ſ. w. auffallen. Der nach dem Mittelpunkte <hi rendition="#aq">C</hi> gerichtete Stral <hi rendition="#aq">SH</hi> geht ungebrochen bis an die Hinterflaͤche der Kugel, ein Theil davon wird hier zuruͤckgeworfen und geht in ſich ſelbſt durch <hi rendition="#aq">C</hi> nach <hi rendition="#aq">H</hi> zuruͤck, und hier wieder ungebrochen nach <hi rendition="#aq">HS</hi> fort.</p> <p>Andere dieſer Stralen, z. B. <hi rendition="#aq">SD,</hi> werden an der Vorderflaͤche gebrochen. Der Stral <hi rendition="#aq">SD</hi> nimmt in der Kugel den Weg <hi rendition="#aq">DE,</hi> und geht zwar zum Theil durch <hi rendition="#aq">E</hi> wieder aus; ein Theil deſſelben wird aber doch nach <hi rendition="#aq">EF</hi> ſo zuruͤckgeworfen, daß die Winkel <hi rendition="#aq">DEC</hi> und <hi rendition="#aq">CEF</hi> gleich werden, wie es das Geſetz der Zuruͤckwerfung erfordert. Dieſer Theil gelangt bey <hi rendition="#aq">F</hi> wieder an die Vorderflaͤche, wo er beym Ausgange nach <hi rendition="#aq">FG</hi> gebrochen wird. Steht nun ein Auge in <hi rendition="#aq">G,</hi> das die Sonne <hi rendition="#aq">S</hi> hinter ſich, und die Kugel vor ſich hat, ſo erhaͤlt daſſelbe von <hi rendition="#aq">F</hi> aus einen Theil des Sonnenſtrals <hi rendition="#aq">SD,</hi> <hi rendition="#b">der durch eine doppelte Brechung</hi> in <hi rendition="#aq">D</hi> und <hi rendition="#aq">F,</hi> <hi rendition="#b">und eine Zuruͤckwerfung</hi> in <hi rendition="#aq">E</hi> ins Auge gelangt, nach einer Richtung <hi rendition="#aq">FG,</hi> welche mit der Linie durch Sonne und Auge, oder mit <hi rendition="#aq">Gs</hi> den Winkel <hi rendition="#aq">G=x</hi> macht.</p> <p>Auf der Kugel Vorderflaͤche fallen unzaͤhlbare Stralen, alle parallel mit <hi rendition="#aq">SD.</hi> Jeder dieſer Stralen nimmt einen andern Weg in der Kugel, und ſo giebt es fuͤr jedes <hi rendition="#aq">D</hi> ein beſtimmtes ihm zugehoͤriges <hi rendition="#aq">F,</hi> und einen andern Winkel <hi rendition="#aq">x.</hi> Das auffallende Sonnenlicht wird alſo durch alle Stellen der Kugel nach mancherley Richtungen zerſtreut, und dadurch unwirkſam und unmerklich gemacht. Inzwiſchen kan es doch eine Stelle auf der Kugelſlaͤche geben, an der die nahe neben einander ausgehenden Stralen <hi rendition="#b">parallel</hi> ſind, wie es Fig. 107. vorſtellt. Dies wird geſchehen,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [665/0671]
Sonne gerade entgegengeſetzt, ſo daß ein voͤlliger Halbkreis uͤber dem Horizonte erſcheint, wenn die Sonne eben im Auf- oder Untergehen iſt. Theorie des Regenbogens.
Taf. XX. Fig. 106. ſey DHFE eine Kugel von einer durchſichtigen Materie, z. B. Glas oder Waſſer, auf deren eine Helfte von einem Punkte der weit entfernten Sonne die Parallelſtralen SH, SD u. ſ. w. auffallen. Der nach dem Mittelpunkte C gerichtete Stral SH geht ungebrochen bis an die Hinterflaͤche der Kugel, ein Theil davon wird hier zuruͤckgeworfen und geht in ſich ſelbſt durch C nach H zuruͤck, und hier wieder ungebrochen nach HS fort.
Andere dieſer Stralen, z. B. SD, werden an der Vorderflaͤche gebrochen. Der Stral SD nimmt in der Kugel den Weg DE, und geht zwar zum Theil durch E wieder aus; ein Theil deſſelben wird aber doch nach EF ſo zuruͤckgeworfen, daß die Winkel DEC und CEF gleich werden, wie es das Geſetz der Zuruͤckwerfung erfordert. Dieſer Theil gelangt bey F wieder an die Vorderflaͤche, wo er beym Ausgange nach FG gebrochen wird. Steht nun ein Auge in G, das die Sonne S hinter ſich, und die Kugel vor ſich hat, ſo erhaͤlt daſſelbe von F aus einen Theil des Sonnenſtrals SD, der durch eine doppelte Brechung in D und F, und eine Zuruͤckwerfung in E ins Auge gelangt, nach einer Richtung FG, welche mit der Linie durch Sonne und Auge, oder mit Gs den Winkel G=x macht.
Auf der Kugel Vorderflaͤche fallen unzaͤhlbare Stralen, alle parallel mit SD. Jeder dieſer Stralen nimmt einen andern Weg in der Kugel, und ſo giebt es fuͤr jedes D ein beſtimmtes ihm zugehoͤriges F, und einen andern Winkel x. Das auffallende Sonnenlicht wird alſo durch alle Stellen der Kugel nach mancherley Richtungen zerſtreut, und dadurch unwirkſam und unmerklich gemacht. Inzwiſchen kan es doch eine Stelle auf der Kugelſlaͤche geben, an der die nahe neben einander ausgehenden Stralen parallel ſind, wie es Fig. 107. vorſtellt. Dies wird geſchehen,
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