Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. To. II. § 2363.) leitet die Entstehung des Regens hauptsächlich von den Winden her, nimmt aber doch auch hier, wie bey der Ausdünstung, die Elektricität zu Hülfe. Gegenwart der Elektricität ist bey ihm eine Ursache des Aufsteigens und der Erhaltung der Dünste im Luftkreise; Entziehung der Elektricität also eine Ursache ihres Herabfallens oder des Regens. Wenn eine weniger elektrische Wolke einer mehr elektrischen und wasserreichern begegnet, und ihr Elektricität entzieht, so wird die erste nunmehr höher aufsteigen, die letzte aber sinken und sich in Regen verdichten. Verliert sie noch nicht genug durch eine einzige Begegnung, so wird sie in der Folge mehr Wolken antreffen, die ihr mehr entziehen, bis sie ganz aufgelöset ist. Die Hauptursachen des Regens aber sind doch die Winde, und die Gährungen der Dünste, welche Wind erzeugen, daher auf heisse Nachmittage und Abende, wo diese Gährungen stark sind, gemeiniglich in der Nacht und den Tag darauf Regen folgt. Vornehmlich bringen diejenigen Winde Regen, welche 1.) von oben herab auf die Wolken treffen, sie verdichten, ihre Elektricität wegnehmen und die Dünste zusammen drücken, 2.) welche Luft mit Dünsten vom Meere her über das Land sühren und gegen Auhöhen, Berge und Wälder treiben, durch deren Berührung die Wolken ihre Elektricität verlieren, daher es auch in gebirgigen Gegenden mehr regnet, 3.) die gegen einander stoßenden Winde, welche die Wolken zusammendrücken, wie im äthiopischen Meere, Guinea gegenüber, die von allen Seiten zusammentreffenden Winde die Wolken plötzlich zu Wasser zerdrücken, welches oft stromweis aus der Luft herabfällt. Endlich tragen auch die Wälder wegen ihrer starken Ausdünstung viel zum Regen bey. Schweden hat wegen seiner starken Waldungen häufige Platzregen, und die Antillen waren weit feuchter, ehe die Wälder daselbst ausgerottet wurden. Bouguer führt an, daß es in Peru von der Mündung des Guajaquil bis nach Panama, in einem wälderreichen Striche von 300 Meilen sehr oft regne, hingegen von Guajaquil 400 Meilen weit mittagwärts, Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. § 2363.) leitet die Entſtehung des Regens hauptſaͤchlich von den Winden her, nimmt aber doch auch hier, wie bey der Ausduͤnſtung, die Elektricitaͤt zu Huͤlfe. Gegenwart der Elektricitaͤt iſt bey ihm eine Urſache des Aufſteigens und der Erhaltung der Duͤnſte im Luftkreiſe; Entziehung der Elektricitaͤt alſo eine Urſache ihres Herabfallens oder des Regens. Wenn eine weniger elektriſche Wolke einer mehr elektriſchen und waſſerreichern begegnet, und ihr Elektricitaͤt entzieht, ſo wird die erſte nunmehr hoͤher aufſteigen, die letzte aber ſinken und ſich in Regen verdichten. Verliert ſie noch nicht genug durch eine einzige Begegnung, ſo wird ſie in der Folge mehr Wolken antreffen, die ihr mehr entziehen, bis ſie ganz aufgeloͤſet iſt. Die Haupturſachen des Regens aber ſind doch die Winde, und die Gaͤhrungen der Duͤnſte, welche Wind erzeugen, daher auf heiſſe Nachmittage und Abende, wo dieſe Gaͤhrungen ſtark ſind, gemeiniglich in der Nacht und den Tag darauf Regen folgt. Vornehmlich bringen diejenigen Winde Regen, welche 1.) von oben herab auf die Wolken treffen, ſie verdichten, ihre Elektricitaͤt wegnehmen und die Duͤnſte zuſammen druͤcken, 2.) welche Luft mit Duͤnſten vom Meere her uͤber das Land ſuͤhren und gegen Auhoͤhen, Berge und Waͤlder treiben, durch deren Beruͤhrung die Wolken ihre Elektricitaͤt verlieren, daher es auch in gebirgigen Gegenden mehr regnet, 3.) die gegen einander ſtoßenden Winde, welche die Wolken zuſammendruͤcken, wie im aͤthiopiſchen Meere, Guinea gegenuͤber, die von allen Seiten zuſammentreffenden Winde die Wolken ploͤtzlich zu Waſſer zerdruͤcken, welches oft ſtromweis aus der Luft herabfaͤllt. Endlich tragen auch die Waͤlder wegen ihrer ſtarken Ausduͤnſtung viel zum Regen bey. Schweden hat wegen ſeiner ſtarken Waldungen haͤufige Platzregen, und die Antillen waren weit feuchter, ehe die Waͤlder daſelbſt ausgerottet wurden. Bouguer fuͤhrt an, daß es in Peru von der Muͤndung des Guajaquil bis nach Panama, in einem waͤlderreichen Striche von 300 Meilen ſehr oft regne, hingegen von Guajaquil 400 Meilen weit mittagwaͤrts, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0660" xml:id="P.3.654" n="654"/><lb/> </p> <p><hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi><hi rendition="#aq">(Introd. ad philoſ. nat. To. II. § 2363.)</hi> leitet die Entſtehung des Regens hauptſaͤchlich von den Winden her, nimmt aber doch auch hier, wie bey der Ausduͤnſtung, die Elektricitaͤt zu Huͤlfe. Gegenwart der Elektricitaͤt iſt bey ihm eine Urſache des Aufſteigens und der Erhaltung der Duͤnſte im Luftkreiſe; Entziehung der Elektricitaͤt alſo eine Urſache ihres Herabfallens oder des Regens. Wenn eine weniger elektriſche Wolke einer mehr elektriſchen und waſſerreichern begegnet, und ihr Elektricitaͤt entzieht, ſo wird die erſte nunmehr hoͤher aufſteigen, die letzte aber ſinken und ſich in Regen verdichten. 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Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. § 2363.) leitet die Entſtehung des Regens hauptſaͤchlich von den Winden her, nimmt aber doch auch hier, wie bey der Ausduͤnſtung, die Elektricitaͤt zu Huͤlfe. Gegenwart der Elektricitaͤt iſt bey ihm eine Urſache des Aufſteigens und der Erhaltung der Duͤnſte im Luftkreiſe; Entziehung der Elektricitaͤt alſo eine Urſache ihres Herabfallens oder des Regens. Wenn eine weniger elektriſche Wolke einer mehr elektriſchen und waſſerreichern begegnet, und ihr Elektricitaͤt entzieht, ſo wird die erſte nunmehr hoͤher aufſteigen, die letzte aber ſinken und ſich in Regen verdichten. Verliert ſie noch nicht genug durch eine einzige Begegnung, ſo wird ſie in der Folge mehr Wolken antreffen, die ihr mehr entziehen, bis ſie ganz aufgeloͤſet iſt. Die Haupturſachen des Regens aber ſind doch die Winde, und die Gaͤhrungen der Duͤnſte, welche Wind erzeugen, daher auf heiſſe Nachmittage und Abende, wo dieſe Gaͤhrungen ſtark ſind, gemeiniglich in der Nacht und den Tag darauf Regen folgt. Vornehmlich bringen diejenigen Winde Regen, welche 1.) von oben herab auf die Wolken treffen, ſie verdichten, ihre Elektricitaͤt wegnehmen und die Duͤnſte zuſammen druͤcken, 2.) welche Luft mit Duͤnſten vom Meere her uͤber das Land ſuͤhren und gegen Auhoͤhen, Berge und Waͤlder treiben, durch deren Beruͤhrung die Wolken ihre Elektricitaͤt verlieren, daher es auch in gebirgigen Gegenden mehr regnet, 3.) die gegen einander ſtoßenden Winde, welche die Wolken zuſammendruͤcken, wie im aͤthiopiſchen Meere, Guinea gegenuͤber, die von allen Seiten zuſammentreffenden Winde die Wolken ploͤtzlich zu Waſſer zerdruͤcken, welches oft ſtromweis aus der Luft herabfaͤllt. Endlich tragen auch die Waͤlder wegen ihrer ſtarken Ausduͤnſtung viel zum Regen bey. Schweden hat wegen ſeiner ſtarken Waldungen haͤufige Platzregen, und die Antillen waren weit feuchter, ehe die Waͤlder daſelbſt ausgerottet wurden. Bouguer fuͤhrt an, daß es in Peru von der Muͤndung des Guajaquil bis nach Panama, in einem waͤlderreichen Striche von 300 Meilen ſehr oft regne, hingegen von Guajaquil 400 Meilen weit mittagwaͤrts,
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