Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Reciprocation der Pendel Reciprocatio penduli, Reciprocation du pendule. Eine kleine Bewegung, die sich nach der Behauptung einiger Naturforscher an einem langen, sonst völlig ruhenden, Pendel aus der Ursache zeigen soll, weil die Stelle des Schwerpunkts der Erde, mithin auch die Richtung der Schwere, veränderlich ist. Daß sich durch die Ursachen, welche Ebbe und Fluth bewirken, die Lage der Oberfläche der Gewässer und die darauf lothrecht gerichtete Vertikallinie oder Richtung des Falles der Körper ein wenig ändern müsse, ist aus der Theorie der Ebbe und Fluth leicht zu übersehen. Es ist aber die Frage, ob diese äußerst geringe Aenderung bey irgend einem Bleylothe oder Pendel merklich seyn könne. Ein Freund des Gassendi, Namens Calignon de Peirins, wollte im vorigen Jahrhunderte an einem Pendel von 30 Fuß Länge eine solche mit dem Gange der Ebbe und Fluth übereinstimmende Bewegung bemerkt haben, mit welcher das Pendel von 6 zu 6 Stunden etwas weiter nordwärts, und wieder zurück gienge. Gassendi nannte sie Reciprocation, wie Ebbe und Fluth selbst Reciprocatio maris heißt. Man findet die Geschichte dieser Versuche und der darüber geführten Streitigkeiten in den Schristen der pariser Akademie (Histoire de l'Acad. roy. 1742.) erzählt; Bouguer (Sur la direction, qu' affectent les Fils-a-plomb in Mem. de Paris 1754. p. 250 sqq.) hat endlich durch sehr sorgfältige Versuche gefunden, daß die kaum merklichen Aenderungen, die man etwa in der Richtung sehr langer Pendel wahrnimmt, nichts Regelmäßiges und Periodisches zeigen, und also blos von zufälligen und localen Ursachen herrühren, niemals
Reciprocation der Pendel Reciprocatio penduli, Reciprocation du pendule. Eine kleine Bewegung, die ſich nach der Behauptung einiger Naturforſcher an einem langen, ſonſt voͤllig ruhenden, Pendel aus der Urſache zeigen ſoll, weil die Stelle des Schwerpunkts der Erde, mithin auch die Richtung der Schwere, veraͤnderlich iſt. Daß ſich durch die Urſachen, welche Ebbe und Fluth bewirken, die Lage der Oberflaͤche der Gewaͤſſer und die darauf lothrecht gerichtete Vertikallinie oder Richtung des Falles der Koͤrper ein wenig aͤndern muͤſſe, iſt aus der Theorie der Ebbe und Fluth leicht zu uͤberſehen. Es iſt aber die Frage, ob dieſe aͤußerſt geringe Aenderung bey irgend einem Bleylothe oder Pendel merklich ſeyn koͤnne. Ein Freund des Gaſſendi, Namens Calignon de Peirins, wollte im vorigen Jahrhunderte an einem Pendel von 30 Fuß Laͤnge eine ſolche mit dem Gange der Ebbe und Fluth uͤbereinſtimmende Bewegung bemerkt haben, mit welcher das Pendel von 6 zu 6 Stunden etwas weiter nordwaͤrts, und wieder zuruͤck gienge. Gaſſendi nannte ſie Reciprocation, wie Ebbe und Fluth ſelbſt Reciprocatio maris heißt. Man findet die Geſchichte dieſer Verſuche und der daruͤber gefuͤhrten Streitigkeiten in den Schriſten der pariſer Akademie (Hiſtoire de l'Acad. roy. 1742.) erzaͤhlt; Bouguer (Sur la direction, qu' affectent les Fils-à-plomb in Mém. de Paris 1754. p. 250 ſqq.) hat endlich durch ſehr ſorgfaͤltige Verſuche gefunden, daß die kaum merklichen Aenderungen, die man etwa in der Richtung ſehr langer Pendel wahrnimmt, nichts Regelmaͤßiges und Periodiſches zeigen, und alſo blos von zufaͤlligen und localen Urſachen herruͤhren, niemals <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0645" xml:id="P.3.639" n="639"/><lb/> Dieſer Geſtalt halber fuͤhren ſie auch den Namen der <hi rendition="#b">Glocken.</hi> Jhr unterer Rand wird genau abgeſchliffen, damit ſie an den Teller der Pumpe feſt anſchließen, und oben werden ſie der bequemern Behandlung wegen mit einem Glasknopfe verſehen. So kan man Koͤrper, die auf dem Teller liegen, oder vom obern Theile der Glocke herabhaͤngen, in verduͤnnter oder dichterer Luft beobachten, und ihr Verhalten darinn unterſuchen, ſ. <hi rendition="#b">Luftpumpe</hi> (oben S. 84.).</p> </div> <div n="3"> <head>Reciprocation der Pendel</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Reciprocatio penduli, <hi rendition="#i">Reciprocation du pendule.</hi></hi> Eine kleine Bewegung, die ſich nach der Behauptung einiger Naturforſcher an einem langen, ſonſt voͤllig ruhenden, Pendel aus der Urſache zeigen ſoll, weil die Stelle des Schwerpunkts der Erde, mithin auch die Richtung der Schwere, veraͤnderlich iſt.</p> <p>Daß ſich durch die Urſachen, welche Ebbe und Fluth bewirken, die Lage der Oberflaͤche der Gewaͤſſer und die darauf lothrecht gerichtete Vertikallinie oder Richtung des Falles der Koͤrper ein wenig aͤndern muͤſſe, iſt aus der Theorie der Ebbe und Fluth leicht zu uͤberſehen. Es iſt aber die Frage, ob dieſe aͤußerſt geringe Aenderung bey irgend einem Bleylothe oder Pendel merklich ſeyn koͤnne. Ein Freund des Gaſſendi, Namens <hi rendition="#b">Calignon de Peirins,</hi> wollte im vorigen Jahrhunderte an einem Pendel von 30 Fuß Laͤnge eine ſolche mit dem Gange der Ebbe und Fluth uͤbereinſtimmende Bewegung bemerkt haben, mit welcher das Pendel von 6 zu 6 Stunden etwas weiter nordwaͤrts, und wieder zuruͤck gienge. <hi rendition="#b">Gaſſendi</hi> nannte ſie <hi rendition="#b">Reciprocation,</hi> wie Ebbe und Fluth ſelbſt <hi rendition="#aq">Reciprocatio maris</hi> heißt. Man findet die Geſchichte dieſer Verſuche und der daruͤber gefuͤhrten Streitigkeiten in den Schriſten der pariſer Akademie <hi rendition="#aq">(Hiſtoire de l'Acad. roy. 1742.)</hi> erzaͤhlt; <hi rendition="#b">Bouguer</hi> <hi rendition="#aq">(Sur la direction, qu' affectent les Fils-à-plomb in Mém. de Paris 1754. p. 250 ſqq.)</hi> hat endlich durch ſehr ſorgfaͤltige Verſuche gefunden, daß die kaum merklichen Aenderungen, die man etwa in der Richtung ſehr langer Pendel wahrnimmt, nichts Regelmaͤßiges und Periodiſches zeigen, und alſo blos von zufaͤlligen und localen Urſachen herruͤhren, niemals<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [639/0645]
Dieſer Geſtalt halber fuͤhren ſie auch den Namen der Glocken. Jhr unterer Rand wird genau abgeſchliffen, damit ſie an den Teller der Pumpe feſt anſchließen, und oben werden ſie der bequemern Behandlung wegen mit einem Glasknopfe verſehen. So kan man Koͤrper, die auf dem Teller liegen, oder vom obern Theile der Glocke herabhaͤngen, in verduͤnnter oder dichterer Luft beobachten, und ihr Verhalten darinn unterſuchen, ſ. Luftpumpe (oben S. 84.).
Reciprocation der Pendel
Reciprocatio penduli, Reciprocation du pendule. Eine kleine Bewegung, die ſich nach der Behauptung einiger Naturforſcher an einem langen, ſonſt voͤllig ruhenden, Pendel aus der Urſache zeigen ſoll, weil die Stelle des Schwerpunkts der Erde, mithin auch die Richtung der Schwere, veraͤnderlich iſt.
Daß ſich durch die Urſachen, welche Ebbe und Fluth bewirken, die Lage der Oberflaͤche der Gewaͤſſer und die darauf lothrecht gerichtete Vertikallinie oder Richtung des Falles der Koͤrper ein wenig aͤndern muͤſſe, iſt aus der Theorie der Ebbe und Fluth leicht zu uͤberſehen. Es iſt aber die Frage, ob dieſe aͤußerſt geringe Aenderung bey irgend einem Bleylothe oder Pendel merklich ſeyn koͤnne. Ein Freund des Gaſſendi, Namens Calignon de Peirins, wollte im vorigen Jahrhunderte an einem Pendel von 30 Fuß Laͤnge eine ſolche mit dem Gange der Ebbe und Fluth uͤbereinſtimmende Bewegung bemerkt haben, mit welcher das Pendel von 6 zu 6 Stunden etwas weiter nordwaͤrts, und wieder zuruͤck gienge. Gaſſendi nannte ſie Reciprocation, wie Ebbe und Fluth ſelbſt Reciprocatio maris heißt. Man findet die Geſchichte dieſer Verſuche und der daruͤber gefuͤhrten Streitigkeiten in den Schriſten der pariſer Akademie (Hiſtoire de l'Acad. roy. 1742.) erzaͤhlt; Bouguer (Sur la direction, qu' affectent les Fils-à-plomb in Mém. de Paris 1754. p. 250 ſqq.) hat endlich durch ſehr ſorgfaͤltige Verſuche gefunden, daß die kaum merklichen Aenderungen, die man etwa in der Richtung ſehr langer Pendel wahrnimmt, nichts Regelmaͤßiges und Periodiſches zeigen, und alſo blos von zufaͤlligen und localen Urſachen herruͤhren, niemals
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