Dünsten her, welche von den Winden gegen die Gebirge des festen Landes gesührt, daselbst aber durch die Kälte verdichtet und wieder in tropfbares Wasser verwandelt werden. Er gründer sich auf eine Berechnung der Ausdünstung des mittelländischen Meeres (Philos. Trans. num. 159.), nach welcher dieselbe die dünstende Fläche täglich um 1/10 Zoll erniedrigen, und über dreymal soviel austragen soll, als die in dieses Meer laufenden großen Ströme demselben Wasser zuführen. Allein es ist hiebey die Wassermenge dieser Ströme viel zu gering angesetzt, wie aus dem oben beym Worte Meer beygebrachten erhellen wird. Inzwischen hält Halley diese Ausdünstung für zureichend zu Erklärung des ganzen Phänomens, und glaubt, das Wasser sowohl, als ein Theil der Dünste dringe durch die Steinklüfte in die Höhlen der Berge, und laufe, wenn es nicht mehr Platz habe, längst der Seiten des Gebirges in einzelne Quellen nieder.
Halley bemerkte bey seinem Aufenthalte auf der Insel St. Helena, daß auf dem Gipfel der Berge, 800 Yards über der Meeresfläche, des Nachts bey hellem Wetter die Dünste sich so stark verdichteten, daß er die Gläser seines Fernrohrs von Zeit zu Zeit mit kleinen Tropfen bedeckt fand, und die Nässe des Papiers ihn hinderte, seine Beobachtungen aufzuschreiben -- eine Erfahrung, die auch Herr Kästner in der Pläne um Leipzig öfters gemacht zu haben versichert. Lulofs erzählt hiebey, es werde bey Koxhorn, einem Landgute bey Wassenaer, Wasser von den Dünen zu Künsten geleitet, worunter auch eine Wasserblase sey, die bey langer Dürre zwar still stehe, aber bey bevorstehendem Regen schon zu quellen anfange, ehe es noch regne, weil sich die überflüßige Feuchtigkeit der Luft an den Dünen niederschlage. Thun dies schon so niedrige Sandhügel, als die Dünen sind, was muß nicht bey hohen Bergen erfolgen, deren Gipfel weit kälter sind, und mehr Schatten geben?
Man hat zwar gegen diese Erklärung des Ursprungs der Quellen den Einwurf gemacht, daß die höchsten Gebirge, z. B. die Alpen in Europa, auf welchen die Donau,
Duͤnſten her, welche von den Winden gegen die Gebirge des feſten Landes geſuͤhrt, daſelbſt aber durch die Kaͤlte verdichtet und wieder in tropfbares Waſſer verwandelt werden. Er gruͤnder ſich auf eine Berechnung der Ausduͤnſtung des mittellaͤndiſchen Meeres (Philoſ. Trans. num. 159.), nach welcher dieſelbe die duͤnſtende Flaͤche taͤglich um 1/10 Zoll erniedrigen, und uͤber dreymal ſoviel austragen ſoll, als die in dieſes Meer laufenden großen Stroͤme demſelben Waſſer zufuͤhren. Allein es iſt hiebey die Waſſermenge dieſer Stroͤme viel zu gering angeſetzt, wie aus dem oben beym Worte Meer beygebrachten erhellen wird. Inzwiſchen haͤlt Halley dieſe Ausduͤnſtung fuͤr zureichend zu Erklaͤrung des ganzen Phaͤnomens, und glaubt, das Waſſer ſowohl, als ein Theil der Duͤnſte dringe durch die Steinkluͤfte in die Hoͤhlen der Berge, und laufe, wenn es nicht mehr Platz habe, laͤngſt der Seiten des Gebirges in einzelne Quellen nieder.
Halley bemerkte bey ſeinem Aufenthalte auf der Inſel St. Helena, daß auf dem Gipfel der Berge, 800 Yards uͤber der Meeresflaͤche, des Nachts bey hellem Wetter die Duͤnſte ſich ſo ſtark verdichteten, daß er die Glaͤſer ſeines Fernrohrs von Zeit zu Zeit mit kleinen Tropfen bedeckt fand, und die Naͤſſe des Papiers ihn hinderte, ſeine Beobachtungen aufzuſchreiben — eine Erfahrung, die auch Herr Kaͤſtner in der Plaͤne um Leipzig oͤfters gemacht zu haben verſichert. Lulofs erzaͤhlt hiebey, es werde bey Koxhorn, einem Landgute bey Waſſenaer, Waſſer von den Duͤnen zu Kuͤnſten geleitet, worunter auch eine Waſſerblaſe ſey, die bey langer Duͤrre zwar ſtill ſtehe, aber bey bevorſtehendem Regen ſchon zu quellen anfange, ehe es noch regne, weil ſich die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit der Luft an den Duͤnen niederſchlage. Thun dies ſchon ſo niedrige Sandhuͤgel, als die Duͤnen ſind, was muß nicht bey hohen Bergen erfolgen, deren Gipfel weit kaͤlter ſind, und mehr Schatten geben?
Man hat zwar gegen dieſe Erklaͤrung des Urſprungs der Quellen den Einwurf gemacht, daß die hoͤchſten Gebirge, z. B. die Alpen in Europa, auf welchen die Donau,
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Duͤnſten her, welche von den Winden gegen die Gebirge des feſten Landes geſuͤhrt, daſelbſt aber durch die Kaͤlte verdichtet und wieder in tropfbares Waſſer verwandelt werden. Er gruͤnder ſich auf eine Berechnung der Ausduͤnſtung des mittellaͤndiſchen Meeres (Philoſ. Trans. num. 159.), nach welcher dieſelbe die duͤnſtende Flaͤche taͤglich um 1/10 Zoll erniedrigen, und uͤber dreymal ſoviel austragen ſoll, als die in dieſes Meer laufenden großen Stroͤme demſelben Waſſer zufuͤhren. Allein es iſt hiebey die Waſſermenge dieſer Stroͤme viel zu gering angeſetzt, wie aus dem oben beym Worte Meer beygebrachten erhellen wird. Inzwiſchen haͤlt Halley dieſe Ausduͤnſtung fuͤr zureichend zu Erklaͤrung des ganzen Phaͤnomens, und glaubt, das Waſſer ſowohl, als ein Theil der Duͤnſte dringe durch die Steinkluͤfte in die Hoͤhlen der Berge, und laufe, wenn es nicht mehr Platz habe, laͤngſt der Seiten des Gebirges in einzelne Quellen nieder.
Halley bemerkte bey ſeinem Aufenthalte auf der Inſel St. Helena, daß auf dem Gipfel der Berge, 800 Yards uͤber der Meeresflaͤche, des Nachts bey hellem Wetter die Duͤnſte ſich ſo ſtark verdichteten, daß er die Glaͤſer ſeines Fernrohrs von Zeit zu Zeit mit kleinen Tropfen bedeckt fand, und die Naͤſſe des Papiers ihn hinderte, ſeine Beobachtungen aufzuſchreiben — eine Erfahrung, die auch Herr Kaͤſtner in der Plaͤne um Leipzig oͤfters gemacht zu haben verſichert. Lulofs erzaͤhlt hiebey, es werde bey Koxhorn, einem Landgute bey Waſſenaer, Waſſer von den Duͤnen zu Kuͤnſten geleitet, worunter auch eine Waſſerblaſe ſey, die bey langer Duͤrre zwar ſtill ſtehe, aber bey bevorſtehendem Regen ſchon zu quellen anfange, ehe es noch regne, weil ſich die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit der Luft an den Duͤnen niederſchlage. Thun dies ſchon ſo niedrige Sandhuͤgel, als die Duͤnen ſind, was muß nicht bey hohen Bergen erfolgen, deren Gipfel weit kaͤlter ſind, und mehr Schatten geben?
Man hat zwar gegen dieſe Erklaͤrung des Urſprungs der Quellen den Einwurf gemacht, daß die hoͤchſten Gebirge, z. B. die Alpen in Europa, auf welchen die Donau,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/613>, abgerufen am 25.11.2024.
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