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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Silber amalgamirt. Die größte Menge des Quecksilbers aber ist in der Erde durch Schwefel vererzet, und erscheint also als Bergzinnober theils locker, theils verhärtet, unter mancherley Gestalten und Farben, nach Beschaffenheit der übrigen Beymischungen. Man findet es auch mit der Vitriol- und Salzsäure zugleich verbunden in kleinen würflichten Krystallen, welche einen Spiegelglanz haben, und sich im Wasser auflösen, als Hornquecksilber oder gediegnen Sublimat (s. Peter Woulfe, in d. Philos. Transact. Vol. LXVI. Part. 2. übers. Versuche über die innere Mischung einiger Mineralien. Leipzig, 1778. 8.).

Außer dem häufigen Gebrauche, der vom Quecksilber und seinen Bereitungen in der Arzneykunde und den Künsten gemacht wird, ist dieses Metall auch dem Physiker zu Veranstaltung vieler Versuche und Abmessungen wichtig. Als die schwerste flüßige Materie giebt es ein bequemes Mittel, die Größe des Drucks anderer Flüßigkeiten, und besonders des Luftkreises, durch eine Säule von mäßiger Höhe abzumessen, s. Barometer; weil es starke Veränderungen der Wärme ohne sonderliche Unregelmäßigkeiten seiner Ausdehnung aushält, und sich nach gehöriger Reinigung fast immer gleich ist, giebt es ein schickliches Maaß der fühlbaren Wärme ab; und die Unauflöslichkeit in einigen Säuren, die es im metallischen Zustande zeigt, macht es geschickt, saure Gasarten zu sperren, die sich mit dem Wasser vermischen würden. Da es also für den Physiker sehr wichtig ist, reines Quecksilber zu besitzen und zu erhalten, so will ich noch etwas von den Reinigungsmitteln desselben beyfügen.

Die Kennzeichen eines reinen Quecksilbers sind: 1. Wenn es sich auf reinem Papier vollkommen flüßig zeigt, und in völlig runde Kügelchen zertheilt, ohne anzuhängen, oder Schmutz zurückzulassen. Das mit andern Metallen verfälschte Quecksilber fließt nicht so willig; die Theile sind nicht rund, sondern ziehen gleichsam einen Schweif nach sich. 2. Wenn es kein trübes oder farbiges Häutchen auf der Oberfläche zeigt. 3. Wenn es mit Wasser im Mörsel gerieben, das Wasser nicht schmutzig macht. 4. Wenn es


Silber amalgamirt. Die groͤßte Menge des Queckſilbers aber iſt in der Erde durch Schwefel vererzet, und erſcheint alſo als Bergzinnober theils locker, theils verhaͤrtet, unter mancherley Geſtalten und Farben, nach Beſchaffenheit der uͤbrigen Beymiſchungen. Man findet es auch mit der Vitriol- und Salzſaͤure zugleich verbunden in kleinen wuͤrflichten Kryſtallen, welche einen Spiegelglanz haben, und ſich im Waſſer aufloͤſen, als Hornqueckſilber oder gediegnen Sublimat (ſ. Peter Woulfe, in d. Philoſ. Transact. Vol. LXVI. Part. 2. uͤberſ. Verſuche uͤber die innere Miſchung einiger Mineralien. Leipzig, 1778. 8.).

Außer dem haͤufigen Gebrauche, der vom Queckſilber und ſeinen Bereitungen in der Arzneykunde und den Kuͤnſten gemacht wird, iſt dieſes Metall auch dem Phyſiker zu Veranſtaltung vieler Verſuche und Abmeſſungen wichtig. Als die ſchwerſte fluͤßige Materie giebt es ein bequemes Mittel, die Groͤße des Drucks anderer Fluͤßigkeiten, und beſonders des Luftkreiſes, durch eine Saͤule von maͤßiger Hoͤhe abzumeſſen, ſ. Barometer; weil es ſtarke Veraͤnderungen der Waͤrme ohne ſonderliche Unregelmaͤßigkeiten ſeiner Ausdehnung aushaͤlt, und ſich nach gehoͤriger Reinigung faſt immer gleich iſt, giebt es ein ſchickliches Maaß der fuͤhlbaren Waͤrme ab; und die Unaufloͤslichkeit in einigen Saͤuren, die es im metalliſchen Zuſtande zeigt, macht es geſchickt, ſaure Gasarten zu ſperren, die ſich mit dem Waſſer vermiſchen wuͤrden. Da es alſo fuͤr den Phyſiker ſehr wichtig iſt, reines Queckſilber zu beſitzen und zu erhalten, ſo will ich noch etwas von den Reinigungsmitteln deſſelben beyfuͤgen.

Die Kennzeichen eines reinen Queckſilbers ſind: 1. Wenn es ſich auf reinem Papier vollkommen fluͤßig zeigt, und in voͤllig runde Kuͤgelchen zertheilt, ohne anzuhaͤngen, oder Schmutz zuruͤckzulaſſen. Das mit andern Metallen verfaͤlſchte Queckſilber fließt nicht ſo willig; die Theile ſind nicht rund, ſondern ziehen gleichſam einen Schweif nach ſich. 2. Wenn es kein truͤbes oder farbiges Haͤutchen auf der Oberflaͤche zeigt. 3. Wenn es mit Waſſer im Moͤrſel gerieben, das Waſſer nicht ſchmutzig macht. 4. Wenn es

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[601/0607] Silber amalgamirt. Die groͤßte Menge des Queckſilbers aber iſt in der Erde durch Schwefel vererzet, und erſcheint alſo als Bergzinnober theils locker, theils verhaͤrtet, unter mancherley Geſtalten und Farben, nach Beſchaffenheit der uͤbrigen Beymiſchungen. Man findet es auch mit der Vitriol- und Salzſaͤure zugleich verbunden in kleinen wuͤrflichten Kryſtallen, welche einen Spiegelglanz haben, und ſich im Waſſer aufloͤſen, als Hornqueckſilber oder gediegnen Sublimat (ſ. Peter Woulfe, in d. Philoſ. Transact. Vol. LXVI. Part. 2. uͤberſ. Verſuche uͤber die innere Miſchung einiger Mineralien. Leipzig, 1778. 8.). Außer dem haͤufigen Gebrauche, der vom Queckſilber und ſeinen Bereitungen in der Arzneykunde und den Kuͤnſten gemacht wird, iſt dieſes Metall auch dem Phyſiker zu Veranſtaltung vieler Verſuche und Abmeſſungen wichtig. Als die ſchwerſte fluͤßige Materie giebt es ein bequemes Mittel, die Groͤße des Drucks anderer Fluͤßigkeiten, und beſonders des Luftkreiſes, durch eine Saͤule von maͤßiger Hoͤhe abzumeſſen, ſ. Barometer; weil es ſtarke Veraͤnderungen der Waͤrme ohne ſonderliche Unregelmaͤßigkeiten ſeiner Ausdehnung aushaͤlt, und ſich nach gehoͤriger Reinigung faſt immer gleich iſt, giebt es ein ſchickliches Maaß der fuͤhlbaren Waͤrme ab; und die Unaufloͤslichkeit in einigen Saͤuren, die es im metalliſchen Zuſtande zeigt, macht es geſchickt, ſaure Gasarten zu ſperren, die ſich mit dem Waſſer vermiſchen wuͤrden. Da es alſo fuͤr den Phyſiker ſehr wichtig iſt, reines Queckſilber zu beſitzen und zu erhalten, ſo will ich noch etwas von den Reinigungsmitteln deſſelben beyfuͤgen. Die Kennzeichen eines reinen Queckſilbers ſind: 1. Wenn es ſich auf reinem Papier vollkommen fluͤßig zeigt, und in voͤllig runde Kuͤgelchen zertheilt, ohne anzuhaͤngen, oder Schmutz zuruͤckzulaſſen. Das mit andern Metallen verfaͤlſchte Queckſilber fließt nicht ſo willig; die Theile ſind nicht rund, ſondern ziehen gleichſam einen Schweif nach ſich. 2. Wenn es kein truͤbes oder farbiges Haͤutchen auf der Oberflaͤche zeigt. 3. Wenn es mit Waſſer im Moͤrſel gerieben, das Waſſer nicht ſchmutzig macht. 4. Wenn es

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/607>, abgerufen am 22.11.2024.