Mündung zu zwey Dritteln, und erhitzt diese im Sandbade stufenweise bis zum Glühen des Untertheils. Alsdann steigen schweflichte Dünste auf, die sich endlich an der Mündung der Flasche mit einer blauen Flamme entzünden. Wenn sich diese Flamme nicht weiter zeigt, verstopft man die Flasche fest, läßt alles nach und nach erkalten, und verwahrt die Mündung mit Blase und Papier. Fünf Theile gebrannter Alaun und ein Theil Kohlenstaub geben ein kürzeres Verfahren, wobey man das dorgängige Rösten erspart. In allen Fällen aber muß der Alaun ein solcher seyn, der einen Antheil von firem Laugensalze enthält.
Das so calcinirte Pulder erhitzt sich, wenn man etwas davon ausschüttet, an freyer Luft, besonders durch den feuchten Hauch, fängt endlich Feuer, und verbrennt unter beständigem Glühen mit starkem Schwefelgeruch zu einer weißgrauen Asche. In dephlogistisirter Luft brennt es heftiger, mit einer röthlichen glänzenden Flamme. Lavoisier (Mem. de Paris, 1777. u. in s. Phys. chymischen Schriften von Weigel, Th. III. S. 86.) beweiset, daß sich die Phänomene der Verbrennung, Verminderung und Phlogistisirung der Luft, Vermehrung des Gewichts vom Rückstande u. s. w. hiebey ausnehmend stark zeigen.
Die Erklärung eines so auffallenden Phänemens hat, wie alle Selbstentzündungen, die Chymiker lange Zeit vergeblich beschäftiget. Ihre zahlreichen Hypothesen darüber hat Herr Sren an der zu Ende dieses Artikels angeführten Stelle seiner Chymie gesammelt. Ich kan hier nur Einiges davon erwähnen.
Die im Alaun oder andern vitriolischen Mittelsalzen enthaltene Säure muß mit dem brennbaren Stoffe der Kohlen bey dieser Bereitung einen Schwefel bilden. Man glaubte sonst, daß dieser Schwefel mit der Alaunerde verbunden den eigentlichen Pyrophorus ausmache. Aber Scheele (Von Luft und Feuer, §. 81. ingl. Berichtigende Bemerkungen über die Luftzünder, in Crells chem. Annalen, 1786. B. I. S. 484.) und Bergmann haben gezeigt, daß man nur alsdann Pyrophorus erhält, wenn entweder der Alaun oder die Asche der Kohlen etwas fixes Laugensalz liefert, und daß
Muͤndung zu zwey Dritteln, und erhitzt dieſe im Sandbade ſtufenweiſe bis zum Gluͤhen des Untertheils. Alsdann ſteigen ſchweflichte Duͤnſte auf, die ſich endlich an der Muͤndung der Flaſche mit einer blauen Flamme entzuͤnden. Wenn ſich dieſe Flamme nicht weiter zeigt, verſtopft man die Flaſche feſt, laͤßt alles nach und nach erkalten, und verwahrt die Muͤndung mit Blaſe und Papier. Fuͤnf Theile gebrannter Alaun und ein Theil Kohlenſtaub geben ein kuͤrzeres Verfahren, wobey man das dorgaͤngige Roͤſten erſpart. In allen Faͤllen aber muß der Alaun ein ſolcher ſeyn, der einen Antheil von firem Laugenſalze enthaͤlt.
Das ſo calcinirte Pulder erhitzt ſich, wenn man etwas davon ausſchuͤttet, an freyer Luft, beſonders durch den feuchten Hauch, faͤngt endlich Feuer, und verbrennt unter beſtaͤndigem Gluͤhen mit ſtarkem Schwefelgeruch zu einer weißgrauen Aſche. In dephlogiſtiſirter Luft brennt es heftiger, mit einer roͤthlichen glaͤnzenden Flamme. Lavoiſier (Mém. de Paris, 1777. u. in ſ. Phyſ. chymiſchen Schriften von Weigel, Th. III. S. 86.) beweiſet, daß ſich die Phaͤnomene der Verbrennung, Verminderung und Phlogiſtiſirung der Luft, Vermehrung des Gewichts vom Ruͤckſtande u. ſ. w. hiebey ausnehmend ſtark zeigen.
Die Erklaͤrung eines ſo auffallenden Phaͤnemens hat, wie alle Selbſtentzuͤndungen, die Chymiker lange Zeit vergeblich beſchaͤftiget. Ihre zahlreichen Hypotheſen daruͤber hat Herr Sren an der zu Ende dieſes Artikels angefuͤhrten Stelle ſeiner Chymie geſammelt. Ich kan hier nur Einiges davon erwaͤhnen.
Die im Alaun oder andern vitrioliſchen Mittelſalzen enthaltene Saͤure muß mit dem brennbaren Stoffe der Kohlen bey dieſer Bereitung einen Schwefel bilden. Man glaubte ſonſt, daß dieſer Schwefel mit der Alaunerde verbunden den eigentlichen Pyrophorus ausmache. Aber Scheele (Von Luft und Feuer, §. 81. ingl. Berichtigende Bemerkungen uͤber die Luftzuͤnder, in Crells chem. Annalen, 1786. B. I. S. 484.) und Bergmann haben gezeigt, daß man nur alsdann Pyrophorus erhaͤlt, wenn entweder der Alaun oder die Aſche der Kohlen etwas fixes Laugenſalz liefert, und daß
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Muͤndung zu zwey Dritteln, und erhitzt dieſe im Sandbade ſtufenweiſe bis zum Gluͤhen des Untertheils. Alsdann ſteigen ſchweflichte Duͤnſte auf, die ſich endlich an der Muͤndung der Flaſche mit einer blauen Flamme entzuͤnden. Wenn ſich dieſe Flamme nicht weiter zeigt, verſtopft man die Flaſche feſt, laͤßt alles nach und nach erkalten, und verwahrt die Muͤndung mit Blaſe und Papier. Fuͤnf Theile gebrannter Alaun und ein Theil Kohlenſtaub geben ein kuͤrzeres Verfahren, wobey man das dorgaͤngige Roͤſten erſpart. In allen Faͤllen aber muß der Alaun ein ſolcher ſeyn, der einen Antheil von firem Laugenſalze enthaͤlt.</p><p>Das ſo calcinirte Pulder erhitzt ſich, wenn man etwas davon ausſchuͤttet, an freyer Luft, beſonders durch den feuchten Hauch, faͤngt endlich Feuer, und verbrennt unter beſtaͤndigem Gluͤhen mit ſtarkem Schwefelgeruch zu einer weißgrauen Aſche. In dephlogiſtiſirter Luft brennt es heftiger, mit einer roͤthlichen glaͤnzenden Flamme. <hirendition="#b">Lavoiſier</hi> (<hirendition="#aq">Mém. de Paris, 1777.</hi> u. in ſ. Phyſ. chymiſchen Schriften von <hirendition="#b">Weigel,</hi> Th. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 86.) beweiſet, daß ſich die Phaͤnomene der Verbrennung, Verminderung und Phlogiſtiſirung der Luft, Vermehrung des Gewichts vom Ruͤckſtande u. ſ. w. hiebey ausnehmend ſtark zeigen.</p><p>Die Erklaͤrung eines ſo auffallenden Phaͤnemens hat, wie alle Selbſtentzuͤndungen, die Chymiker lange Zeit vergeblich beſchaͤftiget. Ihre zahlreichen Hypotheſen daruͤber hat Herr <hirendition="#b">Sren</hi> an der zu Ende dieſes Artikels angefuͤhrten Stelle ſeiner Chymie geſammelt. Ich kan hier nur Einiges davon erwaͤhnen.</p><p>Die im Alaun oder andern vitrioliſchen Mittelſalzen enthaltene Saͤure muß mit dem brennbaren Stoffe der Kohlen bey dieſer Bereitung einen Schwefel bilden. Man glaubte ſonſt, daß dieſer Schwefel mit der Alaunerde verbunden den eigentlichen Pyrophorus ausmache. Aber <hirendition="#b">Scheele</hi> (Von Luft und Feuer, §. 81. ingl. Berichtigende Bemerkungen uͤber die Luftzuͤnder, in Crells chem. Annalen, 1786. B. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 484.) und <hirendition="#b">Bergmann</hi> haben gezeigt, daß man nur alsdann Pyrophorus erhaͤlt, wenn entweder der Alaun oder die Aſche der Kohlen etwas fixes Laugenſalz liefert, und daß<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Muͤndung zu zwey Dritteln, und erhitzt dieſe im Sandbade ſtufenweiſe bis zum Gluͤhen des Untertheils. Alsdann ſteigen ſchweflichte Duͤnſte auf, die ſich endlich an der Muͤndung der Flaſche mit einer blauen Flamme entzuͤnden. Wenn ſich dieſe Flamme nicht weiter zeigt, verſtopft man die Flaſche feſt, laͤßt alles nach und nach erkalten, und verwahrt die Muͤndung mit Blaſe und Papier. Fuͤnf Theile gebrannter Alaun und ein Theil Kohlenſtaub geben ein kuͤrzeres Verfahren, wobey man das dorgaͤngige Roͤſten erſpart. In allen Faͤllen aber muß der Alaun ein ſolcher ſeyn, der einen Antheil von firem Laugenſalze enthaͤlt.
Das ſo calcinirte Pulder erhitzt ſich, wenn man etwas davon ausſchuͤttet, an freyer Luft, beſonders durch den feuchten Hauch, faͤngt endlich Feuer, und verbrennt unter beſtaͤndigem Gluͤhen mit ſtarkem Schwefelgeruch zu einer weißgrauen Aſche. In dephlogiſtiſirter Luft brennt es heftiger, mit einer roͤthlichen glaͤnzenden Flamme. Lavoiſier (Mém. de Paris, 1777. u. in ſ. Phyſ. chymiſchen Schriften von Weigel, Th. III. S. 86.) beweiſet, daß ſich die Phaͤnomene der Verbrennung, Verminderung und Phlogiſtiſirung der Luft, Vermehrung des Gewichts vom Ruͤckſtande u. ſ. w. hiebey ausnehmend ſtark zeigen.
Die Erklaͤrung eines ſo auffallenden Phaͤnemens hat, wie alle Selbſtentzuͤndungen, die Chymiker lange Zeit vergeblich beſchaͤftiget. Ihre zahlreichen Hypotheſen daruͤber hat Herr Sren an der zu Ende dieſes Artikels angefuͤhrten Stelle ſeiner Chymie geſammelt. Ich kan hier nur Einiges davon erwaͤhnen.
Die im Alaun oder andern vitrioliſchen Mittelſalzen enthaltene Saͤure muß mit dem brennbaren Stoffe der Kohlen bey dieſer Bereitung einen Schwefel bilden. Man glaubte ſonſt, daß dieſer Schwefel mit der Alaunerde verbunden den eigentlichen Pyrophorus ausmache. Aber Scheele (Von Luft und Feuer, §. 81. ingl. Berichtigende Bemerkungen uͤber die Luftzuͤnder, in Crells chem. Annalen, 1786. B. I. S. 484.) und Bergmann haben gezeigt, daß man nur alsdann Pyrophorus erhaͤlt, wenn entweder der Alaun oder die Aſche der Kohlen etwas fixes Laugenſalz liefert, und daß
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/582>, abgerufen am 22.11.2024.
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