Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Unvermeidliche kleine Fehler machen, daß man nicht mit einer Beobachtung zufrieden seyn darf, sondern aus mehrern, die allemal verschieden ausfallen, das Mittel nehmen muß. So wird die Polhöhe von Petersburg in den besten Verzeichnissen nur 59° 56', die von Wien vom P. Hell nur 48° 12' 32" angegeben. Die Polhöhe oder Breite von Leipzig setzt Heinsius (Nov. Comm. Acad. Petrop. To. I. p. 477.) auf 51° 22' 15"; er hat sie aber nachher selbst nur 51° 19' 41" angenommen. Herr von Zach (Bode Jahrb. für 1791) fand sie mit einem 6zolligen Spiegelsextanten 51° 20' 56". Auf der See ist die Bestimmung der Polhöhe dem Schiffer, um seinen Ort zu wissen, ganz unentbehrlich. Sie hat hier wegen der Schwankung des Schiffs und der Unbestimmtheit der Mittagssläche mehr Schwierigkeit, als auf dem festen Lande; doch ist sie ungleich leichter, als die Erfindung der geographischen Länge. Man bedient sich dazu des hadleyischen Spiegeloctanten, der ein so vortrefliches Hülfsmittel giebt, Distanzen der Gestirne zur See zu messen. Mit diesem Instrumente mißt man den Abstand eines Gestirns vom Scheitel, wenn es nach der Gegend steht, wo dem Compasse zufolge der Mittagskreis befindlich ist. Um diese Gegend ändert das Gestirn seinen Abstand vom Scheitel sehr langsam. Man findet also durch einige bald nach einander gemachte Beobachtungen leicht den kleinsten Abstand, den es gehabt hat, und den ich = A setzen will. Dieser gehört seiner größten Höhe, oder der Mittagshöhe zu, welche also = 90° - A ist. Aus den Schifferkalendern, worinn sich allemal Fixsternverzeichnisse finden, weiß man die Abweichung des Gestirns = D. Diese von der Höhe abgezogen, läßt die Aequatorhöhe (90° - A
Unvermeidliche kleine Fehler machen, daß man nicht mit einer Beobachtung zufrieden ſeyn darf, ſondern aus mehrern, die allemal verſchieden ausfallen, das Mittel nehmen muß. So wird die Polhoͤhe von Petersburg in den beſten Verzeichniſſen nur 59° 56′, die von Wien vom P. Hell nur 48° 12′ 32″ angegeben. Die Polhoͤhe oder Breite von Leipzig ſetzt Heinſius (Nov. Comm. Acad. Petrop. To. I. p. 477.) auf 51° 22′ 15″; er hat ſie aber nachher ſelbſt nur 51° 19′ 41″ angenommen. Herr von Zach (Bode Jahrb. fuͤr 1791) fand ſie mit einem 6zolligen Spiegelſextanten 51° 20′ 56″. Auf der See iſt die Beſtimmung der Polhoͤhe dem Schiffer, um ſeinen Ort zu wiſſen, ganz unentbehrlich. Sie hat hier wegen der Schwankung des Schiffs und der Unbeſtimmtheit der Mittagsſlaͤche mehr Schwierigkeit, als auf dem feſten Lande; doch iſt ſie ungleich leichter, als die Erfindung der geographiſchen Laͤnge. Man bedient ſich dazu des hadleyiſchen Spiegeloctanten, der ein ſo vortrefliches Huͤlfsmittel giebt, Diſtanzen der Geſtirne zur See zu meſſen. Mit dieſem Inſtrumente mißt man den Abſtand eines Geſtirns vom Scheitel, wenn es nach der Gegend ſteht, wo dem Compaſſe zufolge der Mittagskreis befindlich iſt. Um dieſe Gegend aͤndert das Geſtirn ſeinen Abſtand vom Scheitel ſehr langſam. Man findet alſo durch einige bald nach einander gemachte Beobachtungen leicht den kleinſten Abſtand, den es gehabt hat, und den ich = A ſetzen will. Dieſer gehoͤrt ſeiner groͤßten Hoͤhe, oder der Mittagshoͤhe zu, welche alſo = 90° - A iſt. Aus den Schifferkalendern, worinn ſich allemal Fixſternverzeichniſſe finden, weiß man die Abweichung des Geſtirns = D. Dieſe von der Hoͤhe abgezogen, laͤßt die Aequatorhoͤhe (90° - A <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0549" xml:id="P.3.543" n="543"/><lb/> <table> <row> <cell>Mittagshoͤhe</cell> <cell>=</cell> <cell>57°</cell> <cell>45′</cell> <cell>0″</cell> </row> <row> <cell>Refract.</cell> <cell>=</cell> <cell/> <cell/> <cell>43,2</cell> </row> <row> <cell/> <cell/> <cell>57</cell> <cell>44</cell> <cell>16,8</cell> </row> <row> <cell>Abweichung</cell> <cell>=</cell> <cell>15</cell> <cell>58</cell> <cell>26,6</cell> </row> <row> <cell>Aequatorhoͤhe</cell> <cell>=</cell> <cell>41</cell> <cell>45</cell> <cell>50,2</cell> </row> <row> <cell>90°</cell> <cell>=</cell> <cell>89</cell> <cell>59</cell> <cell>60</cell> </row> <row> <cell>Polhoͤhe von Wien</cell> <cell>=</cell> <cell>48</cell> <cell>14</cell> <cell>9,8</cell> </row> </table> </p> <p>Unvermeidliche kleine Fehler machen, daß man nicht mit einer Beobachtung zufrieden ſeyn darf, ſondern aus mehrern, die allemal verſchieden ausfallen, das Mittel nehmen muß. So wird die Polhoͤhe von Petersburg in den beſten Verzeichniſſen nur 59° 56′, die von Wien vom <hi rendition="#b">P. Hell</hi> nur 48° 12′ 32″ angegeben. Die Polhoͤhe oder Breite von Leipzig ſetzt <hi rendition="#b">Heinſius</hi> <hi rendition="#aq">(Nov. Comm. Acad. Petrop. To. I. p. 477.)</hi> auf 51° 22′ 15″; er hat ſie aber nachher ſelbſt nur 51° 19′ 41″ angenommen. Herr <hi rendition="#b">von Zach</hi> (Bode Jahrb. fuͤr 1791) fand ſie mit einem 6zolligen Spiegelſextanten 51° 20′ 56″.</p> <p>Auf der See iſt die Beſtimmung der Polhoͤhe dem Schiffer, um ſeinen Ort zu wiſſen, ganz unentbehrlich. Sie hat hier wegen der Schwankung des Schiffs und der Unbeſtimmtheit der Mittagsſlaͤche mehr Schwierigkeit, als auf dem feſten Lande; doch iſt ſie ungleich leichter, als die Erfindung der geographiſchen Laͤnge. Man bedient ſich dazu des <hi rendition="#b">hadleyiſchen Spiegeloctanten,</hi> der ein ſo vortrefliches Huͤlfsmittel giebt, Diſtanzen der Geſtirne zur See zu meſſen. Mit dieſem Inſtrumente mißt man den Abſtand eines Geſtirns vom Scheitel, wenn es nach der Gegend ſteht, wo dem Compaſſe zufolge der Mittagskreis befindlich iſt. Um dieſe Gegend aͤndert das Geſtirn ſeinen Abſtand vom Scheitel ſehr langſam. Man findet alſo durch einige bald nach einander gemachte Beobachtungen leicht den kleinſten Abſtand, den es gehabt hat, und den ich = <hi rendition="#aq">A</hi> ſetzen will. Dieſer gehoͤrt ſeiner groͤßten Hoͤhe, oder der Mittagshoͤhe zu, welche alſo = 90° - <hi rendition="#aq">A</hi> iſt. Aus den Schifferkalendern, worinn ſich allemal Fixſternverzeichniſſe finden, weiß man die Abweichung des Geſtirns = <hi rendition="#aq">D.</hi> Dieſe von der Hoͤhe abgezogen, laͤßt die Aequatorhoͤhe (90° - <hi rendition="#aq">A</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [543/0549]
Mittagshoͤhe = 57° 45′ 0″
Refract. = 43,2
57 44 16,8
Abweichung = 15 58 26,6
Aequatorhoͤhe = 41 45 50,2
90° = 89 59 60
Polhoͤhe von Wien = 48 14 9,8
Unvermeidliche kleine Fehler machen, daß man nicht mit einer Beobachtung zufrieden ſeyn darf, ſondern aus mehrern, die allemal verſchieden ausfallen, das Mittel nehmen muß. So wird die Polhoͤhe von Petersburg in den beſten Verzeichniſſen nur 59° 56′, die von Wien vom P. Hell nur 48° 12′ 32″ angegeben. Die Polhoͤhe oder Breite von Leipzig ſetzt Heinſius (Nov. Comm. Acad. Petrop. To. I. p. 477.) auf 51° 22′ 15″; er hat ſie aber nachher ſelbſt nur 51° 19′ 41″ angenommen. Herr von Zach (Bode Jahrb. fuͤr 1791) fand ſie mit einem 6zolligen Spiegelſextanten 51° 20′ 56″.
Auf der See iſt die Beſtimmung der Polhoͤhe dem Schiffer, um ſeinen Ort zu wiſſen, ganz unentbehrlich. Sie hat hier wegen der Schwankung des Schiffs und der Unbeſtimmtheit der Mittagsſlaͤche mehr Schwierigkeit, als auf dem feſten Lande; doch iſt ſie ungleich leichter, als die Erfindung der geographiſchen Laͤnge. Man bedient ſich dazu des hadleyiſchen Spiegeloctanten, der ein ſo vortrefliches Huͤlfsmittel giebt, Diſtanzen der Geſtirne zur See zu meſſen. Mit dieſem Inſtrumente mißt man den Abſtand eines Geſtirns vom Scheitel, wenn es nach der Gegend ſteht, wo dem Compaſſe zufolge der Mittagskreis befindlich iſt. Um dieſe Gegend aͤndert das Geſtirn ſeinen Abſtand vom Scheitel ſehr langſam. Man findet alſo durch einige bald nach einander gemachte Beobachtungen leicht den kleinſten Abſtand, den es gehabt hat, und den ich = A ſetzen will. Dieſer gehoͤrt ſeiner groͤßten Hoͤhe, oder der Mittagshoͤhe zu, welche alſo = 90° - A iſt. Aus den Schifferkalendern, worinn ſich allemal Fixſternverzeichniſſe finden, weiß man die Abweichung des Geſtirns = D. Dieſe von der Hoͤhe abgezogen, laͤßt die Aequatorhoͤhe (90° - A
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