dreyßig und etlichen Schuhen über der Wasserfläche im Gefäß erreicht hat. Aber die Veranstaltung dieses Versuchs ist sehr beschwerlich und unsicher. Sie erfordert metallne Röhren, die man an einander schrauben kan, bis sie die nöthige Länge erhalten. Zwischen die Schrauben wird nasses Leder gelegt, um das Eindringen der äußern Luft abzuhalten. Oben wird eine verschloßne gläserne Röhre aufgeschraubt, damit man sehen könne, was im obern Theile vorgeht. Ein solcher Apparat mit einem Gestell, um ihn an der Mauer eines Gebäudes aufzurichten, befindet sich unter der für hiesige Universität angekauften Instrumentensammlung. Es ist eben derjenige, dessen Herr Kästner (Anfangsgr. der Aerometrie, §. 31. Anm.) gedenkt, und den nach Hausen und Winkler zuletzt der verstorbne D. Ludwig besessen hat. Bey dem Letztern habe ich den Versuch mehreremale gesehen, bin auch selbst dabey behülflich gewesen. Er kan aber nie vollkommen gelingen, weil die Lust, die sich im Wasser aufhält, sogleich in den obern Raum tritt, und denselben, statt daß er luftleer bleiben sollte, mit einer Menge Schaum und Blasen füllt. Caspar Bertus in Rom, der dieses Erperiment nach Schotts Nachricht (Mech. hydraul. pnevm. p. 308.) zuerst anstellte, brachte im obern Raume ein Glöckchen an, dessen Hammer durch einen Magnet aufgezogen ward. Wenn der Hammer wieder herabfiel, hörte man den Klang. Daraus schlossen die Aristoteliker, der Raum sey nicht luftleer, und hatten bey diesem Versuche Recht, weil er an sich zu unvollkommen ist, um das Daseyn einer Leere zu erweisen. Uebrigens würde das Wasser, wenn der Versuch gelänge, eben so steigen und fallen, wie das Quecksilber im Baremeter, daher auch einige den Apparat dazu das Wasserbarometer nennen.
Weit leichter und sicherer wird alles, wenn man Quecksilber statt des Wassers wählt. Alsdann darf der Apparat nur etwas über 29 Zoll lang seyn, und man kan eine oben verschloßne Glasröhre dazu gebrauchen. Dies ist der Versuch des Torricelli (s. Barometer), den man gar nicht nöthig hat besonders anzustellen, weil ihn jedes Barometer unaufhörlich vor Augen stellt.
dreyßig und etlichen Schuhen uͤber der Waſſerflaͤche im Gefaͤß erreicht hat. Aber die Veranſtaltung dieſes Verſuchs iſt ſehr beſchwerlich und unſicher. Sie erfordert metallne Roͤhren, die man an einander ſchrauben kan, bis ſie die noͤthige Laͤnge erhalten. Zwiſchen die Schrauben wird naſſes Leder gelegt, um das Eindringen der aͤußern Luft abzuhalten. Oben wird eine verſchloßne glaͤſerne Roͤhre aufgeſchraubt, damit man ſehen koͤnne, was im obern Theile vorgeht. Ein ſolcher Apparat mit einem Geſtell, um ihn an der Mauer eines Gebaͤudes aufzurichten, befindet ſich unter der fuͤr hieſige Univerſitaͤt angekauften Inſtrumentenſammlung. Es iſt eben derjenige, deſſen Herr Kaͤſtner (Anfangsgr. der Aerometrie, §. 31. Anm.) gedenkt, und den nach Hauſen und Winkler zuletzt der verſtorbne D. Ludwig beſeſſen hat. Bey dem Letztern habe ich den Verſuch mehreremale geſehen, bin auch ſelbſt dabey behuͤlflich geweſen. Er kan aber nie vollkommen gelingen, weil die Luſt, die ſich im Waſſer aufhaͤlt, ſogleich in den obern Raum tritt, und denſelben, ſtatt daß er luftleer bleiben ſollte, mit einer Menge Schaum und Blaſen fuͤllt. Caſpar Bertus in Rom, der dieſes Erperiment nach Schotts Nachricht (Mech. hydraul. pnevm. p. 308.) zuerſt anſtellte, brachte im obern Raume ein Gloͤckchen an, deſſen Hammer durch einen Magnet aufgezogen ward. Wenn der Hammer wieder herabfiel, hoͤrte man den Klang. Daraus ſchloſſen die Ariſtoteliker, der Raum ſey nicht luftleer, und hatten bey dieſem Verſuche Recht, weil er an ſich zu unvollkommen iſt, um das Daſeyn einer Leere zu erweiſen. Uebrigens wuͤrde das Waſſer, wenn der Verſuch gelaͤnge, eben ſo ſteigen und fallen, wie das Queckſilber im Baremeter, daher auch einige den Apparat dazu das Waſſerbarometer nennen.
Weit leichter und ſicherer wird alles, wenn man Queckſilber ſtatt des Waſſers waͤhlt. Alsdann darf der Apparat nur etwas uͤber 29 Zoll lang ſeyn, und man kan eine oben verſchloßne Glasroͤhre dazu gebrauchen. Dies iſt der Verſuch des Torricelli (ſ. Barometer), den man gar nicht noͤthig hat beſonders anzuſtellen, weil ihn jedes Barometer unaufhoͤrlich vor Augen ſtellt.
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dreyßig und etlichen Schuhen uͤber der Waſſerflaͤche im Gefaͤß erreicht hat. Aber die Veranſtaltung dieſes Verſuchs iſt ſehr beſchwerlich und unſicher. Sie erfordert metallne Roͤhren, die man an einander ſchrauben kan, bis ſie die noͤthige Laͤnge erhalten. Zwiſchen die Schrauben wird naſſes Leder gelegt, um das Eindringen der aͤußern Luft abzuhalten. Oben wird eine verſchloßne glaͤſerne Roͤhre aufgeſchraubt, damit man ſehen koͤnne, was im obern Theile vorgeht. Ein ſolcher Apparat mit einem Geſtell, um ihn an der Mauer eines Gebaͤudes aufzurichten, befindet ſich unter der fuͤr hieſige Univerſitaͤt angekauften Inſtrumentenſammlung. Es iſt eben derjenige, deſſen <hirendition="#b">Herr Kaͤſtner</hi> (Anfangsgr. der Aerometrie, §. 31. Anm.) gedenkt, und den nach Hauſen und Winkler zuletzt der verſtorbne D. Ludwig beſeſſen hat. Bey dem Letztern habe ich den Verſuch mehreremale geſehen, bin auch ſelbſt dabey behuͤlflich geweſen. Er kan aber nie vollkommen gelingen, weil die Luſt, die ſich im Waſſer aufhaͤlt, ſogleich in den obern Raum tritt, und denſelben, ſtatt daß er luftleer bleiben ſollte, mit einer Menge Schaum und Blaſen fuͤllt. <hirendition="#b">Caſpar Bertus</hi> in Rom, der dieſes Erperiment nach <hirendition="#b">Schotts</hi> Nachricht <hirendition="#aq">(Mech. hydraul. pnevm. p. 308.)</hi> zuerſt anſtellte, brachte im obern Raume ein Gloͤckchen an, deſſen Hammer durch einen Magnet aufgezogen ward. Wenn der Hammer wieder herabfiel, hoͤrte man den Klang. Daraus ſchloſſen die Ariſtoteliker, der Raum ſey nicht luftleer, und hatten bey dieſem Verſuche Recht, weil er an ſich zu unvollkommen iſt, um das Daſeyn einer Leere zu erweiſen. Uebrigens wuͤrde das Waſſer, wenn der Verſuch gelaͤnge, eben ſo ſteigen und fallen, wie das Queckſilber im Baremeter, daher auch einige den Apparat dazu das <hirendition="#b">Waſſerbarometer</hi> nennen.</p><p>Weit leichter und ſicherer wird alles, wenn man Queckſilber ſtatt des Waſſers waͤhlt. Alsdann darf der Apparat nur etwas uͤber 29 Zoll lang ſeyn, und man kan eine oben verſchloßne Glasroͤhre dazu gebrauchen. Dies iſt der Verſuch des <hirendition="#b">Torricelli</hi> (ſ. <hirendition="#b">Barometer</hi>), den man gar nicht noͤthig hat beſonders anzuſtellen, weil ihn jedes Barometer unaufhoͤrlich vor Augen ſtellt.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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dreyßig und etlichen Schuhen uͤber der Waſſerflaͤche im Gefaͤß erreicht hat. Aber die Veranſtaltung dieſes Verſuchs iſt ſehr beſchwerlich und unſicher. Sie erfordert metallne Roͤhren, die man an einander ſchrauben kan, bis ſie die noͤthige Laͤnge erhalten. Zwiſchen die Schrauben wird naſſes Leder gelegt, um das Eindringen der aͤußern Luft abzuhalten. Oben wird eine verſchloßne glaͤſerne Roͤhre aufgeſchraubt, damit man ſehen koͤnne, was im obern Theile vorgeht. Ein ſolcher Apparat mit einem Geſtell, um ihn an der Mauer eines Gebaͤudes aufzurichten, befindet ſich unter der fuͤr hieſige Univerſitaͤt angekauften Inſtrumentenſammlung. Es iſt eben derjenige, deſſen Herr Kaͤſtner (Anfangsgr. der Aerometrie, §. 31. Anm.) gedenkt, und den nach Hauſen und Winkler zuletzt der verſtorbne D. Ludwig beſeſſen hat. Bey dem Letztern habe ich den Verſuch mehreremale geſehen, bin auch ſelbſt dabey behuͤlflich geweſen. Er kan aber nie vollkommen gelingen, weil die Luſt, die ſich im Waſſer aufhaͤlt, ſogleich in den obern Raum tritt, und denſelben, ſtatt daß er luftleer bleiben ſollte, mit einer Menge Schaum und Blaſen fuͤllt. Caſpar Bertus in Rom, der dieſes Erperiment nach Schotts Nachricht (Mech. hydraul. pnevm. p. 308.) zuerſt anſtellte, brachte im obern Raume ein Gloͤckchen an, deſſen Hammer durch einen Magnet aufgezogen ward. Wenn der Hammer wieder herabfiel, hoͤrte man den Klang. Daraus ſchloſſen die Ariſtoteliker, der Raum ſey nicht luftleer, und hatten bey dieſem Verſuche Recht, weil er an ſich zu unvollkommen iſt, um das Daſeyn einer Leere zu erweiſen. Uebrigens wuͤrde das Waſſer, wenn der Verſuch gelaͤnge, eben ſo ſteigen und fallen, wie das Queckſilber im Baremeter, daher auch einige den Apparat dazu das Waſſerbarometer nennen.
Weit leichter und ſicherer wird alles, wenn man Queckſilber ſtatt des Waſſers waͤhlt. Alsdann darf der Apparat nur etwas uͤber 29 Zoll lang ſeyn, und man kan eine oben verſchloßne Glasroͤhre dazu gebrauchen. Dies iſt der Verſuch des Torricelli (ſ. Barometer), den man gar nicht noͤthig hat beſonders anzuſtellen, weil ihn jedes Barometer unaufhoͤrlich vor Augen ſtellt.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/51>, abgerufen am 23.11.2024.
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