Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Durch Reiben oder sonst bey hinlänglicher Wärme entzündet sich der Phosphorus mit einer Flamme. Der Rauch leuchtet im Dunkeln, und gewährt in dephlogistisirter Luft ein prächtiges Schauspiel. Der dickliche Rückstand dieser Verbrennung ist Phosphorsäure, und zerfließt an der Luft. Entzünderen Phosphor kan man nicht durch Reiben auslöschen oder austreten; das beste ist, ihn unter Wasser zu tauchen. Die Verbrennung des Phosphors unter ciner mit Quecksilber gesperrten Glocke voll atmosphärischer oder dephlogistisirter Luft ist für die Theorie des Phlogistons sehr wichtig. Man zündet ihn dabey durch ein Brennglas an. Ein Gran trockner Phosphorus erfordert alsdann zum völligen Verbrennen 16 bis 18 pariser Cubikzoll gemeine Luft. Diese wird phlogistisirt, und nimmt um 1/6 bis 1/5 an Umfange und Gewicht ab. Der aufsteigende Rauch hängt sich an die Wände der Glocke, als weiße Blumen, die an der Luft zu Phosphorsäure zerfließen. Diese Blumen nebst dem trocknen Rückstande wiegen noch vor dem Zerfließen mehr, als der verbrannte Phosphorus, nemlich 5 Gran, wenn dieser 2 Gran wog. Und um eben so viel, nemlich um 3 Gran, har das Gewicht der Luft abgenommen. Lavoisier (Ueber das Verbrennen des Kunkelschen Phosphorus aus den Mem. de Paris. 1777. übers. in Crells Neusten Entdeckungen, Th. V. S. 135.) hat auf diese Erscheinungen vorzüglich sein antiphlogistisches System gebaut, nach welchem die Phosphorsäure durch die Verbindung der in der reinen Luft enthaltenen Base oxygene mit dem Phosphorus erzeugt wird; daher die Säure schwerer wird, als der Phosphorus selbst, s. Phlogiston. Es laßt sich aber alles nach der gewöhnlichen Stahlischen Theorie vom Phlogiston erklären, wenn man zugiebt, daß zur Säure das hinzukomme, was von der Luft hinweggeht, d. i. der reinere Theil derselben, oder die dephlogistisirte Luft. Mir scheint dies immer das natürlichste. Man sieht doch offenbar, daß die Luft vermindert wird, und daß der Säure an Gewicht eben so viel beytritt, als der Luft abgeht. Daß dieser Zusatz die Luftgestalt ablegt, ist natürlich, weil ihm Durch Reiben oder ſonſt bey hinlaͤnglicher Waͤrme entzuͤndet ſich der Phosphorus mit einer Flamme. Der Rauch leuchtet im Dunkeln, und gewaͤhrt in dephlogiſtiſirter Luft ein praͤchtiges Schauſpiel. Der dickliche Ruͤckſtand dieſer Verbrennung iſt Phosphorſaͤure, und zerfließt an der Luft. Entzuͤnderen Phosphor kan man nicht durch Reiben ausloͤſchen oder austreten; das beſte iſt, ihn unter Waſſer zu tauchen. Die Verbrennung des Phosphors unter ciner mit Queckſilber geſperrten Glocke voll atmoſphaͤriſcher oder dephlogiſtiſirter Luft iſt fuͤr die Theorie des Phlogiſtons ſehr wichtig. Man zuͤndet ihn dabey durch ein Brennglas an. Ein Gran trockner Phosphorus erfordert alsdann zum voͤlligen Verbrennen 16 bis 18 pariſer Cubikzoll gemeine Luft. Dieſe wird phlogiſtiſirt, und nimmt um 1/6 bis 1/5 an Umfange und Gewicht ab. Der aufſteigende Rauch haͤngt ſich an die Waͤnde der Glocke, als weiße Blumen, die an der Luft zu Phosphorſaͤure zerfließen. Dieſe Blumen nebſt dem trocknen Ruͤckſtande wiegen noch vor dem Zerfließen mehr, als der verbrannte Phosphorus, nemlich 5 Gran, wenn dieſer 2 Gran wog. Und um eben ſo viel, nemlich um 3 Gran, har das Gewicht der Luft abgenommen. Lavoiſier (Ueber das Verbrennen des Kunkelſchen Phosphorus aus den Mém. de Paris. 1777. uͤberſ. in Crells Neuſten Entdeckungen, Th. V. S. 135.) hat auf dieſe Erſcheinungen vorzuͤglich ſein antiphlogiſtiſches Syſtem gebaut, nach welchem die Phosphorſaͤure durch die Verbindung der in der reinen Luft enthaltenen Baſe oxygène mit dem Phosphorus erzeugt wird; daher die Saͤure ſchwerer wird, als der Phosphorus ſelbſt, ſ. Phlogiſton. Es laßt ſich aber alles nach der gewoͤhnlichen Stahliſchen Theorie vom Phlogiſton erklaͤren, wenn man zugiebt, daß zur Saͤure das hinzukomme, was von der Luft hinweggeht, d. i. der reinere Theil derſelben, oder die dephlogiſtiſirte Luft. Mir ſcheint dies immer das natuͤrlichſte. Man ſieht doch offenbar, daß die Luft vermindert wird, und daß der Saͤure an Gewicht eben ſo viel beytritt, als der Luft abgeht. Daß dieſer Zuſatz die Luftgeſtalt ablegt, iſt natuͤrlich, weil ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0489" xml:id="P.3.483" n="483"/><lb/> </p> <p>Durch Reiben oder ſonſt bey hinlaͤnglicher Waͤrme entzuͤndet ſich der Phosphorus mit einer Flamme. Der Rauch leuchtet im Dunkeln, und gewaͤhrt in dephlogiſtiſirter Luft ein praͤchtiges Schauſpiel. Der dickliche Ruͤckſtand dieſer Verbrennung iſt Phosphorſaͤure, und zerfließt an der Luft. Entzuͤnderen Phosphor kan man nicht durch Reiben ausloͤſchen oder austreten; das beſte iſt, ihn unter Waſſer zu tauchen.</p> <p>Die Verbrennung des Phosphors unter ciner mit Queckſilber geſperrten Glocke voll atmoſphaͤriſcher oder dephlogiſtiſirter Luft iſt fuͤr die Theorie des Phlogiſtons ſehr wichtig. Man zuͤndet ihn dabey durch ein Brennglas an. Ein Gran trockner Phosphorus erfordert alsdann zum voͤlligen Verbrennen 16 bis 18 pariſer Cubikzoll gemeine Luft. Dieſe wird phlogiſtiſirt, und nimmt um 1/6 bis 1/5 an Umfange und Gewicht ab. Der aufſteigende Rauch haͤngt ſich an die Waͤnde der Glocke, als weiße Blumen, die an der Luft zu Phosphorſaͤure zerfließen. Dieſe Blumen nebſt dem trocknen Ruͤckſtande wiegen noch vor dem Zerfließen mehr, als der verbrannte Phosphorus, nemlich 5 Gran, wenn dieſer 2 Gran wog. Und um eben ſo viel, nemlich um 3 Gran, har das Gewicht der Luft abgenommen.</p> <p><hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> (Ueber das Verbrennen des Kunkelſchen Phosphorus aus den <hi rendition="#aq">Mém. de Paris. 1777.</hi> uͤberſ. in Crells Neuſten Entdeckungen, Th. <hi rendition="#aq">V.</hi> S. 135.) hat auf dieſe Erſcheinungen vorzuͤglich ſein antiphlogiſtiſches Syſtem gebaut, nach welchem die Phosphorſaͤure durch die Verbindung der in der reinen Luft enthaltenen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Baſe oxygène</hi></hi> mit dem Phosphorus erzeugt wird; daher die Saͤure ſchwerer wird, als der Phosphorus ſelbſt, ſ. <hi rendition="#b">Phlogiſton.</hi> Es laßt ſich aber alles nach der gewoͤhnlichen Stahliſchen Theorie vom Phlogiſton erklaͤren, wenn man zugiebt, daß zur Saͤure das hinzukomme, was von der Luft hinweggeht, d. i. der reinere Theil derſelben, oder die dephlogiſtiſirte Luft. Mir ſcheint dies immer das natuͤrlichſte. Man ſieht doch offenbar, daß die Luft vermindert wird, und daß der Saͤure an Gewicht eben ſo viel beytritt, als der Luft abgeht. Daß dieſer Zuſatz die Luftgeſtalt ablegt, iſt natuͤrlich, weil ihm<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [483/0489]
Durch Reiben oder ſonſt bey hinlaͤnglicher Waͤrme entzuͤndet ſich der Phosphorus mit einer Flamme. Der Rauch leuchtet im Dunkeln, und gewaͤhrt in dephlogiſtiſirter Luft ein praͤchtiges Schauſpiel. Der dickliche Ruͤckſtand dieſer Verbrennung iſt Phosphorſaͤure, und zerfließt an der Luft. Entzuͤnderen Phosphor kan man nicht durch Reiben ausloͤſchen oder austreten; das beſte iſt, ihn unter Waſſer zu tauchen.
Die Verbrennung des Phosphors unter ciner mit Queckſilber geſperrten Glocke voll atmoſphaͤriſcher oder dephlogiſtiſirter Luft iſt fuͤr die Theorie des Phlogiſtons ſehr wichtig. Man zuͤndet ihn dabey durch ein Brennglas an. Ein Gran trockner Phosphorus erfordert alsdann zum voͤlligen Verbrennen 16 bis 18 pariſer Cubikzoll gemeine Luft. Dieſe wird phlogiſtiſirt, und nimmt um 1/6 bis 1/5 an Umfange und Gewicht ab. Der aufſteigende Rauch haͤngt ſich an die Waͤnde der Glocke, als weiße Blumen, die an der Luft zu Phosphorſaͤure zerfließen. Dieſe Blumen nebſt dem trocknen Ruͤckſtande wiegen noch vor dem Zerfließen mehr, als der verbrannte Phosphorus, nemlich 5 Gran, wenn dieſer 2 Gran wog. Und um eben ſo viel, nemlich um 3 Gran, har das Gewicht der Luft abgenommen.
Lavoiſier (Ueber das Verbrennen des Kunkelſchen Phosphorus aus den Mém. de Paris. 1777. uͤberſ. in Crells Neuſten Entdeckungen, Th. V. S. 135.) hat auf dieſe Erſcheinungen vorzuͤglich ſein antiphlogiſtiſches Syſtem gebaut, nach welchem die Phosphorſaͤure durch die Verbindung der in der reinen Luft enthaltenen Baſe oxygène mit dem Phosphorus erzeugt wird; daher die Saͤure ſchwerer wird, als der Phosphorus ſelbſt, ſ. Phlogiſton. Es laßt ſich aber alles nach der gewoͤhnlichen Stahliſchen Theorie vom Phlogiſton erklaͤren, wenn man zugiebt, daß zur Saͤure das hinzukomme, was von der Luft hinweggeht, d. i. der reinere Theil derſelben, oder die dephlogiſtiſirte Luft. Mir ſcheint dies immer das natuͤrlichſte. Man ſieht doch offenbar, daß die Luft vermindert wird, und daß der Saͤure an Gewicht eben ſo viel beytritt, als der Luft abgeht. Daß dieſer Zuſatz die Luftgeſtalt ablegt, iſt natuͤrlich, weil ihm
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |