Man kan ihn mit Eyweiß auf Papier streichen, und Figuren bilden, die durch das Taglicht, oder auch durch das Licht vom Losschlagen elektrischer Flaschen leuchtend werden. Das Sonnenlicht schwächt die Kraft dieses Phosphorus gar nicht, wohl aber die Feuchtigkeit, die er nicht im Mindesten verträgt.
Die Hitze scheint gleichsam das Licht, welches in diesen Phosphoren noch zurückgeblieben ist, vollends auszutreiben. Dies zeigt sich schon bey Beccari und Marggrafs Versuchen; diese Gelehrten ziehen den Schluß daraus, daß die bloße Hitze den Phosphor leuchtend mache, welches aber nach Cantons genauen Erfahrungen durch bloße Hitze ohne Licht nicht geschieht, wenn nicht der Körper schon vorher Licht eingesogen hat.
Wilson's Versuche (A series of experiments relating to the Phosphori and the prismatic colours. Lond. 1775. 4. im Auszuge in den Leipziger Samml. zur Physik und Naturg. I. B. 5. St. S. 515. u. f.) betreffen vornehmlich die Farben dieses phosphorischen Lichts. Wilson verschloß sich dabey in ein dunkles Cabinet von 6 Quadratschuh Durchschnitt und 9 Schuh Höhe, aus dem er durch eine mit Vorhängen bedeckte Oefnung die Hand hervorstecken, und die Körper ans Licht halten konnte. Die Farben scheinen sich allerdings mehr nach dem Stoffe, woraus der Phosphor bereitet ist, als nach der Beschaffenheit des Lichts, das er erhalten hat, zu richten. Beccari glaubre zwar zu finden, daß Phosphoren, unter farbigem Glase dem Lichte ausgesetzt, nachher im Dunkeln blos mit der Farbe leuchteten, mit der sie beschienen worden wären. Dies würde Einsaugen und Wiedergeben des empfangenen Lichts anzeigen, und den Namen Lichtsauger völlig rechtsertigen. Wilson aber behauptet, in seinen Versuchen habe weder die Farbe des Glases, noch die Beleuchtung mit verschiednen prismatischen Farbenstralen, den geringsten Unterschied im Lichte der Phosphoren gemacht. Wäre dies, so schiene das Licht mehr der Substanz des erleuchteten Körpers eigen zu seyn. Man kan aber hieraus nicht zwischen Newtons und Eulers Systemen vom Lichte entscheiden, weil sich am Ende beydeFälle
Man kan ihn mit Eyweiß auf Papier ſtreichen, und Figuren bilden, die durch das Taglicht, oder auch durch das Licht vom Losſchlagen elektriſcher Flaſchen leuchtend werden. Das Sonnenlicht ſchwaͤcht die Kraft dieſes Phosphorus gar nicht, wohl aber die Feuchtigkeit, die er nicht im Mindeſten vertraͤgt.
Die Hitze ſcheint gleichſam das Licht, welches in dieſen Phosphoren noch zuruͤckgeblieben iſt, vollends auszutreiben. Dies zeigt ſich ſchon bey Beccari und Marggrafs Verſuchen; dieſe Gelehrten ziehen den Schluß daraus, daß die bloße Hitze den Phosphor leuchtend mache, welches aber nach Cantons genauen Erfahrungen durch bloße Hitze ohne Licht nicht geſchieht, wenn nicht der Koͤrper ſchon vorher Licht eingeſogen hat.
Wilſon's Verſuche (A ſeries of experiments relating to the Phosphori and the priſmatic colours. Lond. 1775. 4. im Auszuge in den Leipziger Samml. zur Phyſik und Naturg. I. B. 5. St. S. 515. u. f.) betreffen vornehmlich die Farben dieſes phosphoriſchen Lichts. Wilſon verſchloß ſich dabey in ein dunkles Cabinet von 6 Quadratſchuh Durchſchnitt und 9 Schuh Hoͤhe, aus dem er durch eine mit Vorhaͤngen bedeckte Oefnung die Hand hervorſtecken, und die Koͤrper ans Licht halten konnte. Die Farben ſcheinen ſich allerdings mehr nach dem Stoffe, woraus der Phosphor bereitet iſt, als nach der Beſchaffenheit des Lichts, das er erhalten hat, zu richten. Beccari glaubre zwar zu finden, daß Phosphoren, unter farbigem Glaſe dem Lichte ausgeſetzt, nachher im Dunkeln blos mit der Farbe leuchteten, mit der ſie beſchienen worden waͤren. Dies wuͤrde Einſaugen und Wiedergeben des empfangenen Lichts anzeigen, und den Namen Lichtſauger voͤllig rechtſertigen. Wilſon aber behauptet, in ſeinen Verſuchen habe weder die Farbe des Glaſes, noch die Beleuchtung mit verſchiednen priſmatiſchen Farbenſtralen, den geringſten Unterſchied im Lichte der Phosphoren gemacht. Waͤre dies, ſo ſchiene das Licht mehr der Subſtanz des erleuchteten Koͤrpers eigen zu ſeyn. Man kan aber hieraus nicht zwiſchen Newtons und Eulers Syſtemen vom Lichte entſcheiden, weil ſich am Ende beydeFaͤlle
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Man kan ihn mit Eyweiß auf Papier ſtreichen, und Figuren bilden, die durch das Taglicht, oder auch durch das Licht vom Losſchlagen elektriſcher Flaſchen leuchtend werden. Das Sonnenlicht ſchwaͤcht die Kraft dieſes Phosphorus gar nicht, wohl aber die Feuchtigkeit, die er nicht im Mindeſten vertraͤgt.
Die Hitze ſcheint gleichſam das Licht, welches in dieſen Phosphoren noch zuruͤckgeblieben iſt, vollends auszutreiben. Dies zeigt ſich ſchon bey Beccari und Marggrafs Verſuchen; dieſe Gelehrten ziehen den Schluß daraus, daß die bloße Hitze den Phosphor leuchtend mache, welches aber nach Cantons genauen Erfahrungen durch bloße Hitze ohne Licht nicht geſchieht, wenn nicht der Koͤrper ſchon vorher Licht eingeſogen hat.
Wilſon's Verſuche (A ſeries of experiments relating to the Phosphori and the priſmatic colours. Lond. 1775. 4. im Auszuge in den Leipziger Samml. zur Phyſik und Naturg. I. B. 5. St. S. 515. u. f.) betreffen vornehmlich die Farben dieſes phosphoriſchen Lichts. Wilſon verſchloß ſich dabey in ein dunkles Cabinet von 6 Quadratſchuh Durchſchnitt und 9 Schuh Hoͤhe, aus dem er durch eine mit Vorhaͤngen bedeckte Oefnung die Hand hervorſtecken, und die Koͤrper ans Licht halten konnte. Die Farben ſcheinen ſich allerdings mehr nach dem Stoffe, woraus der Phosphor bereitet iſt, als nach der Beſchaffenheit des Lichts, das er erhalten hat, zu richten. Beccari glaubre zwar zu finden, daß Phosphoren, unter farbigem Glaſe dem Lichte ausgeſetzt, nachher im Dunkeln blos mit der Farbe leuchteten, mit der ſie beſchienen worden waͤren. Dies wuͤrde Einſaugen und Wiedergeben des empfangenen Lichts anzeigen, und den Namen Lichtſauger voͤllig rechtſertigen. Wilſon aber behauptet, in ſeinen Verſuchen habe weder die Farbe des Glaſes, noch die Beleuchtung mit verſchiednen priſmatiſchen Farbenſtralen, den geringſten Unterſchied im Lichte der Phosphoren gemacht. Waͤre dies, ſo ſchiene das Licht mehr der Subſtanz des erleuchteten Koͤrpers eigen zu ſeyn. Man kan aber hieraus nicht zwiſchen Newtons und Eulers Syſtemen vom Lichte entſcheiden, weil ſich am Ende beydeFaͤlle
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/485>, abgerufen am 18.07.2024.
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