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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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unter allen Körpern am meisten geschickt, durch sie das Brennbare an andere Substanzen zu versetzen.

Die brennbaren Geister sind zugleich verbrennlich und mit Wasser mischbar. Sie enthalten Brennbares und Wasser zugleich, wie die Oele; aber ihre Flamme ist weniger leuchtend, und läßt nichts Rußartiges zurück. Durch Bearbeitung mit Säuren scheinen die Geister den Oelen näher gebracht zu werden, s. Aether; es ist aber unentschieden, ob die Säure dabey mehr auf das Wasser; oder auf das Brennbare wirke.

Jeder phlogistische Prodceß verwandelt die mitwirkende atmosphärische Luft in ein irrespirables phlogistisirtes Gas. Daß hiebey der reinere Theil der Luft in andere Verbindungen tritt, ist ausgemacht; auch ist wahrscheinlich, daß der zurückbleibende unreine Theil, der schon ansich Phlogiston zu enthalten scheint, noch mehr davon an sich nehme, s. Gas, phlogistisirtes (Th. II. S. 404 u. f.), Verbrennung.

Bey allen phlogistischen Processen nimmt die Luft, in der sie vorgehen, an Umfange sowohl, als an absolutem Gewichte desto stärker ab, je reiner sie ist. Gehr merkwürdig ist es, daß der Rückstand des phlogistisirenden oder zersetzten Körpers, wenn nichts Flüchtiges aus ihm verlohren geht, gerade eben soviel an Gewicht zunimmt, als die Luft abnimmt. So erhält man aus einem Gran Phosphorus durchs Verbrennen 1 1/2 Gran Phosphorsäure, und aus 100 Pfund Bley durchs Verkalken 110 Pfund Bleykalk. Dagegen verlieren die Metallkalke diesen Zusatz am Gewichte wieder, wenn man ihnen das Brennbare durch die Reduction wiedergiebt, so wie die Luft am Gewichte verliert, wenn man sie phlogistisiret. Es sieht fast s<*> aus, als ob das Brennbare ein Stof wäre, der das Gewicht der Körper durchs Hinzukommen verminderte, durchs Weggehen vermehrte; ein Stof von negativer Schwere, oder absoluter Leichtigkeit, s. Leicht. Aber es müssen ja eben diese Phänomene auch erfolgen, wenn das Phlogiston an die Stelle einer schwerern Materie tritt, und


unter allen Koͤrpern am meiſten geſchickt, durch ſie das Brennbare an andere Subſtanzen zu verſetzen.

Die brennbaren Geiſter ſind zugleich verbrennlich und mit Waſſer miſchbar. Sie enthalten Brennbares und Waſſer zugleich, wie die Oele; aber ihre Flamme iſt weniger leuchtend, und laͤßt nichts Rußartiges zuruͤck. Durch Bearbeitung mit Saͤuren ſcheinen die Geiſter den Oelen naͤher gebracht zu werden, ſ. Aether; es iſt aber unentſchieden, ob die Saͤure dabey mehr auf das Waſſer; oder auf das Brennbare wirke.

Jeder phlogiſtiſche Prodceß verwandelt die mitwirkende atmoſphaͤriſche Luft in ein irreſpirables phlogiſtiſirtes Gas. Daß hiebey der reinere Theil der Luft in andere Verbindungen tritt, iſt ausgemacht; auch iſt wahrſcheinlich, daß der zuruͤckbleibende unreine Theil, der ſchon anſich Phlogiſton zu enthalten ſcheint, noch mehr davon an ſich nehme, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes (Th. II. S. 404 u. f.), Verbrennung.

Bey allen phlogiſtiſchen Proceſſen nimmt die Luft, in der ſie vorgehen, an Umfange ſowohl, als an abſolutem Gewichte deſto ſtaͤrker ab, je reiner ſie iſt. Gehr merkwuͤrdig iſt es, daß der Ruͤckſtand des phlogiſtiſirenden oder zerſetzten Koͤrpers, wenn nichts Fluͤchtiges aus ihm verlohren geht, gerade eben ſoviel an Gewicht zunimmt, als die Luft abnimmt. So erhaͤlt man aus einem Gran Phosphorus durchs Verbrennen 1 1/2 Gran Phosphorſaͤure, und aus 100 Pfund Bley durchs Verkalken 110 Pfund Bleykalk. Dagegen verlieren die Metallkalke dieſen Zuſatz am Gewichte wieder, wenn man ihnen das Brennbare durch die Reduction wiedergiebt, ſo wie die Luft am Gewichte verliert, wenn man ſie phlogiſtiſiret. Es ſieht faſt ſ<*> aus, als ob das Brennbare ein Stof waͤre, der das Gewicht der Koͤrper durchs Hinzukommen verminderte, durchs Weggehen vermehrte; ein Stof von negativer Schwere, oder abſoluter Leichtigkeit, ſ. Leicht. Aber es muͤſſen ja eben dieſe Phaͤnomene auch erfolgen, wenn das Phlogiſton an die Stelle einer ſchwerern Materie tritt, und

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[466/0472] unter allen Koͤrpern am meiſten geſchickt, durch ſie das Brennbare an andere Subſtanzen zu verſetzen. Die brennbaren Geiſter ſind zugleich verbrennlich und mit Waſſer miſchbar. Sie enthalten Brennbares und Waſſer zugleich, wie die Oele; aber ihre Flamme iſt weniger leuchtend, und laͤßt nichts Rußartiges zuruͤck. Durch Bearbeitung mit Saͤuren ſcheinen die Geiſter den Oelen naͤher gebracht zu werden, ſ. Aether; es iſt aber unentſchieden, ob die Saͤure dabey mehr auf das Waſſer; oder auf das Brennbare wirke. Jeder phlogiſtiſche Prodceß verwandelt die mitwirkende atmoſphaͤriſche Luft in ein irreſpirables phlogiſtiſirtes Gas. Daß hiebey der reinere Theil der Luft in andere Verbindungen tritt, iſt ausgemacht; auch iſt wahrſcheinlich, daß der zuruͤckbleibende unreine Theil, der ſchon anſich Phlogiſton zu enthalten ſcheint, noch mehr davon an ſich nehme, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes (Th. II. S. 404 u. f.), Verbrennung. Bey allen phlogiſtiſchen Proceſſen nimmt die Luft, in der ſie vorgehen, an Umfange ſowohl, als an abſolutem Gewichte deſto ſtaͤrker ab, je reiner ſie iſt. Gehr merkwuͤrdig iſt es, daß der Ruͤckſtand des phlogiſtiſirenden oder zerſetzten Koͤrpers, wenn nichts Fluͤchtiges aus ihm verlohren geht, gerade eben ſoviel an Gewicht zunimmt, als die Luft abnimmt. So erhaͤlt man aus einem Gran Phosphorus durchs Verbrennen 1 1/2 Gran Phosphorſaͤure, und aus 100 Pfund Bley durchs Verkalken 110 Pfund Bleykalk. Dagegen verlieren die Metallkalke dieſen Zuſatz am Gewichte wieder, wenn man ihnen das Brennbare durch die Reduction wiedergiebt, ſo wie die Luft am Gewichte verliert, wenn man ſie phlogiſtiſiret. Es ſieht faſt ſ<*> aus, als ob das Brennbare ein Stof waͤre, der das Gewicht der Koͤrper durchs Hinzukommen verminderte, durchs Weggehen vermehrte; ein Stof von negativer Schwere, oder abſoluter Leichtigkeit, ſ. Leicht. Aber es muͤſſen ja eben dieſe Phaͤnomene auch erfolgen, wenn das Phlogiſton an die Stelle einer ſchwerern Materie tritt, und

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/472>, abgerufen am 23.11.2024.