Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


wenn er aus bekannten Naturgesetzen oder erwiesenen Ursachen die Folgen für gegebne einzelne Fälle herleitet.

v. Musschenbroek Introd. ad philos. nat. To. I. §. 31. sqq.

Die Kunst, zu beobachten, von Job. Senebier a. b. Frz. von Gmelin, Leipzig, 1776. 8. S. 291 u. f.

Phlogiston, Brennbares, brennbares Wesen, brennbarer Stof, Brennstof

Phlogiston, Materia inflammabilis, Principium inflammabile s. ignescens Phlogistique. Die Chymisten belegen mit dem Namen des Phlogistons eine von ihnen angenommene reinste und einfachste entzündbare Grundsubstanz.

Es zeigt sich bey den Wirkungen des Feuers auf die Körper ein beträchtlicher Unterschied zwischen den letztern. Einige brechen, bey starken Graden der Hitze mit Zutritt der Luft in eine Flamme aus, die sie aus sich selbst zu unterhalten und zu ernähren scheinen, bis sie durch die Wirkung derselben völlig zersetzt sind. Andere werden durch eben so starke Grade der Wärme zwar bis zum Leuchten oder Glühen erhitzt, aber sie brechen nicht in Flamme aus, und ohne das Feuer durch sich selbst zu unterhalten, hören sie auf zu glühen und erkalten, wenn man aufhört, ihnen von aussen Wärme mirzutheilen. Jene heißen brennbare oder verbrennliche, diese unverbrennliche Körper.

Die Chymisten haben von jeher geglaubt, daß die Fähigkeit der Körper, das Feuer zu nähren, die Entzündbarkeit oder Verbrennlichkeit, von einem Bestandtheile herrühre, der den unverbrennlichen Körpern mangelt. Nur hat man sich von diesem brennbaren Grundstoffe ehedem sehr unbestimmte Begriffe gemacht, seine Einheit und Identität verkannt, und ihn mit den zusammengesetztern Stoffen verwechselt, in denen er in vorzüglicher Menge enthalten ist. Nichts war z. B. bey den ältern Chymikern gewöhnlicher, als die Entzündlichkeit der Körper von einem darinn befindlichen Gele oder Schwefel herzuleiten.

Becher setzte zuerst unter die Grundstoffe der Körper eine eigne Erde, die er unter dem Namen der entzündlichen (terra inflammabilis s. secunda) von den übrigen


wenn er aus bekannten Naturgeſetzen oder erwieſenen Urſachen die Folgen fuͤr gegebne einzelne Faͤlle herleitet.

v. Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 31. ſqq.

Die Kunſt, zu beobachten, von Job. Senebier a. b. Frz. von Gmelin, Leipzig, 1776. 8. S. 291 u. f.

Phlogiſton, Brennbares, brennbares Weſen, brennbarer Stof, Brennſtof

Phlogiſton, Materia inflammabilis, Principium inflammabile ſ. igneſcens Phlogiſtique. Die Chymiſten belegen mit dem Namen des Phlogiſtons eine von ihnen angenommene reinſte und einfachſte entzuͤndbare Grundſubſtanz.

Es zeigt ſich bey den Wirkungen des Feuers auf die Koͤrper ein betraͤchtlicher Unterſchied zwiſchen den letztern. Einige brechen, bey ſtarken Graden der Hitze mit Zutritt der Luft in eine Flamme aus, die ſie aus ſich ſelbſt zu unterhalten und zu ernaͤhren ſcheinen, bis ſie durch die Wirkung derſelben voͤllig zerſetzt ſind. Andere werden durch eben ſo ſtarke Grade der Waͤrme zwar bis zum Leuchten oder Gluͤhen erhitzt, aber ſie brechen nicht in Flamme aus, und ohne das Feuer durch ſich ſelbſt zu unterhalten, hoͤren ſie auf zu gluͤhen und erkalten, wenn man aufhoͤrt, ihnen von auſſen Waͤrme mirzutheilen. Jene heißen brennbare oder verbrennliche, dieſe unverbrennliche Koͤrper.

Die Chymiſten haben von jeher geglaubt, daß die Faͤhigkeit der Koͤrper, das Feuer zu naͤhren, die Entzuͤndbarkeit oder Verbrennlichkeit, von einem Beſtandtheile herruͤhre, der den unverbrennlichen Koͤrpern mangelt. Nur hat man ſich von dieſem brennbaren Grundſtoffe ehedem ſehr unbeſtimmte Begriffe gemacht, ſeine Einheit und Identitaͤt verkannt, und ihn mit den zuſammengeſetztern Stoffen verwechſelt, in denen er in vorzuͤglicher Menge enthalten iſt. Nichts war z. B. bey den aͤltern Chymikern gewoͤhnlicher, als die Entzuͤndlichkeit der Koͤrper von einem darinn befindlichen Gele oder Schwefel herzuleiten.

Becher ſetzte zuerſt unter die Grundſtoffe der Koͤrper eine eigne Erde, die er unter dem Namen der entzuͤndlichen (terra inflammabilis ſ. ſecunda) von den uͤbrigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0466" xml:id="P.3.460" n="460"/><lb/>
wenn er aus bekannten Naturge&#x017F;etzen oder erwie&#x017F;enen Ur&#x017F;achen die Folgen fu&#x0364;r gegebne einzelne Fa&#x0364;lle herleitet.</p>
            <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v. Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> Introd. ad philo&#x017F;. nat. To. I. §. 31. &#x017F;qq.</hi> </p>
            <p>Die Kun&#x017F;t, zu beobachten, von Job. Senebier a. b. Frz. von Gmelin, Leipzig, 1776. 8. S. 291 u. f.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Phlogi&#x017F;ton, Brennbares, brennbares We&#x017F;en, brennbarer Stof, Brenn&#x017F;tof</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Phlogi&#x017F;ton, Materia inflammabilis, Principium inflammabile &#x017F;. igne&#x017F;cens <hi rendition="#i">Phlogi&#x017F;tique.</hi></hi> Die Chymi&#x017F;ten belegen mit dem Namen des Phlogi&#x017F;tons eine von ihnen angenommene rein&#x017F;te und einfach&#x017F;te entzu&#x0364;ndbare Grund&#x017F;ub&#x017F;tanz.</p>
            <p>Es zeigt &#x017F;ich bey den Wirkungen des Feuers auf die Ko&#x0364;rper ein betra&#x0364;chtlicher Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen den letztern. Einige brechen, bey &#x017F;tarken Graden der Hitze mit Zutritt der Luft in eine Flamme aus, die &#x017F;ie aus &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu unterhalten und zu erna&#x0364;hren &#x017F;cheinen, bis &#x017F;ie durch die Wirkung der&#x017F;elben vo&#x0364;llig zer&#x017F;etzt &#x017F;ind. Andere werden durch eben &#x017F;o &#x017F;tarke Grade der Wa&#x0364;rme zwar bis zum Leuchten oder Glu&#x0364;hen erhitzt, aber &#x017F;ie brechen nicht in Flamme aus, und ohne das Feuer durch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu unterhalten, ho&#x0364;ren &#x017F;ie auf zu glu&#x0364;hen und erkalten, wenn man aufho&#x0364;rt, ihnen von au&#x017F;&#x017F;en Wa&#x0364;rme mirzutheilen. Jene heißen brennbare oder <hi rendition="#b">verbrennliche, die&#x017F;e unverbrennliche</hi> Ko&#x0364;rper.</p>
            <p>Die Chymi&#x017F;ten haben von jeher geglaubt, daß die Fa&#x0364;higkeit der Ko&#x0364;rper, das Feuer zu na&#x0364;hren, die <hi rendition="#b">Entzu&#x0364;ndbarkeit</hi> oder <hi rendition="#b">Verbrennlichkeit,</hi> von einem Be&#x017F;tandtheile herru&#x0364;hre, der den unverbrennlichen Ko&#x0364;rpern mangelt. Nur hat man &#x017F;ich von die&#x017F;em brennbaren Grund&#x017F;toffe ehedem &#x017F;ehr unbe&#x017F;timmte Begriffe gemacht, &#x017F;eine Einheit und Identita&#x0364;t verkannt, und ihn mit den zu&#x017F;ammenge&#x017F;etztern Stoffen verwech&#x017F;elt, in denen er in vorzu&#x0364;glicher Menge enthalten i&#x017F;t. Nichts war z. B. bey den a&#x0364;ltern Chymikern gewo&#x0364;hnlicher, als die Entzu&#x0364;ndlichkeit der Ko&#x0364;rper von einem darinn befindlichen <hi rendition="#b">Gele</hi> oder <hi rendition="#b">Schwefel</hi> herzuleiten.</p>
            <p><hi rendition="#b">Becher</hi> &#x017F;etzte zuer&#x017F;t unter die Grund&#x017F;toffe der Ko&#x0364;rper eine eigne <hi rendition="#b">Erde,</hi> die er unter dem Namen der <hi rendition="#b">entzu&#x0364;ndlichen</hi> <hi rendition="#aq">(terra inflammabilis &#x017F;. &#x017F;ecunda)</hi> von den u&#x0364;brigen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0466] wenn er aus bekannten Naturgeſetzen oder erwieſenen Urſachen die Folgen fuͤr gegebne einzelne Faͤlle herleitet. v. Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 31. ſqq. Die Kunſt, zu beobachten, von Job. Senebier a. b. Frz. von Gmelin, Leipzig, 1776. 8. S. 291 u. f. Phlogiſton, Brennbares, brennbares Weſen, brennbarer Stof, Brennſtof Phlogiſton, Materia inflammabilis, Principium inflammabile ſ. igneſcens Phlogiſtique. Die Chymiſten belegen mit dem Namen des Phlogiſtons eine von ihnen angenommene reinſte und einfachſte entzuͤndbare Grundſubſtanz. Es zeigt ſich bey den Wirkungen des Feuers auf die Koͤrper ein betraͤchtlicher Unterſchied zwiſchen den letztern. Einige brechen, bey ſtarken Graden der Hitze mit Zutritt der Luft in eine Flamme aus, die ſie aus ſich ſelbſt zu unterhalten und zu ernaͤhren ſcheinen, bis ſie durch die Wirkung derſelben voͤllig zerſetzt ſind. Andere werden durch eben ſo ſtarke Grade der Waͤrme zwar bis zum Leuchten oder Gluͤhen erhitzt, aber ſie brechen nicht in Flamme aus, und ohne das Feuer durch ſich ſelbſt zu unterhalten, hoͤren ſie auf zu gluͤhen und erkalten, wenn man aufhoͤrt, ihnen von auſſen Waͤrme mirzutheilen. Jene heißen brennbare oder verbrennliche, dieſe unverbrennliche Koͤrper. Die Chymiſten haben von jeher geglaubt, daß die Faͤhigkeit der Koͤrper, das Feuer zu naͤhren, die Entzuͤndbarkeit oder Verbrennlichkeit, von einem Beſtandtheile herruͤhre, der den unverbrennlichen Koͤrpern mangelt. Nur hat man ſich von dieſem brennbaren Grundſtoffe ehedem ſehr unbeſtimmte Begriffe gemacht, ſeine Einheit und Identitaͤt verkannt, und ihn mit den zuſammengeſetztern Stoffen verwechſelt, in denen er in vorzuͤglicher Menge enthalten iſt. Nichts war z. B. bey den aͤltern Chymikern gewoͤhnlicher, als die Entzuͤndlichkeit der Koͤrper von einem darinn befindlichen Gele oder Schwefel herzuleiten. Becher ſetzte zuerſt unter die Grundſtoffe der Koͤrper eine eigne Erde, die er unter dem Namen der entzuͤndlichen (terra inflammabilis ſ. ſecunda) von den uͤbrigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/466
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/466>, abgerufen am 23.11.2024.