Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Die Aufgabe von drey Körpern ist zwar in der Folge durch Claitaut, d'Alembert und Euler aufgelöset worden, deren zahlreiche Abhandlungen darüber sich in den Schristen der pariser, berliner und petersburgischen Akademien befinden; diese Auflösungen aber sind zum praktischen Gebrauch entweder gar nicht, oder doch nur als Näherungen anwendbar. Es sind also hiezu noch eigne Methoden für jeden Körper, insbesondere für den Mond, nöthig, dessen Ungleichheiten wegen seiner Nähe am stärksten in die Augen fallen. Von den Bemühungen der Astronomen um diese Mondstheorie, und den vortreflichen mayerischen Tafeln, s. Mond. Auch die Sonne zeigt Ungleichheiten ihres Laufs, theils weil sie selbst eine Bewegung um den gemeinschastlichen Schwerpunkt des ganzen Systems macht, theils, weil die Erde, aus der man sie betrachtet, durch ihre Gravitation gegen den Mond und die Planeten einen ungleichen Lauf erhält. So hat das Problem von drey Körpern auch auf die Sonnentafeln Einfluß, s. Sonne. Daß man den Lauf von Sonne und Mond nicht eher mit erträglicher Richtigkeit in Tafeln bringen konnte, als bis man diese Perturbationen mit in Betrachtung zog, ist ein großer Triumph für Newtons System der Gravitation. Bey den Tafeln für die untern Planeten sind außer der Verrückung der Apsiden und dem Rückgange der Knoten keine weitern Perturbationen in Betrachtung gezogen, weil die Wirkungen davon sehr klein erscheinen. Bey den obern Planeten aber, und im Laufe der Kometen zeigen sie sich deutlicher, s. Kometen (Th. II. S. 789.). Man drückt beym Problem von drey Körpern die Gravitation des gestörten Körpers gegen den störenden, wenn beyder Entfernung = D, des störenden Masse = M gesetzt
Die Aufgabe von drey Koͤrpern iſt zwar in der Folge durch Claitaut, d'Alembert und Euler aufgeloͤſet worden, deren zahlreiche Abhandlungen daruͤber ſich in den Schriſten der pariſer, berliner und petersburgiſchen Akademien befinden; dieſe Aufloͤſungen aber ſind zum praktiſchen Gebrauch entweder gar nicht, oder doch nur als Naͤherungen anwendbar. Es ſind alſo hiezu noch eigne Methoden fuͤr jeden Koͤrper, insbeſondere fuͤr den Mond, noͤthig, deſſen Ungleichheiten wegen ſeiner Naͤhe am ſtaͤrkſten in die Augen fallen. Von den Bemuͤhungen der Aſtronomen um dieſe Mondstheorie, und den vortreflichen mayeriſchen Tafeln, ſ. Mond. Auch die Sonne zeigt Ungleichheiten ihres Laufs, theils weil ſie ſelbſt eine Bewegung um den gemeinſchaſtlichen Schwerpunkt des ganzen Syſtems macht, theils, weil die Erde, aus der man ſie betrachtet, durch ihre Gravitation gegen den Mond und die Planeten einen ungleichen Lauf erhaͤlt. So hat das Problem von drey Koͤrpern auch auf die Sonnentafeln Einfluß, ſ. Sonne. Daß man den Lauf von Sonne und Mond nicht eher mit ertraͤglicher Richtigkeit in Tafeln bringen konnte, als bis man dieſe Perturbationen mit in Betrachtung zog, iſt ein großer Triumph fuͤr Newtons Syſtem der Gravitation. Bey den Tafeln fuͤr die untern Planeten ſind außer der Verruͤckung der Apſiden und dem Ruͤckgange der Knoten keine weitern Perturbationen in Betrachtung gezogen, weil die Wirkungen davon ſehr klein erſcheinen. Bey den obern Planeten aber, und im Laufe der Kometen zeigen ſie ſich deutlicher, ſ. Kometen (Th. II. S. 789.). Man druͤckt beym Problem von drey Koͤrpern die Gravitation des geſtoͤrten Koͤrpers gegen den ſtoͤrenden, wenn beyder Entfernung = D, des ſtoͤrenden Maſſe = M geſetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0447" xml:id="P.3.441" n="441"/><lb/> erfordert. Dennoch erklaͤrte er ſchon die vornehmſten Abweichungen, z. B. den Ruͤckgang der Knoten, das Vorruͤcken der Nachtgleichen, das Wanken der Erdare und die ſtaͤrkſten Ungleichheiten des Mondlaufs aus der Gravitation ſo vollkommen, daß ſich jeder Kenner dieſer Gregenſtaͤnde uͤberzeugt fuͤhlen muſte.</p> <p>Die Aufgabe von drey Koͤrpern iſt zwar in der Folge durch <hi rendition="#b">Claitaut, d'Alembert</hi> und <hi rendition="#b">Euler</hi> aufgeloͤſet worden, deren zahlreiche Abhandlungen daruͤber ſich in den Schriſten der pariſer, berliner und petersburgiſchen Akademien befinden; dieſe Aufloͤſungen aber ſind zum praktiſchen Gebrauch entweder gar nicht, oder doch nur als Naͤherungen anwendbar. Es ſind alſo hiezu noch eigne Methoden fuͤr jeden Koͤrper, insbeſondere fuͤr den Mond, noͤthig, deſſen Ungleichheiten wegen ſeiner Naͤhe am ſtaͤrkſten in die Augen fallen. Von den Bemuͤhungen der Aſtronomen um dieſe Mondstheorie, und den vortreflichen mayeriſchen Tafeln, ſ. <hi rendition="#b">Mond.</hi> Auch die Sonne zeigt Ungleichheiten ihres Laufs, theils weil ſie ſelbſt eine Bewegung um den gemeinſchaſtlichen Schwerpunkt des ganzen Syſtems macht, theils, weil die Erde, aus der man ſie betrachtet, durch ihre Gravitation gegen den Mond und die Planeten einen ungleichen Lauf erhaͤlt. So hat das Problem von drey Koͤrpern auch auf die Sonnentafeln Einfluß, ſ. <hi rendition="#b">Sonne.</hi> Daß man den Lauf von Sonne und Mond nicht eher mit ertraͤglicher Richtigkeit in Tafeln bringen konnte, als bis man dieſe Perturbationen mit in Betrachtung zog, iſt ein großer Triumph fuͤr Newtons Syſtem der Gravitation. Bey den Tafeln fuͤr die untern Planeten ſind außer der Verruͤckung der Apſiden und dem Ruͤckgange der Knoten keine weitern Perturbationen in Betrachtung gezogen, weil die Wirkungen davon ſehr klein erſcheinen. Bey den obern Planeten aber, und im Laufe der Kometen zeigen ſie ſich deutlicher, ſ. <hi rendition="#b">Kometen</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 789.).</p> <p>Man druͤckt beym Problem von drey Koͤrpern die Gravitation des geſtoͤrten Koͤrpers gegen den ſtoͤrenden, wenn beyder Entfernung = <hi rendition="#aq">D,</hi> des ſtoͤrenden Maſſe = <hi rendition="#aq">M</hi> geſetzt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [441/0447]
erfordert. Dennoch erklaͤrte er ſchon die vornehmſten Abweichungen, z. B. den Ruͤckgang der Knoten, das Vorruͤcken der Nachtgleichen, das Wanken der Erdare und die ſtaͤrkſten Ungleichheiten des Mondlaufs aus der Gravitation ſo vollkommen, daß ſich jeder Kenner dieſer Gregenſtaͤnde uͤberzeugt fuͤhlen muſte.
Die Aufgabe von drey Koͤrpern iſt zwar in der Folge durch Claitaut, d'Alembert und Euler aufgeloͤſet worden, deren zahlreiche Abhandlungen daruͤber ſich in den Schriſten der pariſer, berliner und petersburgiſchen Akademien befinden; dieſe Aufloͤſungen aber ſind zum praktiſchen Gebrauch entweder gar nicht, oder doch nur als Naͤherungen anwendbar. Es ſind alſo hiezu noch eigne Methoden fuͤr jeden Koͤrper, insbeſondere fuͤr den Mond, noͤthig, deſſen Ungleichheiten wegen ſeiner Naͤhe am ſtaͤrkſten in die Augen fallen. Von den Bemuͤhungen der Aſtronomen um dieſe Mondstheorie, und den vortreflichen mayeriſchen Tafeln, ſ. Mond. Auch die Sonne zeigt Ungleichheiten ihres Laufs, theils weil ſie ſelbſt eine Bewegung um den gemeinſchaſtlichen Schwerpunkt des ganzen Syſtems macht, theils, weil die Erde, aus der man ſie betrachtet, durch ihre Gravitation gegen den Mond und die Planeten einen ungleichen Lauf erhaͤlt. So hat das Problem von drey Koͤrpern auch auf die Sonnentafeln Einfluß, ſ. Sonne. Daß man den Lauf von Sonne und Mond nicht eher mit ertraͤglicher Richtigkeit in Tafeln bringen konnte, als bis man dieſe Perturbationen mit in Betrachtung zog, iſt ein großer Triumph fuͤr Newtons Syſtem der Gravitation. Bey den Tafeln fuͤr die untern Planeten ſind außer der Verruͤckung der Apſiden und dem Ruͤckgange der Knoten keine weitern Perturbationen in Betrachtung gezogen, weil die Wirkungen davon ſehr klein erſcheinen. Bey den obern Planeten aber, und im Laufe der Kometen zeigen ſie ſich deutlicher, ſ. Kometen (Th. II. S. 789.).
Man druͤckt beym Problem von drey Koͤrpern die Gravitation des geſtoͤrten Koͤrpers gegen den ſtoͤrenden, wenn beyder Entfernung = D, des ſtoͤrenden Maſſe = M geſetzt
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