Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Inzwischen vermeidet er diese Wirkung dadurch, daß er die Polirscheibe ebenfalls in der Mitte durchlöchert, und giebt so dem Spiegel zuvörderst eine richtige sphärische Gestalt, deren Daseyn sich durch das Gefühl der Gleichförmigkeit bey der Bearbeitung offenbaret.

Am Ende der ganzen Operation aber verstopft er das Loch in der Polirscheibe mit Kork, der nicht ganz bis an die Oberfläche reicht, reinigt diese Oberfläche mit einem feuchten Schwamm, setzt den Spiegel, indem sie noch feucht ist, darauf, trägt mit dem Pinsel rund herum soviel Wasser auf, als der hervorspringende Rand der Scheibe fassen kan, gießt auch Wasser in das Loch des Spiegels, und läßt dies alles 2 -- 3 Stunden stehen, um eine innige Berührung beyder Flächen und völlig gleiche Wärme zu erhalten.

Hierauf zieht er den Kork aus, läßt das Wasser ablaufen, und bewegt den Spiegel zuerst gelind und langsam in einem sehr kleinen Kreise um den Mittelpunkt der Polirscheibe (welche Bewegung anfänglich etwas schwer geht), dann macht er allmählig Kreise von größerm Durchmesser, und dreht dabey immer den Spiegel um seine Axe: doch ohne weitern Druck, als den das Gewicht des Spiegels giebt, den er ganz leicht zwischen den Fingern hält. So fährt er etwa zwo Minuten fort, verändert dabey immer seine Stellung gegen den Block, worauf die Polirscheibe fest ist, und führt die Kreise mit immer vergrößertem Durchmesser so weit, bis der Rand des Spiegels etwa 1/2 bis 5/8 Zoll über den Rand der Scheibe hinausgeht. Hiebey wird nun die stärkere Krümmung in der Mitte durch die anfänglich engen, und nachher immer weiter geöfneten Kreise des Streichens hervorgebracht. Die Probe macht Mudge dadurch, daß er den Spiegel in das Teleskop, für das er bestimmt ist, stellet, mit dem andern Spiegel verbindet, und dadurch einen nicht sehr entfernten Gegenstand auf eine gewisse vorgeschriebene Art betrachtet.

Er versichert, daß diese Methode durch lange Erfahrung bewährt sey, und daß er wichtige Gründe habe, sie mit Shorts nicht öffentlich bekannt gewordenem Verfahren für einerley zu halten. Seine Vorschristen sind auf


Inzwiſchen vermeidet er dieſe Wirkung dadurch, daß er die Polirſcheibe ebenfalls in der Mitte durchloͤchert, und giebt ſo dem Spiegel zuvoͤrderſt eine richtige ſphaͤriſche Geſtalt, deren Daſeyn ſich durch das Gefuͤhl der Gleichfoͤrmigkeit bey der Bearbeitung offenbaret.

Am Ende der ganzen Operation aber verſtopft er das Loch in der Polirſcheibe mit Kork, der nicht ganz bis an die Oberflaͤche reicht, reinigt dieſe Oberflaͤche mit einem feuchten Schwamm, ſetzt den Spiegel, indem ſie noch feucht iſt, darauf, traͤgt mit dem Pinſel rund herum ſoviel Waſſer auf, als der hervorſpringende Rand der Scheibe faſſen kan, gießt auch Waſſer in das Loch des Spiegels, und laͤßt dies alles 2 — 3 Stunden ſtehen, um eine innige Beruͤhrung beyder Flaͤchen und voͤllig gleiche Waͤrme zu erhalten.

Hierauf zieht er den Kork aus, laͤßt das Waſſer ablaufen, und bewegt den Spiegel zuerſt gelind und langſam in einem ſehr kleinen Kreiſe um den Mittelpunkt der Polirſcheibe (welche Bewegung anfaͤnglich etwas ſchwer geht), dann macht er allmaͤhlig Kreiſe von groͤßerm Durchmeſſer, und dreht dabey immer den Spiegel um ſeine Axe: doch ohne weitern Druck, als den das Gewicht des Spiegels giebt, den er ganz leicht zwiſchen den Fingern haͤlt. So faͤhrt er etwa zwo Minuten fort, veraͤndert dabey immer ſeine Stellung gegen den Block, worauf die Polirſcheibe feſt iſt, und fuͤhrt die Kreiſe mit immer vergroͤßertem Durchmeſſer ſo weit, bis der Rand des Spiegels etwa 1/2 bis 5/8 Zoll uͤber den Rand der Scheibe hinausgeht. Hiebey wird nun die ſtaͤrkere Kruͤmmung in der Mitte durch die anfaͤnglich engen, und nachher immer weiter geoͤfneten Kreiſe des Streichens hervorgebracht. Die Probe macht Mudge dadurch, daß er den Spiegel in das Teleſkop, fuͤr das er beſtimmt iſt, ſtellet, mit dem andern Spiegel verbindet, und dadurch einen nicht ſehr entfernten Gegenſtand auf eine gewiſſe vorgeſchriebene Art betrachtet.

Er verſichert, daß dieſe Methode durch lange Erfahrung bewaͤhrt ſey, und daß er wichtige Gruͤnde habe, ſie mit Shorts nicht oͤffentlich bekannt gewordenem Verfahren fuͤr einerley zu halten. Seine Vorſchriſten ſind auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0403" xml:id="P.3.397" n="397"/><lb/>
Inzwi&#x017F;chen vermeidet er die&#x017F;e Wirkung dadurch, daß er die Polir&#x017F;cheibe ebenfalls in der Mitte durchlo&#x0364;chert, und giebt &#x017F;o dem Spiegel zuvo&#x0364;rder&#x017F;t eine richtige &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;che Ge&#x017F;talt, deren Da&#x017F;eyn &#x017F;ich durch das Gefu&#x0364;hl der Gleichfo&#x0364;rmigkeit bey der Bearbeitung offenbaret.</p>
            <p>Am Ende der ganzen Operation aber ver&#x017F;topft er das Loch in der Polir&#x017F;cheibe mit Kork, der nicht ganz bis an die Oberfla&#x0364;che reicht, reinigt die&#x017F;e Oberfla&#x0364;che mit einem feuchten Schwamm, &#x017F;etzt den Spiegel, indem &#x017F;ie noch feucht i&#x017F;t, darauf, tra&#x0364;gt mit dem Pin&#x017F;el rund herum &#x017F;oviel Wa&#x017F;&#x017F;er auf, als der hervor&#x017F;pringende Rand der Scheibe fa&#x017F;&#x017F;en kan, gießt auch Wa&#x017F;&#x017F;er in das Loch des Spiegels, und la&#x0364;ßt dies alles 2 &#x2014; 3 Stunden &#x017F;tehen, um eine innige Beru&#x0364;hrung beyder Fla&#x0364;chen und vo&#x0364;llig gleiche Wa&#x0364;rme zu erhalten.</p>
            <p>Hierauf zieht er den Kork aus, la&#x0364;ßt das Wa&#x017F;&#x017F;er ablaufen, und bewegt den Spiegel zuer&#x017F;t gelind und lang&#x017F;am in einem &#x017F;ehr kleinen Krei&#x017F;e um den Mittelpunkt der Polir&#x017F;cheibe (welche Bewegung anfa&#x0364;nglich etwas &#x017F;chwer geht), dann macht er allma&#x0364;hlig Krei&#x017F;e von gro&#x0364;ßerm Durchme&#x017F;&#x017F;er, und dreht dabey immer den Spiegel um &#x017F;eine Axe: doch ohne weitern Druck, als den das Gewicht des Spiegels giebt, den er ganz leicht zwi&#x017F;chen den Fingern ha&#x0364;lt. So fa&#x0364;hrt er etwa zwo Minuten fort, vera&#x0364;ndert dabey immer &#x017F;eine Stellung gegen den Block, worauf die Polir&#x017F;cheibe fe&#x017F;t i&#x017F;t, und fu&#x0364;hrt die Krei&#x017F;e mit immer vergro&#x0364;ßertem Durchme&#x017F;&#x017F;er &#x017F;o weit, bis der Rand des Spiegels etwa 1/2 bis 5/8 Zoll u&#x0364;ber den Rand der Scheibe hinausgeht. Hiebey wird nun die &#x017F;ta&#x0364;rkere Kru&#x0364;mmung in der Mitte durch die anfa&#x0364;nglich engen, und nachher immer weiter geo&#x0364;fneten Krei&#x017F;e des Streichens hervorgebracht. Die Probe macht <hi rendition="#b">Mudge</hi> dadurch, daß er den Spiegel in das Tele&#x017F;kop, fu&#x0364;r das er be&#x017F;timmt i&#x017F;t, &#x017F;tellet, mit dem andern Spiegel verbindet, und dadurch einen nicht &#x017F;ehr entfernten Gegen&#x017F;tand auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e vorge&#x017F;chriebene Art betrachtet.</p>
            <p>Er ver&#x017F;ichert, daß die&#x017F;e Methode durch lange Erfahrung bewa&#x0364;hrt &#x017F;ey, und daß er wichtige Gru&#x0364;nde habe, &#x017F;ie mit <hi rendition="#b">Shorts</hi> nicht o&#x0364;ffentlich bekannt gewordenem Verfahren fu&#x0364;r einerley zu halten. Seine Vor&#x017F;chri&#x017F;ten &#x017F;ind auf<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0403] Inzwiſchen vermeidet er dieſe Wirkung dadurch, daß er die Polirſcheibe ebenfalls in der Mitte durchloͤchert, und giebt ſo dem Spiegel zuvoͤrderſt eine richtige ſphaͤriſche Geſtalt, deren Daſeyn ſich durch das Gefuͤhl der Gleichfoͤrmigkeit bey der Bearbeitung offenbaret. Am Ende der ganzen Operation aber verſtopft er das Loch in der Polirſcheibe mit Kork, der nicht ganz bis an die Oberflaͤche reicht, reinigt dieſe Oberflaͤche mit einem feuchten Schwamm, ſetzt den Spiegel, indem ſie noch feucht iſt, darauf, traͤgt mit dem Pinſel rund herum ſoviel Waſſer auf, als der hervorſpringende Rand der Scheibe faſſen kan, gießt auch Waſſer in das Loch des Spiegels, und laͤßt dies alles 2 — 3 Stunden ſtehen, um eine innige Beruͤhrung beyder Flaͤchen und voͤllig gleiche Waͤrme zu erhalten. Hierauf zieht er den Kork aus, laͤßt das Waſſer ablaufen, und bewegt den Spiegel zuerſt gelind und langſam in einem ſehr kleinen Kreiſe um den Mittelpunkt der Polirſcheibe (welche Bewegung anfaͤnglich etwas ſchwer geht), dann macht er allmaͤhlig Kreiſe von groͤßerm Durchmeſſer, und dreht dabey immer den Spiegel um ſeine Axe: doch ohne weitern Druck, als den das Gewicht des Spiegels giebt, den er ganz leicht zwiſchen den Fingern haͤlt. So faͤhrt er etwa zwo Minuten fort, veraͤndert dabey immer ſeine Stellung gegen den Block, worauf die Polirſcheibe feſt iſt, und fuͤhrt die Kreiſe mit immer vergroͤßertem Durchmeſſer ſo weit, bis der Rand des Spiegels etwa 1/2 bis 5/8 Zoll uͤber den Rand der Scheibe hinausgeht. Hiebey wird nun die ſtaͤrkere Kruͤmmung in der Mitte durch die anfaͤnglich engen, und nachher immer weiter geoͤfneten Kreiſe des Streichens hervorgebracht. Die Probe macht Mudge dadurch, daß er den Spiegel in das Teleſkop, fuͤr das er beſtimmt iſt, ſtellet, mit dem andern Spiegel verbindet, und dadurch einen nicht ſehr entfernten Gegenſtand auf eine gewiſſe vorgeſchriebene Art betrachtet. Er verſichert, daß dieſe Methode durch lange Erfahrung bewaͤhrt ſey, und daß er wichtige Gruͤnde habe, ſie mit Shorts nicht oͤffentlich bekannt gewordenem Verfahren fuͤr einerley zu halten. Seine Vorſchriſten ſind auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/403
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/403>, abgerufen am 25.11.2024.