Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


daß sich dieser Künstler zu Hervorbringung der parabolischen Form beym Schleifen der Metallspiegel nach genau bestimmten Regeln gerichret habe. Er sowohl, als die folgenden englischen Künstler haben hiebey blos einige Vortheile gebraucht, die sich nur durch Ersahrung und Uebung treffen lassen, und deren Wirkung allemal zufällig bleibt.

Diese Vortheile bestehen darinn, daß man den Spiegel beym Abschleifen auf den Wetzsteinen, auf eine besondere Art führt, und den Druck dabey so geschickt verändert, daß die Krümmung um die Mitte etwas stärker, als am Rande ausfällt, wodurch wenigstens einige Annäherung an die parabolische Gestalt erhalten wird. Man probirt alsdann den Spiegel, indem man ihn im verfinsterten Zimmer stark erleuchtete Bilder zurückwerfen läßt, und verbessert seine Gestalt durch neues Abschleifen so lange, bis die Bilder vollkommen deutlich werden.

In Smith's Lehrbegrif der Optik (nach Kästners Ausgabe, S. 278. u. f.) befinder sich eine Anweisung zu Verfertigung der Metallspiegel von Molyneur und Hadley, deren Verfasser (§. 64.) sagen, sie hätten die parabolische Gestalt dadurch erhalten, daß sie ein wenig mehr Schlamm auf den Wetzsteinen gelassen, oder daß sie das Abschleifen mit einer Art von epicykloidalischer Bewegung beschlossen hätten, mit der sie die Mitte des Spiegels ohnweit des Umkreises der Wetzsteine etwa eine Minute lang herum führten.

Mudge (Philos. Transact. for 1777. Vol. LXVII. P. 1. p. 296. übers. in den Leipz. Sammlungen zur Physik u. Naturg. I. B. 5. St. S. 584.) giebt eine sehr umständliche Beschreibung seiner Methoden bey Verfertigung von Metallspiegeln, und räth, den Spiegel auf den Wetzsteinen anfangs genau sphärisch zu schleifen, und auf die Abänderung der Gestalt erst beym Poliren zu denken. Er schlägt hiezu statt der Smithischen eine eigne Methode vor, nach welcher der Spiegel die Politur zuerst in der Mitte, oder um das durch ihn gebohrte Loch herum zu erhalten anfängt; also auch an dieser Stelle mehr angegriffen wird und etwas mehr Krümmung erhält, als an den übrigen.


daß ſich dieſer Kuͤnſtler zu Hervorbringung der paraboliſchen Form beym Schleifen der Metallſpiegel nach genau beſtimmten Regeln gerichret habe. Er ſowohl, als die folgenden engliſchen Kuͤnſtler haben hiebey blos einige Vortheile gebraucht, die ſich nur durch Erſahrung und Uebung treffen laſſen, und deren Wirkung allemal zufaͤllig bleibt.

Dieſe Vortheile beſtehen darinn, daß man den Spiegel beym Abſchleifen auf den Wetzſteinen, auf eine beſondere Art fuͤhrt, und den Druck dabey ſo geſchickt veraͤndert, daß die Kruͤmmung um die Mitte etwas ſtaͤrker, als am Rande ausfaͤllt, wodurch wenigſtens einige Annaͤherung an die paraboliſche Geſtalt erhalten wird. Man probirt alsdann den Spiegel, indem man ihn im verfinſterten Zimmer ſtark erleuchtete Bilder zuruͤckwerfen laͤßt, und verbeſſert ſeine Geſtalt durch neues Abſchleifen ſo lange, bis die Bilder vollkommen deutlich werden.

In Smith's Lehrbegrif der Optik (nach Kaͤſtners Ausgabe, S. 278. u. f.) befinder ſich eine Anweiſung zu Verfertigung der Metallſpiegel von Molyneur und Hadley, deren Verfaſſer (§. 64.) ſagen, ſie haͤtten die paraboliſche Geſtalt dadurch erhalten, daß ſie ein wenig mehr Schlamm auf den Wetzſteinen gelaſſen, oder daß ſie das Abſchleifen mit einer Art von epicykloidaliſcher Bewegung beſchloſſen haͤtten, mit der ſie die Mitte des Spiegels ohnweit des Umkreiſes der Wetzſteine etwa eine Minute lang herum fuͤhrten.

Mudge (Philoſ. Transact. for 1777. Vol. LXVII. P. 1. p. 296. uͤberſ. in den Leipz. Sammlungen zur Phyſik u. Naturg. I. B. 5. St. S. 584.) giebt eine ſehr umſtaͤndliche Beſchreibung ſeiner Methoden bey Verfertigung von Metallſpiegeln, und raͤth, den Spiegel auf den Wetzſteinen anfangs genau ſphaͤriſch zu ſchleifen, und auf die Abaͤnderung der Geſtalt erſt beym Poliren zu denken. Er ſchlaͤgt hiezu ſtatt der Smithiſchen eine eigne Methode vor, nach welcher der Spiegel die Politur zuerſt in der Mitte, oder um das durch ihn gebohrte Loch herum zu erhalten anfaͤngt; alſo auch an dieſer Stelle mehr angegriffen wird und etwas mehr Kruͤmmung erhaͤlt, als an den uͤbrigen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0402" xml:id="P.3.396" n="396"/><lb/>
daß &#x017F;ich die&#x017F;er Ku&#x0364;n&#x017F;tler zu Hervorbringung der paraboli&#x017F;chen Form beym Schleifen der Metall&#x017F;piegel nach genau be&#x017F;timmten Regeln gerichret habe. Er &#x017F;owohl, als die folgenden engli&#x017F;chen Ku&#x0364;n&#x017F;tler haben hiebey blos einige Vortheile gebraucht, die &#x017F;ich nur durch Er&#x017F;ahrung und Uebung treffen la&#x017F;&#x017F;en, und deren Wirkung allemal zufa&#x0364;llig bleibt.</p>
            <p>Die&#x017F;e Vortheile be&#x017F;tehen darinn, daß man den Spiegel beym Ab&#x017F;chleifen auf den Wetz&#x017F;teinen, auf eine be&#x017F;ondere Art fu&#x0364;hrt, und den Druck dabey &#x017F;o ge&#x017F;chickt vera&#x0364;ndert, daß die Kru&#x0364;mmung um die Mitte etwas &#x017F;ta&#x0364;rker, als am Rande ausfa&#x0364;llt, wodurch wenig&#x017F;tens einige Anna&#x0364;herung an die paraboli&#x017F;che Ge&#x017F;talt erhalten wird. Man probirt alsdann den Spiegel, indem man ihn im verfin&#x017F;terten Zimmer &#x017F;tark erleuchtete Bilder zuru&#x0364;ckwerfen la&#x0364;ßt, und verbe&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;eine Ge&#x017F;talt durch neues Ab&#x017F;chleifen &#x017F;o lange, bis die Bilder vollkommen deutlich werden.</p>
            <p>In <hi rendition="#b">Smith's</hi> Lehrbegrif der Optik (nach <hi rendition="#b">Ka&#x0364;&#x017F;tners</hi> Ausgabe, S. 278. u. f.) befinder &#x017F;ich eine Anwei&#x017F;ung zu Verfertigung der Metall&#x017F;piegel von <hi rendition="#b">Molyneur</hi> und <hi rendition="#b">Hadley,</hi> deren Verfa&#x017F;&#x017F;er (§. 64.) &#x017F;agen, &#x017F;ie ha&#x0364;tten die paraboli&#x017F;che Ge&#x017F;talt dadurch erhalten, daß &#x017F;ie ein wenig mehr Schlamm auf den Wetz&#x017F;teinen gela&#x017F;&#x017F;en, oder daß &#x017F;ie das Ab&#x017F;chleifen mit einer Art von epicykloidali&#x017F;cher Bewegung be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten, mit der &#x017F;ie die Mitte des Spiegels ohnweit des Umkrei&#x017F;es der Wetz&#x017F;teine etwa eine Minute lang herum fu&#x0364;hrten.</p>
            <p><hi rendition="#b">Mudge</hi> (<hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Transact. for 1777. Vol. LXVII. P. 1. p. 296.</hi> u&#x0364;ber&#x017F;. in den Leipz. Sammlungen zur Phy&#x017F;ik u. Naturg. <hi rendition="#aq">I.</hi> B. 5. St. S. 584.) giebt eine &#x017F;ehr um&#x017F;ta&#x0364;ndliche Be&#x017F;chreibung &#x017F;einer Methoden bey Verfertigung von Metall&#x017F;piegeln, und ra&#x0364;th, den Spiegel auf den Wetz&#x017F;teinen anfangs genau &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;ch zu &#x017F;chleifen, und auf die Aba&#x0364;nderung der Ge&#x017F;talt er&#x017F;t beym Poliren zu denken. Er &#x017F;chla&#x0364;gt hiezu &#x017F;tatt der Smithi&#x017F;chen eine eigne Methode vor, nach welcher der Spiegel die Politur zuer&#x017F;t in der Mitte, oder um das durch ihn gebohrte Loch herum zu erhalten anfa&#x0364;ngt; al&#x017F;o auch an die&#x017F;er Stelle mehr angegriffen wird und etwas mehr Kru&#x0364;mmung erha&#x0364;lt, als an den u&#x0364;brigen.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[396/0402] daß ſich dieſer Kuͤnſtler zu Hervorbringung der paraboliſchen Form beym Schleifen der Metallſpiegel nach genau beſtimmten Regeln gerichret habe. Er ſowohl, als die folgenden engliſchen Kuͤnſtler haben hiebey blos einige Vortheile gebraucht, die ſich nur durch Erſahrung und Uebung treffen laſſen, und deren Wirkung allemal zufaͤllig bleibt. Dieſe Vortheile beſtehen darinn, daß man den Spiegel beym Abſchleifen auf den Wetzſteinen, auf eine beſondere Art fuͤhrt, und den Druck dabey ſo geſchickt veraͤndert, daß die Kruͤmmung um die Mitte etwas ſtaͤrker, als am Rande ausfaͤllt, wodurch wenigſtens einige Annaͤherung an die paraboliſche Geſtalt erhalten wird. Man probirt alsdann den Spiegel, indem man ihn im verfinſterten Zimmer ſtark erleuchtete Bilder zuruͤckwerfen laͤßt, und verbeſſert ſeine Geſtalt durch neues Abſchleifen ſo lange, bis die Bilder vollkommen deutlich werden. In Smith's Lehrbegrif der Optik (nach Kaͤſtners Ausgabe, S. 278. u. f.) befinder ſich eine Anweiſung zu Verfertigung der Metallſpiegel von Molyneur und Hadley, deren Verfaſſer (§. 64.) ſagen, ſie haͤtten die paraboliſche Geſtalt dadurch erhalten, daß ſie ein wenig mehr Schlamm auf den Wetzſteinen gelaſſen, oder daß ſie das Abſchleifen mit einer Art von epicykloidaliſcher Bewegung beſchloſſen haͤtten, mit der ſie die Mitte des Spiegels ohnweit des Umkreiſes der Wetzſteine etwa eine Minute lang herum fuͤhrten. Mudge (Philoſ. Transact. for 1777. Vol. LXVII. P. 1. p. 296. uͤberſ. in den Leipz. Sammlungen zur Phyſik u. Naturg. I. B. 5. St. S. 584.) giebt eine ſehr umſtaͤndliche Beſchreibung ſeiner Methoden bey Verfertigung von Metallſpiegeln, und raͤth, den Spiegel auf den Wetzſteinen anfangs genau ſphaͤriſch zu ſchleifen, und auf die Abaͤnderung der Geſtalt erſt beym Poliren zu denken. Er ſchlaͤgt hiezu ſtatt der Smithiſchen eine eigne Methode vor, nach welcher der Spiegel die Politur zuerſt in der Mitte, oder um das durch ihn gebohrte Loch herum zu erhalten anfaͤngt; alſo auch an dieſer Stelle mehr angegriffen wird und etwas mehr Kruͤmmung erhaͤlt, als an den uͤbrigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/402
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/402>, abgerufen am 25.11.2024.