Diese merkwürdige Erscheinung hält allem Ansehen nach gewisse ziemlich lange Perioden, in denen sie abwechselnd häufiger und seltner wird, oder wohl gar völlig außenbleibt. Im Alterthume findet man wohl gar Meteore angegeben, die sich für Nordlichter erklären lassen: aber die Spuren sind nicht deutlich, da Griechenland und Italien zu weit südwärts liegen, und aus nördlichern Ländern die Nachrichten mangeln. Aristoteles schildert (Meteor. L. I. c. 4. 5.) dunkle Schlünde ([fremdsprachliches Material]xa\smata) und feurige Balken ([fremdsprachliches Material]do/kous) von Purpur-hellrother und blutrother Farbe, die dem dunkeln Segmente und den Lichtstralen des Nordscheins ähnlich sind. Mehrere römische Schriftsteller erzählen von Fackeln (faces visas) und Erscheinungen eines brennenden Himmels. Dergleichen erwähnen auch Plinius(H. N. II. 26. 27. lampades, trabes, chasma -- spectata arma coelestia ab ortu occasuque inter se concurrentia -- ipsum ardere coelum etc.) und Seneka(Quaest. nat. L. I. Sunt chasmata, cum aliquando coeli spatium diseedit, et flammam dehiscens veluti in abdito ostendit).
Herr von Mairan hat in seiner Abhandlung vom Nordlichte die seit dem Jahre 400 n. C. G. vorhandenen deutlichern Nachrichten von dieser Erscheinung, in ein Verzeichniß zusammengetragen, und sich dabey vornehmlich des Lycosthenes oder Conrad Wolfhart bedient, dessen Buch (Chronicon prodigiorum ac ostentorum Conr. Lycosthenis. Basil. 1557. fol.) eigentlich eine Fortsetzung des Julius ObsequensDe prodigiis ist. Vorzüglich deutliche Beschreibungen finden sich beym Gregor von Tours (z. B. ad ann. 584. Sed et coelum ab ipsa septemtrionis plaga ita resplenduit, ut putaretur auroram producere). In Mairans Verzeichnisse finden sich allerdings große Lücken; einige zwar können eben sowohl von dem Mangel der Nachrichten, als von einem wirklichen Außenbleiben der Erscheinung hertühren; aber die von 1465 - 1520 ist merkwürdig, da sie in einen Zeitraum fällt, wo man gewiß nichts Abentheuerliches am Himmel aufzuzeichnen vergaß. So kommen auch von 1581 bis 1600 keine Erwähnungen davon vor. Zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wurden mehrere
Dieſe merkwuͤrdige Erſcheinung haͤlt allem Anſehen nach gewiſſe ziemlich lange Perioden, in denen ſie abwechſelnd haͤufiger und ſeltner wird, oder wohl gar voͤllig außenbleibt. Im Alterthume findet man wohl gar Meteore angegeben, die ſich fuͤr Nordlichter erklaͤren laſſen: aber die Spuren ſind nicht deutlich, da Griechenland und Italien zu weit ſuͤdwaͤrts liegen, und aus noͤrdlichern Laͤndern die Nachrichten mangeln. Ariſtoteles ſchildert (Meteor. L. I. c. 4. 5.) dunkle Schluͤnde ([fremdsprachliches Material]xa\smata) und feurige Balken ([fremdsprachliches Material]do/kous) von Purpur-hellrother und blutrother Farbe, die dem dunkeln Segmente und den Lichtſtralen des Nordſcheins aͤhnlich ſind. Mehrere roͤmiſche Schriftſteller erzaͤhlen von Fackeln (faces viſas) und Erſcheinungen eines brennenden Himmels. Dergleichen erwaͤhnen auch Plinius(H. N. II. 26. 27. lampades, trabes, chaſma — ſpectata arma coeleſtia ab ortu occaſuque inter ſe concurrentia — ipſum ardere coelum etc.) und Seneka(Quaeſt. nat. L. I. Sunt chaſmata, cum aliquando coeli ſpatium diſeedit, et flammam dehiſcens veluti in abdito oſtendit).
Herr von Mairan hat in ſeiner Abhandlung vom Nordlichte die ſeit dem Jahre 400 n. C. G. vorhandenen deutlichern Nachrichten von dieſer Erſcheinung, in ein Verzeichniß zuſammengetragen, und ſich dabey vornehmlich des Lycoſthenes oder Conrad Wolfhart bedient, deſſen Buch (Chronicon prodigiorum ac oſtentorum Conr. Lycoſthenis. Baſil. 1557. fol.) eigentlich eine Fortſetzung des Julius ObſequensDe prodigiis iſt. Vorzuͤglich deutliche Beſchreibungen finden ſich beym Gregor von Tours (z. B. ad ann. 584. Sed et coelum ab ipſa ſeptemtrionis plaga ita reſplenduit, ut putaretur auroram producere). In Mairans Verzeichniſſe finden ſich allerdings große Luͤcken; einige zwar koͤnnen eben ſowohl von dem Mangel der Nachrichten, als von einem wirklichen Außenbleiben der Erſcheinung hertuͤhren; aber die von 1465 - 1520 iſt merkwuͤrdig, da ſie in einen Zeitraum faͤllt, wo man gewiß nichts Abentheuerliches am Himmel aufzuzeichnen vergaß. So kommen auch von 1581 bis 1600 keine Erwaͤhnungen davon vor. Zu Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts wurden mehrere
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Dieſe merkwuͤrdige Erſcheinung haͤlt allem Anſehen nach gewiſſe ziemlich lange Perioden, in denen ſie abwechſelnd haͤufiger und ſeltner wird, oder wohl gar voͤllig außenbleibt. Im Alterthume findet man wohl gar Meteore angegeben, die ſich fuͤr Nordlichter erklaͤren laſſen: aber die Spuren ſind nicht deutlich, da Griechenland und Italien zu weit ſuͤdwaͤrts liegen, und aus noͤrdlichern Laͤndern die Nachrichten mangeln. Ariſtoteles ſchildert (Meteor. L. I. c. 4. 5.) dunkle Schluͤnde (_ ) und feurige Balken (_ ) von Purpur-hellrother und blutrother Farbe, die dem dunkeln Segmente und den Lichtſtralen des Nordſcheins aͤhnlich ſind. Mehrere roͤmiſche Schriftſteller erzaͤhlen von Fackeln (faces viſas) und Erſcheinungen eines brennenden Himmels. Dergleichen erwaͤhnen auch Plinius (H. N. II. 26. 27. lampades, trabes, chaſma — ſpectata arma coeleſtia ab ortu occaſuque inter ſe concurrentia — ipſum ardere coelum etc.) und Seneka (Quaeſt. nat. L. I. Sunt chaſmata, cum aliquando coeli ſpatium diſeedit, et flammam dehiſcens veluti in abdito oſtendit).
Herr von Mairan hat in ſeiner Abhandlung vom Nordlichte die ſeit dem Jahre 400 n. C. G. vorhandenen deutlichern Nachrichten von dieſer Erſcheinung, in ein Verzeichniß zuſammengetragen, und ſich dabey vornehmlich des Lycoſthenes oder Conrad Wolfhart bedient, deſſen Buch (Chronicon prodigiorum ac oſtentorum Conr. Lycoſthenis. Baſil. 1557. fol.) eigentlich eine Fortſetzung des Julius Obſequens De prodigiis iſt. Vorzuͤglich deutliche Beſchreibungen finden ſich beym Gregor von Tours (z. B. ad ann. 584. Sed et coelum ab ipſa ſeptemtrionis plaga ita reſplenduit, ut putaretur auroram producere). In Mairans Verzeichniſſe finden ſich allerdings große Luͤcken; einige zwar koͤnnen eben ſowohl von dem Mangel der Nachrichten, als von einem wirklichen Außenbleiben der Erſcheinung hertuͤhren; aber die von 1465 - 1520 iſt merkwuͤrdig, da ſie in einen Zeitraum faͤllt, wo man gewiß nichts Abentheuerliches am Himmel aufzuzeichnen vergaß. So kommen auch von 1581 bis 1600 keine Erwaͤhnungen davon vor. Zu Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts wurden mehrere
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/373>, abgerufen am 15.08.2024.
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