Flecken, s. Mondflecken, beweisen eben so deutlich, daß es auf seiner Oberfläche ansehnliche Erhöhungen und Vertiefungen gebe, die man ohne Bedenken Berge und Thäler nennen kan, auch daß diese Oberfläche aus Materien bestehe, die das Licht auf verschiedene Art zurückwerfen. Nimmt man hiezu seine beträchtliche Größe, seine Umdrehung um die Axe u. s. w., so findet man in ihm einen der Erdkugel selbst sehr ähnlichen Körper.
Diese Aehnlichkeit des Monds mit der Erde haben schon unter den alten Weltweisen Anaxagoras(Macrob. Somm. Scip. I. 11.),Xenophanes(Cic. Acad. quaest. IV. 39.) u. a. erkannt. Plutarch hatte ihre Meinungen in einer eignen Schrift über die Gestalt der Mondscheibe (De facie in orbe lunae) gesammelt, aus welcher in Lucians spottendem Dialog De vera historia Fragmente vorkommen. Vorzüglich sollen nach Plutarch(De placitis philos. II. 30.) die Pythagoräer den Mond für bewohnt, und mit Thicren und Pflanzen besetzt gehalten haben. Mehr solcher Meinungen der Alten findet man beym Fabricius(Bibl. graeca, To. I. c. 20) und Hevel(Selenographia, p. 109. sq.), welcher Letztere den Bewohnern des Monds den Namen der Seleniten beylegt. Unter den Neuern haben die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde und die Wahrscheinlichkeit seiner Bevölkerung mit denkenden und empfindenden Wesen vornehmlich Huygens(Cosmotheorus s. de terris coelestibus, Hag. Com. 1698. 4.) und von Fontenelle (Entretiens sur la pluralite des mondes. Paris, 1686. 12. Gespräche über die Mehrheit der Welten, mit Anm. und Kupfert. v. J. E. Bode. Berlin, 1780. 8.) behauptet. Huygens setzt in den Mond "animalia, quae ratione utun"tur",Fontenelle"des habitans, qui ne sont point dis "tout des hommes" mit folgender sehr vorsichtigen Bemerkung: "Quand on vous dit, que la lune est habitee, "vous y representez aussitot des hommes faits comme nous; "et puis, si vous etes un pen Theologiens, vous voila pleins "de difficultes!"
Man muß sich hüten, die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde so sehr zu übertreiben, als etwa Wilkins (A discourse
Flecken, ſ. Mondflecken, beweiſen eben ſo deutlich, daß es auf ſeiner Oberflaͤche anſehnliche Erhoͤhungen und Vertiefungen gebe, die man ohne Bedenken Berge und Thaͤler nennen kan, auch daß dieſe Oberflaͤche aus Materien beſtehe, die das Licht auf verſchiedene Art zuruͤckwerfen. Nimmt man hiezu ſeine betraͤchtliche Groͤße, ſeine Umdrehung um die Axe u. ſ. w., ſo findet man in ihm einen der Erdkugel ſelbſt ſehr aͤhnlichen Koͤrper.
Dieſe Aehnlichkeit des Monds mit der Erde haben ſchon unter den alten Weltweiſen Anaxagoras(Macrob. Somm. Scip. I. 11.),Xenophanes(Cic. Acad. quaeſt. IV. 39.) u. a. erkannt. Plutarch hatte ihre Meinungen in einer eignen Schrift uͤber die Geſtalt der Mondſcheibe (De facie in orbe lunae) geſammelt, aus welcher in Lucians ſpottendem Dialog De vera hiſtoria Fragmente vorkommen. Vorzuͤglich ſollen nach Plutarch(De placitis philoſ. II. 30.) die Pythagoraͤer den Mond fuͤr bewohnt, und mit Thicren und Pflanzen beſetzt gehalten haben. Mehr ſolcher Meinungen der Alten findet man beym Fabricius(Bibl. graeca, To. I. c. 20) und Hevel(Selenographia, p. 109. ſq.), welcher Letztere den Bewohnern des Monds den Namen der Seleniten beylegt. Unter den Neuern haben die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde und die Wahrſcheinlichkeit ſeiner Bevoͤlkerung mit denkenden und empfindenden Weſen vornehmlich Huygens(Coſmotheorus ſ. de terris coeleſtibus, Hag. Com. 1698. 4.) und von Fontenelle (Entretiens ſur la pluralité des mondes. Paris, 1686. 12. Geſpraͤche uͤber die Mehrheit der Welten, mit Anm. und Kupfert. v. J. E. Bode. Berlin, 1780. 8.) behauptet. Huygens ſetzt in den Mond ”animalia, quae ratione utun”tur“,Fontenelle”des habitans, qui ne ſont point dis ”tout des hommes“ mit folgender ſehr vorſichtigen Bemerkung: ”Quand on vous dit, que la lune eſt habitée, ”vous y repréſentez auſſitôt des hommes faits comme nous; ”et puis, ſi vous êtes un pen Theologiens, vous voilà pleins ”de difficultés!“
Man muß ſich huͤten, die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde ſo ſehr zu uͤbertreiben, als etwa Wilkins (A diſcourſe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0285"xml:id="P.3.279"n="279"/><lb/>
Flecken, ſ. <hirendition="#b">Mondflecken,</hi> beweiſen eben ſo deutlich, daß es auf ſeiner Oberflaͤche anſehnliche Erhoͤhungen und Vertiefungen gebe, die man ohne Bedenken Berge und Thaͤler nennen kan, auch daß dieſe Oberflaͤche aus Materien beſtehe, die das Licht auf verſchiedene Art zuruͤckwerfen. Nimmt man hiezu ſeine betraͤchtliche Groͤße, ſeine Umdrehung um die Axe u. ſ. w., ſo findet man in ihm einen der Erdkugel ſelbſt ſehr <hirendition="#b">aͤhnlichen</hi> Koͤrper.</p><p>Dieſe Aehnlichkeit des Monds mit der Erde haben ſchon unter den alten Weltweiſen <hirendition="#b">Anaxagoras</hi><hirendition="#aq">(Macrob. Somm. Scip. I. 11.),</hi><hirendition="#b">Xenophanes</hi><hirendition="#aq">(Cic. Acad. quaeſt. IV. 39.)</hi> u. a. erkannt. <hirendition="#b">Plutarch</hi> hatte ihre Meinungen in einer eignen Schrift uͤber die Geſtalt der Mondſcheibe <hirendition="#aq">(De facie in orbe lunae)</hi> geſammelt, aus welcher in <hirendition="#b">Lucians</hi>ſpottendem Dialog <hirendition="#aq">De vera hiſtoria</hi> Fragmente vorkommen. Vorzuͤglich ſollen nach <hirendition="#b">Plutarch</hi><hirendition="#aq">(De placitis philoſ. II. 30.)</hi> die Pythagoraͤer den Mond fuͤr bewohnt, und mit Thicren und Pflanzen beſetzt gehalten haben. Mehr ſolcher Meinungen der Alten findet man beym <hirendition="#b">Fabricius</hi><hirendition="#aq">(Bibl. graeca, To. I. c. 20)</hi> und <hirendition="#b">Hevel</hi><hirendition="#aq">(Selenographia, p. 109. ſq.),</hi> welcher Letztere den Bewohnern des Monds den Namen der <hirendition="#b">Seleniten</hi> beylegt. Unter den Neuern haben die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde und die Wahrſcheinlichkeit ſeiner Bevoͤlkerung mit denkenden und empfindenden Weſen vornehmlich <hirendition="#b">Huygens</hi><hirendition="#aq">(Coſmotheorus ſ. de terris coeleſtibus, Hag. Com. 1698. 4.)</hi> und <hirendition="#b">von Fontenelle</hi> (<hirendition="#aq">Entretiens ſur la pluralité des mondes. Paris, 1686. 12.</hi> Geſpraͤche uͤber die Mehrheit der Welten, mit Anm. und Kupfert. v. <hirendition="#b">J. E. Bode.</hi> Berlin, 1780. 8.) behauptet. <hirendition="#b">Huygens</hi>ſetzt in den Mond <hirendition="#aq">”animalia, quae ratione utun”tur“,</hi><hirendition="#b">Fontenelle</hi><hirendition="#aq">”<hirendition="#i">des habitans, qui ne ſont point dis ”tout des hommes</hi>“</hi> mit folgender ſehr vorſichtigen Bemerkung: <hirendition="#aq">”<hirendition="#i">Quand on vous dit, que la lune eſt habitée, ”vous y repréſentez auſſitôt des hommes faits comme nous; ”et puis, ſi vous êtes un pen Theologiens, vous voilà pleins ”de difficultés!</hi>“</hi></p><p>Man muß ſich huͤten, die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde ſo ſehr zu uͤbertreiben, als etwa <hirendition="#b">Wilkins</hi> (<hirendition="#aq">A diſcourſe<lb/></hi></p></div></div></div></body></text></TEI>
[279/0285]
Flecken, ſ. Mondflecken, beweiſen eben ſo deutlich, daß es auf ſeiner Oberflaͤche anſehnliche Erhoͤhungen und Vertiefungen gebe, die man ohne Bedenken Berge und Thaͤler nennen kan, auch daß dieſe Oberflaͤche aus Materien beſtehe, die das Licht auf verſchiedene Art zuruͤckwerfen. Nimmt man hiezu ſeine betraͤchtliche Groͤße, ſeine Umdrehung um die Axe u. ſ. w., ſo findet man in ihm einen der Erdkugel ſelbſt ſehr aͤhnlichen Koͤrper.
Dieſe Aehnlichkeit des Monds mit der Erde haben ſchon unter den alten Weltweiſen Anaxagoras (Macrob. Somm. Scip. I. 11.), Xenophanes (Cic. Acad. quaeſt. IV. 39.) u. a. erkannt. Plutarch hatte ihre Meinungen in einer eignen Schrift uͤber die Geſtalt der Mondſcheibe (De facie in orbe lunae) geſammelt, aus welcher in Lucians ſpottendem Dialog De vera hiſtoria Fragmente vorkommen. Vorzuͤglich ſollen nach Plutarch (De placitis philoſ. II. 30.) die Pythagoraͤer den Mond fuͤr bewohnt, und mit Thicren und Pflanzen beſetzt gehalten haben. Mehr ſolcher Meinungen der Alten findet man beym Fabricius (Bibl. graeca, To. I. c. 20) und Hevel (Selenographia, p. 109. ſq.), welcher Letztere den Bewohnern des Monds den Namen der Seleniten beylegt. Unter den Neuern haben die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde und die Wahrſcheinlichkeit ſeiner Bevoͤlkerung mit denkenden und empfindenden Weſen vornehmlich Huygens (Coſmotheorus ſ. de terris coeleſtibus, Hag. Com. 1698. 4.) und von Fontenelle (Entretiens ſur la pluralité des mondes. Paris, 1686. 12. Geſpraͤche uͤber die Mehrheit der Welten, mit Anm. und Kupfert. v. J. E. Bode. Berlin, 1780. 8.) behauptet. Huygens ſetzt in den Mond ”animalia, quae ratione utun”tur“, Fontenelle ”des habitans, qui ne ſont point dis ”tout des hommes“ mit folgender ſehr vorſichtigen Bemerkung: ”Quand on vous dit, que la lune eſt habitée, ”vous y repréſentez auſſitôt des hommes faits comme nous; ”et puis, ſi vous êtes un pen Theologiens, vous voilà pleins ”de difficultés!“
Man muß ſich huͤten, die Aehnlichkeit des Monds mit der Erde ſo ſehr zu uͤbertreiben, als etwa Wilkins (A diſcourſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/285>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.