das Schwanken, Wanken, oder die Libration des Monds. Sie ist von Hevel(De motu lunae libratorio ad Ricciol. Ged. 1654. fol.) und unter allen am besten von Mayer (Abhdl. über die Umwälzung des Monds um seine Axe und die scheinbare Bewegung der Mondsflecken, in den Kosmograph. Nachrichten und Saml. 1748. S. 52.) untersucht worden. Sie besteht aus einem Schwanken in der Länge, welches den Ort der Flecken nach Osten und Westen zu, und einem in der Breite, welches ihn nach Süden und Norden zu ändert. Jenes geht bis auf 8°, dieses bis auf 6 3/4° eines größten Kreises der Mondkugel. Beyder Ursache ist auch leicht zu finden. Das Schwanken in der Länge kömmt daher, weil die Umwälzung des Monds um die Axe mit gleichförmiger, sein Umlauf um die Erde aber mit ungleichförmiger Bewegung geschieht, daher z. B. der Flecken, der in der Erdnähe im Mittel stand, wenn der Mond durch 90° fortgegangen ist, wegen des geschwinden Mondlaufs noch nicht völlig um ein Viertel des Kreises umgedreht, und also ein wenig hinter der Mitte der Mondscheibe zurückgeblieben ist. Das Schwanken in der Breite erfolgt daher, weil die Axe der Umdrehung mit der Ekliptik einen Winkel von 88° 31' macht, und sich gegen die Punkte wendet, welche von dem mittlern Orte der Mondknoten um 90° abstehen, da hingegen die Mondbahn selbst ihren Winkel mit der Ekliptik ändert, daher uns auf der Mondscheibe, die wir bald von Norden, bald von Süden her, betrachten, bisweilen der Nordpol, bisweilen der Südpol, sichtbar seyn muß.
Der scheinbare Durchmesser des Monds beträgt im Mittel genommen, in der Erdferne 29' 32", in der Erdnähe 32' 58". In der letztern ist zugleich seine Horizontalparallaxe 1° 0' 29", d. h. der Halbmesser der Erde wird aus dem Monde unter einem Winkel von 1° 0' 29", mithin ihr Durchmesser unter 2° 0' 58" gesehen. Weil sich nun für einerley Augenblick die scheinbaren Durchmesser, der Erde aus dem Monde, und des Monds aus der Erde gesehen, wie die wahren Durchmesser verhalten müssen, so findet man
das Schwanken, Wanken, oder die Libration des Monds. Sie iſt von Hevel(De motu lunae libratorio ad Ricciol. Ged. 1654. fol.) und unter allen am beſten von Mayer (Abhdl. uͤber die Umwaͤlzung des Monds um ſeine Axe und die ſcheinbare Bewegung der Mondsflecken, in den Koſmograph. Nachrichten und Saml. 1748. S. 52.) unterſucht worden. Sie beſteht aus einem Schwanken in der Laͤnge, welches den Ort der Flecken nach Oſten und Weſten zu, und einem in der Breite, welches ihn nach Suͤden und Norden zu aͤndert. Jenes geht bis auf 8°, dieſes bis auf 6 3/4° eines groͤßten Kreiſes der Mondkugel. Beyder Urſache iſt auch leicht zu finden. Das Schwanken in der Laͤnge koͤmmt daher, weil die Umwaͤlzung des Monds um die Axe mit gleichfoͤrmiger, ſein Umlauf um die Erde aber mit ungleichfoͤrmiger Bewegung geſchieht, daher z. B. der Flecken, der in der Erdnaͤhe im Mittel ſtand, wenn der Mond durch 90° fortgegangen iſt, wegen des geſchwinden Mondlaufs noch nicht voͤllig um ein Viertel des Kreiſes umgedreht, und alſo ein wenig hinter der Mitte der Mondſcheibe zuruͤckgeblieben iſt. Das Schwanken in der Breite erfolgt daher, weil die Axe der Umdrehung mit der Ekliptik einen Winkel von 88° 31′ macht, und ſich gegen die Punkte wendet, welche von dem mittlern Orte der Mondknoten um 90° abſtehen, da hingegen die Mondbahn ſelbſt ihren Winkel mit der Ekliptik aͤndert, daher uns auf der Mondſcheibe, die wir bald von Norden, bald von Suͤden her, betrachten, bisweilen der Nordpol, bisweilen der Suͤdpol, ſichtbar ſeyn muß.
Der ſcheinbare Durchmeſſer des Monds betraͤgt im Mittel genommen, in der Erdferne 29′ 32″, in der Erdnaͤhe 32′ 58″. In der letztern iſt zugleich ſeine Horizontalparallaxe 1° 0′ 29″, d. h. der Halbmeſſer der Erde wird aus dem Monde unter einem Winkel von 1° 0′ 29″, mithin ihr Durchmeſſer unter 2° 0′ 58″ geſehen. Weil ſich nun fuͤr einerley Augenblick die ſcheinbaren Durchmeſſer, der Erde aus dem Monde, und des Monds aus der Erde geſehen, wie die wahren Durchmeſſer verhalten muͤſſen, ſo findet man
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das Schwanken, Wanken, oder die Libration des Monds. Sie iſt von Hevel (De motu lunae libratorio ad Ricciol. Ged. 1654. fol.) und unter allen am beſten von Mayer (Abhdl. uͤber die Umwaͤlzung des Monds um ſeine Axe und die ſcheinbare Bewegung der Mondsflecken, in den Koſmograph. Nachrichten und Saml. 1748. S. 52.) unterſucht worden. Sie beſteht aus einem Schwanken in der Laͤnge, welches den Ort der Flecken nach Oſten und Weſten zu, und einem in der Breite, welches ihn nach Suͤden und Norden zu aͤndert. Jenes geht bis auf 8°, dieſes bis auf 6 3/4° eines groͤßten Kreiſes der Mondkugel. Beyder Urſache iſt auch leicht zu finden. Das Schwanken in der Laͤnge koͤmmt daher, weil die Umwaͤlzung des Monds um die Axe mit gleichfoͤrmiger, ſein Umlauf um die Erde aber mit ungleichfoͤrmiger Bewegung geſchieht, daher z. B. der Flecken, der in der Erdnaͤhe im Mittel ſtand, wenn der Mond durch 90° fortgegangen iſt, wegen des geſchwinden Mondlaufs noch nicht voͤllig um ein Viertel des Kreiſes umgedreht, und alſo ein wenig hinter der Mitte der Mondſcheibe zuruͤckgeblieben iſt. Das Schwanken in der Breite erfolgt daher, weil die Axe der Umdrehung mit der Ekliptik einen Winkel von 88° 31′ macht, und ſich gegen die Punkte wendet, welche von dem mittlern Orte der Mondknoten um 90° abſtehen, da hingegen die Mondbahn ſelbſt ihren Winkel mit der Ekliptik aͤndert, daher uns auf der Mondſcheibe, die wir bald von Norden, bald von Suͤden her, betrachten, bisweilen der Nordpol, bisweilen der Suͤdpol, ſichtbar ſeyn muß.
Der ſcheinbare Durchmeſſer des Monds betraͤgt im Mittel genommen, in der Erdferne 29′ 32″, in der Erdnaͤhe 32′ 58″. In der letztern iſt zugleich ſeine Horizontalparallaxe 1° 0′ 29″, d. h. der Halbmeſſer der Erde wird aus dem Monde unter einem Winkel von 1° 0′ 29″, mithin ihr Durchmeſſer unter 2° 0′ 58″ geſehen. Weil ſich nun fuͤr einerley Augenblick die ſcheinbaren Durchmeſſer, der Erde aus dem Monde, und des Monds aus der Erde geſehen, wie die wahren Durchmeſſer verhalten muͤſſen, ſo findet man
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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