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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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ten Magnetismus.
Da nun der Magnetismus nach den allgemein angenommenen Erklärungen auch durch eine eigne Materie bewirkt wird, so kan man leicht durch diese Benennung verleitet werden, sich unter der magnetischen Mittheilung einen Uebergang dieser Materie aus dem magnetischen Körper in den unmagnetischen vorzustellen. Gleichwohl ist diese Vorstellung falsch, und widerlegt sich schon dadurch, weil der magnetische Körper nichts von seiner Kraft verliert, wenn auch noch so viele andere durch ihn magnetisch gemacht werden. Es ist also hier an keine wahre Mittheilung zu denken; was vorgeht, ist blos Wirkung einer Vertheilung, s. Magnet. Dennoch ist hiebey das Wort Mittheilung nach dem herrschenden Sprachgebrauche einmal angenommen.

Moment, Momentum, Moment.

Dieser Name ist in die Lehren der Statik und Mechanik blos der Bequemlichkeit halber eingeführt. Man bezeichnet damit nichts Reelles, für sich Eristirendes, sondern nur gewisse Ausdrücke, nach welchen sich Wirkungen schätzen lassen, welche von Kräften unter gewissen Umständen hervorgebracht werden -- Ausdrücke, welche immer gleich bleiben müssen, wenn die Wirkungen die nemlichen seyn sollen. In diesem Sinne gebraucht man die Namen: Statisches Moment und Moment der Trägheit.

Statisches Moment, Momentum staticum, Moment d'une puissance au levier. So nennt man, wie schon beym Worte Hebel (Th. II. S. 571.) erinnert worden ist, das Produkt einer bewegenden Kraft am Hebel in ihre Entfernung vom Ruhepunkte. Sind diese Producte auf beyden Seiten des Hebels gleich, so erfolgt Gleichgewicht und Ruhestand, oder beyde Kräfte wirken alsdann gleich stark auf des Hebels Umdrehung. Man kan also dieses Product als den Ausdruck der Gewalt ansehen, mit welcher eine Kraft den Hebel um seinen Ruhepunkt zu drehen strebt. Daher kömmt ihm, der obigen Worterklärung gemäß, der Name Moment zu.


ten Magnetismus.
Da nun der Magnetismus nach den allgemein angenommenen Erklaͤrungen auch durch eine eigne Materie bewirkt wird, ſo kan man leicht durch dieſe Benennung verleitet werden, ſich unter der magnetiſchen Mittheilung einen Uebergang dieſer Materie aus dem magnetiſchen Koͤrper in den unmagnetiſchen vorzuſtellen. Gleichwohl iſt dieſe Vorſtellung falſch, und widerlegt ſich ſchon dadurch, weil der magnetiſche Koͤrper nichts von ſeiner Kraft verliert, wenn auch noch ſo viele andere durch ihn magnetiſch gemacht werden. Es iſt alſo hier an keine wahre Mittheilung zu denken; was vorgeht, iſt blos Wirkung einer Vertheilung, ſ. Magnet. Dennoch iſt hiebey das Wort Mittheilung nach dem herrſchenden Sprachgebrauche einmal angenommen.

Moment, Momentum, Moment.

Dieſer Name iſt in die Lehren der Statik und Mechanik blos der Bequemlichkeit halber eingefuͤhrt. Man bezeichnet damit nichts Reelles, fuͤr ſich Eriſtirendes, ſondern nur gewiſſe Ausdruͤcke, nach welchen ſich Wirkungen ſchaͤtzen laſſen, welche von Kraͤften unter gewiſſen Umſtaͤnden hervorgebracht werden — Ausdruͤcke, welche immer gleich bleiben muͤſſen, wenn die Wirkungen die nemlichen ſeyn ſollen. In dieſem Sinne gebraucht man die Namen: Statiſches Moment und Moment der Traͤgheit.

Statiſches Moment, Momentum ſtaticum, Moment d'une puiſſance au levier. So nennt man, wie ſchon beym Worte Hebel (Th. II. S. 571.) erinnert worden iſt, das Produkt einer bewegenden Kraft am Hebel in ihre Entfernung vom Ruhepunkte. Sind dieſe Producte auf beyden Seiten des Hebels gleich, ſo erfolgt Gleichgewicht und Ruheſtand, oder beyde Kraͤfte wirken alsdann gleich ſtark auf des Hebels Umdrehung. Man kan alſo dieſes Product als den Ausdruck der Gewalt anſehen, mit welcher eine Kraft den Hebel um ſeinen Ruhepunkt zu drehen ſtrebt. Daher koͤmmt ihm, der obigen Worterklaͤrung gemaͤß, der Name Moment zu.

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[263/0269] ten Magnetismus. Da nun der Magnetismus nach den allgemein angenommenen Erklaͤrungen auch durch eine eigne Materie bewirkt wird, ſo kan man leicht durch dieſe Benennung verleitet werden, ſich unter der magnetiſchen Mittheilung einen Uebergang dieſer Materie aus dem magnetiſchen Koͤrper in den unmagnetiſchen vorzuſtellen. Gleichwohl iſt dieſe Vorſtellung falſch, und widerlegt ſich ſchon dadurch, weil der magnetiſche Koͤrper nichts von ſeiner Kraft verliert, wenn auch noch ſo viele andere durch ihn magnetiſch gemacht werden. Es iſt alſo hier an keine wahre Mittheilung zu denken; was vorgeht, iſt blos Wirkung einer Vertheilung, ſ. Magnet. Dennoch iſt hiebey das Wort Mittheilung nach dem herrſchenden Sprachgebrauche einmal angenommen. Moment, Momentum, Moment. Dieſer Name iſt in die Lehren der Statik und Mechanik blos der Bequemlichkeit halber eingefuͤhrt. Man bezeichnet damit nichts Reelles, fuͤr ſich Eriſtirendes, ſondern nur gewiſſe Ausdruͤcke, nach welchen ſich Wirkungen ſchaͤtzen laſſen, welche von Kraͤften unter gewiſſen Umſtaͤnden hervorgebracht werden — Ausdruͤcke, welche immer gleich bleiben muͤſſen, wenn die Wirkungen die nemlichen ſeyn ſollen. In dieſem Sinne gebraucht man die Namen: Statiſches Moment und Moment der Traͤgheit. Statiſches Moment, Momentum ſtaticum, Moment d'une puiſſance au levier. So nennt man, wie ſchon beym Worte Hebel (Th. II. S. 571.) erinnert worden iſt, das Produkt einer bewegenden Kraft am Hebel in ihre Entfernung vom Ruhepunkte. Sind dieſe Producte auf beyden Seiten des Hebels gleich, ſo erfolgt Gleichgewicht und Ruheſtand, oder beyde Kraͤfte wirken alsdann gleich ſtark auf des Hebels Umdrehung. Man kan alſo dieſes Product als den Ausdruck der Gewalt anſehen, mit welcher eine Kraft den Hebel um ſeinen Ruhepunkt zu drehen ſtrebt. Daher koͤmmt ihm, der obigen Worterklaͤrung gemaͤß, der Name Moment zu.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/269>, abgerufen am 22.11.2024.