verliert, so nennt man dieses Phänomen eine Mittheilung. So theilt ein bewegter Körper andern, and die er stößt, einen Theil seiner Bewegung, ein wärmerer Körper kältern, die er berührt, einen Theil seiner fühlbaren Wärme, ein elektrisirter Körper den Leitern, gegen die et Funken schlägt, einen Theil seiner Elektricität mit, u. s. w. s. Stoß, Warme, Elektricität.
Ob hiebey wirklich erwas aus einem Körper in den andern übergehe, läßt sich nicht in allen Fällen entscheiden. Bey den Mittheilungen der Wärme und der Elektricität scheint es zu geschehen: wenigstens rühren diese Phänomene, den angenommenen Erklärungen nach, von Materien her, die nach einem gewissen Gleichgewichte streben, und so lange dieses nicht erreicht ist, aus dem einen Körper, der mehr hat, in den andern übergehen, der weniger hat.
Bey der Mittheilung der Bewegung aber kan man nicht sagen, daß aus dem bewegten Körper irgend erwas Wirkliches in den andern übergehe. Die Bewegung selbst ist doch blos ein Zustand der Körper, und daß sie von einem an den andern abgegeben werde, läßt sich nur in figürlichem Verstande sagen. Man hat behaupten wollen, es sey die lebendige Kraft, welche als etwas ganz Eignes und Substantielles den bewegten Körpern zu Theil werde, und sich nach gewissen Gesetzen unter mehrere einander stossende vertheile: solche Vorstellungen aber haben die Lehre von der Bewegung mehr verdunkelt, als aufgekläret, s. Kraft. Wit müssen vielmehr zufrieden damit, daß wit die Gesetze des Stoßes aus Erfahrungen kennen, über die Art und Weise, auf welche Mittheilung der Bewegung bewirkt wird, unsere gänzliche Unwissenheit gestehen, und den Ausdruck: Mittheilung der Bewegung für nichts weiter, als für die eingeführte Benennung eines Phänomens halten. Ich beziehe mich hierüber gänzlich auf das Wort: Stoß.
In der Lehre vom Magnet wird das Wort Mittheilung sehr uneigentlich gebraucht. Man sagt, der Magnet theile seine anziehende Kraft dem Eisen mit, und handelt daher unter einem besondern Abschnitte vom mitgetheil-
verliert, ſo nennt man dieſes Phaͤnomen eine Mittheilung. So theilt ein bewegter Koͤrper andern, and die er ſtoͤßt, einen Theil ſeiner Bewegung, ein waͤrmerer Koͤrper kaͤltern, die er beruͤhrt, einen Theil ſeiner fuͤhlbaren Waͤrme, ein elektriſirter Koͤrper den Leitern, gegen die et Funken ſchlaͤgt, einen Theil ſeiner Elektricitaͤt mit, u. ſ. w. ſ. Stoß, Warme, Elektricitaͤt.
Ob hiebey wirklich erwas aus einem Koͤrper in den andern uͤbergehe, laͤßt ſich nicht in allen Faͤllen entſcheiden. Bey den Mittheilungen der Waͤrme und der Elektricitaͤt ſcheint es zu geſchehen: wenigſtens ruͤhren dieſe Phaͤnomene, den angenommenen Erklaͤrungen nach, von Materien her, die nach einem gewiſſen Gleichgewichte ſtreben, und ſo lange dieſes nicht erreicht iſt, aus dem einen Koͤrper, der mehr hat, in den andern uͤbergehen, der weniger hat.
Bey der Mittheilung der Bewegung aber kan man nicht ſagen, daß aus dem bewegten Koͤrper irgend erwas Wirkliches in den andern uͤbergehe. Die Bewegung ſelbſt iſt doch blos ein Zuſtand der Koͤrper, und daß ſie von einem an den andern abgegeben werde, laͤßt ſich nur in figuͤrlichem Verſtande ſagen. Man hat behaupten wollen, es ſey die lebendige Kraft, welche als etwas ganz Eignes und Subſtantielles den bewegten Koͤrpern zu Theil werde, und ſich nach gewiſſen Geſetzen unter mehrere einander ſtoſſende vertheile: ſolche Vorſtellungen aber haben die Lehre von der Bewegung mehr verdunkelt, als aufgeklaͤret, ſ. Kraft. Wit muͤſſen vielmehr zufrieden damit, daß wit die Geſetze des Stoßes aus Erfahrungen kennen, uͤber die Art und Weiſe, auf welche Mittheilung der Bewegung bewirkt wird, unſere gaͤnzliche Unwiſſenheit geſtehen, und den Ausdruck: Mittheilung der Bewegung fuͤr nichts weiter, als fuͤr die eingefuͤhrte Benennung eines Phaͤnomens halten. Ich beziehe mich hieruͤber gaͤnzlich auf das Wort: Stoß.
In der Lehre vom Magnet wird das Wort Mittheilung ſehr uneigentlich gebraucht. Man ſagt, der Magnet theile ſeine anziehende Kraft dem Eiſen mit, und handelt daher unter einem beſondern Abſchnitte vom mitgetheil-
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verliert, ſo nennt man dieſes Phaͤnomen eine Mittheilung. So theilt ein bewegter Koͤrper andern, and die er ſtoͤßt, einen Theil ſeiner Bewegung, ein waͤrmerer Koͤrper kaͤltern, die er beruͤhrt, einen Theil ſeiner fuͤhlbaren Waͤrme, ein elektriſirter Koͤrper den Leitern, gegen die et Funken ſchlaͤgt, einen Theil ſeiner Elektricitaͤt mit, u. ſ. w. ſ. Stoß, Warme, Elektricitaͤt.
Ob hiebey wirklich erwas aus einem Koͤrper in den andern uͤbergehe, laͤßt ſich nicht in allen Faͤllen entſcheiden. Bey den Mittheilungen der Waͤrme und der Elektricitaͤt ſcheint es zu geſchehen: wenigſtens ruͤhren dieſe Phaͤnomene, den angenommenen Erklaͤrungen nach, von Materien her, die nach einem gewiſſen Gleichgewichte ſtreben, und ſo lange dieſes nicht erreicht iſt, aus dem einen Koͤrper, der mehr hat, in den andern uͤbergehen, der weniger hat.
Bey der Mittheilung der Bewegung aber kan man nicht ſagen, daß aus dem bewegten Koͤrper irgend erwas Wirkliches in den andern uͤbergehe. Die Bewegung ſelbſt iſt doch blos ein Zuſtand der Koͤrper, und daß ſie von einem an den andern abgegeben werde, laͤßt ſich nur in figuͤrlichem Verſtande ſagen. Man hat behaupten wollen, es ſey die lebendige Kraft, welche als etwas ganz Eignes und Subſtantielles den bewegten Koͤrpern zu Theil werde, und ſich nach gewiſſen Geſetzen unter mehrere einander ſtoſſende vertheile: ſolche Vorſtellungen aber haben die Lehre von der Bewegung mehr verdunkelt, als aufgeklaͤret, ſ. Kraft. Wit muͤſſen vielmehr zufrieden damit, daß wit die Geſetze des Stoßes aus Erfahrungen kennen, uͤber die Art und Weiſe, auf welche Mittheilung der Bewegung bewirkt wird, unſere gaͤnzliche Unwiſſenheit geſtehen, und den Ausdruck: Mittheilung der Bewegung fuͤr nichts weiter, als fuͤr die eingefuͤhrte Benennung eines Phaͤnomens halten. Ich beziehe mich hieruͤber gaͤnzlich auf das Wort: Stoß.
In der Lehre vom Magnet wird das Wort Mittheilung ſehr uneigentlich gebraucht. Man ſagt, der Magnet theile ſeine anziehende Kraft dem Eiſen mit, und handelt daher unter einem beſondern Abſchnitte vom mitgetheil-
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/268>, abgerufen am 16.02.2025.
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