Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


um undurchsichtige Gegenstände von oben her zu erleuchten, V eine Nadel, Insekten u. dgl. anzustecken. Die Stellung kan man dem Instrumente durch eine doppelte Bewegung geben. Um es stark zu verrücken, öfnet man die Druckschraube e, welche die Hülse I an die Stangen andrückt, so kan man die Stange EF mit der Platte B und dem Mikroskope nach Gefallen auf oder abschieben. Will man ihm aber nur eine feine Bewegung geben, so schraubt man e fest, und dreht die Stellschraube K, wodurch das Mikroskop so langsam auf oder ab bewegt wird, daß es ganz leicht ist, den Punkt zu finden, wo das Bild die größte Deurlichkeit bekömmt. Brander (Beschreibung zweyer zusammengesetzten Mikroskope. Augsb. 1769. 8.) hat noch einige Verbesserungen an dieser Einrichtung angebracht. Der verstorbene Mechanikus Keinthaler in Leipzig gab der Röhre mit den Gläsern die Bewegung auf eine vortrefliche Art vermittelst eines kleinen Rades, welches mit seinen Zähnen sehr gleichförmig und sanft in die Zähne der Stange eingreift. Das ganze Werkzeug befestigte er an ein Kästchen, worein es mit allem Zubehör konnte zurückgebogen werden, welches den Gebrauch auf Reisen erleichtert. Dieser Mechanismus, welchen Herr Tiedemann in Stuttgard beybehalten hat, scheint mir unter allen der vorzüglichste zu seyn. Man kan auch, statt des Mikroskops, die untere Platte mit dem Objecte beweglich machen, wobey aber auch die Anstalten zur Erleuchtung immer bewegtwerden müssen.

Mehrere Einrichtungen findet man in den Werken des Joblot (Description et usage de plusieurs nouveaux microscopes avec des nouvelles observ. Paris, 1718. 4.), des ältern Adams (Micrographia illustrata, or Knowledge of the microscope explained. London, 1. ed. 1747., 4th ed. 1771. 4.) und des jüngern Adams (Essay on the microscope, Lond. 1787. 4maj.). Der Letztere beschreibt unter andern ein Lampenmikrostop von seines Vaters Erfindung, bey welchem der Sohn statt einer gewöhnlichen die jetzt so berühmte Argandische Lampe (s. Lampen) angebracht hat.


um undurchſichtige Gegenſtaͤnde von oben her zu erleuchten, V eine Nadel, Inſekten u. dgl. anzuſtecken. Die Stellung kan man dem Inſtrumente durch eine doppelte Bewegung geben. Um es ſtark zu verruͤcken, oͤfnet man die Druckſchraube e, welche die Huͤlſe I an die Stangen andruͤckt, ſo kan man die Stange EF mit der Platte B und dem Mikroſkope nach Gefallen auf oder abſchieben. Will man ihm aber nur eine feine Bewegung geben, ſo ſchraubt man e feſt, und dreht die Stellſchraube K, wodurch das Mikroſkop ſo langſam auf oder ab bewegt wird, daß es ganz leicht iſt, den Punkt zu finden, wo das Bild die groͤßte Deurlichkeit bekoͤmmt. Brander (Beſchreibung zweyer zuſammengeſetzten Mikroſkope. Augsb. 1769. 8.) hat noch einige Verbeſſerungen an dieſer Einrichtung angebracht. Der verſtorbene Mechanikus Keinthaler in Leipzig gab der Roͤhre mit den Glaͤſern die Bewegung auf eine vortrefliche Art vermittelſt eines kleinen Rades, welches mit ſeinen Zaͤhnen ſehr gleichfoͤrmig und ſanft in die Zaͤhne der Stange eingreift. Das ganze Werkzeug befeſtigte er an ein Kaͤſtchen, worein es mit allem Zubehoͤr konnte zuruͤckgebogen werden, welches den Gebrauch auf Reiſen erleichtert. Dieſer Mechanismus, welchen Herr Tiedemann in Stuttgard beybehalten hat, ſcheint mir unter allen der vorzuͤglichſte zu ſeyn. Man kan auch, ſtatt des Mikroſkops, die untere Platte mit dem Objecte beweglich machen, wobey aber auch die Anſtalten zur Erleuchtung immer bewegtwerden muͤſſen.

Mehrere Einrichtungen findet man in den Werken des Joblot (Deſcription et uſage de pluſieurs nouveaux microſcopes avec des nouvelles obſerv. Paris, 1718. 4.), des aͤltern Adams (Micrographia illuſtrata, or Knowledge of the microſcope explained. London, 1. ed. 1747., 4th ed. 1771. 4.) und des juͤngern Adams (Eſſay on the microſcope, Lond. 1787. 4maj.). Der Letztere beſchreibt unter andern ein Lampenmikroſtop von ſeines Vaters Erfindung, bey welchem der Sohn ſtatt einer gewoͤhnlichen die jetzt ſo beruͤhmte Argandiſche Lampe (ſ. Lampen) angebracht hat.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0240" xml:id="P.3.234" n="234"/><lb/>
um undurch&#x017F;ichtige Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde von oben her zu erleuchten, <hi rendition="#aq">V</hi> eine Nadel, In&#x017F;ekten u. dgl. anzu&#x017F;tecken. Die Stellung kan man dem In&#x017F;trumente durch eine doppelte Bewegung geben. Um es &#x017F;tark zu verru&#x0364;cken, o&#x0364;fnet man die Druck&#x017F;chraube <hi rendition="#aq">e,</hi> welche die Hu&#x0364;l&#x017F;e <hi rendition="#aq">I</hi> an die Stangen andru&#x0364;ckt, &#x017F;o kan man die Stange <hi rendition="#aq">EF</hi> mit der Platte <hi rendition="#aq">B</hi> und dem Mikro&#x017F;kope nach Gefallen auf oder ab&#x017F;chieben. Will man ihm aber nur eine feine Bewegung geben, &#x017F;o &#x017F;chraubt man <hi rendition="#aq">e</hi> fe&#x017F;t, und dreht die Stell&#x017F;chraube <hi rendition="#aq">K,</hi> wodurch das Mikro&#x017F;kop &#x017F;o lang&#x017F;am auf oder ab bewegt wird, daß es ganz leicht i&#x017F;t, den Punkt zu finden, wo das Bild die gro&#x0364;ßte Deurlichkeit beko&#x0364;mmt. <hi rendition="#b">Brander</hi> (Be&#x017F;chreibung zweyer zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Mikro&#x017F;kope. Augsb. 1769. 8.) hat noch einige Verbe&#x017F;&#x017F;erungen an die&#x017F;er Einrichtung angebracht. Der ver&#x017F;torbene Mechanikus <hi rendition="#b">Keinthaler</hi> in Leipzig gab der Ro&#x0364;hre mit den Gla&#x0364;&#x017F;ern die Bewegung auf eine vortrefliche Art vermittel&#x017F;t eines kleinen Rades, welches mit &#x017F;einen Za&#x0364;hnen &#x017F;ehr gleichfo&#x0364;rmig und &#x017F;anft in die Za&#x0364;hne der Stange eingreift. Das ganze Werkzeug befe&#x017F;tigte er an ein Ka&#x0364;&#x017F;tchen, worein es mit allem Zubeho&#x0364;r konnte zuru&#x0364;ckgebogen werden, welches den Gebrauch auf Rei&#x017F;en erleichtert. Die&#x017F;er Mechanismus, welchen Herr <hi rendition="#b">Tiedemann</hi> in Stuttgard beybehalten hat, &#x017F;cheint mir unter allen der vorzu&#x0364;glich&#x017F;te zu &#x017F;eyn. Man kan auch, &#x017F;tatt des Mikro&#x017F;kops, die untere Platte mit dem Objecte beweglich machen, wobey aber auch die An&#x017F;talten zur Erleuchtung immer bewegtwerden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
            <p>Mehrere Einrichtungen findet man in den Werken des <hi rendition="#b">Joblot</hi> <hi rendition="#aq">(De&#x017F;cription et u&#x017F;age de plu&#x017F;ieurs nouveaux micro&#x017F;copes avec des nouvelles ob&#x017F;erv. Paris, 1718. 4.),</hi> des a&#x0364;ltern <hi rendition="#b">Adams</hi> <hi rendition="#aq">(Micrographia illu&#x017F;trata, or Knowledge of the micro&#x017F;cope explained. London, 1. ed. 1747., 4th ed. 1771. 4.)</hi> und des ju&#x0364;ngern <hi rendition="#b">Adams</hi> <hi rendition="#aq">(E&#x017F;&#x017F;ay on the micro&#x017F;cope, Lond. 1787. 4maj.).</hi> Der Letztere be&#x017F;chreibt unter andern ein Lampenmikro&#x017F;top von &#x017F;eines Vaters Erfindung, bey welchem der Sohn &#x017F;tatt einer gewo&#x0364;hnlichen die jetzt &#x017F;o beru&#x0364;hmte Argandi&#x017F;che Lampe (&#x017F;. <hi rendition="#b">Lampen</hi>) angebracht hat.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0240] um undurchſichtige Gegenſtaͤnde von oben her zu erleuchten, V eine Nadel, Inſekten u. dgl. anzuſtecken. Die Stellung kan man dem Inſtrumente durch eine doppelte Bewegung geben. Um es ſtark zu verruͤcken, oͤfnet man die Druckſchraube e, welche die Huͤlſe I an die Stangen andruͤckt, ſo kan man die Stange EF mit der Platte B und dem Mikroſkope nach Gefallen auf oder abſchieben. Will man ihm aber nur eine feine Bewegung geben, ſo ſchraubt man e feſt, und dreht die Stellſchraube K, wodurch das Mikroſkop ſo langſam auf oder ab bewegt wird, daß es ganz leicht iſt, den Punkt zu finden, wo das Bild die groͤßte Deurlichkeit bekoͤmmt. Brander (Beſchreibung zweyer zuſammengeſetzten Mikroſkope. Augsb. 1769. 8.) hat noch einige Verbeſſerungen an dieſer Einrichtung angebracht. Der verſtorbene Mechanikus Keinthaler in Leipzig gab der Roͤhre mit den Glaͤſern die Bewegung auf eine vortrefliche Art vermittelſt eines kleinen Rades, welches mit ſeinen Zaͤhnen ſehr gleichfoͤrmig und ſanft in die Zaͤhne der Stange eingreift. Das ganze Werkzeug befeſtigte er an ein Kaͤſtchen, worein es mit allem Zubehoͤr konnte zuruͤckgebogen werden, welches den Gebrauch auf Reiſen erleichtert. Dieſer Mechanismus, welchen Herr Tiedemann in Stuttgard beybehalten hat, ſcheint mir unter allen der vorzuͤglichſte zu ſeyn. Man kan auch, ſtatt des Mikroſkops, die untere Platte mit dem Objecte beweglich machen, wobey aber auch die Anſtalten zur Erleuchtung immer bewegtwerden muͤſſen. Mehrere Einrichtungen findet man in den Werken des Joblot (Deſcription et uſage de pluſieurs nouveaux microſcopes avec des nouvelles obſerv. Paris, 1718. 4.), des aͤltern Adams (Micrographia illuſtrata, or Knowledge of the microſcope explained. London, 1. ed. 1747., 4th ed. 1771. 4.) und des juͤngern Adams (Eſſay on the microſcope, Lond. 1787. 4maj.). Der Letztere beſchreibt unter andern ein Lampenmikroſtop von ſeines Vaters Erfindung, bey welchem der Sohn ſtatt einer gewoͤhnlichen die jetzt ſo beruͤhmte Argandiſche Lampe (ſ. Lampen) angebracht hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/240
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/240>, abgerufen am 24.11.2024.