Wilhelm Boreel mit, worinn erzählt wird, diese Künstler hätten dem Erzherzog Albrecht von Oesterreich ein Mikroskop überreicht, s. Fernrohr. Boreel fügt hinzu, er selbst habe im Jahre 1619, da er als Gesandter in England gewesen, bey seinem Freunde Cornelius Drebbeln ein von den Jansen verfertigtes Mikroskop gesehen, welches Drebbel von dem Erzherzoge bekommen habe. Es sey dasselbe sechs Fuß lang, einen Zoll weit und von vergoldetem Kupfer gewesen, und habe mittelst dreyer messingnen Delphine auf einem Würfel von Ebenholz geruhet, auf den man auch die Gegenstände gelegt habe. Diese Erzählung, der man die Glaubwürdigkeit nicht absprechen kan, zeigt deutlich, daß das erwähnte Instrument ein zusammengesetztes Mikroskop gewesen sey; aber die innere Einrichtung ist nicht angegeben. Montucla vermuthet, es möge so, wie die ersten Fernröhre, aus einem erhabnen und einem Hohlglase bestanden haben.
Dieser Nachricht ungeachtet, hat man doch den Jansen die Ehre dieser Erfindung nicht durchgängig zugestanden. Huygens(Dioptrice, in Opusc. posth. Lugd. Bat. 1703. 4. p. 221.) sagt, daß im Jahre 1618 das Mikroskop noch nicht bekannt gewesen, erhelle aus dem Stillschweigen des Sirturus(Telescopium, Frf. 1618. 4.), der eine so wichtige Entdeckung gewiß würde erwähnt haben. Es sey ihm aber von Augenzeugen versichert worden, daß man 1621 in England bey Drebbeln Mikroskope gesehen habe, und ebenderselbe werde auch für den Erfinder gehalten. Diese Stelle des Huygens hat veranlasset, daß fast die meisten Schriftsteller die Erfindung des Mikroskops Drebbeln zueignen, und in die Jahre 1618 -- 1621 setzen.
Endlich hat sich auch noch der Neapolitaner Franz Fontana(Novae terrestrium et caelest. obs. Neap. 1646. 4.) als den Ersinder des Mikroskops angegeben, auf welches er schon im Jahre 1618 gekommen seyn will. Seine Zeugnisse aber sind nicht älter, als von 1625. Montucla ist geneigt ihm die Erfindung des Mikroskops mit zwey Convergläsern zuzucignen, weil nach seiner Vermuthung das Drebbelsche ein hohles Augenglas gehabt haben soll. Daß Montucla
Wilhelm Boreel mit, worinn erzaͤhlt wird, dieſe Kuͤnſtler haͤtten dem Erzherzog Albrecht von Oeſterreich ein Mikroſkop uͤberreicht, ſ. Fernrohr. Boreel fuͤgt hinzu, er ſelbſt habe im Jahre 1619, da er als Geſandter in England geweſen, bey ſeinem Freunde Cornelius Drebbeln ein von den Janſen verfertigtes Mikroſkop geſehen, welches Drebbel von dem Erzherzoge bekommen habe. Es ſey daſſelbe ſechs Fuß lang, einen Zoll weit und von vergoldetem Kupfer geweſen, und habe mittelſt dreyer meſſingnen Delphine auf einem Wuͤrfel von Ebenholz geruhet, auf den man auch die Gegenſtaͤnde gelegt habe. Dieſe Erzaͤhlung, der man die Glaubwuͤrdigkeit nicht abſprechen kan, zeigt deutlich, daß das erwaͤhnte Inſtrument ein zuſammengeſetztes Mikroſkop geweſen ſey; aber die innere Einrichtung iſt nicht angegeben. Montucla vermuthet, es moͤge ſo, wie die erſten Fernroͤhre, aus einem erhabnen und einem Hohlglaſe beſtanden haben.
Dieſer Nachricht ungeachtet, hat man doch den Janſen die Ehre dieſer Erfindung nicht durchgaͤngig zugeſtanden. Huygens(Dioptrice, in Opuſc. poſth. Lugd. Bat. 1703. 4. p. 221.) ſagt, daß im Jahre 1618 das Mikroſkop noch nicht bekannt geweſen, erhelle aus dem Stillſchweigen des Sirturus(Teleſcopium, Frf. 1618. 4.), der eine ſo wichtige Entdeckung gewiß wuͤrde erwaͤhnt haben. Es ſey ihm aber von Augenzeugen verſichert worden, daß man 1621 in England bey Drebbeln Mikroſkope geſehen habe, und ebenderſelbe werde auch fuͤr den Erfinder gehalten. Dieſe Stelle des Huygens hat veranlaſſet, daß faſt die meiſten Schriftſteller die Erfindung des Mikroſkops Drebbeln zueignen, und in die Jahre 1618 — 1621 ſetzen.
Endlich hat ſich auch noch der Neapolitaner Franz Fontana(Novae terreſtrium et caeleſt. obſ. Neap. 1646. 4.) als den Erſinder des Mikroſkops angegeben, auf welches er ſchon im Jahre 1618 gekommen ſeyn will. Seine Zeugniſſe aber ſind nicht aͤlter, als von 1625. Montucla iſt geneigt ihm die Erfindung des Mikroſkops mit zwey Converglaͤſern zuzucignen, weil nach ſeiner Vermuthung das Drebbelſche ein hohles Augenglas gehabt haben ſoll. Daß Montucla
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Wilhelm Boreel mit, worinn erzaͤhlt wird, dieſe Kuͤnſtler haͤtten dem Erzherzog Albrecht von Oeſterreich ein Mikroſkop uͤberreicht, ſ. Fernrohr. Boreel fuͤgt hinzu, er ſelbſt habe im Jahre 1619, da er als Geſandter in England geweſen, bey ſeinem Freunde Cornelius Drebbeln ein von den Janſen verfertigtes Mikroſkop geſehen, welches Drebbel von dem Erzherzoge bekommen habe. Es ſey daſſelbe ſechs Fuß lang, einen Zoll weit und von vergoldetem Kupfer geweſen, und habe mittelſt dreyer meſſingnen Delphine auf einem Wuͤrfel von Ebenholz geruhet, auf den man auch die Gegenſtaͤnde gelegt habe. Dieſe Erzaͤhlung, der man die Glaubwuͤrdigkeit nicht abſprechen kan, zeigt deutlich, daß das erwaͤhnte Inſtrument ein zuſammengeſetztes Mikroſkop geweſen ſey; aber die innere Einrichtung iſt nicht angegeben. Montucla vermuthet, es moͤge ſo, wie die erſten Fernroͤhre, aus einem erhabnen und einem Hohlglaſe beſtanden haben.
Dieſer Nachricht ungeachtet, hat man doch den Janſen die Ehre dieſer Erfindung nicht durchgaͤngig zugeſtanden. Huygens (Dioptrice, in Opuſc. poſth. Lugd. Bat. 1703. 4. p. 221.) ſagt, daß im Jahre 1618 das Mikroſkop noch nicht bekannt geweſen, erhelle aus dem Stillſchweigen des Sirturus (Teleſcopium, Frf. 1618. 4.), der eine ſo wichtige Entdeckung gewiß wuͤrde erwaͤhnt haben. Es ſey ihm aber von Augenzeugen verſichert worden, daß man 1621 in England bey Drebbeln Mikroſkope geſehen habe, und ebenderſelbe werde auch fuͤr den Erfinder gehalten. Dieſe Stelle des Huygens hat veranlaſſet, daß faſt die meiſten Schriftſteller die Erfindung des Mikroſkops Drebbeln zueignen, und in die Jahre 1618 — 1621 ſetzen.
Endlich hat ſich auch noch der Neapolitaner Franz Fontana (Novae terreſtrium et caeleſt. obſ. Neap. 1646. 4.) als den Erſinder des Mikroſkops angegeben, auf welches er ſchon im Jahre 1618 gekommen ſeyn will. Seine Zeugniſſe aber ſind nicht aͤlter, als von 1625. Montucla iſt geneigt ihm die Erfindung des Mikroſkops mit zwey Converglaͤſern zuzucignen, weil nach ſeiner Vermuthung das Drebbelſche ein hohles Augenglas gehabt haben ſoll. Daß Montucla
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/222>, abgerufen am 21.11.2024.
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