Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Ein anderes sehr einfaches und wohlfeiles Mikrometer erfand Gottfried Kirch zu Berlin im Jahre 1679, und beschricb es zuerst in seinem 1696 herausgegebnen Kalender. Es ist unter dem Namen des Schraubenmikrometers bekannt. Ein messingener Ring ABMN, Taf. XVI. Fig. 43., der an der Stelle des Brennpunkts der Gläser um das Fernrohr gelegt wird, hat bey A und B Schraubenmuttern, in welche die Schrauben FD, EC passen, welche man so weit hineinschrauben kan, daß ihre Enden F und E im Mittelpunkte des Gesichtsfeldes bey O zusammenkommen. K und L sind runde Scheiben mit getheilten Kreisen, und die Handhaben CG, HD vertreten durch ihre Richtung die Stelle der Zeiger. Betrachtet man nun durch dieses Fernrohr z. B. den Durchmesser eines Planeten, so kan man die Schrauben so stellen, daß ihre Enden E und F das Bild desselben zwischen sich enthalten. Alsdann schraubt man E und F zusammen, und zählt die dazu nöthigen Umdrehungen, wobey dis Stellung der Handhaben CG, HD gegen die getheilten Scheiben K und L, noch halbe, Viertel-Achtel-Umdrehungen u. s. w. angiebt. So weiß man die Größe des Bildes in Umdrehungen der Schraube. Der Werth jeder Umdrehung läßt sich zwar aus der Brennweite des Objectivglases und der Weite der Schraubengänge durch bloße Rechnung finden (s. Kästner astron. Abhandl. 2te Samml. S. 311. u. f.); es ist aber sicherer, ihn durch wirkliche Erfahrung zu bestimmen. Hiezu braucht man den Sonnendurchmesser, oder bekannte Weiten von Firsternen, oder die Zeit, die ein Firstern nöthig hat, um durch die tägliche Bewegung von einer Schraube zur andern geführt zu werden, oder endlich auch die scheinbare Größe eines irdischen Gegenstandes, dessen Entfernung bekannt ist. Herr Kästner lehrt (a. a. O. S. 319.
Ein anderes ſehr einfaches und wohlfeiles Mikrometer erfand Gottfried Kirch zu Berlin im Jahre 1679, und beſchricb es zuerſt in ſeinem 1696 herausgegebnen Kalender. Es iſt unter dem Namen des Schraubenmikrometers bekannt. Ein meſſingener Ring ABMN, Taf. XVI. Fig. 43., der an der Stelle des Brennpunkts der Glaͤſer um das Fernrohr gelegt wird, hat bey A und B Schraubenmuttern, in welche die Schrauben FD, EC paſſen, welche man ſo weit hineinſchrauben kan, daß ihre Enden F und E im Mittelpunkte des Geſichtsfeldes bey O zuſammenkommen. K und L ſind runde Scheiben mit getheilten Kreiſen, und die Handhaben CG, HD vertreten durch ihre Richtung die Stelle der Zeiger. Betrachtet man nun durch dieſes Fernrohr z. B. den Durchmeſſer eines Planeten, ſo kan man die Schrauben ſo ſtellen, daß ihre Enden E und F das Bild deſſelben zwiſchen ſich enthalten. Alsdann ſchraubt man E und F zuſammen, und zaͤhlt die dazu noͤthigen Umdrehungen, wobey dis Stellung der Handhaben CG, HD gegen die getheilten Scheiben K und L, noch halbe, Viertel-Achtel-Umdrehungen u. ſ. w. angiebt. So weiß man die Groͤße des Bildes in Umdrehungen der Schraube. Der Werth jeder Umdrehung laͤßt ſich zwar aus der Brennweite des Objectivglaſes und der Weite der Schraubengaͤnge durch bloße Rechnung finden (ſ. Kaͤſtner aſtron. Abhandl. 2te Samml. S. 311. u. f.); es iſt aber ſicherer, ihn durch wirkliche Erfahrung zu beſtimmen. Hiezu braucht man den Sonnendurchmeſſer, oder bekannte Weiten von Firſternen, oder die Zeit, die ein Firſtern noͤthig hat, um durch die taͤgliche Bewegung von einer Schraube zur andern gefuͤhrt zu werden, oder endlich auch die ſcheinbare Groͤße eines irdiſchen Gegenſtandes, deſſen Entfernung bekannt iſt. Herr Kaͤſtner lehrt (a. a. O. S. 319. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0215" xml:id="P.3.209" n="209"/><lb/> parallelen Faͤden</hi> iſt in der praktiſchen Sternkunde nachher ſehr in Gebrauch gekommen, und wird mit einigen dabey angebrachten Verbeſſerungen beym <hi rendition="#b">Smith</hi> (Lehrbegrif der Optik, durch <hi rendition="#b">Kaͤſtner,</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi> Buch, 8 Cap. §. 135. u. f.) umſtaͤndlich beſchrieben.</p> <p>Ein anderes ſehr einfaches und wohlfeiles Mikrometer erfand <hi rendition="#b">Gottfried Kirch</hi> zu Berlin im Jahre 1679, und beſchricb es zuerſt in ſeinem 1696 herausgegebnen Kalender. Es iſt unter dem Namen des <hi rendition="#b">Schraubenmikrometers</hi> bekannt. Ein meſſingener Ring <hi rendition="#aq">ABMN,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Fig. 43., der an der Stelle des Brennpunkts der Glaͤſer um das Fernrohr gelegt wird, hat bey <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> Schraubenmuttern, in welche die Schrauben <hi rendition="#aq">FD, EC</hi> paſſen, welche man ſo weit hineinſchrauben kan, daß ihre Enden <hi rendition="#aq">F</hi> und <hi rendition="#aq">E</hi> im Mittelpunkte des Geſichtsfeldes bey <hi rendition="#aq">O</hi> zuſammenkommen. <hi rendition="#aq">K</hi> und <hi rendition="#aq">L</hi> ſind runde Scheiben mit getheilten Kreiſen, und die Handhaben <hi rendition="#aq">CG, HD</hi> vertreten durch ihre Richtung die Stelle der Zeiger. Betrachtet man nun durch dieſes Fernrohr z. B. den Durchmeſſer eines Planeten, ſo kan man die Schrauben ſo ſtellen, daß ihre Enden <hi rendition="#aq">E</hi> und <hi rendition="#aq">F</hi> das Bild deſſelben zwiſchen ſich enthalten. Alsdann ſchraubt man <hi rendition="#aq">E</hi> und <hi rendition="#aq">F</hi> zuſammen, und zaͤhlt die dazu noͤthigen Umdrehungen, wobey dis Stellung der Handhaben <hi rendition="#aq">CG, HD</hi> gegen die getheilten Scheiben <hi rendition="#aq">K</hi> und <hi rendition="#aq">L,</hi> noch halbe, Viertel-Achtel-Umdrehungen u. ſ. w. angiebt. So weiß man die Groͤße des Bildes in Umdrehungen der Schraube.</p> <p>Der Werth jeder Umdrehung laͤßt ſich zwar aus der Brennweite des Objectivglaſes und der Weite der Schraubengaͤnge durch bloße Rechnung finden (ſ. <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> aſtron. Abhandl. 2te Samml. S. 311. u. f.); es iſt aber ſicherer, ihn durch wirkliche Erfahrung zu beſtimmen. Hiezu braucht man den Sonnendurchmeſſer, oder bekannte Weiten von Firſternen, oder die Zeit, die ein Firſtern noͤthig hat, um durch die taͤgliche Bewegung von einer Schraube zur andern gefuͤhrt zu werden, oder endlich auch die ſcheinbare Groͤße eines irdiſchen Gegenſtandes, deſſen Entfernung bekannt iſt. Herr <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> lehrt (a. a. O. S. 319.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [209/0215]
parallelen Faͤden iſt in der praktiſchen Sternkunde nachher ſehr in Gebrauch gekommen, und wird mit einigen dabey angebrachten Verbeſſerungen beym Smith (Lehrbegrif der Optik, durch Kaͤſtner, III. Buch, 8 Cap. §. 135. u. f.) umſtaͤndlich beſchrieben.
Ein anderes ſehr einfaches und wohlfeiles Mikrometer erfand Gottfried Kirch zu Berlin im Jahre 1679, und beſchricb es zuerſt in ſeinem 1696 herausgegebnen Kalender. Es iſt unter dem Namen des Schraubenmikrometers bekannt. Ein meſſingener Ring ABMN, Taf. XVI. Fig. 43., der an der Stelle des Brennpunkts der Glaͤſer um das Fernrohr gelegt wird, hat bey A und B Schraubenmuttern, in welche die Schrauben FD, EC paſſen, welche man ſo weit hineinſchrauben kan, daß ihre Enden F und E im Mittelpunkte des Geſichtsfeldes bey O zuſammenkommen. K und L ſind runde Scheiben mit getheilten Kreiſen, und die Handhaben CG, HD vertreten durch ihre Richtung die Stelle der Zeiger. Betrachtet man nun durch dieſes Fernrohr z. B. den Durchmeſſer eines Planeten, ſo kan man die Schrauben ſo ſtellen, daß ihre Enden E und F das Bild deſſelben zwiſchen ſich enthalten. Alsdann ſchraubt man E und F zuſammen, und zaͤhlt die dazu noͤthigen Umdrehungen, wobey dis Stellung der Handhaben CG, HD gegen die getheilten Scheiben K und L, noch halbe, Viertel-Achtel-Umdrehungen u. ſ. w. angiebt. So weiß man die Groͤße des Bildes in Umdrehungen der Schraube.
Der Werth jeder Umdrehung laͤßt ſich zwar aus der Brennweite des Objectivglaſes und der Weite der Schraubengaͤnge durch bloße Rechnung finden (ſ. Kaͤſtner aſtron. Abhandl. 2te Samml. S. 311. u. f.); es iſt aber ſicherer, ihn durch wirkliche Erfahrung zu beſtimmen. Hiezu braucht man den Sonnendurchmeſſer, oder bekannte Weiten von Firſternen, oder die Zeit, die ein Firſtern noͤthig hat, um durch die taͤgliche Bewegung von einer Schraube zur andern gefuͤhrt zu werden, oder endlich auch die ſcheinbare Groͤße eines irdiſchen Gegenſtandes, deſſen Entfernung bekannt iſt. Herr Kaͤſtner lehrt (a. a. O. S. 319.
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