beträgt nur 28, bisweilen nur 18 Grad. Wenn er in dieser Entfernung auf der Abendseite der Sonne steht und des Morgens sichrbar ist, so geht er rechtläufig wieder zur Sonne, und tritt mit ihr in die obere Conjunction. Alsoann ist sein Lauf am schnellsten, und er setzt denselben mit abnehmender Geschwindigkeit auf der Morgenseite so lang fort, bis er hier wiederum die größte Elongation erreicht. In dieser steht er eine kurze Zeit still, wird dann rückläufig, und kehrt mit immer wachsender Geschwindigkeit zur untern Conjunction mit der Sonne zurück. Zu dieser Zeit sieht man ihn bisweilen als einen kleinen schwarzen Flecken, von Morgen gegen Abend, vor der Sonnenscheibe vorübergehen. Er entfernt sich alsdann auf der Abendseite der Sonne mit abnehmender Geschwindigkeit immer weiter von ihr, bis er in der größten Elongation wieder stillsteht, und aufs neue rechtläufig wird. Einen solchen Umlauf vollendet er dem Scheine nach in 116 Tagen, als ein beständiger Begleiter der Sonne.
Schon die alten Astronomen haben hieraus richtig geschlossen, daß Merkur nicht weit von der Sonne abstehe, und beständig um dieselbe umlaufe. Er gehört demnach zu den untern Planeten, welche der Sonne näher, als die Erde sind, und deren Bahnen von der Erdbahn umschlossen werden. Er ist, von der Sonne aus gerechnet, der erste Planet. Seine Bahn um die Sonne ist elliptisch, und ihre Ebne macht mit der Ebne der Erdbahn einen Winkel von 7 Graden.
Die Eccentricität der Merkursbahn ist ungemein beträchtlich. Sein größter Abstand von der Sonne verhält sich zum kleinsten, wie 47 zu 31, oder fast wie 3 zu 2. Dies macht, daß sein Lauf von der Erde aus sehr ungleich erscheint, und seine Ausweichungen von der Sonne bald größer bald kleiner werden. Der mittlere Abstand Merkurs von der Sonne beträgt etwa 2/5 (genauer 0,3871) des Abstands der Erde. Man kan also se ne Bahn mit einem Kreise vergleichen, dessen Halbmesser 2/5 vom Halbmesser der Erdbahn beträgt, dessen Mittelpunkt aber nicht
betraͤgt nur 28, bisweilen nur 18 Grad. Wenn er in dieſer Entfernung auf der Abendſeite der Sonne ſteht und des Morgens ſichrbar iſt, ſo geht er rechtlaͤufig wieder zur Sonne, und tritt mit ihr in die obere Conjunction. Alsoann iſt ſein Lauf am ſchnellſten, und er ſetzt denſelben mit abnehmender Geſchwindigkeit auf der Morgenſeite ſo lang fort, bis er hier wiederum die groͤßte Elongation erreicht. In dieſer ſteht er eine kurze Zeit ſtill, wird dann ruͤcklaͤufig, und kehrt mit immer wachſender Geſchwindigkeit zur untern Conjunction mit der Sonne zuruͤck. Zu dieſer Zeit ſieht man ihn bisweilen als einen kleinen ſchwarzen Flecken, von Morgen gegen Abend, vor der Sonnenſcheibe voruͤbergehen. Er entfernt ſich alsdann auf der Abendſeite der Sonne mit abnehmender Geſchwindigkeit immer weiter von ihr, bis er in der groͤßten Elongation wieder ſtillſteht, und aufs neue rechtlaͤufig wird. Einen ſolchen Umlauf vollendet er dem Scheine nach in 116 Tagen, als ein beſtaͤndiger Begleiter der Sonne.
Schon die alten Aſtronomen haben hieraus richtig geſchloſſen, daß Merkur nicht weit von der Sonne abſtehe, und beſtaͤndig um dieſelbe umlaufe. Er gehoͤrt demnach zu den untern Planeten, welche der Sonne naͤher, als die Erde ſind, und deren Bahnen von der Erdbahn umſchloſſen werden. Er iſt, von der Sonne aus gerechnet, der erſte Planet. Seine Bahn um die Sonne iſt elliptiſch, und ihre Ebne macht mit der Ebne der Erdbahn einen Winkel von 7 Graden.
Die Eccentricitaͤt der Merkursbahn iſt ungemein betraͤchtlich. Sein groͤßter Abſtand von der Sonne verhaͤlt ſich zum kleinſten, wie 47 zu 31, oder faſt wie 3 zu 2. Dies macht, daß ſein Lauf von der Erde aus ſehr ungleich erſcheint, und ſeine Ausweichungen von der Sonne bald groͤßer bald kleiner werden. Der mittlere Abſtand Merkurs von der Sonne betraͤgt etwa 2/5 (genauer 0,3871) des Abſtands der Erde. Man kan alſo ſe ne Bahn mit einem Kreiſe vergleichen, deſſen Halbmeſſer 2/5 vom Halbmeſſer der Erdbahn betraͤgt, deſſen Mittelpunkt aber nicht
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betraͤgt nur 28, bisweilen nur 18 Grad. Wenn er in dieſer Entfernung auf der Abendſeite der Sonne ſteht und des Morgens ſichrbar iſt, ſo geht er rechtlaͤufig wieder zur Sonne, und tritt mit ihr in die obere Conjunction. Alsoann iſt ſein Lauf am ſchnellſten, und er ſetzt denſelben mit abnehmender Geſchwindigkeit auf der Morgenſeite ſo lang fort, bis er hier wiederum die groͤßte Elongation erreicht. In dieſer ſteht er eine kurze Zeit ſtill, wird dann ruͤcklaͤufig, und kehrt mit immer wachſender Geſchwindigkeit zur untern Conjunction mit der Sonne zuruͤck. Zu dieſer Zeit ſieht man ihn bisweilen als einen kleinen ſchwarzen Flecken, von Morgen gegen Abend, vor der Sonnenſcheibe voruͤbergehen. Er entfernt ſich alsdann auf der Abendſeite der Sonne mit abnehmender Geſchwindigkeit immer weiter von ihr, bis er in der groͤßten Elongation wieder ſtillſteht, und aufs neue rechtlaͤufig wird. Einen ſolchen Umlauf vollendet er dem Scheine nach in 116 Tagen, als ein beſtaͤndiger Begleiter der Sonne.
Schon die alten Aſtronomen haben hieraus richtig geſchloſſen, daß Merkur nicht weit von der Sonne abſtehe, und beſtaͤndig um dieſelbe umlaufe. Er gehoͤrt demnach zu den untern Planeten, welche der Sonne naͤher, als die Erde ſind, und deren Bahnen von der Erdbahn umſchloſſen werden. Er iſt, von der Sonne aus gerechnet, der erſte Planet. Seine Bahn um die Sonne iſt elliptiſch, und ihre Ebne macht mit der Ebne der Erdbahn einen Winkel von 7 Graden.
Die Eccentricitaͤt der Merkursbahn iſt ungemein betraͤchtlich. Sein groͤßter Abſtand von der Sonne verhaͤlt ſich zum kleinſten, wie 47 zu 31, oder faſt wie 3 zu 2. Dies macht, daß ſein Lauf von der Erde aus ſehr ungleich erſcheint, und ſeine Ausweichungen von der Sonne bald groͤßer bald kleiner werden. Der mittlere Abſtand Merkurs von der Sonne betraͤgt etwa 2/5 (genauer 0,3871) des Abſtands der Erde. Man kan alſo ſe ne Bahn mit einem Kreiſe vergleichen, deſſen Halbmeſſer 2/5 vom Halbmeſſer der Erdbahn betraͤgt, deſſen Mittelpunkt aber nicht
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/196>, abgerufen am 24.11.2024.
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