durchlaufen läßt. Bey Cooks Seereise im Jahr 1772 war diese Merhode auf beyden Schiffen angebracht, und gab jedesmal 120 Quart Wasser, welches aber für das Bedürfniß der Mannschast bey weitem nicht zugereicht hätte, wenn man sich auf dieses destillirte Wasser allein hätte verlassen sollen. So bequem diese Einrichtung ist, so gesteht doch Herr Forster, daß sie noch immer mehr Holz erfordere, als irgend ein Schiff mit sich führen kan, wenn man hinlängliches Trinkwasser dadurch erhalten wolle, daß sie also nur im Nothfall von wirklichem Nutzen seyn könne, welches inzwischen bey einer Aufgabe von dieser Art schon genug ist.
Ueber die Ursache der Salzigkeit des Seewassers sind die Meinungen sehr getheilt gewesen. Die Scholastiker leiteten sie nach dem Aristoteles(Meteor. II. 3.) von der Wirkung der Sonne, und den Ausdünstungen des trocknen Landes her, die mit dem Regen ins Meer fielen. Wenn dieses wäre, so müßte das Meer, der Erfahrung zuwider, oben salziger, als in der Tiefe, seyn. Halley(Philos. Trans. no. 344.) glaubte, das Salz komme aus den Flüssen. De Maison-Neuve (in Rozier Journal Nov. 1778.) leitet es ebenfalls von den Flüssen her, worinn es sich durch die von der Ebbe und Fluth verursachte Bewegung auflöse. Gleichwohl bemerkt man nicht, daß die Salzigkeit des Meers zunimmt, wie doch alsdann geschehen müßte, weil die Flüsse immer Salz zuführen würden, die Ausdünstung aber keines abführt. Andere behaupten, das Meer sey gesalzen erschaffen, oder das Salz werde in demselben erzeugt. Am wahrscheinlichsten erklärt man es aus den aufdem Grunde befindlichen Salzbergen und Salzlagern, welche nach und nach aufgelöset werden. Es wird zwar eingewendet, daß das Meer dann mit Salz gesättigt seyn müsse; vielleicht aber ist es auch in den größten Tiefen. wo es Salzbänke berührt, wirklich gesättigt, und theilt nur seinen Gehalt dem obern Wasser aus Mangel an Bewegung nicht mit; so wie ruhig stehendes Wasser in Gefäßen nur wenig Salz auflöset, und auf der Oberfläche kaum einigen Gcschmack davon erhält. Uebrigens nützt das Salz dem Meere dazu, daß dieses größere Lasten trägt und nicht so leicht gesrieret. Einige setzen
durchlaufen laͤßt. Bey Cooks Seereiſe im Jahr 1772 war dieſe Merhode auf beyden Schiffen angebracht, und gab jedesmal 120 Quart Waſſer, welches aber fuͤr das Beduͤrfniß der Mannſchaſt bey weitem nicht zugereicht haͤtte, wenn man ſich auf dieſes deſtillirte Waſſer allein haͤtte verlaſſen ſollen. So bequem dieſe Einrichtung iſt, ſo geſteht doch Herr Forſter, daß ſie noch immer mehr Holz erfordere, als irgend ein Schiff mit ſich fuͤhren kan, wenn man hinlaͤngliches Trinkwaſſer dadurch erhalten wolle, daß ſie alſo nur im Nothfall von wirklichem Nutzen ſeyn koͤnne, welches inzwiſchen bey einer Aufgabe von dieſer Art ſchon genug iſt.
Ueber die Urſache der Salzigkeit des Seewaſſers ſind die Meinungen ſehr getheilt geweſen. Die Scholaſtiker leiteten ſie nach dem Ariſtoteles(Meteor. II. 3.) von der Wirkung der Sonne, und den Ausduͤnſtungen des trocknen Landes her, die mit dem Regen ins Meer fielen. Wenn dieſes waͤre, ſo muͤßte das Meer, der Erfahrung zuwider, oben ſalziger, als in der Tiefe, ſeyn. Halley(Philoſ. Trans. no. 344.) glaubte, das Salz komme aus den Fluͤſſen. De Maiſon-Neuve (in Rozier Journal Nov. 1778.) leitet es ebenfalls von den Fluͤſſen her, worinn es ſich durch die von der Ebbe und Fluth verurſachte Bewegung aufloͤſe. Gleichwohl bemerkt man nicht, daß die Salzigkeit des Meers zunimmt, wie doch alsdann geſchehen muͤßte, weil die Fluͤſſe immer Salz zufuͤhren wuͤrden, die Ausduͤnſtung aber keines abfuͤhrt. Andere behaupten, das Meer ſey geſalzen erſchaffen, oder das Salz werde in demſelben erzeugt. Am wahrſcheinlichſten erklaͤrt man es aus den aufdem Grunde befindlichen Salzbergen und Salzlagern, welche nach und nach aufgeloͤſet werden. Es wird zwar eingewendet, daß das Meer dann mit Salz geſaͤttigt ſeyn muͤſſe; vielleicht aber iſt es auch in den groͤßten Tiefen. wo es Salzbaͤnke beruͤhrt, wirklich geſaͤttigt, und theilt nur ſeinen Gehalt dem obern Waſſer aus Mangel an Bewegung nicht mit; ſo wie ruhig ſtehendes Waſſer in Gefaͤßen nur wenig Salz aufloͤſet, und auf der Oberflaͤche kaum einigen Gcſchmack davon erhaͤlt. Uebrigens nuͤtzt das Salz dem Meere dazu, daß dieſes groͤßere Laſten traͤgt und nicht ſo leicht geſrieret. Einige ſetzen
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durchlaufen laͤßt. Bey Cooks Seereiſe im Jahr 1772 war dieſe Merhode auf beyden Schiffen angebracht, und gab jedesmal 120 Quart Waſſer, welches aber fuͤr das Beduͤrfniß der Mannſchaſt bey weitem nicht zugereicht haͤtte, wenn man ſich auf dieſes deſtillirte Waſſer allein haͤtte verlaſſen ſollen. So bequem dieſe Einrichtung iſt, ſo geſteht doch Herr Forſter, daß ſie noch immer mehr Holz erfordere, als irgend ein Schiff mit ſich fuͤhren kan, wenn man hinlaͤngliches Trinkwaſſer dadurch erhalten wolle, daß ſie alſo nur im Nothfall von wirklichem Nutzen ſeyn koͤnne, welches inzwiſchen bey einer Aufgabe von dieſer Art ſchon genug iſt.
Ueber die Urſache der Salzigkeit des Seewaſſers ſind die Meinungen ſehr getheilt geweſen. Die Scholaſtiker leiteten ſie nach dem Ariſtoteles (Meteor. II. 3.) von der Wirkung der Sonne, und den Ausduͤnſtungen des trocknen Landes her, die mit dem Regen ins Meer fielen. Wenn dieſes waͤre, ſo muͤßte das Meer, der Erfahrung zuwider, oben ſalziger, als in der Tiefe, ſeyn. Halley (Philoſ. Trans. no. 344.) glaubte, das Salz komme aus den Fluͤſſen. De Maiſon-Neuve (in Rozier Journal Nov. 1778.) leitet es ebenfalls von den Fluͤſſen her, worinn es ſich durch die von der Ebbe und Fluth verurſachte Bewegung aufloͤſe. Gleichwohl bemerkt man nicht, daß die Salzigkeit des Meers zunimmt, wie doch alsdann geſchehen muͤßte, weil die Fluͤſſe immer Salz zufuͤhren wuͤrden, die Ausduͤnſtung aber keines abfuͤhrt. Andere behaupten, das Meer ſey geſalzen erſchaffen, oder das Salz werde in demſelben erzeugt. Am wahrſcheinlichſten erklaͤrt man es aus den aufdem Grunde befindlichen Salzbergen und Salzlagern, welche nach und nach aufgeloͤſet werden. Es wird zwar eingewendet, daß das Meer dann mit Salz geſaͤttigt ſeyn muͤſſe; vielleicht aber iſt es auch in den groͤßten Tiefen. wo es Salzbaͤnke beruͤhrt, wirklich geſaͤttigt, und theilt nur ſeinen Gehalt dem obern Waſſer aus Mangel an Bewegung nicht mit; ſo wie ruhig ſtehendes Waſſer in Gefaͤßen nur wenig Salz aufloͤſet, und auf der Oberflaͤche kaum einigen Gcſchmack davon erhaͤlt. Uebrigens nuͤtzt das Salz dem Meere dazu, daß dieſes groͤßere Laſten traͤgt und nicht ſo leicht geſrieret. Einige ſetzen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/187>, abgerufen am 16.02.2025.
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