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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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und führte den Grundsatz ein, daß das Vermögen einer bewegenden Kraft dem Producte der bewegten Masse in ihre Geschwindigkeit gleich sey. Er erkannte, daß jede Bewegung mit unveränderter Richtung und Geschwindigkeit fortdauern müsse, und daß krummlinichte Bemegungen nicht anders, als durch beständige Einwirkung einer ablenkenden Ursache entstehen könnten. Desto irriger sind seine Meinungen von den Gesetzen des Stoßes. Sie beruhen aufdem Grundsatze, daß in der Körperwelt immer eine gleiche Summe von Bewegung erhalten werde, wobey aber Descartes Bewegung nach entgegengesetzten Richtungen nicht gehörig unterscheidet, sondern vielmehr jede Bewegung der Ruhe entgegensetzt, und der letztern eine besondere Kraft beylegt -- Ideen, welche nothwendig auf falsche Folgen führen mußten. Die wahren Gesetze des Stoßes oder der mitgetheilten Bewegung wurden bald darauf von Wallis, Wrenn und Huygens entdeckt, und in den ersten Numern der philosophischen Transactionen bekannt gemacht, s. Stoß. Wallis (Mechanica, s. de motu tract. geom. Oxon. 1669. fol. et in Opp. Vol. I.) trug die bis auf seine Zeit gemachten Erfindungen vollständig zusammen.

Huygens bereicherte diese Wissenschaft mit verschiedenen neuen Theorien. Er wandte zuerst das Pendel an, um den Gang der Uhren gleichförmig zu machen; er entdeckte die merkwürdigen Eigenschaften, welche der Cykloide hiebey zukommen; er erweiterte und berichtigte die Theorien vom Mittelpunkte des Schwunges und des Stoßes, und ersand die Sätze von der Schwungkraft im Kreise, s. Centralkräfte (Th. I. S. 496. u. f. ingl. S. 500.).

Endlich vollendete Newton durch seine Entdeckungen das Gebäude der höhern Mechanik, das er in seinem unsterblichen Werke (Philosophiae naturalis principia mathematica. Lond. 1687. 4.) aufgeführt, und der Mechanik der Himmelskörper oder der physischen Astronomie zum Grunde gelegt hat. Er behandelte die Lehre von den krummlinichten Centralbewegungen in der größten Allgemeinheit, fand durch Anwendungen der erhabensten Geometrie ihre Gesetze, und entwarf zuerst eine vollständige Theorie der


und fuͤhrte den Grundſatz ein, daß das Vermoͤgen einer bewegenden Kraft dem Producte der bewegten Maſſe in ihre Geſchwindigkeit gleich ſey. Er erkannte, daß jede Bewegung mit unveraͤnderter Richtung und Geſchwindigkeit fortdauern muͤſſe, und daß krummlinichte Bemegungen nicht anders, als durch beſtaͤndige Einwirkung einer ablenkenden Urſache entſtehen koͤnnten. Deſto irriger ſind ſeine Meinungen von den Geſetzen des Stoßes. Sie beruhen aufdem Grundſatze, daß in der Koͤrperwelt immer eine gleiche Summe von Bewegung erhalten werde, wobey aber Descartes Bewegung nach entgegengeſetzten Richtungen nicht gehoͤrig unterſcheidet, ſondern vielmehr jede Bewegung der Ruhe entgegenſetzt, und der letztern eine beſondere Kraft beylegt — Ideen, welche nothwendig auf falſche Folgen fuͤhren mußten. Die wahren Geſetze des Stoßes oder der mitgetheilten Bewegung wurden bald darauf von Wallis, Wrenn und Huygens entdeckt, und in den erſten Numern der philoſophiſchen Transactionen bekannt gemacht, ſ. Stoß. Wallis (Mechanica, ſ. de motu tract. geom. Oxon. 1669. fol. et in Opp. Vol. I.) trug die bis auf ſeine Zeit gemachten Erfindungen vollſtaͤndig zuſammen.

Huygens bereicherte dieſe Wiſſenſchaft mit verſchiedenen neuen Theorien. Er wandte zuerſt das Pendel an, um den Gang der Uhren gleichfoͤrmig zu machen; er entdeckte die merkwuͤrdigen Eigenſchaften, welche der Cykloide hiebey zukommen; er erweiterte und berichtigte die Theorien vom Mittelpunkte des Schwunges und des Stoßes, und erſand die Saͤtze von der Schwungkraft im Kreiſe, ſ. Centralkraͤfte (Th. I. S. 496. u. f. ingl. S. 500.).

Endlich vollendete Newton durch ſeine Entdeckungen das Gebaͤude der hoͤhern Mechanik, das er in ſeinem unſterblichen Werke (Philoſophiae naturalis principia mathematica. Lond. 1687. 4.) aufgefuͤhrt, und der Mechanik der Himmelskoͤrper oder der phyſiſchen Aſtronomie zum Grunde gelegt hat. Er behandelte die Lehre von den krummlinichten Centralbewegungen in der groͤßten Allgemeinheit, fand durch Anwendungen der erhabenſten Geometrie ihre Geſetze, und entwarf zuerſt eine vollſtaͤndige Theorie der

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[171/0177] und fuͤhrte den Grundſatz ein, daß das Vermoͤgen einer bewegenden Kraft dem Producte der bewegten Maſſe in ihre Geſchwindigkeit gleich ſey. Er erkannte, daß jede Bewegung mit unveraͤnderter Richtung und Geſchwindigkeit fortdauern muͤſſe, und daß krummlinichte Bemegungen nicht anders, als durch beſtaͤndige Einwirkung einer ablenkenden Urſache entſtehen koͤnnten. Deſto irriger ſind ſeine Meinungen von den Geſetzen des Stoßes. Sie beruhen aufdem Grundſatze, daß in der Koͤrperwelt immer eine gleiche Summe von Bewegung erhalten werde, wobey aber Descartes Bewegung nach entgegengeſetzten Richtungen nicht gehoͤrig unterſcheidet, ſondern vielmehr jede Bewegung der Ruhe entgegenſetzt, und der letztern eine beſondere Kraft beylegt — Ideen, welche nothwendig auf falſche Folgen fuͤhren mußten. Die wahren Geſetze des Stoßes oder der mitgetheilten Bewegung wurden bald darauf von Wallis, Wrenn und Huygens entdeckt, und in den erſten Numern der philoſophiſchen Transactionen bekannt gemacht, ſ. Stoß. Wallis (Mechanica, ſ. de motu tract. geom. Oxon. 1669. fol. et in Opp. Vol. I.) trug die bis auf ſeine Zeit gemachten Erfindungen vollſtaͤndig zuſammen. Huygens bereicherte dieſe Wiſſenſchaft mit verſchiedenen neuen Theorien. Er wandte zuerſt das Pendel an, um den Gang der Uhren gleichfoͤrmig zu machen; er entdeckte die merkwuͤrdigen Eigenſchaften, welche der Cykloide hiebey zukommen; er erweiterte und berichtigte die Theorien vom Mittelpunkte des Schwunges und des Stoßes, und erſand die Saͤtze von der Schwungkraft im Kreiſe, ſ. Centralkraͤfte (Th. I. S. 496. u. f. ingl. S. 500.). Endlich vollendete Newton durch ſeine Entdeckungen das Gebaͤude der hoͤhern Mechanik, das er in ſeinem unſterblichen Werke (Philoſophiae naturalis principia mathematica. Lond. 1687. 4.) aufgefuͤhrt, und der Mechanik der Himmelskoͤrper oder der phyſiſchen Aſtronomie zum Grunde gelegt hat. Er behandelte die Lehre von den krummlinichten Centralbewegungen in der groͤßten Allgemeinheit, fand durch Anwendungen der erhabenſten Geometrie ihre Geſetze, und entwarf zuerſt eine vollſtaͤndige Theorie der

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/177>, abgerufen am 24.11.2024.