über die Rechenkunst (Quaestiones arithmeticae), die sich größtentheils mit den unbestimmten Aufgaben beschäftigen, und wovon noch sieben übrig sind, Pappus, der Urheber schätzbarer mathematischer Sammlungen (Collectiones mathematicae) und Theon, der Commentator des Euklids, besonders auszeichuen. Von der Trigonometrie der Alten nden sich Proben im Almagest des Ptolemäus, und die Sphärik hat Theodosius in drey Büchern vortreflich abgehandelt. Auch Proclus, ein Neoplatoniker zu Athen im 5ten Jahrhunderte nach C. G. verdient in der Geschichte der reinen Mathematik wegen seines Commentars über das erste Buch des Euklides genannt zu werden.
Bey den Römern hielt zuerst der kriegerische Geist der Nation, dann die Verachtung gegen Griechen und griechische Wissenschaften, und zuletzt der überhandnehmende Lurus, den Fortgang der mathematischen Wissenschaften sehr zurück, worüber sich auch die aufgeklärtern Römer selbst beklagt haben. Ticero(Tuse. Disp. I. 1.), wo er die Verdienste der Griechen und Römer gegen einander hält, sagt: "In summo apud "illos (Graecos) honore geometria fuit. Itaque ni"hil mathematicis illustrius. At nos metiendi ratio"cinandique vtilitate huius artis modum terminaui"mus."
Im mittlern Zeitalter erhielten sich die mathematischen Wissenschaften bey den Arabern oder Saracenen, denen wir die Ueberlieferung dieser Kenntnisse an den Occident nebst verschiedenen Erweiterungen der Wissenschaft selbst zu verdanken haben. Sie übersetzten die Werke des Euklid, Archimed, Apollonius u.a.m. in ihre Sprache, commentirten über dieselben, gaben der Trigonometrie eine bessere Gestalt, und führten in der Rechenkunst die von den Indianern entlehnte Bezeichnung mit zehn Ziffern ein, welche der neuern praktischen Arithmetik so große Vorzüge vor der alten verschaft hat. Auch brachten sie es zuerst zu einiger Vollkommenheit in der Algebra, einer Wissenschaft,
uͤber die Rechenkunſt (Quaeſtiones arithmeticae), die ſich groͤßtentheils mit den unbeſtimmten Aufgaben beſchaͤftigen, und wovon noch ſieben uͤbrig ſind, Pappus, der Urheber ſchaͤtzbarer mathematiſcher Sammlungen (Collectiones mathematicae) und Theon, der Commentator des Euklids, beſonders auszeichuen. Von der Trigonometrie der Alten nden ſich Proben im Almageſt des Ptolemaͤus, und die Sphaͤrik hat Theodoſius in drey Buͤchern vortreflich abgehandelt. Auch Proclus, ein Neoplatoniker zu Athen im 5ten Jahrhunderte nach C. G. verdient in der Geſchichte der reinen Mathematik wegen ſeines Commentars uͤber das erſte Buch des Euklides genannt zu werden.
Bey den Roͤmern hielt zuerſt der kriegeriſche Geiſt der Nation, dann die Verachtung gegen Griechen und griechiſche Wiſſenſchaften, und zuletzt der uͤberhandnehmende Lurus, den Fortgang der mathematiſchen Wiſſenſchaften ſehr zuruͤck, woruͤber ſich auch die aufgeklaͤrtern Roͤmer ſelbſt beklagt haben. Ticero(Tuſe. Diſp. I. 1.), wo er die Verdienſte der Griechen und Roͤmer gegen einander haͤlt, ſagt: ”In ſummo apud ”illos (Graecos) honore geometria fuit. Itaque ni”hil mathematicis illuſtrius. At nos metiendi ratio”cinandique vtilitate huius artis modum terminaui”mus.“
Im mittlern Zeitalter erhielten ſich die mathematiſchen Wiſſenſchaften bey den Arabern oder Saracenen, denen wir die Ueberlieferung dieſer Kenntniſſe an den Occident nebſt verſchiedenen Erweiterungen der Wiſſenſchaft ſelbſt zu verdanken haben. Sie uͤberſetzten die Werke des Euklid, Archimed, Apollonius u.a.m. in ihre Sprache, commentirten uͤber dieſelben, gaben der Trigonometrie eine beſſere Geſtalt, und fuͤhrten in der Rechenkunſt die von den Indianern entlehnte Bezeichnung mit zehn Ziffern ein, welche der neuern praktiſchen Arithmetik ſo große Vorzuͤge vor der alten verſchaft hat. Auch brachten ſie es zuerſt zu einiger Vollkommenheit in der Algebra, einer Wiſſenſchaft,
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uͤber die Rechenkunſt (Quaeſtiones arithmeticae), die ſich groͤßtentheils mit den unbeſtimmten Aufgaben beſchaͤftigen, und wovon noch ſieben uͤbrig ſind, Pappus, der Urheber ſchaͤtzbarer mathematiſcher Sammlungen (Collectiones mathematicae) und Theon, der Commentator des Euklids, beſonders auszeichuen. Von der Trigonometrie der Alten nden ſich Proben im Almageſt des Ptolemaͤus, und die Sphaͤrik hat Theodoſius in drey Buͤchern vortreflich abgehandelt. Auch Proclus, ein Neoplatoniker zu Athen im 5ten Jahrhunderte nach C. G. verdient in der Geſchichte der reinen Mathematik wegen ſeines Commentars uͤber das erſte Buch des Euklides genannt zu werden.
Bey den Roͤmern hielt zuerſt der kriegeriſche Geiſt der Nation, dann die Verachtung gegen Griechen und griechiſche Wiſſenſchaften, und zuletzt der uͤberhandnehmende Lurus, den Fortgang der mathematiſchen Wiſſenſchaften ſehr zuruͤck, woruͤber ſich auch die aufgeklaͤrtern Roͤmer ſelbſt beklagt haben. Ticero (Tuſe. Diſp. I. 1.), wo er die Verdienſte der Griechen und Roͤmer gegen einander haͤlt, ſagt: ”In ſummo apud ”illos (Graecos) honore geometria fuit. Itaque ni”hil mathematicis illuſtrius. At nos metiendi ratio”cinandique vtilitate huius artis modum terminaui”mus.“
Im mittlern Zeitalter erhielten ſich die mathematiſchen Wiſſenſchaften bey den Arabern oder Saracenen, denen wir die Ueberlieferung dieſer Kenntniſſe an den Occident nebſt verſchiedenen Erweiterungen der Wiſſenſchaft ſelbſt zu verdanken haben. Sie uͤberſetzten die Werke des Euklid, Archimed, Apollonius u.a.m. in ihre Sprache, commentirten uͤber dieſelben, gaben der Trigonometrie eine beſſere Geſtalt, und fuͤhrten in der Rechenkunſt die von den Indianern entlehnte Bezeichnung mit zehn Ziffern ein, welche der neuern praktiſchen Arithmetik ſo große Vorzuͤge vor der alten verſchaft hat. Auch brachten ſie es zuerſt zu einiger Vollkommenheit in der Algebra, einer Wiſſenſchaft,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/169>, abgerufen am 21.11.2024.
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