Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Auch die Geschützkunst, ingleichen die Kriegs- und die bürgerliche Baukunst werden in einigen Lehrbüchern der angewandten Mathematik mit abgrhandelt. Da sie aber eine Menge Kenntnisse, die nicht mathematisch sind, erfordern, so betrachten Andere sie lieber als besondere Wissenschaften, oder setzen aus ihnen noch einen nenen Haupttheil unter dem Namen der vermischten Mathematik zusammen. Die Anwendungen der Größenlehre erstrecken sich sogar auf Dinge, die nicht sinnlich sind, auf Berechnung der Wahrscheinlichkeiten und Hofnungen bey Spielen, Leibrentengesellschaften, Wittwencassen u. dgl. Fast von allen menschlichen Verrichtungen und Anstalten beruht ein Theil auf mathematischen Gründen, und ob gleich unzählige Künstler und Handwerker die Vorschriften richtig beobachten, ohne ihre Gründe zu kennen, so wird doch gewiß derjenige gründlicher und sicherer zu Werke gehen, der sich auch die mathematische Kenntniß der Gründe erworben hat. Scharfsinnige Handwerker erfinden oder entwickeln sich oft mathematische Sätze und Regeln, und besitzen dadurch eine Art von natürlicher Mathematik, die sie zum Gebrauch ihres Berufs sehr wohl anzuwenden wissen. Man kan über den weirläuftigen Umfang und die Eintheilungen der reinen sowohl als der angewandten Mathematik die vortreflichen Schriften von Büsch (Encyclopädie der historischen, philosophischen und mathematischen Wissens. nach dem Grundrisse des sel. Reimarus, Hamburg, 1775. gr. 8.) und Sulzer (Kurzer Begrif aller Wissenschaften und anderer Theile der Gelehrsamkeit, Berlin, 1778. 8.) nachlesen.
Auch die Geſchuͤtzkunſt, ingleichen die Kriegs- und die buͤrgerliche Baukunſt werden in einigen Lehrbuͤchern der angewandten Mathematik mit abgrhandelt. Da ſie aber eine Menge Kenntniſſe, die nicht mathematiſch ſind, erfordern, ſo betrachten Andere ſie lieber als beſondere Wiſſenſchaften, oder ſetzen aus ihnen noch einen nenen Haupttheil unter dem Namen der vermiſchten Mathematik zuſammen. Die Anwendungen der Groͤßenlehre erſtrecken ſich ſogar auf Dinge, die nicht ſinnlich ſind, auf Berechnung der Wahrſcheinlichkeiten und Hofnungen bey Spielen, Leibrentengeſellſchaften, Wittwencaſſen u. dgl. Faſt von allen menſchlichen Verrichtungen und Anſtalten beruht ein Theil auf mathematiſchen Gruͤnden, und ob gleich unzaͤhlige Kuͤnſtler und Handwerker die Vorſchriften richtig beobachten, ohne ihre Gruͤnde zu kennen, ſo wird doch gewiß derjenige gruͤndlicher und ſicherer zu Werke gehen, der ſich auch die mathematiſche Kenntniß der Gruͤnde erworben hat. Scharfſinnige Handwerker erfinden oder entwickeln ſich oft mathematiſche Saͤtze und Regeln, und beſitzen dadurch eine Art von natuͤrlicher Mathematik, die ſie zum Gebrauch ihres Berufs ſehr wohl anzuwenden wiſſen. Man kan uͤber den weirlaͤuftigen Umfang und die Eintheilungen der reinen ſowohl als der angewandten Mathematik die vortreflichen Schriften von Buͤſch (Encyclopaͤdie der hiſtoriſchen, philoſophiſchen und mathematiſchen Wiſſenſ. nach dem Grundriſſe des ſel. Reimarus, Hamburg, 1775. gr. 8.) und Sulzer (Kurzer Begrif aller Wiſſenſchaften und anderer Theile der Gelehrſamkeit, Berlin, 1778. 8.) nachleſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0165" xml:id="P.3.159" n="159"/><lb/> auch von Zeit zu Zeit neue Gegenſtaͤnde der mathematiſchen Betrachtung und neue Theile der angewandten Mathematik. Dies ſagte ſchon <hi rendition="#b">Baco</hi> <hi rendition="#aq">(De augm. ſcient. III. 6.)</hi> vorher. ”<hi rendition="#aq">Prout Phyſica,</hi> ſind ſeine Worte, <hi rendition="#aq">maiora in dies incrementa capiet et noua axiomata educet, eo mathematica novâ operâ in multis indigebit et plures demum fient Mathematicae mixtae.</hi> “ So haben zu dem Syſtem der angewandten Mathematik <hi rendition="#b">Wolf</hi> die <hi rendition="#b">Aerometrie, Lambert</hi> die <hi rendition="#b">Pyrometrie, Bouguer</hi> und <hi rendition="#b">Lambert</hi> die <hi rendition="#b">Photometrie</hi> hinzugeſetzt.</p> <p>Auch die <hi rendition="#b">Geſchuͤtzkunſt,</hi> ingleichen die <hi rendition="#b">Kriegs</hi>- und die <hi rendition="#b">buͤrgerliche Baukunſt</hi> werden in einigen Lehrbuͤchern der angewandten Mathematik mit abgrhandelt. Da ſie aber eine Menge Kenntniſſe, die nicht mathematiſch ſind, erfordern, ſo betrachten Andere ſie lieber als beſondere Wiſſenſchaften, oder ſetzen aus ihnen noch einen nenen Haupttheil unter dem Namen der <hi rendition="#b">vermiſchten Mathematik</hi> zuſammen. Die Anwendungen der Groͤßenlehre erſtrecken ſich ſogar auf Dinge, die nicht ſinnlich ſind, auf Berechnung der Wahrſcheinlichkeiten und Hofnungen bey Spielen, Leibrentengeſellſchaften, Wittwencaſſen u. dgl. Faſt von allen menſchlichen Verrichtungen und Anſtalten beruht ein Theil auf mathematiſchen Gruͤnden, und ob gleich unzaͤhlige Kuͤnſtler und Handwerker die Vorſchriften richtig beobachten, ohne ihre Gruͤnde zu kennen, ſo wird doch gewiß derjenige gruͤndlicher und ſicherer zu Werke gehen, der ſich auch die mathematiſche Kenntniß der Gruͤnde erworben hat. Scharfſinnige Handwerker erfinden oder entwickeln ſich oft mathematiſche Saͤtze und Regeln, und beſitzen dadurch eine Art von natuͤrlicher Mathematik, die ſie zum Gebrauch ihres Berufs ſehr wohl anzuwenden wiſſen. Man kan uͤber den weirlaͤuftigen Umfang und die Eintheilungen der reinen ſowohl als der angewandten Mathematik die vortreflichen Schriften von <hi rendition="#b">Buͤſch</hi> (Encyclopaͤdie der hiſtoriſchen, philoſophiſchen und mathematiſchen Wiſſenſ. nach dem Grundriſſe des ſel. Reimarus, Hamburg, 1775. gr. 8.) und <hi rendition="#b">Sulzer</hi> (Kurzer Begrif aller Wiſſenſchaften und anderer Theile der Gelehrſamkeit, Berlin, 1778. 8.) nachleſen.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0165]
auch von Zeit zu Zeit neue Gegenſtaͤnde der mathematiſchen Betrachtung und neue Theile der angewandten Mathematik. Dies ſagte ſchon Baco (De augm. ſcient. III. 6.) vorher. ”Prout Phyſica, ſind ſeine Worte, maiora in dies incrementa capiet et noua axiomata educet, eo mathematica novâ operâ in multis indigebit et plures demum fient Mathematicae mixtae. “ So haben zu dem Syſtem der angewandten Mathematik Wolf die Aerometrie, Lambert die Pyrometrie, Bouguer und Lambert die Photometrie hinzugeſetzt.
Auch die Geſchuͤtzkunſt, ingleichen die Kriegs- und die buͤrgerliche Baukunſt werden in einigen Lehrbuͤchern der angewandten Mathematik mit abgrhandelt. Da ſie aber eine Menge Kenntniſſe, die nicht mathematiſch ſind, erfordern, ſo betrachten Andere ſie lieber als beſondere Wiſſenſchaften, oder ſetzen aus ihnen noch einen nenen Haupttheil unter dem Namen der vermiſchten Mathematik zuſammen. Die Anwendungen der Groͤßenlehre erſtrecken ſich ſogar auf Dinge, die nicht ſinnlich ſind, auf Berechnung der Wahrſcheinlichkeiten und Hofnungen bey Spielen, Leibrentengeſellſchaften, Wittwencaſſen u. dgl. Faſt von allen menſchlichen Verrichtungen und Anſtalten beruht ein Theil auf mathematiſchen Gruͤnden, und ob gleich unzaͤhlige Kuͤnſtler und Handwerker die Vorſchriften richtig beobachten, ohne ihre Gruͤnde zu kennen, ſo wird doch gewiß derjenige gruͤndlicher und ſicherer zu Werke gehen, der ſich auch die mathematiſche Kenntniß der Gruͤnde erworben hat. Scharfſinnige Handwerker erfinden oder entwickeln ſich oft mathematiſche Saͤtze und Regeln, und beſitzen dadurch eine Art von natuͤrlicher Mathematik, die ſie zum Gebrauch ihres Berufs ſehr wohl anzuwenden wiſſen. Man kan uͤber den weirlaͤuftigen Umfang und die Eintheilungen der reinen ſowohl als der angewandten Mathematik die vortreflichen Schriften von Buͤſch (Encyclopaͤdie der hiſtoriſchen, philoſophiſchen und mathematiſchen Wiſſenſ. nach dem Grundriſſe des ſel. Reimarus, Hamburg, 1775. gr. 8.) und Sulzer (Kurzer Begrif aller Wiſſenſchaften und anderer Theile der Gelehrſamkeit, Berlin, 1778. 8.) nachleſen.
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