Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Noch mehr streitet es mit der allgemeinen Erfahrung, wenn man gewissen Materien eine sogenannte absoluts Leichtigkeit oder ein der Schwere enrgegengesetztes Bestreben, sich von der Erde zu entfernen, beylegen will. Was sollte alsdann die gänzliche Entweichung solcher Materien von unserm Erdballe verhindern? Ihre Vereinigung und Verwandtschaft mit den übrigen schweren Materien ist dazu nicht hinreichend. Die Natur bewirkt ja so viele Zersetzungen der Körper, bey weichen diese an sich leichten Stoffe von ihren Verbindungen srey werden. In diesem freyen Zustande müßten sie doch ihrem eignen Bestreben, zu steigen, ungehindert folgen, und dadurch endlich bis über die Grenzen des Luftkreises erhoben werden. So würden sich endlich Wärmestof, Phlogiston 2c. vom Erdballe gänzlich verlieren. Die Phänomene, welche man durch diese Leichtigkeit erklären will, z. B. die Verminderung des Gewichts beym Phlogististren, Reduciren der Metallkalke u. s. w. lassen ja noch andere Erklärungen zu, s. Phlogiston, Wärme, und nöthigen uns eben nicht, Materien anzunehmen, die, aller Induction zuwider, gar keine oder eine negative Schwere besitzen sollten. Die Gewichte der Körper geben unläugbar Verhältnisse ihrer schweren Masse, und also, wenn alle Materie schwer ist, auch ihrer ganzen Masse an. Man muß aber hiebey nicht die Gewichte im luftvollen Raume, welche blos relative sind, vergleichen, sondern die wahren Gewichte im luftleeren Raume, welche man findet, wenn man zu den vorigen das Gewicht der Luft, die der Körper aus der Stelle treibt, hinzusetzt. Doch ist das Gewicht dieser Luft in den meisten Fallen unbeträchtlich, und nur dann nicht zu vernachläßigen, wenn sehr leichte Körper dennoch einen großen Raum einnehmen, s. Gewicht.
Noch mehr ſtreitet es mit der allgemeinen Erfahrung, wenn man gewiſſen Materien eine ſogenannte abſoluts Leichtigkeit oder ein der Schwere enrgegengeſetztes Beſtreben, ſich von der Erde zu entfernen, beylegen will. Was ſollte alsdann die gaͤnzliche Entweichung ſolcher Materien von unſerm Erdballe verhindern? Ihre Vereinigung und Verwandtſchaft mit den uͤbrigen ſchweren Materien iſt dazu nicht hinreichend. Die Natur bewirkt ja ſo viele Zerſetzungen der Koͤrper, bey weichen dieſe an ſich leichten Stoffe von ihren Verbindungen ſrey werden. In dieſem freyen Zuſtande muͤßten ſie doch ihrem eignen Beſtreben, zu ſteigen, ungehindert folgen, und dadurch endlich bis uͤber die Grenzen des Luftkreiſes erhoben werden. So wuͤrden ſich endlich Waͤrmeſtof, Phlogiſton 2c. vom Erdballe gaͤnzlich verlieren. Die Phaͤnomene, welche man durch dieſe Leichtigkeit erklaͤren will, z. B. die Verminderung des Gewichts beym Phlogiſtiſtren, Reduciren der Metallkalke u. ſ. w. laſſen ja noch andere Erklaͤrungen zu, ſ. Phlogiſton, Waͤrme, und noͤthigen uns eben nicht, Materien anzunehmen, die, aller Induction zuwider, gar keine oder eine negative Schwere beſitzen ſollten. Die Gewichte der Koͤrper geben unlaͤugbar Verhaͤltniſſe ihrer ſchweren Maſſe, und alſo, wenn alle Materie ſchwer iſt, auch ihrer ganzen Maſſe an. Man muß aber hiebey nicht die Gewichte im luftvollen Raume, welche blos relative ſind, vergleichen, ſondern die wahren Gewichte im luftleeren Raume, welche man findet, wenn man zu den vorigen das Gewicht der Luft, die der Koͤrper aus der Stelle treibt, hinzuſetzt. Doch iſt das Gewicht dieſer Luft in den meiſten Fallen unbetraͤchtlich, und nur dann nicht zu vernachlaͤßigen, wenn ſehr leichte Koͤrper dennoch einen großen Raum einnehmen, ſ. Gewicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0151" xml:id="P.3.145" n="145"/><lb/> werden, und alſo nicht mit wiegen, oder wohl gar (wenn ſie eingeſchloſſen und ſpeciſiſch leichter, als die Luft, ſind) gehoben werden, und das Gewicht der Koͤrper zu vermindern ſcheinen. Es wuͤrde ſehr falſch ſeyn, aus einem ſolchen Phaͤnomen zu ſchließen, daß es in der dem Koͤrper <hi rendition="#b">zugehoͤrigen Materie</hi> Theile ohne Schwere gebe.</p> <p>Noch mehr ſtreitet es mit der allgemeinen Erfahrung, wenn man gewiſſen Materien eine ſogenannte abſoluts <hi rendition="#b">Leichtigkeit</hi> oder ein der Schwere enrgegengeſetztes Beſtreben, ſich von der Erde zu entfernen, beylegen will. Was ſollte alsdann die gaͤnzliche Entweichung ſolcher Materien von unſerm Erdballe verhindern? Ihre Vereinigung und Verwandtſchaft mit den uͤbrigen ſchweren Materien iſt dazu nicht hinreichend. Die Natur bewirkt ja ſo viele Zerſetzungen der Koͤrper, bey weichen dieſe an ſich leichten Stoffe von ihren Verbindungen ſrey werden. In dieſem freyen Zuſtande muͤßten ſie doch ihrem eignen Beſtreben, zu ſteigen, ungehindert folgen, und dadurch endlich bis uͤber die Grenzen des Luftkreiſes erhoben werden. So wuͤrden ſich endlich Waͤrmeſtof, Phlogiſton 2c. vom Erdballe gaͤnzlich verlieren. Die Phaͤnomene, welche man durch dieſe Leichtigkeit erklaͤren will, z. B. die Verminderung des Gewichts beym Phlogiſtiſtren, Reduciren der Metallkalke u. ſ. w. laſſen ja noch andere Erklaͤrungen zu, ſ. <hi rendition="#b">Phlogiſton, Waͤrme,</hi> und noͤthigen uns eben nicht, Materien anzunehmen, die, aller Induction zuwider, gar keine oder eine negative Schwere beſitzen ſollten.</p> <p>Die Gewichte der Koͤrper geben unlaͤugbar Verhaͤltniſſe ihrer ſchweren Maſſe, und alſo, wenn alle Materie ſchwer iſt, auch ihrer ganzen Maſſe an. Man muß aber hiebey nicht die Gewichte im luftvollen Raume, welche blos <hi rendition="#b">relative</hi> ſind, vergleichen, ſondern die wahren Gewichte im luftleeren Raume, welche man findet, wenn man zu den vorigen das Gewicht der Luft, die der Koͤrper aus der Stelle treibt, hinzuſetzt. Doch iſt das Gewicht dieſer Luft in den meiſten Fallen unbetraͤchtlich, und nur dann nicht zu vernachlaͤßigen, wenn ſehr leichte Koͤrper dennoch einen großen Raum einnehmen, ſ. <hi rendition="#b">Gewicht.</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0151]
werden, und alſo nicht mit wiegen, oder wohl gar (wenn ſie eingeſchloſſen und ſpeciſiſch leichter, als die Luft, ſind) gehoben werden, und das Gewicht der Koͤrper zu vermindern ſcheinen. Es wuͤrde ſehr falſch ſeyn, aus einem ſolchen Phaͤnomen zu ſchließen, daß es in der dem Koͤrper zugehoͤrigen Materie Theile ohne Schwere gebe.
Noch mehr ſtreitet es mit der allgemeinen Erfahrung, wenn man gewiſſen Materien eine ſogenannte abſoluts Leichtigkeit oder ein der Schwere enrgegengeſetztes Beſtreben, ſich von der Erde zu entfernen, beylegen will. Was ſollte alsdann die gaͤnzliche Entweichung ſolcher Materien von unſerm Erdballe verhindern? Ihre Vereinigung und Verwandtſchaft mit den uͤbrigen ſchweren Materien iſt dazu nicht hinreichend. Die Natur bewirkt ja ſo viele Zerſetzungen der Koͤrper, bey weichen dieſe an ſich leichten Stoffe von ihren Verbindungen ſrey werden. In dieſem freyen Zuſtande muͤßten ſie doch ihrem eignen Beſtreben, zu ſteigen, ungehindert folgen, und dadurch endlich bis uͤber die Grenzen des Luftkreiſes erhoben werden. So wuͤrden ſich endlich Waͤrmeſtof, Phlogiſton 2c. vom Erdballe gaͤnzlich verlieren. Die Phaͤnomene, welche man durch dieſe Leichtigkeit erklaͤren will, z. B. die Verminderung des Gewichts beym Phlogiſtiſtren, Reduciren der Metallkalke u. ſ. w. laſſen ja noch andere Erklaͤrungen zu, ſ. Phlogiſton, Waͤrme, und noͤthigen uns eben nicht, Materien anzunehmen, die, aller Induction zuwider, gar keine oder eine negative Schwere beſitzen ſollten.
Die Gewichte der Koͤrper geben unlaͤugbar Verhaͤltniſſe ihrer ſchweren Maſſe, und alſo, wenn alle Materie ſchwer iſt, auch ihrer ganzen Maſſe an. Man muß aber hiebey nicht die Gewichte im luftvollen Raume, welche blos relative ſind, vergleichen, ſondern die wahren Gewichte im luftleeren Raume, welche man findet, wenn man zu den vorigen das Gewicht der Luft, die der Koͤrper aus der Stelle treibt, hinzuſetzt. Doch iſt das Gewicht dieſer Luft in den meiſten Fallen unbetraͤchtlich, und nur dann nicht zu vernachlaͤßigen, wenn ſehr leichte Koͤrper dennoch einen großen Raum einnehmen, ſ. Gewicht.
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