Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Eine der wichtigsten Entdeckungen des gegenwärtigen Jahrhunderts betrift die ursprüngliche Erregung und große Verstärkung der Kraft in den künstlichen Magneten. Herr von Reaumür (Mem. de Paris, 1723.) machte zuerst Beobachtungen über die Mittel, das Eisen ohne Magnet zu magnetisiren, und dü Fay setzte dieselben in den Jahren 1728, 1730, 1731 fort. Was in England Savery, Marcel, Knight, Mitchel und Canton hierinn geleistet haben, ist nebst den neuern Methoden des Antheaulme schon oben angeführt worden. Die ältern erzählt der P. Kivoite (Traite sur les aimans artificiels. a Paris 1752. 12.); mehrere dazu gehörige Versuche hat Nebel (Diss. de magnete artisiciali. Ultraj. 1756. 4. übers. im Hamburg. Magaz. B. XVII. S. 227.) angestellt. Durch die zwischen Elektricität und Magnetismus entdeckten Aehnlichkeiten sind die Systeme der magnetischen Wirbel sehr zweifelhaft geworden. Aepinus (Sermo acad. de similitudine vis electr. et magnet. Petrop. 1758. 4. übers. i. Hamb. Magaz. B. XXII. S. 227. ings. Tentamen theoriae electr. et magnetismi. Petrop. 1759. 4. versuchte Franklins Theorie der Elektricität auf den Magnet anzuwenden. Brugmans aber und Wilke (Schwed. Abhdl. v. J. 1766. im 28 sten B. der deutsch. Uebers.) haben fast noch glücklicher zwo magnetische Materien zur Erklärung angenommen; da hingegen Herr van Swinden sich gänzlich gegen die Voraussetzung magnetischer Flüßigkeiten erklärt. Unstreitig sind wir in der Kenntniß des Magnets noch allzuweit zurück, um über diese Achnlichkeit mit der Elektricität entscheiden zu können, welche inzwischen eine sehr bequeme Vorstellungsart verschaft, und die so mannigfaltigen magnetischen Erscheinungen auf wenige einfache Gesetze zurückführt, wobey man nur nicht glauben muß, die physische Ursache zu kennen, die ja selbst bey der Elektricität noch unbekannt ist. Die Lehre vom Magnet ist in ihrer neusten Gestalt von Tiberius Cavallo (Treatise on Magnetism in theory and practice. London, 1787. 8maj. übers. Leipzig, 1788.
Eine der wichtigſten Entdeckungen des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts betrift die urſpruͤngliche Erregung und große Verſtaͤrkung der Kraft in den kuͤnſtlichen Magneten. Herr von Reaumuͤr (Mém. de Paris, 1723.) machte zuerſt Beobachtungen uͤber die Mittel, das Eiſen ohne Magnet zu magnetiſiren, und duͤ Fay ſetzte dieſelben in den Jahren 1728, 1730, 1731 fort. Was in England Savery, Marcel, Knight, Mitchel und Canton hierinn geleiſtet haben, iſt nebſt den neuern Methoden des Antheaulme ſchon oben angefuͤhrt worden. Die aͤltern erzaͤhlt der P. Kivoite (Traité ſur les aimans artificiels. à Paris 1752. 12.); mehrere dazu gehoͤrige Verſuche hat Nebel (Diſſ. de magnete artiſiciali. Ultraj. 1756. 4. uͤberſ. im Hamburg. Magaz. B. XVII. S. 227.) angeſtellt. Durch die zwiſchen Elektricitaͤt und Magnetismus entdeckten Aehnlichkeiten ſind die Syſteme der magnetiſchen Wirbel ſehr zweifelhaft geworden. Aepinus (Sermo acad. de ſimilitudine vis electr. et magnet. Petrop. 1758. 4. uͤberſ. i. Hamb. Magaz. B. XXII. S. 227. ingſ. Tentamen theoriae electr. et magnetismi. Petrop. 1759. 4. verſuchte Franklins Theorie der Elektricitaͤt auf den Magnet anzuwenden. Brugmans aber und Wilke (Schwed. Abhdl. v. J. 1766. im 28 ſten B. der deutſch. Ueberſ.) haben faſt noch gluͤcklicher zwo magnetiſche Materien zur Erklaͤrung angenommen; da hingegen Herr van Swinden ſich gaͤnzlich gegen die Vorausſetzung magnetiſcher Fluͤßigkeiten erklaͤrt. Unſtreitig ſind wir in der Kenntniß des Magnets noch allzuweit zuruͤck, um uͤber dieſe Achnlichkeit mit der Elektricitaͤt entſcheiden zu koͤnnen, welche inzwiſchen eine ſehr bequeme Vorſtellungsart verſchaft, und die ſo mannigfaltigen magnetiſchen Erſcheinungen auf wenige einfache Geſetze zuruͤckfuͤhrt, wobey man nur nicht glauben muß, die phyſiſche Urſache zu kennen, die ja ſelbſt bey der Elektricitaͤt noch unbekannt iſt. Die Lehre vom Magnet iſt in ihrer neuſten Geſtalt von Tiberius Cavallo (Treatiſe on Magnetism in theory and practice. London, 1787. 8maj. uͤberſ. Leipzig, 1788. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0124" xml:id="P.3.118" n="118"/><lb/> ausgefuͤhrt, da hingegen <hi rendition="#b">Johann</hi> und <hi rendition="#b">Daniel Bernoulli</hi> den doppelten Wirbel wiederum angenommen haben.</p> <p>Eine der wichtigſten Entdeckungen des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts betrift die urſpruͤngliche Erregung und große Verſtaͤrkung der Kraft in den kuͤnſtlichen Magneten. Herr <hi rendition="#b">von Reaumuͤr</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris, 1723.)</hi> machte zuerſt Beobachtungen uͤber die Mittel, das Eiſen ohne Magnet zu magnetiſiren, und <hi rendition="#b">duͤ Fay</hi> ſetzte dieſelben in den Jahren 1728, 1730, 1731 fort. Was in England <hi rendition="#b">Savery, Marcel, Knight, Mitchel</hi> und <hi rendition="#b">Canton</hi> hierinn geleiſtet haben, iſt nebſt den neuern Methoden des <hi rendition="#b">Antheaulme</hi> ſchon oben angefuͤhrt worden. Die aͤltern erzaͤhlt der <hi rendition="#b">P. Kivoite</hi> <hi rendition="#aq">(Traité ſur les aimans artificiels. à Paris 1752. 12.);</hi> mehrere dazu gehoͤrige Verſuche hat <hi rendition="#b">Nebel</hi> (<hi rendition="#aq">Diſſ. de magnete artiſiciali. Ultraj. 1756. 4.</hi> uͤberſ. im Hamburg. Magaz. B. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> S. 227.) angeſtellt.</p> <p>Durch die zwiſchen Elektricitaͤt und Magnetismus entdeckten Aehnlichkeiten ſind die Syſteme der magnetiſchen Wirbel ſehr zweifelhaft geworden. <hi rendition="#b">Aepinus</hi> (<hi rendition="#aq">Sermo acad. de ſimilitudine vis electr. et magnet. Petrop. 1758. 4.</hi> uͤberſ. i. Hamb. Magaz. B. <hi rendition="#aq">XXII.</hi> S. 227. ingſ. <hi rendition="#aq">Tentamen theoriae electr. et magnetismi. Petrop. 1759. 4.</hi> verſuchte Franklins Theorie der Elektricitaͤt auf den Magnet anzuwenden. <hi rendition="#b">Brugmans</hi> aber und <hi rendition="#b">Wilke</hi> (Schwed. Abhdl. v. J. 1766. im 28 ſten B. der deutſch. Ueberſ.) haben faſt noch gluͤcklicher zwo magnetiſche Materien zur Erklaͤrung angenommen; da hingegen Herr <hi rendition="#b">van Swinden</hi> ſich gaͤnzlich gegen die Vorausſetzung magnetiſcher Fluͤßigkeiten erklaͤrt. Unſtreitig ſind wir in der Kenntniß des Magnets noch allzuweit zuruͤck, um uͤber dieſe Achnlichkeit mit der Elektricitaͤt entſcheiden zu koͤnnen, welche inzwiſchen eine ſehr bequeme Vorſtellungsart verſchaft, und die ſo mannigfaltigen magnetiſchen Erſcheinungen auf wenige einfache Geſetze zuruͤckfuͤhrt, wobey man nur nicht glauben muß, die phyſiſche Urſache zu kennen, die ja ſelbſt bey der Elektricitaͤt noch unbekannt iſt.</p> <p>Die Lehre vom Magnet iſt in ihrer neuſten Geſtalt von <hi rendition="#b">Tiberius Cavallo</hi> (<hi rendition="#aq">Treatiſe on Magnetism in theory and practice. London, 1787. 8maj.</hi> uͤberſ. Leipzig, 1788.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0124]
ausgefuͤhrt, da hingegen Johann und Daniel Bernoulli den doppelten Wirbel wiederum angenommen haben.
Eine der wichtigſten Entdeckungen des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts betrift die urſpruͤngliche Erregung und große Verſtaͤrkung der Kraft in den kuͤnſtlichen Magneten. Herr von Reaumuͤr (Mém. de Paris, 1723.) machte zuerſt Beobachtungen uͤber die Mittel, das Eiſen ohne Magnet zu magnetiſiren, und duͤ Fay ſetzte dieſelben in den Jahren 1728, 1730, 1731 fort. Was in England Savery, Marcel, Knight, Mitchel und Canton hierinn geleiſtet haben, iſt nebſt den neuern Methoden des Antheaulme ſchon oben angefuͤhrt worden. Die aͤltern erzaͤhlt der P. Kivoite (Traité ſur les aimans artificiels. à Paris 1752. 12.); mehrere dazu gehoͤrige Verſuche hat Nebel (Diſſ. de magnete artiſiciali. Ultraj. 1756. 4. uͤberſ. im Hamburg. Magaz. B. XVII. S. 227.) angeſtellt.
Durch die zwiſchen Elektricitaͤt und Magnetismus entdeckten Aehnlichkeiten ſind die Syſteme der magnetiſchen Wirbel ſehr zweifelhaft geworden. Aepinus (Sermo acad. de ſimilitudine vis electr. et magnet. Petrop. 1758. 4. uͤberſ. i. Hamb. Magaz. B. XXII. S. 227. ingſ. Tentamen theoriae electr. et magnetismi. Petrop. 1759. 4. verſuchte Franklins Theorie der Elektricitaͤt auf den Magnet anzuwenden. Brugmans aber und Wilke (Schwed. Abhdl. v. J. 1766. im 28 ſten B. der deutſch. Ueberſ.) haben faſt noch gluͤcklicher zwo magnetiſche Materien zur Erklaͤrung angenommen; da hingegen Herr van Swinden ſich gaͤnzlich gegen die Vorausſetzung magnetiſcher Fluͤßigkeiten erklaͤrt. Unſtreitig ſind wir in der Kenntniß des Magnets noch allzuweit zuruͤck, um uͤber dieſe Achnlichkeit mit der Elektricitaͤt entſcheiden zu koͤnnen, welche inzwiſchen eine ſehr bequeme Vorſtellungsart verſchaft, und die ſo mannigfaltigen magnetiſchen Erſcheinungen auf wenige einfache Geſetze zuruͤckfuͤhrt, wobey man nur nicht glauben muß, die phyſiſche Urſache zu kennen, die ja ſelbſt bey der Elektricitaͤt noch unbekannt iſt.
Die Lehre vom Magnet iſt in ihrer neuſten Geſtalt von Tiberius Cavallo (Treatiſe on Magnetism in theory and practice. London, 1787. 8maj. uͤberſ. Leipzig, 1788.
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