heträchtliche Weite tiefer hineintreiben; sobald aber der Druck nachläßt, treibt ihn die zusammengepreßte Luft mit Gewalt wieder zurück. Wenn man das Glas EFG, Taf. XIV. Fig. 1. auf die oben beschriebene Art ganz unter Wasser taucht, so ist einige Kraft nöthig, es in dieser Stellung zu erhalten. Hat man vorher das Glas inwendig mit Puder oder geschabter Kreide bestreut, so sieht man beym Herausnehmen, daß das Wasser wirklich erwa bis HI eingedrungen ist. Es ist also die Luft, welche vorher das ganze Glas EFG ausfüllte, in den kleinern Raum EHI zusammengepreßt gewesen. Läßt man, indem das Glas noch im Wasser steht, mit Drücken nach, daß es auf die Oberfläche kömmt, und der Rand FG die Wasserfläche AB wieder berührt, so dehnt sich die Luft wieder in den ganzen vorigen Raum EFG aus. Aehnliche Bestätigungen der Elasticität der Luft geben die Taucherglocke, der Heronsball, Heronsbrunnen und die cartesianischen Teufel.
Die Luft ist aber in dem Zustande, in welchem wir sie hier bey der Erdfläche antreffen, schon wirklich zusammengedrückt, oder in einen engern Raum gebracht, als sie einnehmen würde, wenn sie von allem Drucke frey wäre. Dies zeigt sich daraus, weil sie sich überall, wo es die Umstände verstatten, sofort und von selbst durch weitere Räume verbreitet. Wenn man einen genau schließenden Stempel in einem metallnen cylindrischen Rohre weiter auszieht, so dehnt sich die Luft, die im Rohre zwischen Stempel und Boden eingeschloßen war, sogleich durch den größern Raum, der ihr dadurch verstattet wird, gleichförmig aus. Hierauf beruht die Einrichtung der Luftpumpen, s. Luftpumpe. Vermöge dieser Eigenschaft füllt auch die Luft alle Räume aus, die senst leer bleiben würden, oder treibt durch ihre Ausbreitung andere Körper in dieselben, und veranlaßt dadurch eine große Menge von Erscheinungen, welche ehedem sehr übel durch einen vermeinten Abscheu der Natur gegen den leeren Raum (fuga s. horror vacui) oder durch ein Zusammenziehen (funiculus) der Materie zu Vermeidung der Leere, erklärt wurden. Es wird hier genug seyn, ein einziges Beyspiel anzuführen.
hetraͤchtliche Weite tiefer hineintreiben; ſobald aber der Druck nachlaͤßt, treibt ihn die zuſammengepreßte Luft mit Gewalt wieder zuruͤck. Wenn man das Glas EFG, Taf. XIV. Fig. 1. auf die oben beſchriebene Art ganz unter Waſſer taucht, ſo iſt einige Kraft noͤthig, es in dieſer Stellung zu erhalten. Hat man vorher das Glas inwendig mit Puder oder geſchabter Kreide beſtreut, ſo ſieht man beym Herausnehmen, daß das Waſſer wirklich erwa bis HI eingedrungen iſt. Es iſt alſo die Luft, welche vorher das ganze Glas EFG ausfuͤllte, in den kleinern Raum EHI zuſammengepreßt geweſen. Laͤßt man, indem das Glas noch im Waſſer ſteht, mit Druͤcken nach, daß es auf die Oberflaͤche koͤmmt, und der Rand FG die Waſſerflaͤche AB wieder beruͤhrt, ſo dehnt ſich die Luft wieder in den ganzen vorigen Raum EFG aus. Aehnliche Beſtaͤtigungen der Elaſticitaͤt der Luft geben die Taucherglocke, der Heronsball, Heronsbrunnen und die carteſianiſchen Teufel.
Die Luft iſt aber in dem Zuſtande, in welchem wir ſie hier bey der Erdflaͤche antreffen, ſchon wirklich zuſammengedruͤckt, oder in einen engern Raum gebracht, als ſie einnehmen wuͤrde, wenn ſie von allem Drucke frey waͤre. Dies zeigt ſich daraus, weil ſie ſich uͤberall, wo es die Umſtaͤnde verſtatten, ſofort und von ſelbſt durch weitere Raͤume verbreitet. Wenn man einen genau ſchließenden Stempel in einem metallnen cylindriſchen Rohre weiter auszieht, ſo dehnt ſich die Luft, die im Rohre zwiſchen Stempel und Boden eingeſchloßen war, ſogleich durch den groͤßern Raum, der ihr dadurch verſtattet wird, gleichfoͤrmig aus. Hierauf beruht die Einrichtung der Luftpumpen, ſ. Luftpumpe. Vermoͤge dieſer Eigenſchaft fuͤllt auch die Luft alle Raͤume aus, die ſenſt leer bleiben wuͤrden, oder treibt durch ihre Ausbreitung andere Koͤrper in dieſelben, und veranlaßt dadurch eine große Menge von Erſcheinungen, welche ehedem ſehr uͤbel durch einen vermeinten Abſcheu der Natur gegen den leeren Raum (fuga ſ. horror vacui) oder durch ein Zuſammenziehen (funiculus) der Materie zu Vermeidung der Leere, erklaͤrt wurden. Es wird hier genug ſeyn, ein einziges Beyſpiel anzufuͤhren.
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hetraͤchtliche Weite tiefer hineintreiben; ſobald aber der Druck nachlaͤßt, treibt ihn die zuſammengepreßte Luft mit Gewalt wieder zuruͤck. Wenn man das Glas EFG, Taf. XIV. Fig. 1. auf die oben beſchriebene Art ganz unter Waſſer taucht, ſo iſt einige Kraft noͤthig, es in dieſer Stellung zu erhalten. Hat man vorher das Glas inwendig mit Puder oder geſchabter Kreide beſtreut, ſo ſieht man beym Herausnehmen, daß das Waſſer wirklich erwa bis HI eingedrungen iſt. Es iſt alſo die Luft, welche vorher das ganze Glas EFG ausfuͤllte, in den kleinern Raum EHI zuſammengepreßt geweſen. Laͤßt man, indem das Glas noch im Waſſer ſteht, mit Druͤcken nach, daß es auf die Oberflaͤche koͤmmt, und der Rand FG die Waſſerflaͤche AB wieder beruͤhrt, ſo dehnt ſich die Luft wieder in den ganzen vorigen Raum EFG aus. Aehnliche Beſtaͤtigungen der Elaſticitaͤt der Luft geben die Taucherglocke, der Heronsball, Heronsbrunnen und die carteſianiſchen Teufel.
Die Luft iſt aber in dem Zuſtande, in welchem wir ſie hier bey der Erdflaͤche antreffen, ſchon wirklich zuſammengedruͤckt, oder in einen engern Raum gebracht, als ſie einnehmen wuͤrde, wenn ſie von allem Drucke frey waͤre. Dies zeigt ſich daraus, weil ſie ſich uͤberall, wo es die Umſtaͤnde verſtatten, ſofort und von ſelbſt durch weitere Raͤume verbreitet. Wenn man einen genau ſchließenden Stempel in einem metallnen cylindriſchen Rohre weiter auszieht, ſo dehnt ſich die Luft, die im Rohre zwiſchen Stempel und Boden eingeſchloßen war, ſogleich durch den groͤßern Raum, der ihr dadurch verſtattet wird, gleichfoͤrmig aus. Hierauf beruht die Einrichtung der Luftpumpen, ſ. Luftpumpe. Vermoͤge dieſer Eigenſchaft fuͤllt auch die Luft alle Raͤume aus, die ſenſt leer bleiben wuͤrden, oder treibt durch ihre Ausbreitung andere Koͤrper in dieſelben, und veranlaßt dadurch eine große Menge von Erſcheinungen, welche ehedem ſehr uͤbel durch einen vermeinten Abſcheu der Natur gegen den leeren Raum (fuga ſ. horror vacui) oder durch ein Zuſammenziehen (funiculus) der Materie zu Vermeidung der Leere, erklaͤrt wurden. Es wird hier genug ſeyn, ein einziges Beyſpiel anzufuͤhren.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/12>, abgerufen am 24.11.2024.
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