Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Man findet die Pole eines Magnets durch verschiedene Mittel. Legt man ihn unter eine Glastafel, siebt ein wenig Stahlfeile auf das Glas, und klopft mit einem Schlüssel darauf, daß sich die Stahltheilchen los machen können, so ordnen sich dieselben, wie Taf. XVI. Fig. 27., und man findet die Pole bey A und B, von welchen Punkten die krummen Linien auszugehen, und wo die Stahltheilchen fast aufgerichtet zu stehen scheinen. Noch besser findet man sie mit einem etwa 2 - 3 Linien langen feinen Stückchen Eisendrath, das man auf der Oberfläche des Magnets herumführt. Dieses stellt sich über den Polen senkrecht, neigt sich immer mehr, je weiter man von denselben abkömmt, und legt sich auf den Aequator flach auf. Es giebt aber auch natürliche Magnete mit drey und mehreren Polen. Diese anomalischen oder zusammengesetzten Magnete scheinen aus mehreren verwachsenen einzelnen zu bestehen. Hiebey ist es ein Gesetz ohne Ausnahme, daß nie zween Nordpole, oder zween Südpole unmittelbar neben einander liegen; auch ist die Anzahl der Nordpole allezeit der Zahl der Südpole entweder gleich, oder doch nur um 1 von ihr unterschieden; daß es also an einem Magnete, der 2 Nordpole hat, entweder 1 oder 2 oder 3 Südpole geben muß. Da beyde Pole zusammen ein stärkeres Gewicht ziehen, als einer allein, so schleift man die Magnete gewöhnlich an ihren Polen glatt, und befestigt an jeden eine dünne Platts von weichem Eisen, die sich unten in einen hervorstehenden dicken Fuß endigt. Diese Vorrichtung nennt man die Atmatur des Magnets und ihn selst in diesem
Man findet die Pole eines Magnets durch verſchiedene Mittel. Legt man ihn unter eine Glastafel, ſiebt ein wenig Stahlfeile auf das Glas, und klopft mit einem Schluͤſſel darauf, daß ſich die Stahltheilchen los machen koͤnnen, ſo ordnen ſich dieſelben, wie Taf. XVI. Fig. 27., und man findet die Pole bey A und B, von welchen Punkten die krummen Linien auszugehen, und wo die Stahltheilchen faſt aufgerichtet zu ſtehen ſcheinen. Noch beſſer findet man ſie mit einem etwa 2 - 3 Linien langen feinen Stuͤckchen Eiſendrath, das man auf der Oberflaͤche des Magnets herumfuͤhrt. Dieſes ſtellt ſich uͤber den Polen ſenkrecht, neigt ſich immer mehr, je weiter man von denſelben abkoͤmmt, und legt ſich auf den Aequator flach auf. Es giebt aber auch natuͤrliche Magnete mit drey und mehreren Polen. Dieſe anomaliſchen oder zuſammengeſetzten Magnete ſcheinen aus mehreren verwachſenen einzelnen zu beſtehen. Hiebey iſt es ein Geſetz ohne Ausnahme, daß nie zween Nordpole, oder zween Suͤdpole unmittelbar neben einander liegen; auch iſt die Anzahl der Nordpole allezeit der Zahl der Suͤdpole entweder gleich, oder doch nur um 1 von ihr unterſchieden; daß es alſo an einem Magnete, der 2 Nordpole hat, entweder 1 oder 2 oder 3 Suͤdpole geben muß. Da beyde Pole zuſammen ein ſtaͤrkeres Gewicht ziehen, als einer allein, ſo ſchleift man die Magnete gewoͤhnlich an ihren Polen glatt, und befeſtigt an jeden eine duͤnne Platts von weichem Eiſen, die ſich unten in einen hervorſtehenden dicken Fuß endigt. Dieſe Vorrichtung nennt man die Atmatur des Magnets und ihn ſelſt in dieſem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0102" xml:id="P.3.96" n="96"/><lb/> frey ſchwebt, beſtaͤndig gegen Norden und Suͤden kehrt, Sie heißen die <hi rendition="#b">Pole</hi> des Magnets, und zwar wegen ihrer Richtung der eine der <hi rendition="#b">Nordpol,</hi> der andere der <hi rendition="#b">Sudpol.</hi> Die gerade Linie von einem zum andern heißt des Magnets <hi rendition="#b">Axe,</hi> und eine auf der Axe ſenkrecht ſtehende Ebne mitten zwiſchen beyden Polen, ſein <hi rendition="#b">Aequator.</hi> Magnete in Geſtalt von Kugeln gebracht, worauf Pole und Aequator bemerkt ſind, heißen, als Nachahmungen der Erdkugel <hi rendition="#b">Terrellen</hi> <hi rendition="#aq">(terrellae).</hi></p> <p>Man findet die Pole eines Magnets durch verſchiedene Mittel. Legt man ihn unter eine Glastafel, ſiebt ein wenig Stahlfeile auf das Glas, und klopft mit einem Schluͤſſel darauf, daß ſich die Stahltheilchen los machen koͤnnen, ſo ordnen ſich dieſelben, wie Taf. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Fig. 27., und man findet die Pole bey <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B,</hi> von welchen Punkten die krummen Linien auszugehen, und wo die Stahltheilchen faſt aufgerichtet zu ſtehen ſcheinen. Noch beſſer findet man ſie mit einem etwa 2 - 3 Linien langen feinen Stuͤckchen Eiſendrath, das man auf der Oberflaͤche des Magnets herumfuͤhrt. Dieſes ſtellt ſich uͤber den Polen ſenkrecht, neigt ſich immer mehr, je weiter man von denſelben abkoͤmmt, und legt ſich auf den Aequator flach auf.</p> <p>Es giebt aber auch natuͤrliche Magnete mit drey und mehreren Polen. Dieſe <hi rendition="#b">anomaliſchen</hi> oder <hi rendition="#b">zuſammengeſetzten</hi> Magnete ſcheinen aus mehreren verwachſenen einzelnen zu beſtehen. Hiebey iſt es ein Geſetz ohne Ausnahme, daß nie zween Nordpole, oder zween Suͤdpole unmittelbar neben einander liegen; auch iſt die Anzahl der Nordpole allezeit der Zahl der Suͤdpole entweder gleich, oder doch nur um 1 von ihr unterſchieden; daß es alſo an einem Magnete, der 2 Nordpole hat, entweder 1 oder 2 oder 3 Suͤdpole geben muß.</p> <p>Da beyde Pole zuſammen ein ſtaͤrkeres Gewicht ziehen, als einer allein, ſo ſchleift man die Magnete gewoͤhnlich an ihren Polen glatt, und befeſtigt an jeden eine duͤnne Platts von weichem Eiſen, die ſich unten in einen hervorſtehenden dicken Fuß endigt. Dieſe Vorrichtung nennt man die <hi rendition="#b">Atmatur</hi> des Magnets und ihn ſelſt in dieſem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0102]
frey ſchwebt, beſtaͤndig gegen Norden und Suͤden kehrt, Sie heißen die Pole des Magnets, und zwar wegen ihrer Richtung der eine der Nordpol, der andere der Sudpol. Die gerade Linie von einem zum andern heißt des Magnets Axe, und eine auf der Axe ſenkrecht ſtehende Ebne mitten zwiſchen beyden Polen, ſein Aequator. Magnete in Geſtalt von Kugeln gebracht, worauf Pole und Aequator bemerkt ſind, heißen, als Nachahmungen der Erdkugel Terrellen (terrellae).
Man findet die Pole eines Magnets durch verſchiedene Mittel. Legt man ihn unter eine Glastafel, ſiebt ein wenig Stahlfeile auf das Glas, und klopft mit einem Schluͤſſel darauf, daß ſich die Stahltheilchen los machen koͤnnen, ſo ordnen ſich dieſelben, wie Taf. XVI. Fig. 27., und man findet die Pole bey A und B, von welchen Punkten die krummen Linien auszugehen, und wo die Stahltheilchen faſt aufgerichtet zu ſtehen ſcheinen. Noch beſſer findet man ſie mit einem etwa 2 - 3 Linien langen feinen Stuͤckchen Eiſendrath, das man auf der Oberflaͤche des Magnets herumfuͤhrt. Dieſes ſtellt ſich uͤber den Polen ſenkrecht, neigt ſich immer mehr, je weiter man von denſelben abkoͤmmt, und legt ſich auf den Aequator flach auf.
Es giebt aber auch natuͤrliche Magnete mit drey und mehreren Polen. Dieſe anomaliſchen oder zuſammengeſetzten Magnete ſcheinen aus mehreren verwachſenen einzelnen zu beſtehen. Hiebey iſt es ein Geſetz ohne Ausnahme, daß nie zween Nordpole, oder zween Suͤdpole unmittelbar neben einander liegen; auch iſt die Anzahl der Nordpole allezeit der Zahl der Suͤdpole entweder gleich, oder doch nur um 1 von ihr unterſchieden; daß es alſo an einem Magnete, der 2 Nordpole hat, entweder 1 oder 2 oder 3 Suͤdpole geben muß.
Da beyde Pole zuſammen ein ſtaͤrkeres Gewicht ziehen, als einer allein, ſo ſchleift man die Magnete gewoͤhnlich an ihren Polen glatt, und befeſtigt an jeden eine duͤnne Platts von weichem Eiſen, die ſich unten in einen hervorſtehenden dicken Fuß endigt. Dieſe Vorrichtung nennt man die Atmatur des Magnets und ihn ſelſt in dieſem
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