der durchsichtigen Körper herleiten läßt, dadurch, daß er sich die Materie überhaupt als eine Menge von physischen Punkten vorstellt, welche mit Wirkungskreisen des Anziehens und Zurückstoßens umgeben sind, s. Materie. Wenn nun, sagt er, ein bewegter Körper genug Moment hat, um die zurückstoßenden Kräfte, in deren Wirkungskreis er kömmt, zu überwinden, so wird er ohne Schwierigkeit durch jeden Körper dringen können; denn auf diese Art kreuzen sich blos Kräfte, deren, wie wir sonst schon wissen, mehrere an einem Orte zugleich vorhanden seyn können. Boscowich zeigt, wenn das Moment groß genug sey, so treibe der durchgehende Körper die Theile des andern gar nicht aus der Stelle; bey einer geringern Geschwindigkeit setze er sie in eine beträchtliche Bewegung, ohne in seinem Laufe sehr unterbrochen zu werden; und bey noch geringerer Geschwindigkeit gehe er gar nicht durch. Nach Priestley hat ein Engländer Michell eben diesen Gedanken schon früher gehabt; so wie er überhaupt den Kennern der Monadologie nicht neu scheinen wird. Die Kraft, womit das Licht fortgeht, wird aus der Geschwindigkeit desselben, 19 Trillionenmal größer als die Schwere, gefunden, wenn man den Raum, in welchem die Körper auf dasselbe zu wirken anfangen, (1/100) Zoll setzt. Ein Widerstand, der diese Kraft zu überwinden vermag, kan freylich leicht für absolute Undurchdringlichkeit angesehen werden, wenn er auch dies nicht wirklich ist. Ich lasse es übrigens mit Herrn Klügel unentschieden, ob diese Berechnung auf das Licht passe, und ob es nicht noch weit besser gethan sey, seine Unwissenheit über das Wesen des Lichts demüthig zu gestehen.
Priestley Geschichte der Optik, durch Klügel, S. 21. 104. 259. 276. 279. u. f. 304. u. f.
Ren. Descartes Princip. philos. P. III. §. 55. sqq.
Leonh. Euler Nova theoria lucis et locorum in Opusc. var. arg.
Erxleben Anfangsgr. der Naturl. 4te Aufl. § 307--313.
Lichtstral, s. Licht.
der durchſichtigen Koͤrper herleiten laͤßt, dadurch, daß er ſich die Materie uͤberhaupt als eine Menge von phyſiſchen Punkten vorſtellt, welche mit Wirkungskreiſen des Anziehens und Zuruͤckſtoßens umgeben ſind, ſ. Materie. Wenn nun, ſagt er, ein bewegter Koͤrper genug Moment hat, um die zuruͤckſtoßenden Kraͤfte, in deren Wirkungskreis er koͤmmt, zu uͤberwinden, ſo wird er ohne Schwierigkeit durch jeden Koͤrper dringen koͤnnen; denn auf dieſe Art kreuzen ſich blos Kraͤfte, deren, wie wir ſonſt ſchon wiſſen, mehrere an einem Orte zugleich vorhanden ſeyn koͤnnen. Boscowich zeigt, wenn das Moment groß genug ſey, ſo treibe der durchgehende Koͤrper die Theile des andern gar nicht aus der Stelle; bey einer geringern Geſchwindigkeit ſetze er ſie in eine betraͤchtliche Bewegung, ohne in ſeinem Laufe ſehr unterbrochen zu werden; und bey noch geringerer Geſchwindigkeit gehe er gar nicht durch. Nach Prieſtley hat ein Englaͤnder Michell eben dieſen Gedanken ſchon fruͤher gehabt; ſo wie er uͤberhaupt den Kennern der Monadologie nicht neu ſcheinen wird. Die Kraft, womit das Licht fortgeht, wird aus der Geſchwindigkeit deſſelben, 19 Trillionenmal groͤßer als die Schwere, gefunden, wenn man den Raum, in welchem die Koͤrper auf daſſelbe zu wirken anfangen, (1/100) Zoll ſetzt. Ein Widerſtand, der dieſe Kraft zu uͤberwinden vermag, kan freylich leicht fuͤr abſolute Undurchdringlichkeit angeſehen werden, wenn er auch dies nicht wirklich iſt. Ich laſſe es uͤbrigens mit Herrn Kluͤgel unentſchieden, ob dieſe Berechnung auf das Licht paſſe, und ob es nicht noch weit beſſer gethan ſey, ſeine Unwiſſenheit uͤber das Weſen des Lichts demuͤthig zu geſtehen.
Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 21. 104. 259. 276. 279. u. f. 304. u. f.
Ren. Deſcartes Princip. philoſ. P. III. §. 55. ſqq.
Leonh. Euler Nova theoria lucis et locorum in Opuſc. var. arg.
Erxleben Anfangsgr. der Naturl. 4te Aufl. § 307—313.
Lichtſtral, ſ. Licht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0910"xml:id="P.2.904"n="904"/><lb/>
der durchſichtigen Koͤrper herleiten laͤßt, dadurch, daß er ſich die Materie uͤberhaupt als eine Menge von phyſiſchen Punkten vorſtellt, welche mit Wirkungskreiſen des Anziehens und Zuruͤckſtoßens umgeben ſind, <hirendition="#b">ſ. Materie.</hi> Wenn nun, ſagt er, ein bewegter Koͤrper genug Moment hat, um die zuruͤckſtoßenden Kraͤfte, in deren Wirkungskreis er koͤmmt, zu uͤberwinden, ſo wird er ohne Schwierigkeit durch jeden Koͤrper dringen koͤnnen; denn auf dieſe Art kreuzen ſich blos Kraͤfte, deren, wie wir ſonſt ſchon wiſſen, mehrere an einem Orte zugleich vorhanden ſeyn koͤnnen. Boscowich zeigt, wenn das Moment groß genug ſey, ſo treibe der durchgehende Koͤrper die Theile des andern gar nicht aus der Stelle; bey einer geringern Geſchwindigkeit ſetze er ſie in eine betraͤchtliche Bewegung, ohne in ſeinem Laufe ſehr unterbrochen zu werden; und bey noch geringerer Geſchwindigkeit gehe er gar nicht durch. Nach Prieſtley hat ein Englaͤnder <hirendition="#b">Michell</hi> eben dieſen Gedanken ſchon fruͤher gehabt; ſo wie er uͤberhaupt den Kennern der Monadologie nicht neu ſcheinen wird. Die Kraft, womit das Licht fortgeht, wird aus der Geſchwindigkeit deſſelben, 19 Trillionenmal groͤßer als die Schwere, gefunden, wenn man den Raum, in welchem die Koͤrper auf daſſelbe zu wirken anfangen, (1/100) Zoll ſetzt. Ein Widerſtand, der dieſe Kraft zu uͤberwinden vermag, kan freylich leicht fuͤr abſolute Undurchdringlichkeit angeſehen werden, wenn er auch dies nicht wirklich iſt. Ich laſſe es uͤbrigens mit Herrn <hirendition="#b">Kluͤgel</hi> unentſchieden, ob dieſe Berechnung auf das Licht paſſe, und ob es nicht noch weit beſſer gethan ſey, ſeine Unwiſſenheit uͤber das Weſen des Lichts demuͤthig zu geſtehen.</p><p><hirendition="#b">Prieſtley</hi> Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 21. 104. 259. 276. 279. u. f. 304. u. f.</p><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ren. Deſcartes</hi> Princip. philoſ. P. III. §. 55. ſqq.</hi></p><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Leonh. Euler</hi> Nova theoria lucis et locorum in Opuſc. var. arg.</hi></p><p><hirendition="#b">Erxleben</hi> Anfangsgr. der Naturl. 4te Aufl. § 307—313.</p><p><hirendition="#b">Lichtſtral, ſ. Licht.</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[904/0910]
der durchſichtigen Koͤrper herleiten laͤßt, dadurch, daß er ſich die Materie uͤberhaupt als eine Menge von phyſiſchen Punkten vorſtellt, welche mit Wirkungskreiſen des Anziehens und Zuruͤckſtoßens umgeben ſind, ſ. Materie. Wenn nun, ſagt er, ein bewegter Koͤrper genug Moment hat, um die zuruͤckſtoßenden Kraͤfte, in deren Wirkungskreis er koͤmmt, zu uͤberwinden, ſo wird er ohne Schwierigkeit durch jeden Koͤrper dringen koͤnnen; denn auf dieſe Art kreuzen ſich blos Kraͤfte, deren, wie wir ſonſt ſchon wiſſen, mehrere an einem Orte zugleich vorhanden ſeyn koͤnnen. Boscowich zeigt, wenn das Moment groß genug ſey, ſo treibe der durchgehende Koͤrper die Theile des andern gar nicht aus der Stelle; bey einer geringern Geſchwindigkeit ſetze er ſie in eine betraͤchtliche Bewegung, ohne in ſeinem Laufe ſehr unterbrochen zu werden; und bey noch geringerer Geſchwindigkeit gehe er gar nicht durch. Nach Prieſtley hat ein Englaͤnder Michell eben dieſen Gedanken ſchon fruͤher gehabt; ſo wie er uͤberhaupt den Kennern der Monadologie nicht neu ſcheinen wird. Die Kraft, womit das Licht fortgeht, wird aus der Geſchwindigkeit deſſelben, 19 Trillionenmal groͤßer als die Schwere, gefunden, wenn man den Raum, in welchem die Koͤrper auf daſſelbe zu wirken anfangen, (1/100) Zoll ſetzt. Ein Widerſtand, der dieſe Kraft zu uͤberwinden vermag, kan freylich leicht fuͤr abſolute Undurchdringlichkeit angeſehen werden, wenn er auch dies nicht wirklich iſt. Ich laſſe es uͤbrigens mit Herrn Kluͤgel unentſchieden, ob dieſe Berechnung auf das Licht paſſe, und ob es nicht noch weit beſſer gethan ſey, ſeine Unwiſſenheit uͤber das Weſen des Lichts demuͤthig zu geſtehen.
Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 21. 104. 259. 276. 279. u. f. 304. u. f.
Ren. Deſcartes Princip. philoſ. P. III. §. 55. ſqq.
Leonh. Euler Nova theoria lucis et locorum in Opuſc. var. arg.
Erxleben Anfangsgr. der Naturl. 4te Aufl. § 307—313.
Lichtſtral, ſ. Licht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/910>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.