wird man, um sie noch zu lesen, wenn man doppelt so weit davon gegangen ist, vier Lichter, und wenn man sich dreymal so weit entfernt hat, neun Lichter anzünden müssen.
Wenn Lichtstralen schief auf eine Fläche fallen, so faßt sie deren weniger auf, als wenn sie ihnen senkrecht entgegengestellt wird. Hiebey verhält sich die Menge der Stralen, oder die Stärke der Erleuchtung, wie der Sinus des Neigungswinkels der Fläche gegen das Licht. So wird ein Blatt Papier von der Sonne nur halb so stark als sonst erleuchtet, wenn es ihren Stralen unter einem Winkel von 30° entgegengekehrt wird.
Endlich richtet sich auch die Erleuchtung nach dem Sinus des Winkels, den die Stralen mit der leuchtenden Fläche machen(anguli emanationis). So erleuchtet der Rand der Sonne eben so stark, als das Mittel, gerade so, als ob das Ganze nicht eine Kugel, sondern eine platte Scheibe wäre. Denn obgleich die Theile am Rande der Sonne mehr leuchtende Punkte enthalten, als die gleich groß scheinenden Theile im Mittel, so machen doch die Stralen, welche vom Rande zu uns kommen, einen weit schiefern Winkel mit der Sonnenfläche, als die aus der Mitte. Bouguer glaubt sogar das Sonnenlicht gegen den Rand zu schwächer, als um die Mitte, gefunden zu haben, und vermuthet, das schief ausgehende Licht werde noch mehr geschwächt, als im Verhältnisse des Sinus vom Emanationswinkel. Euler hingegen (Mem. de l'Acad. de Berlin 1750.) hat bey seinen Bestimmungen der Lichtstärke den Emanationswinkel gar nicht in Betrachtung gezogen.
Auf die angeführten vier Grundsätze hat Lambert(Photometria, Aug. Vind. 1760. 8.) seine Messungen des geradlinigt fortgepflanzten Lichts gebaut, wobey er die erleuchtende Kraft des leuchtenden Körpers (vis illuminans), die gesehene Helligkeit desselben (claritas visa), und die Erleuchtung (illuminatio) unterscheidet. Die vorher angeführten Sätze gelten blos von der letztern. Es ist aber dabey noch auf die Schwächung zu sehen, welche das Licht in der Luft, durch die es gehet, leiden muß. Wenn die Sonne
wird man, um ſie noch zu leſen, wenn man doppelt ſo weit davon gegangen iſt, vier Lichter, und wenn man ſich dreymal ſo weit entfernt hat, neun Lichter anzuͤnden muͤſſen.
Wenn Lichtſtralen ſchief auf eine Flaͤche fallen, ſo faßt ſie deren weniger auf, als wenn ſie ihnen ſenkrecht entgegengeſtellt wird. Hiebey verhaͤlt ſich die Menge der Stralen, oder die Staͤrke der Erleuchtung, wie der Sinus des Neigungswinkels der Flaͤche gegen das Licht. So wird ein Blatt Papier von der Sonne nur halb ſo ſtark als ſonſt erleuchtet, wenn es ihren Stralen unter einem Winkel von 30° entgegengekehrt wird.
Endlich richtet ſich auch die Erleuchtung nach dem Sinus des Winkels, den die Stralen mit der leuchtenden Flaͤche machen(anguli emanationis). So erleuchtet der Rand der Sonne eben ſo ſtark, als das Mittel, gerade ſo, als ob das Ganze nicht eine Kugel, ſondern eine platte Scheibe waͤre. Denn obgleich die Theile am Rande der Sonne mehr leuchtende Punkte enthalten, als die gleich groß ſcheinenden Theile im Mittel, ſo machen doch die Stralen, welche vom Rande zu uns kommen, einen weit ſchiefern Winkel mit der Sonnenflaͤche, als die aus der Mitte. Bouguer glaubt ſogar das Sonnenlicht gegen den Rand zu ſchwaͤcher, als um die Mitte, gefunden zu haben, und vermuthet, das ſchief ausgehende Licht werde noch mehr geſchwaͤcht, als im Verhaͤltniſſe des Sinus vom Emanationswinkel. Euler hingegen (Mém. de l'Acad. de Berlin 1750.) hat bey ſeinen Beſtimmungen der Lichtſtaͤrke den Emanationswinkel gar nicht in Betrachtung gezogen.
Auf die angefuͤhrten vier Grundſaͤtze hat Lambert(Photometria, Aug. Vind. 1760. 8.) ſeine Meſſungen des geradlinigt fortgepflanzten Lichts gebaut, wobey er die erleuchtende Kraft des leuchtenden Koͤrpers (vis illuminans), die geſehene Helligkeit deſſelben (claritas viſa), und die Erleuchtung (illuminatio) unterſcheidet. Die vorher angefuͤhrten Saͤtze gelten blos von der letztern. Es iſt aber dabey noch auf die Schwaͤchung zu ſehen, welche das Licht in der Luft, durch die es gehet, leiden muß. Wenn die Sonne
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wird man, um ſie noch zu leſen, wenn man doppelt ſo weit davon gegangen iſt, vier Lichter, und wenn man ſich dreymal ſo weit entfernt hat, neun Lichter anzuͤnden muͤſſen.
Wenn Lichtſtralen ſchief auf eine Flaͤche fallen, ſo faßt ſie deren weniger auf, als wenn ſie ihnen ſenkrecht entgegengeſtellt wird. Hiebey verhaͤlt ſich die Menge der Stralen, oder die Staͤrke der Erleuchtung, wie der Sinus des Neigungswinkels der Flaͤche gegen das Licht. So wird ein Blatt Papier von der Sonne nur halb ſo ſtark als ſonſt erleuchtet, wenn es ihren Stralen unter einem Winkel von 30° entgegengekehrt wird.
Endlich richtet ſich auch die Erleuchtung nach dem Sinus des Winkels, den die Stralen mit der leuchtenden Flaͤche machen (anguli emanationis). So erleuchtet der Rand der Sonne eben ſo ſtark, als das Mittel, gerade ſo, als ob das Ganze nicht eine Kugel, ſondern eine platte Scheibe waͤre. Denn obgleich die Theile am Rande der Sonne mehr leuchtende Punkte enthalten, als die gleich groß ſcheinenden Theile im Mittel, ſo machen doch die Stralen, welche vom Rande zu uns kommen, einen weit ſchiefern Winkel mit der Sonnenflaͤche, als die aus der Mitte. Bouguer glaubt ſogar das Sonnenlicht gegen den Rand zu ſchwaͤcher, als um die Mitte, gefunden zu haben, und vermuthet, das ſchief ausgehende Licht werde noch mehr geſchwaͤcht, als im Verhaͤltniſſe des Sinus vom Emanationswinkel. Euler hingegen (Mém. de l'Acad. de Berlin 1750.) hat bey ſeinen Beſtimmungen der Lichtſtaͤrke den Emanationswinkel gar nicht in Betrachtung gezogen.
Auf die angefuͤhrten vier Grundſaͤtze hat Lambert (Photometria, Aug. Vind. 1760. 8.) ſeine Meſſungen des geradlinigt fortgepflanzten Lichts gebaut, wobey er die erleuchtende Kraft des leuchtenden Koͤrpers (vis illuminans), die geſehene Helligkeit deſſelben (claritas viſa), und die Erleuchtung (illuminatio) unterſcheidet. Die vorher angefuͤhrten Saͤtze gelten blos von der letztern. Es iſt aber dabey noch auf die Schwaͤchung zu ſehen, welche das Licht in der Luft, durch die es gehet, leiden muß. Wenn die Sonne
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/890>, abgerufen am 16.02.2025.
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