Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Man theilt die Laugensalze in feuerbeständige, fixe (Alcalia fixa, Alkalis fixes) und ein flüchtiges (Alcali volatile, Alkali volatil) ein. Der feuerbeständigen sind zwey: 1) das vegetabilische oder Gewächslaugensalz (Alcali vegetabile, Alkali fixe vegetal) und 2) das mineralische (Alcali minerale, Alkali mineral, Alkali marin). Das flüchtige findet sich besonders im Thierreiche. Das Gewächslaugensalz wird aus der Asche einer großen Menge von Pflanzen durchs Auslaugen erhalten. Wenn es von allen fremdartigen Theilen wohl gereiniget ist, so zeigt es sich als eben dasselbe, aus was für Pflanzen es auch genommen seyn mag. Am reinsten erhält man es durch die Calcination des Weinsteins (der sich in den Fässern, worauf Wein gährt, mit der Zeit ansetzt) im ofnen Feuer in der Gestalt eines weißen Salzes, das man durch Auslaugen, Filtriren und Abrauchen noch mehr reinigen kan. Das ist das Weinsteinsalz (Sal tartari, Sel de tartre), dessen Name auch überhaupt jedem reinen vegetabilischen Alkali beygelegt wird. Das Gewächslaugensalz läßt sich in diesem Zustande nicht in Krystallen darstellen. Der Luft ausgesetzt zieht es die Feuchtigkeit aus derselben an sich, und zerfließt in ihr zu einem Liquor, den man sehr uneigentlich Weinsteinoel (oleum tartari per deliquium) nennt, da das fettige Gefühl, das er erregt, blos von dem aufgelösten Fette an der Haut herrührt. Besser heißt er zerfloßnes Weinsteinsalz. Er enthält dreymal mehr Wasser, als Salz. Das trockne Gewächslaugensalz schmelzt bey starkem Feuer, und ist dabey ein mächtiges Auflösungsmittel aller Erden, mit denen es sich verglaset. Mit den mineralischen Säuren verbindet es sich sehr genau, und giebt mit der Vitriolsäure den vitriolisirten Weinstein (Tartarus vitriolatus), mit der Salpetersäure den Salpeter, und mit der Salzsäure das Digestivsalz des Sylvius. In Verbindung mit der Essigsäure macht es die geblärterte Weinsteinerde (terra|foliata tartari)
Man theilt die Laugenſalze in feuerbeſtaͤndige, fixe (Alcalia fixa, Alkalis fixes) und ein fluͤchtiges (Alcali volatile, Alkali volatil) ein. Der feuerbeſtaͤndigen ſind zwey: 1) das vegetabiliſche oder Gewaͤchslaugenſalz (Alcali vegetabile, Alkali fixe végétal) und 2) das mineraliſche (Alcali minerale, Alkali minéral, Alkali marin). Das fluͤchtige findet ſich beſonders im Thierreiche. Das Gewaͤchslaugenſalz wird aus der Aſche einer großen Menge von Pflanzen durchs Auslaugen erhalten. Wenn es von allen fremdartigen Theilen wohl gereiniget iſt, ſo zeigt es ſich als eben daſſelbe, aus was fuͤr Pflanzen es auch genommen ſeyn mag. Am reinſten erhaͤlt man es durch die Calcination des Weinſteins (der ſich in den Faͤſſern, worauf Wein gaͤhrt, mit der Zeit anſetzt) im ofnen Feuer in der Geſtalt eines weißen Salzes, das man durch Auslaugen, Filtriren und Abrauchen noch mehr reinigen kan. Das iſt das Weinſteinſalz (Sal tartari, Sel de tartre), deſſen Name auch uͤberhaupt jedem reinen vegetabiliſchen Alkali beygelegt wird. Das Gewaͤchslaugenſalz laͤßt ſich in dieſem Zuſtande nicht in Kryſtallen darſtellen. Der Luft ausgeſetzt zieht es die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließt in ihr zu einem Liquor, den man ſehr uneigentlich Weinſteinoel (oleum tartari per deliquium) nennt, da das fettige Gefuͤhl, das er erregt, blos von dem aufgeloͤſten Fette an der Haut herruͤhrt. Beſſer heißt er zerfloßnes Weinſteinſalz. Er enthaͤlt dreymal mehr Waſſer, als Salz. Das trockne Gewaͤchslaugenſalz ſchmelzt bey ſtarkem Feuer, und iſt dabey ein maͤchtiges Aufloͤſungsmittel aller Erden, mit denen es ſich verglaſet. Mit den mineraliſchen Saͤuren verbindet es ſich ſehr genau, und giebt mit der Vitriolſaͤure den vitrioliſirten Weinſtein (Tartarus vitriolatus), mit der Salpeterſaͤure den Salpeter, und mit der Salzſaͤure das Digeſtivſalz des Sylvius. In Verbindung mit der Eſſigſaͤure macht es die geblaͤrterte Weinſteinerde (terra|foliata tartari) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0866" xml:id="P.2.860" n="860"/><lb/> Seifen, mit dem Schwefel die Schwefelleber, und mit den Erden geſchmolzen, geben die feuerbeſtaͤndigen Glas.</p> <p>Man theilt die Laugenſalze in <hi rendition="#b">feuerbeſtaͤndige,</hi> fixe <hi rendition="#aq">(Alcalia fixa, <hi rendition="#i">Alkalis fixes)</hi></hi> und ein <hi rendition="#b">fluͤchtiges</hi> <hi rendition="#aq">(Alcali volatile, <hi rendition="#i">Alkali volatil)</hi></hi> ein. Der feuerbeſtaͤndigen ſind zwey: 1) das <hi rendition="#b">vegetabiliſche</hi> oder <hi rendition="#b">Gewaͤchslaugenſalz</hi> <hi rendition="#aq">(Alcali vegetabile, <hi rendition="#i">Alkali fixe végétal</hi>)</hi> und 2) das <hi rendition="#b">mineraliſche</hi> <hi rendition="#aq">(Alcali minerale, <hi rendition="#i">Alkali minéral, Alkali marin</hi>).</hi> Das fluͤchtige findet ſich beſonders im Thierreiche.</p> <p>Das <hi rendition="#b">Gewaͤchslaugenſalz</hi> wird aus der Aſche einer großen Menge von Pflanzen durchs Auslaugen erhalten. Wenn es von allen fremdartigen Theilen wohl gereiniget iſt, ſo zeigt es ſich als eben daſſelbe, aus was fuͤr Pflanzen es auch genommen ſeyn mag. Am reinſten erhaͤlt man es durch die Calcination des <hi rendition="#b">Weinſteins</hi> (der ſich in den Faͤſſern, worauf Wein gaͤhrt, mit der Zeit anſetzt) im ofnen Feuer in der Geſtalt eines weißen Salzes, das man durch Auslaugen, Filtriren und Abrauchen noch mehr reinigen kan. Das iſt das <hi rendition="#b">Weinſteinſalz</hi> <hi rendition="#aq">(Sal tartari, <hi rendition="#i">Sel de tartre</hi>),</hi> deſſen Name auch uͤberhaupt jedem reinen vegetabiliſchen Alkali beygelegt wird.</p> <p>Das Gewaͤchslaugenſalz laͤßt ſich in dieſem Zuſtande nicht in Kryſtallen darſtellen. Der Luft ausgeſetzt zieht es die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließt in ihr zu einem Liquor, den man ſehr uneigentlich <hi rendition="#b">Weinſteinoel</hi> <hi rendition="#aq">(oleum tartari per deliquium)</hi> nennt, da das fettige Gefuͤhl, das er erregt, blos von dem aufgeloͤſten Fette an der Haut herruͤhrt. Beſſer heißt er <hi rendition="#b">zerfloßnes Weinſteinſalz.</hi> Er enthaͤlt dreymal mehr Waſſer, als Salz. Das trockne Gewaͤchslaugenſalz ſchmelzt bey ſtarkem Feuer, und iſt dabey ein maͤchtiges Aufloͤſungsmittel aller Erden, mit denen es ſich verglaſet.</p> <p>Mit den mineraliſchen Saͤuren verbindet es ſich ſehr genau, und giebt mit der Vitriolſaͤure den <hi rendition="#b">vitrioliſirten Weinſtein</hi> <hi rendition="#aq">(Tartarus vitriolatus),</hi> mit der Salpeterſaͤure den <hi rendition="#b">Salpeter,</hi> und mit der Salzſaͤure das <hi rendition="#b">Digeſtivſalz des Sylvius.</hi> In Verbindung mit der Eſſigſaͤure macht es die <hi rendition="#b">geblaͤrterte Weinſteinerde</hi> <hi rendition="#aq">(terra|foliata tartari)</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [860/0866]
Seifen, mit dem Schwefel die Schwefelleber, und mit den Erden geſchmolzen, geben die feuerbeſtaͤndigen Glas.
Man theilt die Laugenſalze in feuerbeſtaͤndige, fixe (Alcalia fixa, Alkalis fixes) und ein fluͤchtiges (Alcali volatile, Alkali volatil) ein. Der feuerbeſtaͤndigen ſind zwey: 1) das vegetabiliſche oder Gewaͤchslaugenſalz (Alcali vegetabile, Alkali fixe végétal) und 2) das mineraliſche (Alcali minerale, Alkali minéral, Alkali marin). Das fluͤchtige findet ſich beſonders im Thierreiche.
Das Gewaͤchslaugenſalz wird aus der Aſche einer großen Menge von Pflanzen durchs Auslaugen erhalten. Wenn es von allen fremdartigen Theilen wohl gereiniget iſt, ſo zeigt es ſich als eben daſſelbe, aus was fuͤr Pflanzen es auch genommen ſeyn mag. Am reinſten erhaͤlt man es durch die Calcination des Weinſteins (der ſich in den Faͤſſern, worauf Wein gaͤhrt, mit der Zeit anſetzt) im ofnen Feuer in der Geſtalt eines weißen Salzes, das man durch Auslaugen, Filtriren und Abrauchen noch mehr reinigen kan. Das iſt das Weinſteinſalz (Sal tartari, Sel de tartre), deſſen Name auch uͤberhaupt jedem reinen vegetabiliſchen Alkali beygelegt wird.
Das Gewaͤchslaugenſalz laͤßt ſich in dieſem Zuſtande nicht in Kryſtallen darſtellen. Der Luft ausgeſetzt zieht es die Feuchtigkeit aus derſelben an ſich, und zerfließt in ihr zu einem Liquor, den man ſehr uneigentlich Weinſteinoel (oleum tartari per deliquium) nennt, da das fettige Gefuͤhl, das er erregt, blos von dem aufgeloͤſten Fette an der Haut herruͤhrt. Beſſer heißt er zerfloßnes Weinſteinſalz. Er enthaͤlt dreymal mehr Waſſer, als Salz. Das trockne Gewaͤchslaugenſalz ſchmelzt bey ſtarkem Feuer, und iſt dabey ein maͤchtiges Aufloͤſungsmittel aller Erden, mit denen es ſich verglaſet.
Mit den mineraliſchen Saͤuren verbindet es ſich ſehr genau, und giebt mit der Vitriolſaͤure den vitrioliſirten Weinſtein (Tartarus vitriolatus), mit der Salpeterſaͤure den Salpeter, und mit der Salzſaͤure das Digeſtivſalz des Sylvius. In Verbindung mit der Eſſigſaͤure macht es die geblaͤrterte Weinſteinerde (terra|foliata tartari)
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