schneidet. Stereographisch heißen alle Projectionen einer Kugel, wobey das Auge in der Oberfläche derselben steht, und weil hier der Kreis AB der wahre Horizont von C ist, s. Horizont, so ist daher der angeführte Name entstanden. Der Punkt C selbst wird in c vorgestellt, und wenn CG, des Orts G Abstand vom Mittel, in Graden des größten Kreises bekannt ist, so wird die gerade Linie Aus diesem Satze fließen die Regeln der Verzeichnung, welche Kästner(Theoria projectionis stereogr. horiz. in Diss. mathem. et phys. Altenb. 1771. 4. no. XII. p. 80. Additament. in Comm. Nov. Soc. Gott. ad ann. 1769 et 1770. p. 138),Lambert (Beytr. zum Gebrauche der Math. III. Theil, S. 105.), und Katsten (Lehrbegriff der gesammt. Math. VII. Theil, Greifsw. 1775. S. 707 u. f.) umständlicher erklären. Den Namen der stereographischen Projection hat Aguilonius(Opticorum libri sex. Antverp. 1612.) zuerst eingeführt.
Abrisse von Ländern werden schon in der alten Geschichte des jüdischen Volks (Josua, Cap. 18. v. 4. 5.) erwähnt. Nach der Erzählung des Diogenes Laertius(L. II. c. 2.) und Plinius (H. N. VII. 56.) soll unter den Griechen zuerst Anaximander Zeichnungen der damals bekannten Länder gemacht haben. Mehrere, eie sich damit beschäftigten, führen Fabricius(Biblioth. graeca, C. IV. c. 2. u. c. 14.) und Cellarius(Notit. orbis antiqui, p. 4 et 5.) an. Bey den Römern wurden den triumphirenden Feldherren Zeichnungen der eroberten Provinzen vorgetragen, und sowohl in Rom (Varro de re rust. c. 12.) als auch in den Provinzen (Eumenii orat. ad pracf. Gall. in Panegyr. veter. c. 20.) befanden sich Vorstellungen von der Oberfläche der Erde. Eine Probe davon ist die peutingerische Tafel, welche zu Ende des vierten Jahrhunderts n. C. G. verfertigt, im 15ten Jahrhunderte von Conrad Celtes in einem Kloster gefunden, von dem Augspurgischen Patricier Conrad Peutinger erkauft, und von Marcus Welser(Venet. 1591. 4.) herausgegeben ward. Sie kam in der Folge in die Büchersammlung des Prinzen Eugen, und
ſchneidet. Stereographiſch heißen alle Projectionen einer Kugel, wobey das Auge in der Oberflaͤche derſelben ſteht, und weil hier der Kreis AB der wahre Horizont von C iſt, ſ. Horizont, ſo iſt daher der angefuͤhrte Name entſtanden. Der Punkt C ſelbſt wird in c vorgeſtellt, und wenn CG, des Orts G Abſtand vom Mittel, in Graden des groͤßten Kreiſes bekannt iſt, ſo wird die gerade Linie Aus dieſem Satze fließen die Regeln der Verzeichnung, welche Kaͤſtner(Theoria projectionis ſtereogr. horiz. in Diſs. mathem. et phyſ. Altenb. 1771. 4. no. XII. p. 80. Additament. in Comm. Nov. Soc. Gott. ad ann. 1769 et 1770. p. 138),Lambert (Beytr. zum Gebrauche der Math. III. Theil, S. 105.), und Katſten (Lehrbegriff der geſammt. Math. VII. Theil, Greifsw. 1775. S. 707 u. f.) umſtaͤndlicher erklaͤren. Den Namen der ſtereographiſchen Projection hat Aguilonius(Opticorum libri ſex. Antverp. 1612.) zuerſt eingefuͤhrt.
Abriſſe von Laͤndern werden ſchon in der alten Geſchichte des juͤdiſchen Volks (Joſua, Cap. 18. v. 4. 5.) erwaͤhnt. Nach der Erzaͤhlung des Diogenes Laertius(L. II. c. 2.) und Plinius (H. N. VII. 56.) ſoll unter den Griechen zuerſt Anaximander Zeichnungen der damals bekannten Laͤnder gemacht haben. Mehrere, eie ſich damit beſchaͤftigten, fuͤhren Fabricius(Biblioth. graeca, C. IV. c. 2. u. c. 14.) und Cellarius(Notit. orbis antiqui, p. 4 et 5.) an. Bey den Roͤmern wurden den triumphirenden Feldherren Zeichnungen der eroberten Provinzen vorgetragen, und ſowohl in Rom (Varro de re ruſt. c. 12.) als auch in den Provinzen (Eumenii orat. ad pracf. Gall. in Panegyr. veter. c. 20.) befanden ſich Vorſtellungen von der Oberflaͤche der Erde. Eine Probe davon iſt die peutingeriſche Tafel, welche zu Ende des vierten Jahrhunderts n. C. G. verfertigt, im 15ten Jahrhunderte von Conrad Celtes in einem Kloſter gefunden, von dem Augſpurgiſchen Patricier Conrad Peutinger erkauft, und von Marcus Welſer(Venet. 1591. 4.) herausgegeben ward. Sie kam in der Folge in die Buͤcherſammlung des Prinzen Eugen, und
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ſchneidet. Stereographiſch heißen alle Projectionen einer Kugel, wobey das Auge in der Oberflaͤche derſelben ſteht, und weil hier der Kreis AB der wahre Horizont von C iſt, ſ. Horizont, ſo iſt daher der angefuͤhrte Name entſtanden. Der Punkt C ſelbſt wird in c vorgeſtellt, und wenn CG, des Orts G Abſtand vom Mittel, in Graden des groͤßten Kreiſes bekannt iſt, ſo wird die gerade Linie Aus dieſem Satze fließen die Regeln der Verzeichnung, welche Kaͤſtner (Theoria projectionis ſtereogr. horiz. in Diſs. mathem. et phyſ. Altenb. 1771. 4. no. XII. p. 80. Additament. in Comm. Nov. Soc. Gott. ad ann. 1769 et 1770. p. 138), Lambert (Beytr. zum Gebrauche der Math. III. Theil, S. 105.), und Katſten (Lehrbegriff der geſammt. Math. VII. Theil, Greifsw. 1775. S. 707 u. f.) umſtaͤndlicher erklaͤren. Den Namen der ſtereographiſchen Projection hat Aguilonius (Opticorum libri ſex. Antverp. 1612.) zuerſt eingefuͤhrt.
Abriſſe von Laͤndern werden ſchon in der alten Geſchichte des juͤdiſchen Volks (Joſua, Cap. 18. v. 4. 5.) erwaͤhnt. Nach der Erzaͤhlung des Diogenes Laertius (L. II. c. 2.) und Plinius (H. N. VII. 56.) ſoll unter den Griechen zuerſt Anaximander Zeichnungen der damals bekannten Laͤnder gemacht haben. Mehrere, eie ſich damit beſchaͤftigten, fuͤhren Fabricius (Biblioth. graeca, C. IV. c. 2. u. c. 14.) und Cellarius (Notit. orbis antiqui, p. 4 et 5.) an. Bey den Roͤmern wurden den triumphirenden Feldherren Zeichnungen der eroberten Provinzen vorgetragen, und ſowohl in Rom (Varro de re ruſt. c. 12.) als auch in den Provinzen (Eumenii orat. ad pracf. Gall. in Panegyr. veter. c. 20.) befanden ſich Vorſtellungen von der Oberflaͤche der Erde. Eine Probe davon iſt die peutingeriſche Tafel, welche zu Ende des vierten Jahrhunderts n. C. G. verfertigt, im 15ten Jahrhunderte von Conrad Celtes in einem Kloſter gefunden, von dem Augſpurgiſchen Patricier Conrad Peutinger erkauft, und von Marcus Welſer (Venet. 1591. 4.) herausgegeben ward. Sie kam in der Folge in die Buͤcherſammlung des Prinzen Eugen, und
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/862>, abgerufen am 22.11.2024.
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