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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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hatte, so ungleich, daß sich Harrison mit der erhaltenen Helfte des Preises begnügen mußte.

Die englischen Uhrmacher Arnold und Kendal verfertigten 1772 Seeuhren, Letzterer nach Harrisons Art, Ersterer nach einer andern noch einfachern Einrichtung. Cook nahm drey von Arnold und eine von Kendal mit auf seine Reise gegen den Südpol, und die Astronomen Wales und Bailly (The original astronomical observations made in the course of a voyage towards the South-pole, and round the world, in the years 1772--1775.) urtheilten, daß man damit die Länge bis auf 1/5--1/6 Grad bestimmen könne.

In Frankreich wurden Seeuhren von Berthoud und Le Roi versertiget, und unter der Aufsicht der Herren Pingre und de Borda auf einer Seereise geprüft. Ihr Irrthum soll in 6 Wochen nicht über einen halben Grad betragen haben, und die Le Roische Uhr erhielt den Preiß, den die königliche Akademie der Wissenschaften im Jahre 1773 auf diesen Gegenstand gesetzt hatte. Berthoud (Traite sur les horloges marines, Paris, 1773. gr. 4.) hat die Einrichtung solcher Uhren sehr umständlich und lehrreich beschrieben.

Neuerlich haben die englischen Künstler, vorzüglich durch Aufmunterung und Unterstützung des chursächsischen Gesandten am londner Hofe, Herrn Grafens von Brühl, Taschenchronometerodertragbare Zeithalter von ganz ungemeiner Vollkommenheit zu verfertigen angefangen. Es kömmt hiebey auf Vermeidung des Einflusses der Temperatur in die Spiralfeder, und auf Bewirkung eines vollkommnen Isochronismus ihrer Schwingungen an. Thomas Mudge hatte hierüber schon seit zwanzig Jahren gearbeitet, und theilte dem Herrn Grafen ein Modell eines freyen Stoßwerks (Echappement libre) mit, nach welchem derselbe durch Iosiah Emery ein Taschenchronometer verfertigen ließ, und dessen Gang äußerst sorgfältig prüfte. Einen von Mudge selbst verfertigten Zeithalter nahm der Admiral Campbell 1784 mit nach Newfoundland. Er gab nach einer Ueberfahrt von 4 Wochen die Länge von St.


hatte, ſo ungleich, daß ſich Harriſon mit der erhaltenen Helfte des Preiſes begnuͤgen mußte.

Die engliſchen Uhrmacher Arnold und Kendal verfertigten 1772 Seeuhren, Letzterer nach Harriſons Art, Erſterer nach einer andern noch einfachern Einrichtung. Cook nahm drey von Arnold und eine von Kendal mit auf ſeine Reiſe gegen den Suͤdpol, und die Aſtronomen Wales und Bailly (The original aſtronomical obſervations made in the courſe of a voyage towards the South-pole, and round the world, in the years 1772—1775.) urtheilten, daß man damit die Laͤnge bis auf 1/5—1/6 Grad beſtimmen koͤnne.

In Frankreich wurden Seeuhren von Berthoud und Le Roi verſertiget, und unter der Aufſicht der Herren Pingré und de Borda auf einer Seereiſe gepruͤft. Ihr Irrthum ſoll in 6 Wochen nicht uͤber einen halben Grad betragen haben, und die Le Roiſche Uhr erhielt den Preiß, den die koͤnigliche Akademie der Wiſſenſchaften im Jahre 1773 auf dieſen Gegenſtand geſetzt hatte. Berthoud (Traité ſur les horloges marines, Paris, 1773. gr. 4.) hat die Einrichtung ſolcher Uhren ſehr umſtaͤndlich und lehrreich beſchrieben.

Neuerlich haben die engliſchen Kuͤnſtler, vorzuͤglich durch Aufmunterung und Unterſtuͤtzung des churſaͤchſiſchen Geſandten am londner Hofe, Herrn Grafens von Bruͤhl, Taſchenchronometerodertragbare Zeithalter von ganz ungemeiner Vollkommenheit zu verfertigen angefangen. Es koͤmmt hiebey auf Vermeidung des Einfluſſes der Temperatur in die Spiralfeder, und auf Bewirkung eines vollkommnen Iſochronismus ihrer Schwingungen an. Thomas Mudge hatte hieruͤber ſchon ſeit zwanzig Jahren gearbeitet, und theilte dem Herrn Grafen ein Modell eines freyen Stoßwerks (Echappement libre) mit, nach welchem derſelbe durch Ioſiah Emery ein Taſchenchronometer verfertigen ließ, und deſſen Gang aͤußerſt ſorgfaͤltig pruͤfte. Einen von Mudge ſelbſt verfertigten Zeithalter nahm der Admiral Campbell 1784 mit nach Newfoundland. Er gab nach einer Ueberfahrt von 4 Wochen die Laͤnge von St.

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[843/0849] hatte, ſo ungleich, daß ſich Harriſon mit der erhaltenen Helfte des Preiſes begnuͤgen mußte. Die engliſchen Uhrmacher Arnold und Kendal verfertigten 1772 Seeuhren, Letzterer nach Harriſons Art, Erſterer nach einer andern noch einfachern Einrichtung. Cook nahm drey von Arnold und eine von Kendal mit auf ſeine Reiſe gegen den Suͤdpol, und die Aſtronomen Wales und Bailly (The original aſtronomical obſervations made in the courſe of a voyage towards the South-pole, and round the world, in the years 1772—1775.) urtheilten, daß man damit die Laͤnge bis auf 1/5—1/6 Grad beſtimmen koͤnne. In Frankreich wurden Seeuhren von Berthoud und Le Roi verſertiget, und unter der Aufſicht der Herren Pingré und de Borda auf einer Seereiſe gepruͤft. Ihr Irrthum ſoll in 6 Wochen nicht uͤber einen halben Grad betragen haben, und die Le Roiſche Uhr erhielt den Preiß, den die koͤnigliche Akademie der Wiſſenſchaften im Jahre 1773 auf dieſen Gegenſtand geſetzt hatte. Berthoud (Traité ſur les horloges marines, Paris, 1773. gr. 4.) hat die Einrichtung ſolcher Uhren ſehr umſtaͤndlich und lehrreich beſchrieben. Neuerlich haben die engliſchen Kuͤnſtler, vorzuͤglich durch Aufmunterung und Unterſtuͤtzung des churſaͤchſiſchen Geſandten am londner Hofe, Herrn Grafens von Bruͤhl, Taſchenchronometerodertragbare Zeithalter von ganz ungemeiner Vollkommenheit zu verfertigen angefangen. Es koͤmmt hiebey auf Vermeidung des Einfluſſes der Temperatur in die Spiralfeder, und auf Bewirkung eines vollkommnen Iſochronismus ihrer Schwingungen an. Thomas Mudge hatte hieruͤber ſchon ſeit zwanzig Jahren gearbeitet, und theilte dem Herrn Grafen ein Modell eines freyen Stoßwerks (Echappement libre) mit, nach welchem derſelbe durch Ioſiah Emery ein Taſchenchronometer verfertigen ließ, und deſſen Gang aͤußerſt ſorgfaͤltig pruͤfte. Einen von Mudge ſelbſt verfertigten Zeithalter nahm der Admiral Campbell 1784 mit nach Newfoundland. Er gab nach einer Ueberfahrt von 4 Wochen die Laͤnge von St.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/849>, abgerufen am 25.11.2024.