nichts antrifft, das sie in Bewegung setzen könnte; sie soll eine bloße Fähigkeit seyn, Bewegung zu erzeugen, wofern sich dazu Gelegenheit finden sollte.
Diese Kraft hält nun Bernoulli für etwas ganz Eignes und Substantielles. Er schließt hieraus, daß man ihre Größe bloß durch die Totalsumme aller von ihr erzeugten Wirkungen zu messen habe, ohne auf die Zeit zu sehen, in welcher die Wirkungen erfolgen; eben so, wie man, um die Capacität eines Gefäßes zu messen, bloß auf die Menge des darinn enthaltenen Wassers zu sehen hat, ohne die Zeit, in welcher das Wasser eingesüllt oder abgelassen werden kan, in Betrachtung zu ziehen, woraus freylich die Leibnitzische Abmessung der Kräfte folgt. So vertheidigt Bernoulli dieses Maaß der Kräfte mit Voraussetzung eines Begrifs von Kraft, an den vielleicht der Erfinder selbst nicht gedacht hatte, und der, wenn er auch nicht ganz unzuläßig ist, doch immer ein sehr dunkler und am Ende entbehrlicher Begrif bleibt, s. bewegende Kraft.
Es lassen sich über diese Kraft der bewegten Körper, zumal nach Bernoulli's Vorstellung, fast eben die Bemerkungen machen, die ich bey dem Worte: Centralkräfte (Th. I. S. 487. besonders 494.) über die Schwungkraft vorgetragen habe. Der bewegte Körper setzt seinen Weg vermöge der Trägheit fort, und selbst beym Stoße, wo er seine Bewegung einem andern mittheilt, läßt sich aus dieser Trägheit und der Undurchdringlichkeit der Materie alles erklären, s. Stoß. Will man inzwischen das Vermögen des Körpers, sich fortzubewegen, und andere zu stoßen, Kraft nennen, so muß man sich nur erinnern, daß diese Kraft zu einer andern Classe von Ursachen gehört, als die Schwere, die Kraft der Menschen und Thiere, u. s. f.
Johann Bernoulli leitete aus seinem Begriffe von lebendiger Kraft den so berühmt gewordenen und wenigstens in der Geschichte der Mechanik merkwürdigen Satz her: In der Körperwelt wird immer einerley Summe lebendiger Kräfte erhalten. Man nennt diesen Satz den Grundsatz der Erhaltung lebendiger Kräf-
nichts antrifft, das ſie in Bewegung ſetzen koͤnnte; ſie ſoll eine bloße Faͤhigkeit ſeyn, Bewegung zu erzeugen, wofern ſich dazu Gelegenheit finden ſollte.
Dieſe Kraft haͤlt nun Bernoulli fuͤr etwas ganz Eignes und Subſtantielles. Er ſchließt hieraus, daß man ihre Groͤße bloß durch die Totalſumme aller von ihr erzeugten Wirkungen zu meſſen habe, ohne auf die Zeit zu ſehen, in welcher die Wirkungen erfolgen; eben ſo, wie man, um die Capacitaͤt eines Gefaͤßes zu meſſen, bloß auf die Menge des darinn enthaltenen Waſſers zu ſehen hat, ohne die Zeit, in welcher das Waſſer eingeſuͤllt oder abgelaſſen werden kan, in Betrachtung zu ziehen, woraus freylich die Leibnitziſche Abmeſſung der Kraͤfte folgt. So vertheidigt Bernoulli dieſes Maaß der Kraͤfte mit Vorausſetzung eines Begrifs von Kraft, an den vielleicht der Erfinder ſelbſt nicht gedacht hatte, und der, wenn er auch nicht ganz unzulaͤßig iſt, doch immer ein ſehr dunkler und am Ende entbehrlicher Begrif bleibt, ſ. bewegende Kraft.
Es laſſen ſich uͤber dieſe Kraft der bewegten Koͤrper, zumal nach Bernoulli's Vorſtellung, faſt eben die Bemerkungen machen, die ich bey dem Worte: Centralkraͤfte (Th. I. S. 487. beſonders 494.) uͤber die Schwungkraft vorgetragen habe. Der bewegte Koͤrper ſetzt ſeinen Weg vermoͤge der Traͤgheit fort, und ſelbſt beym Stoße, wo er ſeine Bewegung einem andern mittheilt, laͤßt ſich aus dieſer Traͤgheit und der Undurchdringlichkeit der Materie alles erklaͤren, ſ. Stoß. Will man inzwiſchen das Vermoͤgen des Koͤrpers, ſich fortzubewegen, und andere zu ſtoßen, Kraft nennen, ſo muß man ſich nur erinnern, daß dieſe Kraft zu einer andern Claſſe von Urſachen gehoͤrt, als die Schwere, die Kraft der Menſchen und Thiere, u. ſ. f.
Johann Bernoulli leitete aus ſeinem Begriffe von lebendiger Kraft den ſo beruͤhmt gewordenen und wenigſtens in der Geſchichte der Mechanik merkwuͤrdigen Satz her: In der Koͤrperwelt wird immer einerley Summe lebendiger Kraͤfte erhalten. Man nennt dieſen Satz den Grundſatz der Erhaltung lebendiger Kraͤf-
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nichts antrifft, das ſie in Bewegung ſetzen koͤnnte; ſie ſoll eine bloße Faͤhigkeit ſeyn, Bewegung zu erzeugen, wofern ſich dazu Gelegenheit finden ſollte.
Dieſe Kraft haͤlt nun Bernoulli fuͤr etwas ganz Eignes und Subſtantielles. Er ſchließt hieraus, daß man ihre Groͤße bloß durch die Totalſumme aller von ihr erzeugten Wirkungen zu meſſen habe, ohne auf die Zeit zu ſehen, in welcher die Wirkungen erfolgen; eben ſo, wie man, um die Capacitaͤt eines Gefaͤßes zu meſſen, bloß auf die Menge des darinn enthaltenen Waſſers zu ſehen hat, ohne die Zeit, in welcher das Waſſer eingeſuͤllt oder abgelaſſen werden kan, in Betrachtung zu ziehen, woraus freylich die Leibnitziſche Abmeſſung der Kraͤfte folgt. So vertheidigt Bernoulli dieſes Maaß der Kraͤfte mit Vorausſetzung eines Begrifs von Kraft, an den vielleicht der Erfinder ſelbſt nicht gedacht hatte, und der, wenn er auch nicht ganz unzulaͤßig iſt, doch immer ein ſehr dunkler und am Ende entbehrlicher Begrif bleibt, ſ. bewegende Kraft.
Es laſſen ſich uͤber dieſe Kraft der bewegten Koͤrper, zumal nach Bernoulli's Vorſtellung, faſt eben die Bemerkungen machen, die ich bey dem Worte: Centralkraͤfte (Th. I. S. 487. beſonders 494.) uͤber die Schwungkraft vorgetragen habe. Der bewegte Koͤrper ſetzt ſeinen Weg vermoͤge der Traͤgheit fort, und ſelbſt beym Stoße, wo er ſeine Bewegung einem andern mittheilt, laͤßt ſich aus dieſer Traͤgheit und der Undurchdringlichkeit der Materie alles erklaͤren, ſ. Stoß. Will man inzwiſchen das Vermoͤgen des Koͤrpers, ſich fortzubewegen, und andere zu ſtoßen, Kraft nennen, ſo muß man ſich nur erinnern, daß dieſe Kraft zu einer andern Claſſe von Urſachen gehoͤrt, als die Schwere, die Kraft der Menſchen und Thiere, u. ſ. f.
Johann Bernoulli leitete aus ſeinem Begriffe von lebendiger Kraft den ſo beruͤhmt gewordenen und wenigſtens in der Geſchichte der Mechanik merkwuͤrdigen Satz her: In der Koͤrperwelt wird immer einerley Summe lebendiger Kraͤfte erhalten. Man nennt dieſen Satz den Grundſatz der Erhaltung lebendiger Kraͤf-
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 813. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/819>, abgerufen am 27.07.2024.
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