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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Last, sondern nur die Reibung am Boden zu überwinden, welche bey einer schicklichen Veranstaltung nur einem kleinen Theile der Last gleich ist, s. Reiben. Im Schlitten auf dem Eise, wo sich das Reiben sehr vermindert, wird er noch größere Lasten bewegen können. Desaguliers setzt, vielleicht mit einigem Nationalvorurtheile, die Kraft eines Engländers im Verhältnisse 7:5 größer, als die eines Franzosen oder Holländers.

2. Die Kräfte der Thiere. Gewöhnlich werden dazu die Pferde gebraucht, welche im horizontalen Zuge, im Durchschnitte genommen, 175 Pfund, d. i. siebenmal mehr, als ein Mensch bewegen, und beynahe doppelt so geschwind damit fortgehen können. Zwar zieht ein Pferd auf ebnem Wege und gutem Fuhrwerke wohl 1000 Pfund; allein es hat hiebey nicht das Gewicht der 1000 Pfund zu heben, sondern nur das Reiben an den Theilen des Fuhrwerks zu überwinden, welches bey 1000 Pfund Last ohngefähr 175 Pfund beträgt. Weit weniger zieht es auf bergansteigenden Wegen, wobey es einen Theil der Last selbst zu tragen bekömmt. Desaguliers setzt die Kraft des Pferdes im Zuge 200 Pfund.

3. Die Kraft des Wassers, eine der vortreflichsten und nützlichsten, welche die neuere Mechanik bey den meisten Maschinen an die Stelle der sonst gewöhnlichen menschlichen Kraft gesetzt hat. Man bringt sie so an, daß der Fall oder das Gewicht des Wassers Räder in Umtrieb setzt. Die Größe der Kraft oder vielmehr der Wirkung kömmt hiebey auf Menge, Geschwindigkeit und Richtung des Wassers gegen die Theile des Rades an. Ein großer Vorzug dieser Krast, nächst ihrer ansehnlichen Stärke, ist der, daß man ihre Wirkung sehr gleichförmig erhalten kan, indem sich das überflüßige Wasser ableiten, der Mangel aber durch Schützen ersetzen läßt, auch bey den sogenannten Panstermühlen das Rad nach der jedesmaligen Höhe des Wassers gehangen werden kan.

4. Die Kraft des Windes, oder der in der Atmosphäre bewegten Luft. Man setzt dem Winde etwas entgegen, das ihn mit einer großen Fläche auffängt, und so


Laſt, ſondern nur die Reibung am Boden zu uͤberwinden, welche bey einer ſchicklichen Veranſtaltung nur einem kleinen Theile der Laſt gleich iſt, ſ. Reiben. Im Schlitten auf dem Eiſe, wo ſich das Reiben ſehr vermindert, wird er noch groͤßere Laſten bewegen koͤnnen. Deſaguliers ſetzt, vielleicht mit einigem Nationalvorurtheile, die Kraft eines Englaͤnders im Verhaͤltniſſe 7:5 groͤßer, als die eines Franzoſen oder Hollaͤnders.

2. Die Kraͤfte der Thiere. Gewoͤhnlich werden dazu die Pferde gebraucht, welche im horizontalen Zuge, im Durchſchnitte genommen, 175 Pfund, d. i. ſiebenmal mehr, als ein Menſch bewegen, und beynahe doppelt ſo geſchwind damit fortgehen koͤnnen. Zwar zieht ein Pferd auf ebnem Wege und gutem Fuhrwerke wohl 1000 Pfund; allein es hat hiebey nicht das Gewicht der 1000 Pfund zu heben, ſondern nur das Reiben an den Theilen des Fuhrwerks zu uͤberwinden, welches bey 1000 Pfund Laſt ohngefaͤhr 175 Pfund betraͤgt. Weit weniger zieht es auf berganſteigenden Wegen, wobey es einen Theil der Laſt ſelbſt zu tragen bekoͤmmt. Deſaguliers ſetzt die Kraft des Pferdes im Zuge 200 Pfund.

3. Die Kraft des Waſſers, eine der vortreflichſten und nuͤtzlichſten, welche die neuere Mechanik bey den meiſten Maſchinen an die Stelle der ſonſt gewoͤhnlichen menſchlichen Kraft geſetzt hat. Man bringt ſie ſo an, daß der Fall oder das Gewicht des Waſſers Raͤder in Umtrieb ſetzt. Die Groͤße der Kraft oder vielmehr der Wirkung koͤmmt hiebey auf Menge, Geſchwindigkeit und Richtung des Waſſers gegen die Theile des Rades an. Ein großer Vorzug dieſer Kraſt, naͤchſt ihrer anſehnlichen Staͤrke, iſt der, daß man ihre Wirkung ſehr gleichfoͤrmig erhalten kan, indem ſich das uͤberfluͤßige Waſſer ableiten, der Mangel aber durch Schuͤtzen erſetzen laͤßt, auch bey den ſogenannten Panſtermuͤhlen das Rad nach der jedesmaligen Hoͤhe des Waſſers gehangen werden kan.

4. Die Kraft des Windes, oder der in der Atmoſphaͤre bewegten Luft. Man ſetzt dem Winde etwas entgegen, das ihn mit einer großen Flaͤche auffaͤngt, und ſo

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[809/0815] Laſt, ſondern nur die Reibung am Boden zu uͤberwinden, welche bey einer ſchicklichen Veranſtaltung nur einem kleinen Theile der Laſt gleich iſt, ſ. Reiben. Im Schlitten auf dem Eiſe, wo ſich das Reiben ſehr vermindert, wird er noch groͤßere Laſten bewegen koͤnnen. Deſaguliers ſetzt, vielleicht mit einigem Nationalvorurtheile, die Kraft eines Englaͤnders im Verhaͤltniſſe 7:5 groͤßer, als die eines Franzoſen oder Hollaͤnders. 2. Die Kraͤfte der Thiere. Gewoͤhnlich werden dazu die Pferde gebraucht, welche im horizontalen Zuge, im Durchſchnitte genommen, 175 Pfund, d. i. ſiebenmal mehr, als ein Menſch bewegen, und beynahe doppelt ſo geſchwind damit fortgehen koͤnnen. Zwar zieht ein Pferd auf ebnem Wege und gutem Fuhrwerke wohl 1000 Pfund; allein es hat hiebey nicht das Gewicht der 1000 Pfund zu heben, ſondern nur das Reiben an den Theilen des Fuhrwerks zu uͤberwinden, welches bey 1000 Pfund Laſt ohngefaͤhr 175 Pfund betraͤgt. Weit weniger zieht es auf berganſteigenden Wegen, wobey es einen Theil der Laſt ſelbſt zu tragen bekoͤmmt. Deſaguliers ſetzt die Kraft des Pferdes im Zuge 200 Pfund. 3. Die Kraft des Waſſers, eine der vortreflichſten und nuͤtzlichſten, welche die neuere Mechanik bey den meiſten Maſchinen an die Stelle der ſonſt gewoͤhnlichen menſchlichen Kraft geſetzt hat. Man bringt ſie ſo an, daß der Fall oder das Gewicht des Waſſers Raͤder in Umtrieb ſetzt. Die Groͤße der Kraft oder vielmehr der Wirkung koͤmmt hiebey auf Menge, Geſchwindigkeit und Richtung des Waſſers gegen die Theile des Rades an. Ein großer Vorzug dieſer Kraſt, naͤchſt ihrer anſehnlichen Staͤrke, iſt der, daß man ihre Wirkung ſehr gleichfoͤrmig erhalten kan, indem ſich das uͤberfluͤßige Waſſer ableiten, der Mangel aber durch Schuͤtzen erſetzen laͤßt, auch bey den ſogenannten Panſtermuͤhlen das Rad nach der jedesmaligen Hoͤhe des Waſſers gehangen werden kan. 4. Die Kraft des Windes, oder der in der Atmoſphaͤre bewegten Luft. Man ſetzt dem Winde etwas entgegen, das ihn mit einer großen Flaͤche auffaͤngt, und ſo

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/815>, abgerufen am 25.11.2024.