arch(De plac. Philos. III. 2.),Gellius(Noct. Att. XIV. 1). Kein Schriftsteller aber hat sich erhabner darüber ausgedrückt, als Seneca(Quaest. nat. VII. 13.), dessen Worte eines reifern Zeitalters würdig sind. "Co"metas, sagt er, sidera esse cum mundo duratura, quan"quam legibus nondum compertis reguntur, haec tam "occulta dies extrahet, ac longioris aevi diligentia, "cui admirationi erit, haec veteres nescire potuisse, post"quam demonstraverit aliquis naturae interpres, in qui"bus caeli partibus Cometae errent, quanti qualesque "sient." Dennoch blieb die Meynung von der Vergänglichkeit der Kometen herrschend, und der daraus entstandene Mangel alter Beobachtungen ihres Laufs setzt uns in der Kenntniß ihrer wahren Bahnen ungemein zurück.
Tycho de Brahe war der Erste, der den scheinbaren Lauf des Kometen von 1577 genau beobachtete, und aus seiner geringen Parallaxe schloß, daß er viel weiter, als der Mond, von uns entfernt sey. Er nahm die Bahn desselben für einen Kreis um die Sonne an (De mundi aetherei recentioribus phaenomenis, L. II. 1587.), hielt aber dabey noch immer die Kometen für bald vergängliche Körper. Kepler, der den Kometen von 1618 sahe, glaubte, die Beobachtungen desselben auf eine geradlinigte Bahn, zwischen der Sonne und Erde hindurch, reduciren zu können (Libelli tres de cometis, astronomicus, physicus, astrologicus. Aug. Vind. 1619. 4.). Die physikalische Erklärung ist seiner ganz unwürdig; er nimmt die Kometen für neuentstandene Erzeugungen an, die im Himmel, wie Fische im Meere, schwimmen, um den Raum auszufüllen; auch vergißt er die astrologischen Bedeutungen nicht. Indessen ist seine Hypothese von der geradlinigten Bahn der Kometen, von vielen nachherigen Astronomen beybehalten und vorzüglich von Wrenn, Auzout und dem ältern Cassini mit einigen geringen Abänderungen auf wirkliche Berechnungen angewendet worden. Hevel kam der Wahrheit etwas näher. Er erkannte die Bahn für parabolisch gegen die Sonne gekrümmt, nahm aber die Kometen für irdische Theile aus andern Planeten an, die in einem parabolischen
arch(De plac. Philoſ. III. 2.),Gellius(Noct. Att. XIV. 1). Kein Schriftſteller aber hat ſich erhabner daruͤber ausgedruͤckt, als Seneca(Quaeſt. nat. VII. 13.), deſſen Worte eines reifern Zeitalters wuͤrdig ſind. ”Co”metas, ſagt er, ſidera eſſe cum mundo duratura, quan”quam legibus nondum compertis reguntur, haec tam ”occulta dies extrahet, ac longioris aevi diligentia, ”cui admirationi erit, haec veteres neſcire potuiſſe, poſt”quam demonſtraverit aliquis naturae interpres, in qui”bus caeli partibus Cometae errent, quanti qualesque ”ſient.“ Dennoch blieb die Meynung von der Vergaͤnglichkeit der Kometen herrſchend, und der daraus entſtandene Mangel alter Beobachtungen ihres Laufs ſetzt uns in der Kenntniß ihrer wahren Bahnen ungemein zuruͤck.
Tycho de Brahe war der Erſte, der den ſcheinbaren Lauf des Kometen von 1577 genau beobachtete, und aus ſeiner geringen Parallaxe ſchloß, daß er viel weiter, als der Mond, von uns entfernt ſey. Er nahm die Bahn deſſelben fuͤr einen Kreis um die Sonne an (De mundi aetherei recentioribus phaenomenis, L. II. 1587.), hielt aber dabey noch immer die Kometen fuͤr bald vergaͤngliche Koͤrper. Kepler, der den Kometen von 1618 ſahe, glaubte, die Beobachtungen deſſelben auf eine geradlinigte Bahn, zwiſchen der Sonne und Erde hindurch, reduciren zu koͤnnen (Libelli tres de cometis, aſtronomicus, phyſicus, aſtrologicus. Aug. Vind. 1619. 4.). Die phyſikaliſche Erklaͤrung iſt ſeiner ganz unwuͤrdig; er nimmt die Kometen fuͤr neuentſtandene Erzeugungen an, die im Himmel, wie Fiſche im Meere, ſchwimmen, um den Raum auszufuͤllen; auch vergißt er die aſtrologiſchen Bedeutungen nicht. Indeſſen iſt ſeine Hypotheſe von der geradlinigten Bahn der Kometen, von vielen nachherigen Aſtronomen beybehalten und vorzuͤglich von Wrenn, Auzout und dem aͤltern Caſſini mit einigen geringen Abaͤnderungen auf wirkliche Berechnungen angewendet worden. Hevel kam der Wahrheit etwas naͤher. Er erkannte die Bahn fuͤr paraboliſch gegen die Sonne gekruͤmmt, nahm aber die Kometen fuͤr irdiſche Theile aus andern Planeten an, die in einem paraboliſchen
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arch (De plac. Philoſ. III. 2.), Gellius (Noct. Att. XIV. 1). Kein Schriftſteller aber hat ſich erhabner daruͤber ausgedruͤckt, als Seneca (Quaeſt. nat. VII. 13.), deſſen Worte eines reifern Zeitalters wuͤrdig ſind. ”Co”metas, ſagt er, ſidera eſſe cum mundo duratura, quan”quam legibus nondum compertis reguntur, haec tam ”occulta dies extrahet, ac longioris aevi diligentia, ”cui admirationi erit, haec veteres neſcire potuiſſe, poſt”quam demonſtraverit aliquis naturae interpres, in qui”bus caeli partibus Cometae errent, quanti qualesque ”ſient.“ Dennoch blieb die Meynung von der Vergaͤnglichkeit der Kometen herrſchend, und der daraus entſtandene Mangel alter Beobachtungen ihres Laufs ſetzt uns in der Kenntniß ihrer wahren Bahnen ungemein zuruͤck.
Tycho de Brahe war der Erſte, der den ſcheinbaren Lauf des Kometen von 1577 genau beobachtete, und aus ſeiner geringen Parallaxe ſchloß, daß er viel weiter, als der Mond, von uns entfernt ſey. Er nahm die Bahn deſſelben fuͤr einen Kreis um die Sonne an (De mundi aetherei recentioribus phaenomenis, L. II. 1587.), hielt aber dabey noch immer die Kometen fuͤr bald vergaͤngliche Koͤrper. Kepler, der den Kometen von 1618 ſahe, glaubte, die Beobachtungen deſſelben auf eine geradlinigte Bahn, zwiſchen der Sonne und Erde hindurch, reduciren zu koͤnnen (Libelli tres de cometis, aſtronomicus, phyſicus, aſtrologicus. Aug. Vind. 1619. 4.). Die phyſikaliſche Erklaͤrung iſt ſeiner ganz unwuͤrdig; er nimmt die Kometen fuͤr neuentſtandene Erzeugungen an, die im Himmel, wie Fiſche im Meere, ſchwimmen, um den Raum auszufuͤllen; auch vergißt er die aſtrologiſchen Bedeutungen nicht. Indeſſen iſt ſeine Hypotheſe von der geradlinigten Bahn der Kometen, von vielen nachherigen Aſtronomen beybehalten und vorzuͤglich von Wrenn, Auzout und dem aͤltern Caſſini mit einigen geringen Abaͤnderungen auf wirkliche Berechnungen angewendet worden. Hevel kam der Wahrheit etwas naͤher. Er erkannte die Bahn fuͤr paraboliſch gegen die Sonne gekruͤmmt, nahm aber die Kometen fuͤr irdiſche Theile aus andern Planeten an, die in einem paraboliſchen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/792>, abgerufen am 25.11.2024.
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