Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Knallgold, Platzgold, Aurum fulminans, Or fulminant. Ein Niederschlag des Goldes aus seiner Auflösung in Königswasser, vermittelst des flüchtigen Laugensalzes; oder auch, wenn das Königswasser mit Salmiak bereitet worden ist, vermittelst des fixen Laugensalzes. Die Goldauflösung wird mit etwa sechsmal so viel Wasser verdünnt, und das Alkali nach und nach hinzugegossen; das Gold schlägt sich in Gestalt eines strohgelben Kalks nieder, welcher vorsichrig abgespült und getrocknet, an Gewicht ein Fünftel mehr beträgt, als das angewandte Gold. Dieser Niederschlag zerplatzt bey geringer Erhitzung, die schon durch bloßes Reiben entstehen kan, mit einer gewaltigen Explosion und einem heftigen Knalle. Diese Erscheinung, welche immer eine der schwersten Aufgaben der Chymie ausgemacht hatte, war von Macquer durch einen dem Golde anhängenden ammoniakalischen Salpeter, welcher durch Erhitzung verpuffte, erklärt worden; Bergmann aber (Diss. de calce auri fulminante, resp. C. A. Plomgren., Upsal. 1769. 4.) widerlegte das Anhängen eines Salpetersalmiaks, Salpeters oder Digestivsalzes an diesen Goldkalk überzeugend. Seine zahlreichen Versuche erweisen, daß sich das Knallgold ohne alle Salpetersäure, nicht aber ohne flüchtiges Laugensalz bereiten lasse, und daß das Abknallen von der plötzlichen Entzündung einer sehr verbrennlichen Materie herkomme, welche das flüchtige Alkali an den Goldniederschlag ansetzet. Iacquin (Anfangsgr. der medicinisch-prakt. Chymie, Wien, 1783. 8. S. 445.) giebt hievon folgende sehr wahrscheinliche Erklärung. Alle Goldniederschläge, so wie überhaupt metallische Kalke, enthalten eine sehr reine dephlogistisirte Luft: das flüchtige Laugensalz aber eine Brennluft, die sich, auch ohne mit dem Feuer in Berührung zu seyn, durch die bloße Wärme entzündet, s Gas, laugenartiges. Beyde zusammen bilden also eine Knall-luft, welche durch ihre plötzliche Entbindung und Explosion die heftigsten Wirkungen auszuüben vermögend ist. Zum Platzen des Knallgoldes, zumal wenn man es zu Knallgold, Platzgold, Aurum fulminans, Or fulminant. Ein Niederſchlag des Goldes aus ſeiner Aufloͤſung in Koͤnigswaſſer, vermittelſt des fluͤchtigen Laugenſalzes; oder auch, wenn das Koͤnigswaſſer mit Salmiak bereitet worden iſt, vermittelſt des fixen Laugenſalzes. Die Goldaufloͤſung wird mit etwa ſechsmal ſo viel Waſſer verduͤnnt, und das Alkali nach und nach hinzugegoſſen; das Gold ſchlaͤgt ſich in Geſtalt eines ſtrohgelben Kalks nieder, welcher vorſichrig abgeſpuͤlt und getrocknet, an Gewicht ein Fuͤnftel mehr betraͤgt, als das angewandte Gold. Dieſer Niederſchlag zerplatzt bey geringer Erhitzung, die ſchon durch bloßes Reiben entſtehen kan, mit einer gewaltigen Exploſion und einem heftigen Knalle. Dieſe Erſcheinung, welche immer eine der ſchwerſten Aufgaben der Chymie ausgemacht hatte, war von Macquer durch einen dem Golde anhaͤngenden ammoniakaliſchen Salpeter, welcher durch Erhitzung verpuffte, erklaͤrt worden; Bergmann aber (Diſſ. de calce auri fulminante, reſp. C. A. Plomgren., Upſal. 1769. 4.) widerlegte das Anhaͤngen eines Salpeterſalmiaks, Salpeters oder Digeſtivſalzes an dieſen Goldkalk uͤberzeugend. Seine zahlreichen Verſuche erweiſen, daß ſich das Knallgold ohne alle Salpeterſaͤure, nicht aber ohne fluͤchtiges Laugenſalz bereiten laſſe, und daß das Abknallen von der ploͤtzlichen Entzuͤndung einer ſehr verbrennlichen Materie herkomme, welche das fluͤchtige Alkali an den Goldniederſchlag anſetzet. Iacquin (Anfangsgr. der mediciniſch-prakt. Chymie, Wien, 1783. 8. S. 445.) giebt hievon folgende ſehr wahrſcheinliche Erklaͤrung. Alle Goldniederſchlaͤge, ſo wie uͤberhaupt metalliſche Kalke, enthalten eine ſehr reine dephlogiſtiſirte Luft: das fluͤchtige Laugenſalz aber eine Brennluft, die ſich, auch ohne mit dem Feuer in Beruͤhrung zu ſeyn, durch die bloße Waͤrme entzuͤndet, ſ Gas, laugenartiges. Beyde zuſammen bilden alſo eine Knall-luft, welche durch ihre ploͤtzliche Entbindung und Exploſion die heftigſten Wirkungen auszuuͤben vermoͤgend iſt. 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Knallgold, Platzgold, Aurum fulminans, Or fulminant.
Ein Niederſchlag des Goldes aus ſeiner Aufloͤſung in Koͤnigswaſſer, vermittelſt des fluͤchtigen Laugenſalzes; oder auch, wenn das Koͤnigswaſſer mit Salmiak bereitet worden iſt, vermittelſt des fixen Laugenſalzes. Die Goldaufloͤſung wird mit etwa ſechsmal ſo viel Waſſer verduͤnnt, und das Alkali nach und nach hinzugegoſſen; das Gold ſchlaͤgt ſich in Geſtalt eines ſtrohgelben Kalks nieder, welcher vorſichrig abgeſpuͤlt und getrocknet, an Gewicht ein Fuͤnftel mehr betraͤgt, als das angewandte Gold. Dieſer Niederſchlag zerplatzt bey geringer Erhitzung, die ſchon durch bloßes Reiben entſtehen kan, mit einer gewaltigen Exploſion und einem heftigen Knalle.
Dieſe Erſcheinung, welche immer eine der ſchwerſten Aufgaben der Chymie ausgemacht hatte, war von Macquer durch einen dem Golde anhaͤngenden ammoniakaliſchen Salpeter, welcher durch Erhitzung verpuffte, erklaͤrt worden; Bergmann aber (Diſſ. de calce auri fulminante, reſp. C. A. Plomgren., Upſal. 1769. 4.) widerlegte das Anhaͤngen eines Salpeterſalmiaks, Salpeters oder Digeſtivſalzes an dieſen Goldkalk uͤberzeugend. Seine zahlreichen Verſuche erweiſen, daß ſich das Knallgold ohne alle Salpeterſaͤure, nicht aber ohne fluͤchtiges Laugenſalz bereiten laſſe, und daß das Abknallen von der ploͤtzlichen Entzuͤndung einer ſehr verbrennlichen Materie herkomme, welche das fluͤchtige Alkali an den Goldniederſchlag anſetzet. Iacquin (Anfangsgr. der mediciniſch-prakt. Chymie, Wien, 1783. 8. S. 445.) giebt hievon folgende ſehr wahrſcheinliche Erklaͤrung. Alle Goldniederſchlaͤge, ſo wie uͤberhaupt metalliſche Kalke, enthalten eine ſehr reine dephlogiſtiſirte Luft: das fluͤchtige Laugenſalz aber eine Brennluft, die ſich, auch ohne mit dem Feuer in Beruͤhrung zu ſeyn, durch die bloße Waͤrme entzuͤndet, ſ Gas, laugenartiges. Beyde zuſammen bilden alſo eine Knall-luft, welche durch ihre ploͤtzliche Entbindung und Exploſion die heftigſten Wirkungen auszuuͤben vermoͤgend iſt.
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