Im April ist die Wärme der mittlern am nächsten. Also erreichen die Wirkungen ihr Maximum nicht eher, als bis die Ursachen schon anfangen abzunehmen, und sie nehmen nach diesem Maximum schneller ab, als sie vor demselben zunahmen.
3. Auf 20° vom Aequator sind die Unterschiede zwischen den wärmsten und kältesten Monaten gering, werden aber größer, je weiter man sich vom Aequator entfernet.
4. In den größten Breiten, besonders um 59 und 60° trisftman Sommerwärme von 75--80 Graden an, und es ist oft im Iulius wärmer, als unter 51° Breite.
5. Jede bewohnbare Breite hat wenigstens zween Monate lang eine Wärme von 60 Graden, die zum Reifen des Getraides nothwendig ist. In den Nordländern reifen die Gewächse wegen der langen Tage sehr schnell, und wegen des schmelzenden Schnees ist nicht viel Regen nöthig.
6. Die vielen Seen und Gebirge, deren Disposition so unregelmäßig und zufällig scheint, sind von sehr wohlthätigen Folgen. Sie mäßigen die Kälte in den größern, und die Hitze in den geringern Breiten. Blos aus Mangel solcher Seen ist das Innere von Asien und Afrika unbewohnbar. Ohne die Alpen, Pyrenäen, Apenninen rc. würden Italien, Spanien und Frankreich kein so mildes Klima haben. Iamaica, Domingo, Sumatra und andere Inseln zwischen den Wendekreisen werden blos durch ihre Berge erfrischt.
7. Der Wein gedeiht um London nicht so, wie um Patis, obgleich der londner Winter milder ist: denn die Wärme ist vom April bis zum October in Paris größer. So kan ein Klima gewissen Früchten zuträglicher seyn, als ein anderes.
Zwischen den Wendekreisen sind die Barometerveränderungen sehr gering; die heftige Wirkung der Sonne wird durch die Länge der Nächte und den häufigen Regen hinlänglich gehemmet. Die Regenzeit trifft an der Nordseite des Aequators zwischen dem März und September ein, an der Südseite umgekehrt; ihr Anfang aber und ihre Dauer
Im April iſt die Waͤrme der mittlern am naͤchſten. Alſo erreichen die Wirkungen ihr Maximum nicht eher, als bis die Urſachen ſchon anfangen abzunehmen, und ſie nehmen nach dieſem Maximum ſchneller ab, als ſie vor demſelben zunahmen.
3. Auf 20° vom Aequator ſind die Unterſchiede zwiſchen den waͤrmſten und kaͤlteſten Monaten gering, werden aber groͤßer, je weiter man ſich vom Aequator entfernet.
4. In den groͤßten Breiten, beſonders um 59 und 60° triſftman Sommerwaͤrme von 75—80 Graden an, und es iſt oft im Iulius waͤrmer, als unter 51° Breite.
5. Jede bewohnbare Breite hat wenigſtens zween Monate lang eine Waͤrme von 60 Graden, die zum Reifen des Getraides nothwendig iſt. In den Nordlaͤndern reifen die Gewaͤchſe wegen der langen Tage ſehr ſchnell, und wegen des ſchmelzenden Schnees iſt nicht viel Regen noͤthig.
6. Die vielen Seen und Gebirge, deren Dispoſition ſo unregelmaͤßig und zufaͤllig ſcheint, ſind von ſehr wohlthaͤtigen Folgen. Sie maͤßigen die Kaͤlte in den groͤßern, und die Hitze in den geringern Breiten. Blos aus Mangel ſolcher Seen iſt das Innere von Aſien und Afrika unbewohnbar. Ohne die Alpen, Pyrenaͤen, Apenninen rc. wuͤrden Italien, Spanien und Frankreich kein ſo mildes Klima haben. Iamaica, Domingo, Sumatra und andere Inſeln zwiſchen den Wendekreiſen werden blos durch ihre Berge erfriſcht.
7. Der Wein gedeiht um London nicht ſo, wie um Patis, obgleich der londner Winter milder iſt: denn die Waͤrme iſt vom April bis zum October in Paris groͤßer. So kan ein Klima gewiſſen Fruͤchten zutraͤglicher ſeyn, als ein anderes.
Zwiſchen den Wendekreiſen ſind die Barometerveraͤnderungen ſehr gering; die heftige Wirkung der Sonne wird durch die Laͤnge der Naͤchte und den haͤufigen Regen hinlaͤnglich gehemmet. Die Regenzeit trifft an der Nordſeite des Aequators zwiſchen dem Maͤrz und September ein, an der Suͤdſeite umgekehrt; ihr Anfang aber und ihre Dauer
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Im April iſt die Waͤrme der mittlern am naͤchſten. Alſo erreichen die Wirkungen ihr Maximum nicht eher, als bis die Urſachen ſchon anfangen abzunehmen, und ſie nehmen nach dieſem Maximum ſchneller ab, als ſie vor demſelben zunahmen.</p><p>3. Auf 20° vom Aequator ſind die Unterſchiede zwiſchen den waͤrmſten und kaͤlteſten Monaten gering, werden aber groͤßer, je weiter man ſich vom Aequator entfernet.</p><p>4. In den groͤßten Breiten, beſonders um 59 und 60° triſftman Sommerwaͤrme von 75—80 Graden an, und es iſt oft im Iulius waͤrmer, als unter 51° Breite.</p><p>5. Jede bewohnbare Breite hat wenigſtens zween Monate lang eine Waͤrme von 60 Graden, die zum Reifen des Getraides nothwendig iſt. In den Nordlaͤndern reifen die Gewaͤchſe wegen der langen Tage ſehr ſchnell, und wegen des ſchmelzenden Schnees iſt nicht viel Regen noͤthig.</p><p>6. Die vielen Seen und Gebirge, deren Dispoſition ſo unregelmaͤßig und zufaͤllig ſcheint, ſind von ſehr wohlthaͤtigen Folgen. Sie maͤßigen die Kaͤlte in den groͤßern, und die Hitze in den geringern Breiten. Blos aus Mangel ſolcher Seen iſt das Innere von Aſien und Afrika unbewohnbar. Ohne die Alpen, Pyrenaͤen, Apenninen rc. wuͤrden Italien, Spanien und Frankreich kein ſo mildes Klima haben. Iamaica, Domingo, Sumatra und andere Inſeln zwiſchen den Wendekreiſen werden blos durch ihre Berge erfriſcht.</p><p>7. Der Wein gedeiht um London nicht ſo, wie um Patis, obgleich der londner Winter milder iſt: denn die Waͤrme iſt vom April bis zum October in Paris groͤßer. So kan ein Klima gewiſſen Fruͤchten zutraͤglicher ſeyn, als ein anderes.</p><p>Zwiſchen den Wendekreiſen ſind die Barometerveraͤnderungen ſehr gering; die heftige Wirkung der Sonne wird durch die Laͤnge der Naͤchte und den haͤufigen Regen hinlaͤnglich gehemmet. Die Regenzeit trifft an der Nordſeite des Aequators zwiſchen dem Maͤrz und September ein, an der Suͤdſeite umgekehrt; ihr Anfang aber und ihre Dauer<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Im April iſt die Waͤrme der mittlern am naͤchſten. Alſo erreichen die Wirkungen ihr Maximum nicht eher, als bis die Urſachen ſchon anfangen abzunehmen, und ſie nehmen nach dieſem Maximum ſchneller ab, als ſie vor demſelben zunahmen.
3. Auf 20° vom Aequator ſind die Unterſchiede zwiſchen den waͤrmſten und kaͤlteſten Monaten gering, werden aber groͤßer, je weiter man ſich vom Aequator entfernet.
4. In den groͤßten Breiten, beſonders um 59 und 60° triſftman Sommerwaͤrme von 75—80 Graden an, und es iſt oft im Iulius waͤrmer, als unter 51° Breite.
5. Jede bewohnbare Breite hat wenigſtens zween Monate lang eine Waͤrme von 60 Graden, die zum Reifen des Getraides nothwendig iſt. In den Nordlaͤndern reifen die Gewaͤchſe wegen der langen Tage ſehr ſchnell, und wegen des ſchmelzenden Schnees iſt nicht viel Regen noͤthig.
6. Die vielen Seen und Gebirge, deren Dispoſition ſo unregelmaͤßig und zufaͤllig ſcheint, ſind von ſehr wohlthaͤtigen Folgen. Sie maͤßigen die Kaͤlte in den groͤßern, und die Hitze in den geringern Breiten. Blos aus Mangel ſolcher Seen iſt das Innere von Aſien und Afrika unbewohnbar. Ohne die Alpen, Pyrenaͤen, Apenninen rc. wuͤrden Italien, Spanien und Frankreich kein ſo mildes Klima haben. Iamaica, Domingo, Sumatra und andere Inſeln zwiſchen den Wendekreiſen werden blos durch ihre Berge erfriſcht.
7. Der Wein gedeiht um London nicht ſo, wie um Patis, obgleich der londner Winter milder iſt: denn die Waͤrme iſt vom April bis zum October in Paris groͤßer. So kan ein Klima gewiſſen Fruͤchten zutraͤglicher ſeyn, als ein anderes.
Zwiſchen den Wendekreiſen ſind die Barometerveraͤnderungen ſehr gering; die heftige Wirkung der Sonne wird durch die Laͤnge der Naͤchte und den haͤufigen Regen hinlaͤnglich gehemmet. Die Regenzeit trifft an der Nordſeite des Aequators zwiſchen dem Maͤrz und September ein, an der Suͤdſeite umgekehrt; ihr Anfang aber und ihre Dauer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/775>, abgerufen am 16.02.2025.
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