Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Von dem lebendigen Kalke, (s. den vorhergehenden Artikel) sind diese metallischen Erden zwar sehr wesentlich unterschieden, sie haben aber doch mit ihm die ähnliche Eigenschaft, daß sie die Laugensalze ätzbar machen. Daß man aber beyden Substanzen einerley Namen gegeben hat, kömmt wohl daher, weil man ehedem alles Kalk nannte, was durch die Wirkung des Feuers ohne Flamme in ein erdichtes Pulver zerfallen war. Unter den Erscheinungen der Metallkalke ist die beträchtliche Vermehrung des absoluten Gewichts bey der Verkalkung gewiß eine der merkwürdigsten. Man hat sie frühzeitig wahrgenommen, und auf mannichfaltige Art zu erklären gesucht. Schon im Jahre 1630 leitete sie Iean Rey (Essais sur la recherche de la cause, pour laquelle l'Estain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine, a Bazas, 8.) von der Luft her, welche die Zinnund Bleykalke bey der Verkalkung einsaugten. Man verließ aber diese Meynung wieder, und erklärte mit Boyle (New experiments to make fire and flame stable and ponderable, Lond. 1673. 8. und in Boyle's Works, Vol. III,) und Lemery (Mem. de l'acad. de Paris, 1712.) dieses Schwererwerden aus beygetretenen Feuertheilen. Als die Theorie des Brennbaren bekannter ward, und man die Verkalkung allgemein für eine Beraubung des Phlogistons erkannte, schien es denen, welche Feuer und Phlogiston nicht deutlich unterschieden, widersprechend, daß beym Verluste des letztern dem Kalke mehr Feuertheile beytreten sollten (Diss. sur la cause de l'augmentation de poids, que certaines matieres acquierent dans leur calcination par le P. Beraud. a la Haye 1748. 8. Vogel Progr. quo experimenta chemicorum de incremento ponderis corp. calcin. examinat. Gott. 1753. 4.) und es blieb bey einer
Von dem lebendigen Kalke, (ſ. den vorhergehenden Artikel) ſind dieſe metalliſchen Erden zwar ſehr weſentlich unterſchieden, ſie haben aber doch mit ihm die aͤhnliche Eigenſchaft, daß ſie die Laugenſalze aͤtzbar machen. Daß man aber beyden Subſtanzen einerley Namen gegeben hat, koͤmmt wohl daher, weil man ehedem alles Kalk nannte, was durch die Wirkung des Feuers ohne Flamme in ein erdichtes Pulver zerfallen war. Unter den Erſcheinungen der Metallkalke iſt die betraͤchtliche Vermehrung des abſoluten Gewichts bey der Verkalkung gewiß eine der merkwuͤrdigſten. Man hat ſie fruͤhzeitig wahrgenommen, und auf mannichfaltige Art zu erklaͤren geſucht. Schon im Jahre 1630 leitete ſie Iean Rey (Eſſais ſur la recherche de la cauſe, pour laquelle l'Eſtain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine, à Bazas, 8.) von der Luft her, welche die Zinnund Bleykalke bey der Verkalkung einſaugten. Man verließ aber dieſe Meynung wieder, und erklaͤrte mit Boyle (New experiments to make fire and flame ſtable and ponderable, Lond. 1673. 8. und in Boyle's Works, Vol. III,) und Lemery (Mém. de l'acad. de Paris, 1712.) dieſes Schwererwerden aus beygetretenen Feuertheilen. Als die Theorie des Brennbaren bekannter ward, und man die Verkalkung allgemein fuͤr eine Beraubung des Phlogiſtons erkannte, ſchien es denen, welche Feuer und Phlogiſton nicht deutlich unterſchieden, widerſprechend, daß beym Verluſte des letztern dem Kalke mehr Feuertheile beytreten ſollten (Diſſ. ſur la cauſe de l'augmentation de poids, que certaines matieres acquiérent dans leur calcination par le P. Béraud. à la Haye 1748. 8. Vogel Progr. quo experimenta chemicorum de incremento ponderis corp. calcin. examinat. Gott. 1753. 4.) und es blieb bey einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0740" xml:id="P.2.734" n="734"/><lb/> freyer Luft, mittelſt einer Art von Verbrennung, oder durch Aufloͤſung in Saͤuren, vorzuͤglich in der Vitriol- und Salpeterſaͤure, oder durch die Verpuffung mit dem Salpeter in Kalke verwandeln. Durch alle dieſe Mittel verlieren ſie ihre metalliſchen Eigenſchaften deſto mehr, je ſtaͤrker ſie dadurch des in ihnen enthaltenen Phlogiſtons beraubt werden.</p> <p>Von dem lebendigen Kalke, (ſ. den vorhergehenden Artikel) ſind dieſe metalliſchen Erden zwar ſehr weſentlich unterſchieden, ſie haben aber doch mit ihm die aͤhnliche Eigenſchaft, daß ſie die Laugenſalze aͤtzbar machen. Daß man aber beyden Subſtanzen einerley Namen gegeben hat, koͤmmt wohl daher, weil man ehedem alles <hi rendition="#b">Kalk</hi> nannte, was durch die Wirkung des Feuers ohne Flamme in ein erdichtes Pulver zerfallen war.</p> <p>Unter den Erſcheinungen der Metallkalke iſt die betraͤchtliche Vermehrung des abſoluten Gewichts bey der Verkalkung gewiß eine der merkwuͤrdigſten. Man hat ſie fruͤhzeitig wahrgenommen, und auf mannichfaltige Art zu erklaͤren geſucht. Schon im Jahre 1630 leitete ſie <hi rendition="#b">Iean Rey</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſais ſur la recherche de la cauſe, pour laquelle l'Eſtain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine, à Bazas, 8.)</hi> von der Luft her, welche die Zinnund Bleykalke bey der Verkalkung einſaugten. Man verließ aber dieſe Meynung wieder, und erklaͤrte mit <hi rendition="#b">Boyle</hi> <hi rendition="#aq">(New experiments to make fire and flame ſtable and ponderable, Lond. 1673. 8.</hi> und in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Boyle's</hi> Works, Vol. III,)</hi> und <hi rendition="#b">Lemery</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de l'acad. de Paris, 1712.)</hi> dieſes Schwererwerden aus beygetretenen Feuertheilen. Als die Theorie des Brennbaren bekannter ward, und man die Verkalkung allgemein fuͤr eine Beraubung des Phlogiſtons erkannte, ſchien es denen, welche Feuer und Phlogiſton nicht deutlich unterſchieden, widerſprechend, daß beym Verluſte des letztern dem Kalke mehr Feuertheile beytreten ſollten <hi rendition="#aq">(Diſſ. ſur la cauſe de l'augmentation de poids, que certaines matieres acquiérent dans leur calcination par le P. <hi rendition="#i">Béraud.</hi> à la Haye 1748. 8. <hi rendition="#i">Vogel</hi> Progr. quo experimenta chemicorum de incremento ponderis corp. calcin. examinat. Gott. 1753. 4.)</hi> und es blieb bey einer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [734/0740]
freyer Luft, mittelſt einer Art von Verbrennung, oder durch Aufloͤſung in Saͤuren, vorzuͤglich in der Vitriol- und Salpeterſaͤure, oder durch die Verpuffung mit dem Salpeter in Kalke verwandeln. Durch alle dieſe Mittel verlieren ſie ihre metalliſchen Eigenſchaften deſto mehr, je ſtaͤrker ſie dadurch des in ihnen enthaltenen Phlogiſtons beraubt werden.
Von dem lebendigen Kalke, (ſ. den vorhergehenden Artikel) ſind dieſe metalliſchen Erden zwar ſehr weſentlich unterſchieden, ſie haben aber doch mit ihm die aͤhnliche Eigenſchaft, daß ſie die Laugenſalze aͤtzbar machen. Daß man aber beyden Subſtanzen einerley Namen gegeben hat, koͤmmt wohl daher, weil man ehedem alles Kalk nannte, was durch die Wirkung des Feuers ohne Flamme in ein erdichtes Pulver zerfallen war.
Unter den Erſcheinungen der Metallkalke iſt die betraͤchtliche Vermehrung des abſoluten Gewichts bey der Verkalkung gewiß eine der merkwuͤrdigſten. Man hat ſie fruͤhzeitig wahrgenommen, und auf mannichfaltige Art zu erklaͤren geſucht. Schon im Jahre 1630 leitete ſie Iean Rey (Eſſais ſur la recherche de la cauſe, pour laquelle l'Eſtain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine, à Bazas, 8.) von der Luft her, welche die Zinnund Bleykalke bey der Verkalkung einſaugten. Man verließ aber dieſe Meynung wieder, und erklaͤrte mit Boyle (New experiments to make fire and flame ſtable and ponderable, Lond. 1673. 8. und in Boyle's Works, Vol. III,) und Lemery (Mém. de l'acad. de Paris, 1712.) dieſes Schwererwerden aus beygetretenen Feuertheilen. Als die Theorie des Brennbaren bekannter ward, und man die Verkalkung allgemein fuͤr eine Beraubung des Phlogiſtons erkannte, ſchien es denen, welche Feuer und Phlogiſton nicht deutlich unterſchieden, widerſprechend, daß beym Verluſte des letztern dem Kalke mehr Feuertheile beytreten ſollten (Diſſ. ſur la cauſe de l'augmentation de poids, que certaines matieres acquiérent dans leur calcination par le P. Béraud. à la Haye 1748. 8. Vogel Progr. quo experimenta chemicorum de incremento ponderis corp. calcin. examinat. Gott. 1753. 4.) und es blieb bey einer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |