Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Ein anderes Mittel, künstliche Kälte zu erzeugen, ist die Ausdünstung, zu deren Bewirkung ebenfalls Wärme, die vorher frey war, verwendet wird, s. Ausdünstung (dieses Wörterb. Th. I. S. 212.), Erkalten. Ein Thermometer, in Wasser eingetaucht und dann der freyen Luft ausgesetzt, fällt so lange, bis das Wasser ganz abgedunstet ist. Richmann (Tentamen explicandi phaenomenon paradoxum, scilicet thermometro mercuriali ex aqua extracto mercurium in aere aqua calidiori descendere et ostendere temperiem minus calidam, ac aeris ambientis est, in Nov. Comm. Petrop. To. I. p. 290.) schreibt das erwähnte Phänomen den in der Luft schwebenden kaltmachenden Theilen zu, welche von dem an der Kugel des Thermometers hängenden Wasserhäutchen angezogen würden, und von Mairan (Diss. sur la glace, P. II. Sect. 2. cap. 8. 9.) sucht es von der Bewegung dieses Wasserhäutchens durch die Luft herzuleiten. Cullen (Von der Kälte, die durchs Ausdünsten flüßiger Sachen verursacht worden, in den neuen Edinburgischen Vers. Th. II. 1755.) ist der erste, der hiebey die Ausdünstung gesehen hat; Baume (Sur le refroidissement que les liqueurs produisent en l'evaporant in Mem. presentes, To. V. p. 405 et 425.) und Cavallo (Experiments relating to the cold produced by evaporation of various fluids in Phil. Trans. Vol. LXXI. P. II.) haben hierüber die besten Versuche angestellt. Das Eintauchen in Vitriolaether, welcher an der Luft sehr schnell verdünstet, thut hiebey die schnellste und stärkste Wirkung. Cavallo brachte durch dieses Mittel, mitten im Sommer, da das fahrenheitische Thermometer auf 64 Grad stand, dasselbe in 2 Minuten bis auf 3 Grad, d. i. 29 Grad unter den Eispunkt herab. Bey diesen Versuchen war es ein höchst merkwürdiger Umstand, daß das Wasser in einem auf diese Art behandelten Gefäß im Sommer oft erst fror, wenn das in selbigem stehende Thermometer schon 15 Grad unter dem Eispunkte stand, im Winter hingegen schon bey 2 Graden darunter. Vielleicht kan bey einer so plötzlichen Erkältung derjenige| Theil
Ein anderes Mittel, kuͤnſtliche Kaͤlte zu erzeugen, iſt die Ausduͤnſtung, zu deren Bewirkung ebenfalls Waͤrme, die vorher frey war, verwendet wird, ſ. Ausduͤnſtung (dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 212.), Erkalten. Ein Thermometer, in Waſſer eingetaucht und dann der freyen Luft ausgeſetzt, faͤllt ſo lange, bis das Waſſer ganz abgedunſtet iſt. Richmann (Tentamen explicandi phaenomenon paradoxum, ſcilicet thermometro mercuriali ex aqua extracto mercurium in aëre aqua calidiori deſcendere et oſtendere temperiem minus calidam, ac aëris ambientis eſt, in Nov. Comm. Petrop. To. I. p. 290.) ſchreibt das erwaͤhnte Phaͤnomen den in der Luft ſchwebenden kaltmachenden Theilen zu, welche von dem an der Kugel des Thermometers haͤngenden Waſſerhaͤutchen angezogen wuͤrden, und von Mairan (Diſſ. ſur la glace, P. II. Sect. 2. cap. 8. 9.) ſucht es von der Bewegung dieſes Waſſerhaͤutchens durch die Luft herzuleiten. Cullen (Von der Kaͤlte, die durchs Ausduͤnſten fluͤßiger Sachen verurſacht worden, in den neuen Edinburgiſchen Verſ. Th. II. 1755.) iſt der erſte, der hiebey die Ausduͤnſtung geſehen hat; Baume (Sur le refroidiſſement que les liqueurs produiſent en l'evaporant in Mém. preſentés, To. V. p. 405 et 425.) und Cavallo (Experiments relating to the cold produced by evaporation of various fluids in Phil. Trans. Vol. LXXI. P. II.) haben hieruͤber die beſten Verſuche angeſtellt. Das Eintauchen in Vitriolaether, welcher an der Luft ſehr ſchnell verduͤnſtet, thut hiebey die ſchnellſte und ſtaͤrkſte Wirkung. Cavallo brachte durch dieſes Mittel, mitten im Sommer, da das fahrenheitiſche Thermometer auf 64 Grad ſtand, daſſelbe in 2 Minuten bis auf 3 Grad, d. i. 29 Grad unter den Eispunkt herab. Bey dieſen Verſuchen war es ein hoͤchſt merkwuͤrdiger Umſtand, daß das Waſſer in einem auf dieſe Art behandelten Gefaͤß im Sommer oft erſt fror, wenn das in ſelbigem ſtehende Thermometer ſchon 15 Grad unter dem Eispunkte ſtand, im Winter hingegen ſchon bey 2 Graden darunter. Vielleicht kan bey einer ſo ploͤtzlichen Erkaͤltung derjenige| Theil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0716" xml:id="P.2.710" n="710"/><lb/> vermiſcht, Kaͤlte hervorbringt.</p> <p>Ein anderes Mittel, kuͤnſtliche Kaͤlte zu erzeugen, iſt die <hi rendition="#b">Ausduͤnſtung,</hi> zu deren Bewirkung ebenfalls Waͤrme, die vorher frey war, verwendet wird, <hi rendition="#b">ſ. Ausduͤnſtung</hi> (dieſes Woͤrterb. Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 212.), <hi rendition="#b">Erkalten.</hi> Ein Thermometer, in Waſſer eingetaucht und dann der freyen Luft ausgeſetzt, faͤllt ſo lange, bis das Waſſer ganz abgedunſtet iſt. <hi rendition="#b">Richmann</hi> <hi rendition="#aq">(Tentamen explicandi phaenomenon paradoxum, ſcilicet thermometro mercuriali ex aqua extracto mercurium in aëre aqua calidiori deſcendere et oſtendere temperiem minus calidam, ac aëris ambientis eſt, in Nov. Comm. Petrop. To. I. p. 290.)</hi> ſchreibt das erwaͤhnte Phaͤnomen den in der Luft ſchwebenden kaltmachenden Theilen zu, welche von dem an der Kugel des Thermometers haͤngenden Waſſerhaͤutchen angezogen wuͤrden, und <hi rendition="#b">von Mairan</hi> <hi rendition="#aq">(Diſſ. ſur la glace, P. II. Sect. 2. cap. 8. 9.)</hi> ſucht es von der Bewegung dieſes Waſſerhaͤutchens durch die Luft herzuleiten. <hi rendition="#b">Cullen</hi> (Von der Kaͤlte, die durchs Ausduͤnſten fluͤßiger Sachen verurſacht worden, in den neuen Edinburgiſchen Verſ. Th. <hi rendition="#aq">II. 1755.)</hi> iſt der erſte, der hiebey die Ausduͤnſtung geſehen hat; <hi rendition="#b">Baume</hi> <hi rendition="#aq">(Sur le refroidiſſement que les liqueurs produiſent en l'evaporant in Mém. preſentés, To. V. p. 405 et 425.)</hi> und <hi rendition="#b">Cavallo</hi> <hi rendition="#aq">(Experiments relating to the cold produced by evaporation of various fluids in Phil. Trans. Vol. LXXI. P. II.)</hi> haben hieruͤber die beſten Verſuche angeſtellt. Das Eintauchen in Vitriolaether, welcher an der Luft ſehr ſchnell verduͤnſtet, thut hiebey die ſchnellſte und ſtaͤrkſte Wirkung. <hi rendition="#b">Cavallo</hi> brachte durch dieſes Mittel, mitten im Sommer, da das fahrenheitiſche Thermometer auf 64 Grad ſtand, daſſelbe in 2 Minuten bis auf 3 Grad, d. i. 29 Grad unter den Eispunkt herab. Bey dieſen Verſuchen war es ein hoͤchſt merkwuͤrdiger Umſtand, daß das Waſſer in einem auf dieſe Art behandelten Gefaͤß im Sommer oft erſt fror, wenn das in ſelbigem ſtehende Thermometer ſchon 15 Grad unter dem Eispunkte ſtand, im Winter hingegen ſchon bey 2 Graden darunter. Vielleicht kan bey einer ſo ploͤtzlichen Erkaͤltung derjenige| Theil<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [710/0716]
vermiſcht, Kaͤlte hervorbringt.
Ein anderes Mittel, kuͤnſtliche Kaͤlte zu erzeugen, iſt die Ausduͤnſtung, zu deren Bewirkung ebenfalls Waͤrme, die vorher frey war, verwendet wird, ſ. Ausduͤnſtung (dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 212.), Erkalten. Ein Thermometer, in Waſſer eingetaucht und dann der freyen Luft ausgeſetzt, faͤllt ſo lange, bis das Waſſer ganz abgedunſtet iſt. Richmann (Tentamen explicandi phaenomenon paradoxum, ſcilicet thermometro mercuriali ex aqua extracto mercurium in aëre aqua calidiori deſcendere et oſtendere temperiem minus calidam, ac aëris ambientis eſt, in Nov. Comm. Petrop. To. I. p. 290.) ſchreibt das erwaͤhnte Phaͤnomen den in der Luft ſchwebenden kaltmachenden Theilen zu, welche von dem an der Kugel des Thermometers haͤngenden Waſſerhaͤutchen angezogen wuͤrden, und von Mairan (Diſſ. ſur la glace, P. II. Sect. 2. cap. 8. 9.) ſucht es von der Bewegung dieſes Waſſerhaͤutchens durch die Luft herzuleiten. Cullen (Von der Kaͤlte, die durchs Ausduͤnſten fluͤßiger Sachen verurſacht worden, in den neuen Edinburgiſchen Verſ. Th. II. 1755.) iſt der erſte, der hiebey die Ausduͤnſtung geſehen hat; Baume (Sur le refroidiſſement que les liqueurs produiſent en l'evaporant in Mém. preſentés, To. V. p. 405 et 425.) und Cavallo (Experiments relating to the cold produced by evaporation of various fluids in Phil. Trans. Vol. LXXI. P. II.) haben hieruͤber die beſten Verſuche angeſtellt. Das Eintauchen in Vitriolaether, welcher an der Luft ſehr ſchnell verduͤnſtet, thut hiebey die ſchnellſte und ſtaͤrkſte Wirkung. Cavallo brachte durch dieſes Mittel, mitten im Sommer, da das fahrenheitiſche Thermometer auf 64 Grad ſtand, daſſelbe in 2 Minuten bis auf 3 Grad, d. i. 29 Grad unter den Eispunkt herab. Bey dieſen Verſuchen war es ein hoͤchſt merkwuͤrdiger Umſtand, daß das Waſſer in einem auf dieſe Art behandelten Gefaͤß im Sommer oft erſt fror, wenn das in ſelbigem ſtehende Thermometer ſchon 15 Grad unter dem Eispunkte ſtand, im Winter hingegen ſchon bey 2 Graden darunter. Vielleicht kan bey einer ſo ploͤtzlichen Erkaͤltung derjenige| Theil
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