Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Indifferenzpunkt, Punctum indifferentiae, Point d'indifserence. Diesen Namen giebt Brugmanns (Tentamina philosophica de materia magnetica eiusque actione in ferrum et magnetem. Franequ. 1765. 4. deutsch, mit neuen Zusätzen des Verf. durch D. C. G. Eschenbach, Leipz. 1784. 8. S. 70.) demjenigen Punkte eines eisernen oder stählernen Stäbchens, an welchem der Magnet, mit dem man es bestreicht, stehen muß, wenn das eine Ende des Stäbchens gar keine Polarität zeigen soll. Wenn man nemlich ein unmagnetisches Stäbchen Eisen oder Stahl AC, Taf. XII. Fig. 85., bey A mit dem Nordpol eines starken Magnets berühret, so wird A ein Südpol, und C ein Nordpol; streicht man aber mit dem Magnet am ganzen Stäbchen hin bis C, so wird am Ende A ein Nordpol und C ein Südpol. Herr Brugmanns gerieth dadurch auf die vortrefliche Muthmaßung, weil das Ende A während dem Hinstreichen seine Polarität ändert, und aus der südlichen in die nördliche übergeht, daß wohl der Magnet auf seinem Wege von A nach C in einen Punkt M kommen müsse, wo A gar keine Polarität hat, die südliche Spitze einer Nadel eben sowohl als die nördliche zieht, und also ganz indifferent ist. Er fand auch dies durch die Erfahrung bestätiget. Stand der Magnet in M, so zeigte A gar keine Polarität, indem C noch immer ein Nordpol war. Fuhr er mit dem Magnete weiter nach C, so fieng A an eine nördliche Polarität zu zeigen, und die nördliche Polarität von C nahm ab. Kam er bis N, so ward C indifferent, und strich er bis ans Ende, so erhielt C eine starke südliche, und A eine nördliche Polarität. Er gab daher den Punkten M und N den Namen der Indifferenzpunkte. Sie finden sich bey allen Eisen- und Stahlstäbchen oder Drath, nur haben sie bey verschiedenen Dicken und Längen, auch
Indifferenzpunkt, Punctum indifferentiae, Point d'indifſerence. Dieſen Namen giebt Brugmanns (Tentamina philoſophica de materia magnetica eiusque actione in ferrum et magnetem. Franequ. 1765. 4. deutſch, mit neuen Zuſaͤtzen des Verf. durch D. C. G. Eſchenbach, Leipz. 1784. 8. S. 70.) demjenigen Punkte eines eiſernen oder ſtaͤhlernen Staͤbchens, an welchem der Magnet, mit dem man es beſtreicht, ſtehen muß, wenn das eine Ende des Staͤbchens gar keine Polaritaͤt zeigen ſoll. Wenn man nemlich ein unmagnetiſches Staͤbchen Eiſen oder Stahl AC, Taf. XII. Fig. 85., bey A mit dem Nordpol eines ſtarken Magnets beruͤhret, ſo wird A ein Suͤdpol, und C ein Nordpol; ſtreicht man aber mit dem Magnet am ganzen Staͤbchen hin bis C, ſo wird am Ende A ein Nordpol und C ein Suͤdpol. Herr Brugmanns gerieth dadurch auf die vortrefliche Muthmaßung, weil das Ende A waͤhrend dem Hinſtreichen ſeine Polaritaͤt aͤndert, und aus der ſuͤdlichen in die noͤrdliche uͤbergeht, daß wohl der Magnet auf ſeinem Wege von A nach C in einen Punkt M kommen muͤſſe, wo A gar keine Polaritaͤt hat, die ſuͤdliche Spitze einer Nadel eben ſowohl als die noͤrdliche zieht, und alſo ganz indifferent iſt. Er fand auch dies durch die Erfahrung beſtaͤtiget. Stand der Magnet in M, ſo zeigte A gar keine Polaritaͤt, indem C noch immer ein Nordpol war. Fuhr er mit dem Magnete weiter nach C, ſo fieng A an eine noͤrdliche Polaritaͤt zu zeigen, und die noͤrdliche Polaritaͤt von C nahm ab. Kam er bis N, ſo ward C indifferent, und ſtrich er bis ans Ende, ſo erhielt C eine ſtarke ſuͤdliche, und A eine noͤrdliche Polaritaͤt. Er gab daher den Punkten M und N den Namen der Indifferenzpunkte. Sie finden ſich bey allen Eiſen- und Stahlſtaͤbchen oder Drath, nur haben ſie bey verſchiedenen Dicken und Laͤngen, auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0696" xml:id="P.2.690" n="690"/><lb/> ſalzigen Rinde. Die warmen Quellen z. B. das Carlsbad, deren Waſſer wegen ſeiner Waͤrme viel fremde Materien aufloͤſet, haben dieſe incruſtirende Eigenſchaft in vorzuͤglich hohem Grade, <hi rendition="#b">ſ. Baͤder, warme.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Indifferenzpunkt,</hi><hi rendition="#aq">Punctum indifferentiae, <hi rendition="#i">Point d'indifſerence.</hi></hi> Dieſen Namen giebt <hi rendition="#b">Brugmanns</hi> <hi rendition="#aq">(Tentamina philoſophica de materia magnetica eiusque actione in ferrum et magnetem. Franequ. 1765. 4.</hi> deutſch, mit neuen Zuſaͤtzen des Verf. durch <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#b">C. G. Eſchenbach,</hi> Leipz. 1784. 8. S. 70.) demjenigen Punkte eines eiſernen oder ſtaͤhlernen Staͤbchens, an welchem der Magnet, mit dem man es beſtreicht, ſtehen muß, wenn das eine Ende des Staͤbchens gar keine Polaritaͤt zeigen ſoll.</p> <p>Wenn man nemlich ein unmagnetiſches Staͤbchen Eiſen oder Stahl <hi rendition="#aq">AC,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Fig. 85., bey <hi rendition="#aq">A</hi> mit dem Nordpol eines ſtarken Magnets beruͤhret, ſo wird <hi rendition="#aq">A</hi> ein Suͤdpol, und <hi rendition="#aq">C</hi> ein Nordpol; ſtreicht man aber mit dem Magnet am ganzen Staͤbchen hin bis <hi rendition="#aq">C,</hi> ſo wird am Ende <hi rendition="#aq">A</hi> ein Nordpol und <hi rendition="#aq">C</hi> ein Suͤdpol.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Brugmanns</hi> gerieth dadurch auf die vortrefliche Muthmaßung, weil das Ende <hi rendition="#aq">A</hi> waͤhrend dem Hinſtreichen ſeine Polaritaͤt aͤndert, und aus der ſuͤdlichen in die noͤrdliche uͤbergeht, daß wohl der Magnet auf ſeinem Wege von <hi rendition="#aq">A</hi> nach <hi rendition="#aq">C</hi> in einen Punkt <hi rendition="#aq">M</hi> kommen muͤſſe, wo <hi rendition="#aq">A</hi> gar keine Polaritaͤt hat, die ſuͤdliche Spitze einer Nadel eben ſowohl als die noͤrdliche zieht, und alſo ganz <hi rendition="#b">indifferent</hi> iſt. Er fand auch dies durch die Erfahrung beſtaͤtiget. Stand der Magnet in <hi rendition="#aq">M,</hi> ſo zeigte <hi rendition="#aq">A</hi> gar keine Polaritaͤt, indem <hi rendition="#aq">C</hi> noch immer ein Nordpol war. Fuhr er mit dem Magnete weiter nach <hi rendition="#aq">C,</hi> ſo fieng <hi rendition="#aq">A</hi> an eine noͤrdliche Polaritaͤt zu zeigen, und die noͤrdliche Polaritaͤt von <hi rendition="#aq">C</hi> nahm ab. Kam er bis <hi rendition="#aq">N,</hi> ſo ward <hi rendition="#aq">C</hi> <hi rendition="#b">indifferent,</hi> und ſtrich er bis ans Ende, ſo erhielt <hi rendition="#aq">C</hi> eine ſtarke ſuͤdliche, und <hi rendition="#aq">A</hi> eine noͤrdliche Polaritaͤt. Er gab daher den Punkten <hi rendition="#aq">M</hi> und <hi rendition="#aq">N</hi> den Namen der <hi rendition="#b">Indifferenzpunkte.</hi> Sie finden ſich bey allen Eiſen- und Stahlſtaͤbchen oder Drath, nur haben ſie bey verſchiedenen Dicken und Laͤngen, auch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [690/0696]
ſalzigen Rinde. Die warmen Quellen z. B. das Carlsbad, deren Waſſer wegen ſeiner Waͤrme viel fremde Materien aufloͤſet, haben dieſe incruſtirende Eigenſchaft in vorzuͤglich hohem Grade, ſ. Baͤder, warme.
Indifferenzpunkt, Punctum indifferentiae, Point d'indifſerence. Dieſen Namen giebt Brugmanns (Tentamina philoſophica de materia magnetica eiusque actione in ferrum et magnetem. Franequ. 1765. 4. deutſch, mit neuen Zuſaͤtzen des Verf. durch D. C. G. Eſchenbach, Leipz. 1784. 8. S. 70.) demjenigen Punkte eines eiſernen oder ſtaͤhlernen Staͤbchens, an welchem der Magnet, mit dem man es beſtreicht, ſtehen muß, wenn das eine Ende des Staͤbchens gar keine Polaritaͤt zeigen ſoll.
Wenn man nemlich ein unmagnetiſches Staͤbchen Eiſen oder Stahl AC, Taf. XII. Fig. 85., bey A mit dem Nordpol eines ſtarken Magnets beruͤhret, ſo wird A ein Suͤdpol, und C ein Nordpol; ſtreicht man aber mit dem Magnet am ganzen Staͤbchen hin bis C, ſo wird am Ende A ein Nordpol und C ein Suͤdpol.
Herr Brugmanns gerieth dadurch auf die vortrefliche Muthmaßung, weil das Ende A waͤhrend dem Hinſtreichen ſeine Polaritaͤt aͤndert, und aus der ſuͤdlichen in die noͤrdliche uͤbergeht, daß wohl der Magnet auf ſeinem Wege von A nach C in einen Punkt M kommen muͤſſe, wo A gar keine Polaritaͤt hat, die ſuͤdliche Spitze einer Nadel eben ſowohl als die noͤrdliche zieht, und alſo ganz indifferent iſt. Er fand auch dies durch die Erfahrung beſtaͤtiget. Stand der Magnet in M, ſo zeigte A gar keine Polaritaͤt, indem C noch immer ein Nordpol war. Fuhr er mit dem Magnete weiter nach C, ſo fieng A an eine noͤrdliche Polaritaͤt zu zeigen, und die noͤrdliche Polaritaͤt von C nahm ab. Kam er bis N, ſo ward C indifferent, und ſtrich er bis ans Ende, ſo erhielt C eine ſtarke ſuͤdliche, und A eine noͤrdliche Polaritaͤt. Er gab daher den Punkten M und N den Namen der Indifferenzpunkte. Sie finden ſich bey allen Eiſen- und Stahlſtaͤbchen oder Drath, nur haben ſie bey verſchiedenen Dicken und Laͤngen, auch
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