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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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so blieb er endlich bey dem Fischbein stehen. Hiebey nahm er noch immer nur einen festen Punkt an; denn er glaubte die gänzliche Austrocknung nicht anders, als durch Feuer, bewirken zu können. So übergab er die Beschreibung seines ersten Fischbeinhygrometers der Pariser Akademie im I. 1781. Bald hernach aber fand er Mittel, auch den zweyten festen Punkt der größten Trockenheit zu bestimmen, wozu er den Kalk in großen Massen gebraucht, welchem ein gleiches Volumen Luft auf drey Wochen lang ausgesetzt wird. Er gedenkt auch (Idees sur la meteorologie a. a. O. §. 53.) eines neu ausgedachten Apparats hiezu, wobey man den Kalk in noch größern Massen brauchen und das Verfahren abkürzen könne. Zum Körper des Hygrometers selbst gebraucht er dünne Streifen von Fischbein, von der Oberfläche oder dicken Rinde der Fischbeinblätter genommen, und nach der Breite der Fasern gearbeitet, die er mit einer Feder spannt. Er hat sie so fein verfertiget, daß ein Streif von 1 Fuß Länge nur 1/4 Gran wiegt, und doch 1/3 Unze Kraft der Feder aushält. Ein Streif von 8 Zollen ist hinreichend, und giebt etwa eine Veränderung von 1 Zoll. Die Feder, welche ihn spannt, ist in eine Trommel, wie eine Uhrfeder eingeschlossen, macht 5-6 Winbungen, und wirkt an der dritten Windung auf den Streisen mit einer halben Unze Kraft. Die Veränderungen werden durch einen Zeiger an einer Zifferscheibe angegeben. Er beschreibt auch (a. a. O. §. 61.) noch eine zu den gemeinen Beobachtungen sehr bequeme Einrichtung in Gestalt einer Taschenuhr, und sucht darzuthun, daß der Gang dieser Hygrometer mit der Menge der Feuchtigkeit in der Luft selbst im Verhältnisse stehe.

De Saussüre in seiner angeführten Vertheidigungsschrift erklärt das Fischbein wegen der zwischen seinen Fasern enthaltenen schleimichten Materie für verdächtig, und schließt aus de Lüc's eignen Versuchen, daß die Luft schon mit Feuchtigkeit gesättigt sey, wenn das Fischbein-Hygrometer erst 80-81 Grad zeige; auch behauptet er, die de Lücsche Bestimmung des festen Punkts der Trockenheit sey nichts als eine Nachahmung seines schon 1778. bekannt gemachten


ſo blieb er endlich bey dem Fiſchbein ſtehen. Hiebey nahm er noch immer nur einen feſten Punkt an; denn er glaubte die gaͤnzliche Austrocknung nicht anders, als durch Feuer, bewirken zu koͤnnen. So uͤbergab er die Beſchreibung ſeines erſten Fiſchbeinhygrometers der Pariſer Akademie im I. 1781. Bald hernach aber fand er Mittel, auch den zweyten feſten Punkt der groͤßten Trockenheit zu beſtimmen, wozu er den Kalk in großen Maſſen gebraucht, welchem ein gleiches Volumen Luft auf drey Wochen lang ausgeſetzt wird. Er gedenkt auch (Idees ſur la meteorologie a. a. O. §. 53.) eines neu ausgedachten Apparats hiezu, wobey man den Kalk in noch groͤßern Maſſen brauchen und das Verfahren abkuͤrzen koͤnne. Zum Koͤrper des Hygrometers ſelbſt gebraucht er duͤnne Streifen von Fiſchbein, von der Oberflaͤche oder dicken Rinde der Fiſchbeinblaͤtter genommen, und nach der Breite der Faſern gearbeitet, die er mit einer Feder ſpannt. Er hat ſie ſo fein verfertiget, daß ein Streif von 1 Fuß Laͤnge nur 1/4 Gran wiegt, und doch 1/3 Unze Kraft der Feder aushaͤlt. Ein Streif von 8 Zollen iſt hinreichend, und giebt etwa eine Veraͤnderung von 1 Zoll. Die Feder, welche ihn ſpannt, iſt in eine Trommel, wie eine Uhrfeder eingeſchloſſen, macht 5-6 Winbungen, und wirkt an der dritten Windung auf den Streiſen mit einer halben Unze Kraft. Die Veraͤnderungen werden durch einen Zeiger an einer Zifferſcheibe angegeben. Er beſchreibt auch (a. a. O. §. 61.) noch eine zu den gemeinen Beobachtungen ſehr bequeme Einrichtung in Geſtalt einer Taſchenuhr, und ſucht darzuthun, daß der Gang dieſer Hygrometer mit der Menge der Feuchtigkeit in der Luft ſelbſt im Verhaͤltniſſe ſtehe.

De Sauſſuͤre in ſeiner angefuͤhrten Vertheidigungsſchrift erklaͤrt das Fiſchbein wegen der zwiſchen ſeinen Faſern enthaltenen ſchleimichten Materie fuͤr verdaͤchtig, und ſchließt aus de Luͤc's eignen Verſuchen, daß die Luft ſchon mit Feuchtigkeit geſaͤttigt ſey, wenn das Fiſchbein-Hygrometer erſt 80-81 Grad zeige; auch behauptet er, die de Luͤcſche Beſtimmung des feſten Punkts der Trockenheit ſey nichts als eine Nachahmung ſeines ſchon 1778. bekannt gemachten

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[673/0679] ſo blieb er endlich bey dem Fiſchbein ſtehen. Hiebey nahm er noch immer nur einen feſten Punkt an; denn er glaubte die gaͤnzliche Austrocknung nicht anders, als durch Feuer, bewirken zu koͤnnen. So uͤbergab er die Beſchreibung ſeines erſten Fiſchbeinhygrometers der Pariſer Akademie im I. 1781. Bald hernach aber fand er Mittel, auch den zweyten feſten Punkt der groͤßten Trockenheit zu beſtimmen, wozu er den Kalk in großen Maſſen gebraucht, welchem ein gleiches Volumen Luft auf drey Wochen lang ausgeſetzt wird. Er gedenkt auch (Idees ſur la meteorologie a. a. O. §. 53.) eines neu ausgedachten Apparats hiezu, wobey man den Kalk in noch groͤßern Maſſen brauchen und das Verfahren abkuͤrzen koͤnne. Zum Koͤrper des Hygrometers ſelbſt gebraucht er duͤnne Streifen von Fiſchbein, von der Oberflaͤche oder dicken Rinde der Fiſchbeinblaͤtter genommen, und nach der Breite der Faſern gearbeitet, die er mit einer Feder ſpannt. Er hat ſie ſo fein verfertiget, daß ein Streif von 1 Fuß Laͤnge nur 1/4 Gran wiegt, und doch 1/3 Unze Kraft der Feder aushaͤlt. Ein Streif von 8 Zollen iſt hinreichend, und giebt etwa eine Veraͤnderung von 1 Zoll. Die Feder, welche ihn ſpannt, iſt in eine Trommel, wie eine Uhrfeder eingeſchloſſen, macht 5-6 Winbungen, und wirkt an der dritten Windung auf den Streiſen mit einer halben Unze Kraft. Die Veraͤnderungen werden durch einen Zeiger an einer Zifferſcheibe angegeben. Er beſchreibt auch (a. a. O. §. 61.) noch eine zu den gemeinen Beobachtungen ſehr bequeme Einrichtung in Geſtalt einer Taſchenuhr, und ſucht darzuthun, daß der Gang dieſer Hygrometer mit der Menge der Feuchtigkeit in der Luft ſelbſt im Verhaͤltniſſe ſtehe. De Sauſſuͤre in ſeiner angefuͤhrten Vertheidigungsſchrift erklaͤrt das Fiſchbein wegen der zwiſchen ſeinen Faſern enthaltenen ſchleimichten Materie fuͤr verdaͤchtig, und ſchließt aus de Luͤc's eignen Verſuchen, daß die Luft ſchon mit Feuchtigkeit geſaͤttigt ſey, wenn das Fiſchbein-Hygrometer erſt 80-81 Grad zeige; auch behauptet er, die de Luͤcſche Beſtimmung des feſten Punkts der Trockenheit ſey nichts als eine Nachahmung ſeines ſchon 1778. bekannt gemachten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/679>, abgerufen am 22.11.2024.