Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


mit Quecksilber gefüllten Federkiel zum Hygrometer vorschlägt, die größte Feuchtigkeit durch Einsenkung in Wasser bestimmt, und einen zwoten festen Punkt durch Aussetzung des Instruments an die Sonne bey einer mittlern Trockenheit der Atmosphäre, und bey 25 Grad Temperatur nach Reaumür zu erhalten glaubt. In einem Auhange zu dieser Preisschrift (Opuscoli Scelti di Milano, To. IX. p. 1.) macht er noch einige Einwürfe gegen die Einrichtung des Saussürischen Haarhygrometers, die Bestimmung der festen Punkte und den Gang desselben.

Der P. Iean Baptiste zu Vicenza hat zum Hygrometer einen Streif von Goldschlägerblase vorgeschlagen, der fast eben so, wie das Haar bey de Saussüre, angebracht wird. Er bedient sich auch eben der Methode, den Punkt der Nässe zu bestimmen, den zweyten festen Punkt aber sucht er durch Aussetzung des Instruments an eine bis 50 Grad nach Reaumür erhitzte Luft in einem verschloßnen Gefäße. So glaubt er ein besseres und wohlfeileres Instrument, als de Saussüre, zu erhalten.

Letzterer aber hat sich gegen die Einwürfe dieser drey Gegner, und besonders gegen Herrn de Lüc zwar gründlich, aber doch mit viel Empfindlichkeit, vertheidigt (Defense de l'hygrometre a cheveu, in Rozier Journal de Phys. Jan. et Febr. 1788.). Er erklärt die Fehler, welche an den nach seiner Methode verfertigten Haarhygrometern wahrgenommen worden, daraus, daß man dazu schlechte und verwerfliche Haare (cheveux retrogrades) gebraucht habe.

Herr de Lüc selbst hatte sein erstes Hygrometer von Elfenbein mit Quecksilber bald wieder verworfen, und etwa um das Jahr 1775 ein neues erdacht, welches aus einem dünnen Spane von Elfenbein bestand, der über Rollen auf und nieder geführt, einen Zeiger drehte. Um die Wirkung der Wärme und Kälte aufzuheben, hatte er dem Gestell eine den rostförmigen Pendelstangen ähnliche Einrichtung gegeben. Weil er aber hernach fand, daß das Elfenbein nicht immer dieselbe Ausdehnbarkeit hatte, und daß diesem Fehler auch die damals schon vorgeschlagnen Federkiele und viele andere Substanzen, ausgesetzt waren,


mit Queckſilber gefuͤllten Federkiel zum Hygrometer vorſchlaͤgt, die groͤßte Feuchtigkeit durch Einſenkung in Waſſer beſtimmt, und einen zwoten feſten Punkt durch Ausſetzung des Inſtruments an die Sonne bey einer mittlern Trockenheit der Atmoſphaͤre, und bey 25 Grad Temperatur nach Reaumuͤr zu erhalten glaubt. In einem Auhange zu dieſer Preisſchrift (Opuſcoli Scelti di Milano, To. IX. p. 1.) macht er noch einige Einwuͤrfe gegen die Einrichtung des Sauſſuͤriſchen Haarhygrometers, die Beſtimmung der feſten Punkte und den Gang deſſelben.

Der P. Iean Baptiſte zu Vicenza hat zum Hygrometer einen Streif von Goldſchlaͤgerblaſe vorgeſchlagen, der faſt eben ſo, wie das Haar bey de Sauſſuͤre, angebracht wird. Er bedient ſich auch eben der Methode, den Punkt der Naͤſſe zu beſtimmen, den zweyten feſten Punkt aber ſucht er durch Ausſetzung des Inſtruments an eine bis 50 Grad nach Reaumuͤr erhitzte Luft in einem verſchloßnen Gefaͤße. So glaubt er ein beſſeres und wohlfeileres Inſtrument, als de Sauſſuͤre, zu erhalten.

Letzterer aber hat ſich gegen die Einwuͤrfe dieſer drey Gegner, und beſonders gegen Herrn de Luͤc zwar gruͤndlich, aber doch mit viel Empfindlichkeit, vertheidigt (Defenſe de l'hygromètre à cheveu, in Rozier Journal de Phyſ. Jan. et Febr. 1788.). Er erklaͤrt die Fehler, welche an den nach ſeiner Methode verfertigten Haarhygrometern wahrgenommen worden, daraus, daß man dazu ſchlechte und verwerfliche Haare (cheveux retrogrades) gebraucht habe.

Herr de Luͤc ſelbſt hatte ſein erſtes Hygrometer von Elfenbein mit Queckſilber bald wieder verworfen, und etwa um das Jahr 1775 ein neues erdacht, welches aus einem duͤnnen Spane von Elfenbein beſtand, der uͤber Rollen auf und nieder gefuͤhrt, einen Zeiger drehte. Um die Wirkung der Waͤrme und Kaͤlte aufzuheben, hatte er dem Geſtell eine den roſtfoͤrmigen Pendelſtangen aͤhnliche Einrichtung gegeben. Weil er aber hernach fand, daß das Elfenbein nicht immer dieſelbe Ausdehnbarkeit hatte, und daß dieſem Fehler auch die damals ſchon vorgeſchlagnen Federkiele und viele andere Subſtanzen, ausgeſetzt waren,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0678" xml:id="P.2.672" n="672"/><lb/>
mit Queck&#x017F;ilber gefu&#x0364;llten <hi rendition="#b">Federkiel</hi> zum Hygrometer vor&#x017F;chla&#x0364;gt, die gro&#x0364;ßte Feuchtigkeit durch Ein&#x017F;enkung in Wa&#x017F;&#x017F;er be&#x017F;timmt, und einen zwoten fe&#x017F;ten Punkt durch Aus&#x017F;etzung des In&#x017F;truments an die Sonne bey einer mittlern Trockenheit der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re, und bey 25 Grad Temperatur nach Reaumu&#x0364;r zu erhalten glaubt. In einem Auhange zu die&#x017F;er Preis&#x017F;chrift <hi rendition="#aq">(Opu&#x017F;coli Scelti di Milano, To. IX. p. 1.)</hi> macht er noch einige Einwu&#x0364;rfe gegen die Einrichtung des Sau&#x017F;&#x017F;u&#x0364;ri&#x017F;chen Haarhygrometers, die Be&#x017F;timmung der fe&#x017F;ten Punkte und den Gang de&#x017F;&#x017F;elben.</p>
            <p>Der P. <hi rendition="#b">Iean Bapti&#x017F;te</hi> zu Vicenza hat zum Hygrometer einen Streif von Gold&#x017F;chla&#x0364;gerbla&#x017F;e vorge&#x017F;chlagen, der fa&#x017F;t eben &#x017F;o, wie das Haar bey de Sau&#x017F;&#x017F;u&#x0364;re, angebracht wird. Er bedient &#x017F;ich auch eben der Methode, den Punkt der Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu be&#x017F;timmen, den zweyten fe&#x017F;ten Punkt aber &#x017F;ucht er durch Aus&#x017F;etzung des In&#x017F;truments an eine bis 50 Grad nach Reaumu&#x0364;r erhitzte Luft in einem ver&#x017F;chloßnen Gefa&#x0364;ße. So glaubt er ein be&#x017F;&#x017F;eres und wohlfeileres In&#x017F;trument, als <hi rendition="#b">de Sau&#x017F;&#x017F;u&#x0364;re,</hi> zu erhalten.</p>
            <p>Letzterer aber hat &#x017F;ich gegen die Einwu&#x0364;rfe die&#x017F;er drey Gegner, und be&#x017F;onders gegen Herrn <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c</hi> zwar gru&#x0364;ndlich, aber doch mit viel Empfindlichkeit, vertheidigt <hi rendition="#aq">(Defen&#x017F;e de l'hygromètre à cheveu, in <hi rendition="#i">Rozier</hi> Journal de Phy&#x017F;. Jan. et Febr. 1788.).</hi> Er erkla&#x0364;rt die Fehler, welche an den nach &#x017F;einer Methode verfertigten Haarhygrometern wahrgenommen worden, daraus, daß man dazu &#x017F;chlechte und verwerfliche Haare <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">cheveux retrogrades</hi>)</hi> gebraucht habe.</p>
            <p>Herr <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c</hi> &#x017F;elb&#x017F;t hatte &#x017F;ein er&#x017F;tes Hygrometer von Elfenbein mit Queck&#x017F;ilber bald wieder verworfen, und etwa um das Jahr 1775 ein neues erdacht, welches aus einem du&#x0364;nnen Spane von Elfenbein be&#x017F;tand, der u&#x0364;ber Rollen auf und nieder gefu&#x0364;hrt, einen Zeiger drehte. Um die Wirkung der Wa&#x0364;rme und Ka&#x0364;lte aufzuheben, hatte er dem Ge&#x017F;tell eine den ro&#x017F;tfo&#x0364;rmigen Pendel&#x017F;tangen a&#x0364;hnliche Einrichtung gegeben. Weil er aber hernach fand, daß das Elfenbein nicht immer die&#x017F;elbe Ausdehnbarkeit hatte, und daß die&#x017F;em Fehler auch die damals &#x017F;chon vorge&#x017F;chlagnen Federkiele und viele andere Sub&#x017F;tanzen, ausge&#x017F;etzt waren,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[672/0678] mit Queckſilber gefuͤllten Federkiel zum Hygrometer vorſchlaͤgt, die groͤßte Feuchtigkeit durch Einſenkung in Waſſer beſtimmt, und einen zwoten feſten Punkt durch Ausſetzung des Inſtruments an die Sonne bey einer mittlern Trockenheit der Atmoſphaͤre, und bey 25 Grad Temperatur nach Reaumuͤr zu erhalten glaubt. In einem Auhange zu dieſer Preisſchrift (Opuſcoli Scelti di Milano, To. IX. p. 1.) macht er noch einige Einwuͤrfe gegen die Einrichtung des Sauſſuͤriſchen Haarhygrometers, die Beſtimmung der feſten Punkte und den Gang deſſelben. Der P. Iean Baptiſte zu Vicenza hat zum Hygrometer einen Streif von Goldſchlaͤgerblaſe vorgeſchlagen, der faſt eben ſo, wie das Haar bey de Sauſſuͤre, angebracht wird. Er bedient ſich auch eben der Methode, den Punkt der Naͤſſe zu beſtimmen, den zweyten feſten Punkt aber ſucht er durch Ausſetzung des Inſtruments an eine bis 50 Grad nach Reaumuͤr erhitzte Luft in einem verſchloßnen Gefaͤße. So glaubt er ein beſſeres und wohlfeileres Inſtrument, als de Sauſſuͤre, zu erhalten. Letzterer aber hat ſich gegen die Einwuͤrfe dieſer drey Gegner, und beſonders gegen Herrn de Luͤc zwar gruͤndlich, aber doch mit viel Empfindlichkeit, vertheidigt (Defenſe de l'hygromètre à cheveu, in Rozier Journal de Phyſ. Jan. et Febr. 1788.). Er erklaͤrt die Fehler, welche an den nach ſeiner Methode verfertigten Haarhygrometern wahrgenommen worden, daraus, daß man dazu ſchlechte und verwerfliche Haare (cheveux retrogrades) gebraucht habe. Herr de Luͤc ſelbſt hatte ſein erſtes Hygrometer von Elfenbein mit Queckſilber bald wieder verworfen, und etwa um das Jahr 1775 ein neues erdacht, welches aus einem duͤnnen Spane von Elfenbein beſtand, der uͤber Rollen auf und nieder gefuͤhrt, einen Zeiger drehte. Um die Wirkung der Waͤrme und Kaͤlte aufzuheben, hatte er dem Geſtell eine den roſtfoͤrmigen Pendelſtangen aͤhnliche Einrichtung gegeben. Weil er aber hernach fand, daß das Elfenbein nicht immer dieſelbe Ausdehnbarkeit hatte, und daß dieſem Fehler auch die damals ſchon vorgeſchlagnen Federkiele und viele andere Subſtanzen, ausgeſetzt waren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/678
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/678>, abgerufen am 01.09.2024.