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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Um nun den Punkt der größten Feuchtigkeit zu bestimmen, befeuchtet Hr. de S. eine gläserne Glocke inwendig überall mit Wasser, hängt das Instrument darinn auf, und setzt sie so über einen Teller mit Wasser. Wenn sich das Haar nach 5 bis 6 Stunden noch immer verlängert, so muß man es wegwerfen, weil es zu empfindlich ist. Hört es aber auf, sich zu verlängern, so steht nun der Zeiger auf dem Punkte der Sättigung mit Feuchtigkeit. Geht das Haar wieder zurück, wie manche thun, wenn sie zu stark gedehnt worden sind (cheveux retrogrades), so ist es ebenfalls untauglich. Man muß diese Bestimmung mehrere male und mit Zwischenzeiten von vielen Tagen wiederholen, wobey das Instrument genau wieder auf denselben Punkt zurückkommen muß.

Die größte Trockenheit bestimmt er nach seiner schon im Journal de physique (1778. To. I. p. 43.) angegebnen Methode. Er trocknet nemlich die Luft unter einer gläsernen Glocke mit einem bis zum Glühen erhitzten Bleche, auf welchem ein Pulver aus gleichen Theilen Salpeter und rohem Weinstein verpuft hat, und das daraus entstandene fixe Laugensalz mit dem Bleche zugleich eine Stunde lang im Glühen erhalten worden ist. Dieses Blech, welches die Gestalt eines halben Cylinders hat, wird so heiß, als ohne Zersprengung der Glocke möglich ist, unter dieselbe gebracht, das Hygrometer hinein gehangen, und die Gemeinschaft mit der äußern Luft am untern Rande durch Quecksilber abgeschnitten, worauf man nun alles abkühlen läßt. Das Kennzeichen der erlangten vollkommenen Trockenheit nach vollendeter Operation ist dieses, daß nun die Wärme das Haar verlängern muß; denn ist noch etwas Feuchtigkeit darinn, so wird bey zunchmender Wärme die Luft mehr davon auflösen, und das Haar verkürzen. Es ist aber diese Bestimmung äußerst mühsam. Ein völlig trocknes Haar wird, wenn sich die Wärme um 1 Grad ändert, um 19 Milliontheilchen seiner Länge, und das zinnerne Gestell des Hygrometers um 26 Milliontheilchen ausgedehnt, welches zusammen etwa (1/13) eines Hygrometergrades austrägt.


Um nun den Punkt der groͤßten Feuchtigkeit zu beſtimmen, befeuchtet Hr. de S. eine glaͤſerne Glocke inwendig uͤberall mit Waſſer, haͤngt das Inſtrument darinn auf, und ſetzt ſie ſo uͤber einen Teller mit Waſſer. Wenn ſich das Haar nach 5 bis 6 Stunden noch immer verlaͤngert, ſo muß man es wegwerfen, weil es zu empfindlich iſt. Hoͤrt es aber auf, ſich zu verlaͤngern, ſo ſteht nun der Zeiger auf dem Punkte der Saͤttigung mit Feuchtigkeit. Geht das Haar wieder zuruͤck, wie manche thun, wenn ſie zu ſtark gedehnt worden ſind (cheveux retrogrades), ſo iſt es ebenfalls untauglich. Man muß dieſe Beſtimmung mehrere male und mit Zwiſchenzeiten von vielen Tagen wiederholen, wobey das Inſtrument genau wieder auf denſelben Punkt zuruͤckkommen muß.

Die groͤßte Trockenheit beſtimmt er nach ſeiner ſchon im Journal de phyſique (1778. To. I. p. 43.) angegebnen Methode. Er trocknet nemlich die Luft unter einer glaͤſernen Glocke mit einem bis zum Gluͤhen erhitzten Bleche, auf welchem ein Pulver aus gleichen Theilen Salpeter und rohem Weinſtein verpuft hat, und das daraus entſtandene fixe Laugenſalz mit dem Bleche zugleich eine Stunde lang im Gluͤhen erhalten worden iſt. Dieſes Blech, welches die Geſtalt eines halben Cylinders hat, wird ſo heiß, als ohne Zerſprengung der Glocke moͤglich iſt, unter dieſelbe gebracht, das Hygrometer hinein gehangen, und die Gemeinſchaft mit der aͤußern Luft am untern Rande durch Queckſilber abgeſchnitten, worauf man nun alles abkuͤhlen laͤßt. Das Kennzeichen der erlangten vollkommenen Trockenheit nach vollendeter Operation iſt dieſes, daß nun die Waͤrme das Haar verlaͤngern muß; denn iſt noch etwas Feuchtigkeit darinn, ſo wird bey zunchmender Waͤrme die Luft mehr davon aufloͤſen, und das Haar verkuͤrzen. Es iſt aber dieſe Beſtimmung aͤußerſt muͤhſam. Ein voͤllig trocknes Haar wird, wenn ſich die Waͤrme um 1 Grad aͤndert, um 19 Milliontheilchen ſeiner Laͤnge, und das zinnerne Geſtell des Hygrometers um 26 Milliontheilchen ausgedehnt, welches zuſammen etwa (1/13) eines Hygrometergrades austraͤgt.

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[670/0676] Um nun den Punkt der groͤßten Feuchtigkeit zu beſtimmen, befeuchtet Hr. de S. eine glaͤſerne Glocke inwendig uͤberall mit Waſſer, haͤngt das Inſtrument darinn auf, und ſetzt ſie ſo uͤber einen Teller mit Waſſer. Wenn ſich das Haar nach 5 bis 6 Stunden noch immer verlaͤngert, ſo muß man es wegwerfen, weil es zu empfindlich iſt. Hoͤrt es aber auf, ſich zu verlaͤngern, ſo ſteht nun der Zeiger auf dem Punkte der Saͤttigung mit Feuchtigkeit. Geht das Haar wieder zuruͤck, wie manche thun, wenn ſie zu ſtark gedehnt worden ſind (cheveux retrogrades), ſo iſt es ebenfalls untauglich. Man muß dieſe Beſtimmung mehrere male und mit Zwiſchenzeiten von vielen Tagen wiederholen, wobey das Inſtrument genau wieder auf denſelben Punkt zuruͤckkommen muß. Die groͤßte Trockenheit beſtimmt er nach ſeiner ſchon im Journal de phyſique (1778. To. I. p. 43.) angegebnen Methode. Er trocknet nemlich die Luft unter einer glaͤſernen Glocke mit einem bis zum Gluͤhen erhitzten Bleche, auf welchem ein Pulver aus gleichen Theilen Salpeter und rohem Weinſtein verpuft hat, und das daraus entſtandene fixe Laugenſalz mit dem Bleche zugleich eine Stunde lang im Gluͤhen erhalten worden iſt. Dieſes Blech, welches die Geſtalt eines halben Cylinders hat, wird ſo heiß, als ohne Zerſprengung der Glocke moͤglich iſt, unter dieſelbe gebracht, das Hygrometer hinein gehangen, und die Gemeinſchaft mit der aͤußern Luft am untern Rande durch Queckſilber abgeſchnitten, worauf man nun alles abkuͤhlen laͤßt. Das Kennzeichen der erlangten vollkommenen Trockenheit nach vollendeter Operation iſt dieſes, daß nun die Waͤrme das Haar verlaͤngern muß; denn iſt noch etwas Feuchtigkeit darinn, ſo wird bey zunchmender Waͤrme die Luft mehr davon aufloͤſen, und das Haar verkuͤrzen. Es iſt aber dieſe Beſtimmung aͤußerſt muͤhſam. Ein voͤllig trocknes Haar wird, wenn ſich die Waͤrme um 1 Grad aͤndert, um 19 Milliontheilchen ſeiner Laͤnge, und das zinnerne Geſtell des Hygrometers um 26 Milliontheilchen ausgedehnt, welches zuſammen etwa (1/13) eines Hygrometergrades austraͤgt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/676>, abgerufen am 25.11.2024.